Kein Spiel erfreut sich bei Gamern und Zuschauern
gleichermaßen solcher Beliebtheit wie „Slayers“, eine Erfindung des
exzentrischen Web-Gurus und Milliardärs Ken Castle (Michael C. Hall).
Zum Tode verurteilte Sträflinge wie Kable werden in dem perfiden Game zu Spielfiguren und werden in riesigen Wettkampfzonen wie Gladiatoren des virtuellen Zeitalters aufeinander losgelassen.
Schwer bewaffnet treten sie an in einem erbarmungslosen Kampf um Leben und Tod; gegen ihren Willen, nach Zellmanipulationen an ihren Gehirnen ohne Kontrolle und fremdgesteuert durch Spieler, die das Geschehen an ihren Bildschirmen lenken.
Wer 30 der barbarischen Schlachten überlebt, dem
winkt ein Freispruch. Kable, der vom verwöhnten Teenager Simon (Logan Lerman)
gesteuert wird, könnte der erste sein, dem das gelingt – endlich könnte er so
seine Frau und seine kleine Tochter wieder sehen.
Abgeschnitten von der Außenwelt weiß er nicht, dass Angie (Amber Valletta) mittlerweile das Sorgerecht für die Kleine verloren hat und sich selbst in „Society“ als Spielfigur verdingen muss, einem anderen Online-Game Castles, in dem die Player ihre erotischen Phantasien und Perversionen ausleben.
An die Umstände der Tat, für die er zum Tode
verurteilt wurde, hat Kable keine Erinnerungen mehr, und nicht einmal mit Simon
kann er kommunizieren. Sein einziger Kontakt sind die übrigen Gefangenen, die
der Reihe nach den Verstand und meist auch ihr Leben verlieren.
Je erfolgreicher „Slayers“ zu werden scheint, desto
aktiver werden die ‚Humanz’. Die Widerstandsgruppe unter der Führung von Humanz
Brother (Chris ‚Ludacris“ Bridges) will Castles Machenschaften beenden.
Immer wieder legen sie Server lahm, hacken sich in
die Spiele ein und stören auch Castles Auftritt in der Show der
opportunistischen TV-Moderatorin Gina Parker Smith (Kyra Sedgwick). Vor allem
aber nehmen die Untergrundkämpfer nicht nur Kontakt zu Simon, sondern sogar zu
Kable selbst auf.
Um sein Leben und das seiner Familie zu retten, muss
er dem tödlichen Spiel entkommen und zurück in der echten Welt ein für alle Mal
Castle das Handwerk legen. Doch selbst als sich mit Hilfe der ‚Humanz’ ein
Ausweg aus der Game-Hölle aufzutun scheint, ist Kables Alptraum noch nicht
überstanden.
Denn Castles hypermoderne Technologien und
skrupellose Handlanger sind überall – und seine Pläne noch viel grausamer als
irgendjemand ahnen kann...
Nach dem Erfolg ihrer beiden „CRANK“-Filme
wollte das Duo Mark Neveldine und Brian
Taylor sich einer Story widmen, die tiefer geht und mit noch verblüffenderen
Ideen, aber auch komplexeren Charakteren aufwartet. Mit „GAMER“ kreierten sie
schließlich gleich drei einzigartige Welten, die jeweils ein ganz eigenes
Design und einen speziellen filmischen Stil haben.
„Die simulierte Realität des ‚Slayers’-Games ist ein riesiges Multiplayer-Schlachtfeld, während ‚Society’ eine durchgeknallt-fetischistische Social Networking-Community ist. Und dann ist da außerhalb dieser Spielwelten natürlich noch die reale. Jede hat ein bestimmtes Aussehen und eine besondere Atmosphäre, ihre eigene visuelle Ordnung – von den Farben über die Kamerabewegungen bis hin zu den Spezialeffekten und Kulissen.“ (1)
Wie meistens bei überzeugender
Science-Fiction, haben auch in „GAMER“ die Spekulationen über die Zukunft ihre
Basis in der heutigen Wirklichkeit. Für Produzent Tom Rosenberg liegt nicht
zuletzt darin der Reiz der Geschichte.
„Obwohl die Story natürlich weit hergeholt ist, gibt es direkte Bezüge zur Realität. Auch wenn der Film in der Zukunft spielt, findet alles, was wir über dieses Spiel zeigen, heute schon statt. Nur eben in einem viel kleineren Rahmen und auf weit niedrigerem Niveau.“ (2)
Nach dem sie seine sehr
körperliche, aber auch emotional komplexe Darstellung in Zack Snyders „300“
gesehen hatten, wussten Neveldine und Taylor, dass nur Gerard Butler in die
Haut von Kable schlüpfen konnte.
„Es gibt auf unserem Planeten nicht mehr viele Actionstars. Und von den wenigen ist GERARD BUTLER der Beste! Er hat, wie man in 300 sehen konnte, eine unglaubliche physische Präsenz und gibt alles, damit die Action echt und leibhaftig wirkt. Gleichzeitig legt er in seinem Spiel aber auch so viel Seele und Menschlichkeit an den Tag, dass man sich ihm emotional gar nicht entziehen kann.“ (3)
In der Rolle von Kables Frau
Angie Tillman, die in die Fetischwelt des ‚Society’-Games gelockt wird, sah
sich Model und Schauspielerin AMBER VALLETTA mit einigen körperlichen wie
emotionalen Herausforderungen konfrontiert.
„Als ich das Drehbuch zum ersten Mal las, war ich richtig erstaunt, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte. Nicht einmal innerhalb dieses Genres kann ich mich an etwas Vergleichbares erinnern. Das Ganze ist extrem modern – und es kommt höchst selten vor, dass man mal eine Frau in einer solchen Rolle sieht.“ (4)
Weil sie lebende Avatare
spielen, die von anderen Menschen gesteuert werden, hatten Butler und Valletta
die schwierige Aufgabe, nicht intuitiv auf eine Situation reagieren zu dürfen.
Dem üblichen Ansatz von naturalistischem Schauspiel stand diese Anforderung natürlich genau entgegen. Valletta musste für einige der schwierigsten Szenen lernen, tatsächlich machtlos zu sein, während Butler jeden Aspekt seines körperlichen Spiels verändern musste.
Überraschenderweise ist der
Lenker des weltweiten Actionstars Kable ausgerechnet der reiche,
einzelgängerische Teenager Simon, der von LOGAN LERMAN gespielt wird. Die
meiste Zeit der Handlung über kontrolliert er die Brutalität des Spiels aus der
bequemen Position seines High Tech-Spielzimmers. In einer bestimmten Szene aber
erscheint Simon tatsächlich neben Kable auf dem Schlachtfeld, was für Lerman
eine durchaus furchteinflößende Erfahrung war.
„Es war einfach so überwältigend. Ich habe größten Respekt vor Gerard, dass er sich konzentrieren kann, wenn ständig etwas explodiert und vor seinen Augen Leute erschossen werden. Das war wirklich irrsinnig. Da habe ich mich im gemütlichen Studio doch wohler gefühlt.“ (5)
Der eigentliche Drahtzieher in
den virtuellen Welten von „GAMER“ ist allerdings Ken Castle, gespielt von
MICHAEL C. HALL. Aufgewachsen in der Welt der Computerspiele und des Internet,
ist Castle der Schöpfer der Spieletechnologie, die im Zentrum des Films steht.
Er lebt zurückgezogen in seinem
Haus und hat kein Bedürfnis nach der
Außenwelt, da er in der von ihm geschaffenen virtuellen Umgebung alle Fäden in
der Hand hält. Für Taylor ist Castle dabei nur ein kleiner Bestandteil einer
weit größeren futuristischen Schreckensvision.
„Castle denkt, er sei anders als alle anderen, erleuchtet und letztlich übermenschlich. Er begreift sich selbst gar nicht als böse, sondern verhält sich einfach wie ein Kind, das in der Sandkiste spielt. Castle zu spielen war wie der ausgelassene Besuch auf einem Jahrmarkt.
Ich konnte hemmungslos und lüstern sein, durfte steppen wie Sammy Davis jr., verprügelte den Actionhelden des Jahres, während ich ihn gleichzeitig mit meinen Gedanken lenkte, und hatte dazu noch eine wirklich groteske Frisur. Und das alles im gleichen Film!“ (6)
Trotz der düsteren und
warnenden Geschichte von „GAMER“ ist Neveldines und Taylors Vision der Zukunft
nicht vollkommen ohne Hoffnung. Eine Rebellengruppe namens „Humanz“ realisiert,
dass Kable bei den Fans des Spiels längst populärer ist als das Spiel selbst,
und hofft auf seine Unterstützung, um der rasant wachsenden Bedrohung der
Menschheit doch noch Einhalt zu gebieten. An der Spitze dieser Gruppierung
steht ein Mann, der sich ‚Humanz Brother’ nennt und von CHRIS BRIDGES gespielt
wird.
„Ich habe die Rolle übernommen, weil ich in dieser Geschichte die Stimme der Vernunft sein darf. Es scheint als würden Video- und Onlinespiele immer interaktiver, und es ist schon irre, wenn man mal darüber nachdenkt, wie diese Entwicklung in den nächsten zehn Jahren weitergehen könnte.
Wenn man zulässt, dass immer mehr mit den Menschen gespielt wird, kann es schnell sehr gefährlich werden. Aber ich glaube auch, dass gerade dieser Film zeigt, wie viel Einfluss jedes Individuum auf die Zukunft hat und wie wir die Dinge zum Guten statt zum Schlechten verändern können.“ (7)
Abgerundet wird das Ensemble von „GAMER“ durch KYRA SEDGWICK in der Rolle des Medienstars Gina Parker Smith, der eine Schlüsselrolle einnimmt in dem Plan, mit dem die „Humanz“ Castle das Handwerk legen wollen.
„Ich fand gut, dass sie sich im Laufe des Films verändert. Anfangs denkt sie nur an sich und will an eine große Story herankommen. Wem sie dabei schadet, ist ihr egal. Letztlich aber begreift sie, dass sie sich entscheiden muss, ob sie mit den „Humanz“ im Untergrund kämpfen oder sich auf Castles Seite schlagen will.“ (8)
Neveldines und Taylors Liebe zu
neusten Technologien, die ja auch in der Geschichte des Films eine prominente
Rolle spielt, erstreckt sich auch auf das Filmemachen selbst. Um den
individuellen Look der einzelnen virtuellen Umgebungen des Films noch
eindrücklicher zu gestalten, entschieden sich die Regisseure für ein
revolutionäres neues Kamerasystem, das von der Firma RED entwickelt wurde.
Die RED-Kamera basiert auf
einem digitalen System, das mit Compact Flash Cards statt mit digitalen Bändern
arbeitet. Zwar war das System noch nicht an den speziellen und komplizierten
Bedingungen eines Actionfilms getestet worden, doch Neveldine und Taylor, die
auch selbst die Kamera führen, gingen das Risiko gerne ein.
„Wir haben immer schon versucht, Brücken zu schlagen von der Filmwelt zu neueren Technologien. Von Anfang an waren wir HD-Jungs und haben diese Kameras bis an ihre Grenzen geführt. RED ist allerdings nicht HD, sondern eben RED.
Ein ganz eigenes Format und eine ganz eigene Herausforderung. Wir waren begeistert! Mit dieser Kamera kann man die schönsten, sanftesten Bilder aufnehmen. Als wir sie ausprobierten und sahen, wie kompakt und cool dieses Ding ist, gab es für uns keine andere Option als RED.“ (9)
Was das Design der
futuristischen Welt von „GAMER“ angeht, entschieden sich die Regisseure und ihr
Produktionsdesigner Jerry Fleming für eine ähnlich innovative Herangehensweise.
Statt im Studio eine ganze Reihe verschiedener Sets zu bauen, machten sie es
sich zur Aufgabe, echte Locations zu finden und sie in geheimnisvolle neue
Umgebungen zu verwandeln.
„Unsere Zukunft sollte zweckmäßig, belebt und wahrhaftig aussehen, nicht wie etwas, das am Zeichentisch entstand. Also nahmen wir tatsächliche Örtlichkeiten und verpassten ihnen einen neuen Zweck. Die Locations sollten unbedingt so wirken, als würden sie tatsächlich von Menschen bewohnt, also verwandelten wir zum Beispiel eine Gipsmine in ein Gefängnis. Was das angeht, ist Jerry ein Genie.“ (10)
Insgesamt musste Fleming 20
große Sets entwerfen – und innerhalb dieser auf alles vorbereitet sein.
„Jedes Set musste komplett, also wirklich in 360º gebaut werden. Das habe ich schon bei meinem allerersten Regisseur Robert Altman gelernt – und hatte erst bei Mark und Brian die Gelegenheit, es wieder so zu tun.
Bei ihnen habe ich versucht, so viele Kulissen zu bauen wie möglich, damit sie darin wirklich tun können was sie wollen. Man muss immer damit rechnen, dass wirklich alles gefilmt wird – und das ist sehr viel spannender als die üblichen Sets mit zwei Wänden zu bauen.“ (11)
Immer wieder aufs Neue setzen Neveldine und Taylor also alles daran, neue und einzigartige Wege zu finden, wie sie ihre Projekte entwickeln und umsetzen können. Dabei geht es ihnen sowohl um das Erzählen einzigartiger Geschichten als auch um den Einsatz neuer Technologien und innovatives Produktionsdesign – sowie um eine generelle Weiterentwicklung der Möglichkeiten des Mediums Film.
Statt sich zwischen High
Tech-Innovationen und Pragmatismus im Guerilla-Stil zu entscheiden, setzen sie
auf beides gleichermaßen und erzielen dabei überraschende und überaus lebendige
Ergebnisse.
„Anders als etwa bei 300, wo wir vor der Green Screen arbeiteten, drehten wir hier in unglaublich vielen, verschiedenen Umgebungen. Man befindet sich tatsächlich in einem großen Bahnhof, einem Gefängnis oder einer alten Mine und tut nicht nur so. All diese Sets fühlten sich echt und organisch an – und waren doch dazu geeignet, einen in diese verkorkste, futuristische Welt zu versetzen. Wir befanden uns wirklich in unserer echten Welt, nur eben 20 Jahre in der Zukunft.“ (12)
Mit “GAMER” präsentieren die beiden Regisseure BRIAN TAYLOR und MARK NEVELDINE einen unterhaltsamen, aber brutal inszenierten SF-Film, dessen dünne Story an den SF-Film „RUNNING MAN“ mit ARNOLD SCHWARZENEGGER erinnert, der allein durch die gute Darstellung des Schauspielers GERARD BUTLER punkten kann.
© by Ingo Löchel
- (1) Mark Neveldine
- (2) Tom Rosenberg
- (3) Brian Taylor
- (4) Amber Valletta
- (5) Logan Lerman
- (6) Michael C. Hall
- (7) Chris ‘Ludacris’ Bridges
- (8) Kyra Sedgwick
- (9) Mark Neveldine
- (10) Brian Taylor
- (11) Jerry Fleming
- (12) Gerard Butler
Gamer
(Originaltitel: Gamer)
USA 2009
Stab
- Regie: Mark Neveldine & Brian Taylor
- Drehbuch: Mark Neveldine & Brian Taylor
- Kamera: Ekkehart Pollack
- Schnitt: Peter Amundson &Fernando Villena
- Musik: Robb Williamson & Geoff Zanelli
Darsteller
- Gerard Butler als Kable/Tillman
- Amber Valletta als Angie
- Michael C. Hall als Ken Castle
- Kyra Sedgwick als Gina Parker Smith
- Chris ‘Ludacris’ Bridges als Humanz Brother
- Logan Lerman als Simon
- Alison Lohman als Trace
- Terry Crews als Hackman Terry Crews
- John Leguizamo als Freek
- Milo Ventimiglia als Rick Rape
- Zoe Bell als Sandra
FSK: Ab 18 Jahren
Laufzeit: 91 Minuten
Deutscher Kinostart: Am 7. Januar 2010
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