Doch
eines Tages erhält die königliche Familie überraschend Zuwachs. Vom beherzten
und mutigen Einsatz des jungen Dastan begeistert, der bei seiner akrobatischen
Flucht über Mauern und Dächer eine Schar Krieger zum Narren hält, nimmt der König
den Jungen von der Straße als Adoptivsohn in seine Familie auf.
Viele
Jahre später ist aus Dastan (Jake Gyllenhaal) ein verwegener Draufgänger
geworden, der als persischer Prinz von seinen Brüdern akzeptiert, wenn auch als
Mann noch immer nicht ernst genommen wird.
Dastans erste schwere Prüfung kommt, als seine Brüder und sein Onkel Nizam (Ben Kingsley) mit dem königlichen Heer nach Alamut ziehen - eine Stadt, die König Sharaman bisher als heilig und unantastbar betrachtete, die jetzt aber, den Berichten von Spionen zufolge, im Verdacht steht, Waffen an die Feinde des Königs zu liefern.
Obwohl
Prinz Tus die Gebote seines Vaters kennt und deshalb - wie auch sein Bruder
Dastan - Alamut verschonen will, lässt er sich vom aufbrausenden Garsiv zu
einer fatalen Entscheidung überreden.
So
führt Garsiv das königliche Heer in einem verlustreichen Frontalangriff gegen
die befestigte Stadt, während Dastan alle Befehle missachtet. Weit entfernt vom
Zentrum der Attacke überwindet er unbemerkt und mit akrobatischer
Körperbeherrschung die Stadtmauer, springt über Dächer, Mauern und die Köpfe
der feindlichen, ihn unter Beschuss nehmenden Krieger hinweg und öffnet
schließlich das Osttor. Mit diesem Sieg der List über die Kraft ermöglicht er
den Einzug des Heers und besiegelt die Niederlage Alamuts.
Als
die feindlichen Truppen in die Stadt einfallen, versucht Prinzessin Tamina (Gemma
Arterton) den größten Schatz Alamuts, ein Geschenk der Götter, in Sicherheit zu
bringen. Einer ihrer Krieger soll mit dem Dolch, der in seinem gläsernen Griff
ein großes Geheimnis birgt, aus der Stadt fliehen.
Aber
der unerschrockene Dastan holt den Reiter mit einem verblüffenden Sprung vom
Pferd und gelangt so in den Besitz des Dolches. Doch noch kennt der Prinz die
Kräfte dieser Waffe nicht, die Leben retten, aber auch das ganze Reich
vernichten könnte.
Als
der König in Alamut eintrifft und seine Söhne, verärgert über sein gebrochenes
Gebot, zur Rede stellt, gibt Prinz Tus seinem Vater ein Versprechen: Er will
den Beweis für den Verrat Alamuts erbringen und als Geste der Versöhnung Tamina
zur Frau nehmen. Von der Umsicht Dastans bei der Rettung unzähliger
Menschenleben besänftigt, macht Sharaman einen Gegenvorschlag: Nicht Tus, der
schon mehrere Frauen hat, sondern Dastan soll die schöne Prinzessin heiraten.
Gerührt
schenkt Dastan dem König eine prächtige Robe, die ihm Tus zu diesem Zweck
überlassen hatte. Doch diese bringt Sharaman kein Glück, sondern, weil sie in
Gift getränkt ist, den Tod. Eifersüchtig auf die Anerkennung, die sein
Adoptivbruder erhält, und geschockt vom grausamen Sterben des Vaters,
beschuldigt Garsiv Dastan des Mordes und hetzt umgehend die Wachen auf ihn.
Doch
ihr Interesse gilt nicht dem Eroberer, den sie verachtet, sondern ihrem Dolch,
den er jetzt trägt. Im Kampf um das einzigartige Stück berührt Dastan zufällig
den Knopf am gläsernen Schaft.
Plötzlich setzt aus dem Griff gestreuter Sand alle Naturgesetze außer Kraft und die Zeit dreht sich für einige Momente rückwärts. Verblüfft beobachtet Dastan, wie sich das Phänomen durch Druck auf den Griff wiederholen und schließlich so kontrollieren lässt, dass er Taminas Plan, den Dolch zu stehlen, voraussehen und verhindern kann…
Im Jahr 1989 kreierte JORDAN MECHNER sein bahnbrechendes
Videospiel „PRINCE OF PERSIA“. Doch Mechner erschuf nicht nur einen Helden, der
einen Abgrund nach dem anderen übersprang, sondern wagte auch selbst einen
riesigen Sprung, und suchte nach neuen Technologien, um die Welt von „PRINCE OF
PERSIA“ möglichst perfekt zum Leben erwecken zu können.
„Die Welt des Videospiels Prince of Persia war faszinierend. Es gab diese wunderbaren fantastischen Elemente, und der 2003 ins Spiel eingeführte Sand der Zeit war einfach ideal für den Transfer auf die große Leinwand. Wir glaubten, dass wir bestimmte Elemente des Spiels übernehmen, aber wie schon bei FLUCH DER KARIBIK und den Fortsetzungen unsere eigene Geschichte entwickeln sollten. Unserer Ansicht nach sind wir aber der Vision, die Jordan Mechner für das Videospiel hatte, treu geblieben.“ (1)
Für Dastan suchte man einen Darsteller, der viele
Facetten zeigen kann. Er musste ein schneidiger Held wie in alten
Hollywood-Klassikern sein, listig sein und Gefühl für verwegenen Spaß haben
können, von der Bürde zurückliegender Armut belastet sein und danach streben,
ein besserer Mensch zu werden.
„Mit Jake Gyllenhaal, den ich bereits sehr lange beobachte, wollte ich auch schon ebenso lange zusammenarbeiten. Er ist ein wunderbarer Schauspieler, außerordentlich attraktiv und ein großer Gentleman. Er hat Erstaunliches geleistet bei seinem Training für PRINCE OF PERSIA, hat enorm an Muskeln zugelegt, hat Nah- und Schwertkampf, Parkour und Reiten trainiert. Und jeden einzelnen Tag der über 100 Tage andauernden Dreharbeiten hat er an seinem Körper gearbeitet.“ (2)
„Gemma, eine wunderbare junge Schauspielerin, haben wir in London entdeckt. Sie hatte gerade erst ihre Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Arts abgeschlossen. hatte eine kleine Rolle in „EIN QUANTUM TROST“ (2008), doch wir besetzten sie, bevor dieser Film überhaupt ins Kino kam. Deshalb schätzen wir uns auch sehr glücklich, sie am Anfang ihrer Karriere bekommen zu haben, denn seit der Bond-Film herauskam, hat sie für großes Aufsehen gesorgt. Gemma wird ein richtig großer Star werden.“ (3)
Die Rolle von Dastans Onkel Nizam, Bruder von Dastans
Adoptivvater König Sharaman, besetzten die Filmemacher mit BEN KINGSLEY Scheich
Amar wird vom erfahrenen Charakterdarsteller Alfred Molina verkörpert. Eine
Gruppe exzellenter britischer Schauspieler rundet die Besetzung ab.
Dazu gehören Richard Coyle als besorgter Tus und Toby
Kebbell als streitbarer Garsiv - die Brüder von Dastan. Außerdem zählen dazu
Steve Toussaint als imposanter afrikanischer Krieger Seso, Ronald Pickup als
Dastans geliebter Adoptivvater, König Sharaman, Reece Ritchie als Dastans
Diener und Kumpel Bis sowie Will Foster, ein junger britischer Parkourschüler,
der in der Rolle des jungen Dastan erstmals vor der Kamera steht.
„PRINCE OF PERSIA - DER SAND DER ZEIT“ bot seinen
Stuntkoordinatoren eine riesige epische Leinwand, auf der sie arbeiten konnten.
Das Spektrum reichte von Sprüngen und akrobatischen Leistungen, die der
Schwerkraft und Todesgefahr trotzten, über unglaubliche Straußenrennen bis hin
zu nahöstlichen mittelalterlichen Schlachten gewaltigen Ausmaßes.
Zum Team gehörten George Aguilar, Stuntkoordinator der
Hauptcrew, Greg Powell, der den gleichen Posten beim zweiten Aufnahmeteam
bekleidete, außerdem Stephen Pope, der in Marokko als Ko-Stuntkoordinator arbeitete,
weiterhin die beiden Kampfkoordinatoren Thomas Dupont und Ben Cooke sowie David
Belle, der die Parkourszenen choreografierte.
Die Schauspieler begannen mehrere Wochen vor Beginn der
Dreharbeiten mit ihrer Vorbereitung für den Film, unterzogen sich harten
Trainingsprogrammen, die sie in Form bringen und versierte Reiter aus ihnen
machen sollten.
Wie die anderen Schauspieler trainierte auch Gyllenhaal
intensiv mit Pferden. Das geschah unter Anleitung eines der besten Reiter
Spaniens, Ricardo Cruz Moral, auf dessen Ranch außerhalb von Madrid.
„Ich besaß überhaupt keine Reiterfahrung, deshalb schickte man mich zusammen mit den anderen vor den Dreharbeiten in eine Art Ausbildungslager für Reiter. Es war einfach brillant, und jetzt gehört das Reiten zu meinen Hobbys. Einer der Stunts, die ich im Film selbst ausführe, ist die Szene, bei der ich aus dem Stand heraus auf ein auf mich zugaloppierendes Pferd gezogen werde. Auf diesen Stunt bin ich wirklich stolz.“ (4)
Ein Element aus Jordan Mechners Kreation wurde von den
Filmemachern in PRINCE OF PERSIA – DER SAND DER ZEIT integriert und wird den
Film von anderen abheben.
„Im Videospiel kann der Prinz Wände hinauflaufen und besitzt auch andere Parkour-Fertigkeiten. Parkour begann in den Vorstädten von Paris. Dort waren die Kids so gelangweilt, dass sie begannen, das, was in ihrer Umgebung zur Verfügung stand, zu benutzen, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich habe mir Dokumentationen über sie angeschaut, gesehen, wie sie Wände hinaufliefen und von Dach zu Dach sprangen. Das sind außergewöhnliche Athleten. Deshalb holten wir uns einige der weltweit besten Parkourprofis ins Team, die uns zeigten, was wir zu tun hatten, damit auch alles gut aussah.“ (5)
Darsteller und Crewmitglieder ertrugen auch tapfer die
Temperaturen von über 49 Grad, die dünne Höhenluft oder die tödliche
Kriechtiere in lebensfeindlicher Wüstenlandschaft. Nach sechs Monaten
intensiver Vorbereitung begannen die Dreharbeiten zu „PRINCE OF PERSIA – DER
SAND DER ZEIT“ am 23. Juli 2008, als man in den ersten zwei Drehwochen auf
einer Höhe von 2.500 Metern in Oukaimden filmte, etwa 75 Kilometer von der
glühend heißen Metropole Marrakesch entfernt.
Dreieinhalb Wochen brauchten 20 marokkanische Arbeiter,
um eine Straße zu diesem entlegenen Drehort zu bauen. In der Zwischenzeit wurde
das erste von vielen Basislagern errichtet. Auf dem Gelände wurde ein riesiges
Zelt für das Catering und die Küche aufgestellt. Es fanden auch alle Autos, die
man für die Produktion brauchte, von den Wohnwagen der Schauspieler bis zu den
Lastwagen für die technische Ausrüstung, Platz.
Unzählige Landrover mit Allradantrieb wurden von Gerry
Gore, der alle Transportfragen in Marokko koordinierte, organisiert. Sie
brachten Cast und Crew vom Basislager am Fuße des Skilifts zum Drehort für das
versteckte Tal – eine holprige Fahrt, die es mit dem Indiana-Jones-Ride in
Disneyland durchaus aufnehmen kann.
Im nordafrikanischen Hochsommer fallen die Temperaturen
selten unter 38 Grad. Während der Dreharbeiten lagen die
Durchschnittstemperaturen zwischen 43 und 46 Grad. So waren an vielen Drehtagen
die Originalschauplätze in Marokko die heißesten Orte auf dem Planeten oder
kamen diesen zumindest sehr nahe.
Zwanzig Kilometer südwestlich von Marrakesch liegt
Tamesloht, ein Dorf mit staubigen, ungepflasterten Straßen, in dem es nur ein
paar Geschäfte, ärmliche Behausungen, eine Polizeistation, freundliche Bewohner
und die Mauern einer sehr alten Kasbah, die vor 700 Jahren entstanden sein
soll, gibt. Dieser Ort wurde als Schauplatz für Alamut, die fiktive Stadt in „PRINCE
OF PERSIA – DER SAND DER ZEIT“, ausgewählt, die Produktionsdesigner Wolf
Kroeger entworfen hatte.
Zu diesem Entwurf gehörten ein gewaltiger Platz, auf dem
sich ein 15 Meter hoher Palast, der dem Taj Mahal ähnlich war, erhob, außerdem
ein angrenzendes rot-weißes, mit Balkonen geschmücktes Gebäude sowie ein von
Elefantenstatuen flankierter Springbrunnen, aus dem das Wasser schoss.
Es gab Straßen voller architektonischer und dekorativer
Details, in einer engen, von kleinen Glöckchen geschmückten Gasse auch Läden
für Schriftrollen, außerdem einen blassgelben Tempel, der mit Blumengirlanden
in den buntesten Farben dekoriert war, Bögen mit Flachreliefs, in die
Blumendesigns gemeißelt waren, schließlich auch Läden, die Schuhe, getrocknete
Kräuter und Blumen verkauften, und alte Mauern aus Lehm, die von fantasievollen
Fresken mit Abbildungen von Menschen und Tieren verziert wurden.
„Wolf hat diese wunderbare Fähigkeit, sich einzustimmen und anzupassen. Zwei Dinge beherrscht er auf fantastische Weise: Zum einen behält er den Überblick über das Gesamtkonzept, zum anderen beherrscht er die Kunst, dieses Konzept mit den kleinsten Details zum Ausdruck zu bringen. Er hat das Auge eines Malers und ließ sich, wie auch ich, von der Kunst der Orientalisten inspirieren. Außerdem betrieb Wolf umfangreiche Recherchen zur antiken persischen und nahöstlichen Architektur. Wir haben viele Tage damit verbracht, uns Bilder vom Iran anzusehen.“ (6)
Kroeger kreierte für „PRINCE OF PERSIA – DER SAND DER
ZEIT“ nicht nur die Sets, sondern komplette Milieus, Lebensräume und damit eine
alternative Welt, die Geschichte und Fantasie mit wirklich entfesselter
Vorstellungskraft zusammenbrachte.
An Kroegers Seite arbeiteten als Ausstatter für Marokko
Jonathan McKinstry, als Ausstatter für die in England gedrehten Szenen Gary
Freeman, außerdem Set-Dekorateurin Elli Griff, Chef-Requisiteur David Balfour,
Waffenschmied Richard Hooper, die Kulissenbauer John Maher (für Marokko) und
Brian Neighbour (für England) sowie eine ganze Armee von Künstlern und
Technikern.
Hinter dem präislamischen Persien des sechsten
Jahrhunderts, das Kroeger und sein Team für den Film erschufen, steht der
bewusste Versuch, authentische Architektur und sorgfältig recherchierte
Design-Elemente mit einer hohen Dosis Fantasie zu verweben, die von den
fantastischen und übernatürlichen Elementen der Geschichte bestimmt wird.
Alamut ist eine völlig fiktive Stadt, eine Art Shangri-La mit deutlichen
indischen Einflüssen.
Jede der Design-Abteilungen musste sich auf die
außerordentlichen Fähigkeiten der marokkanischen Kunsthandwerker, Handwerker
und Bauarbeiter verlassen. Fast jedes Einzelstück, das die von Griff
angeleiteten Set-Dekorateure, Balfours Requisiteure und Hoopers Waffen-Crew
benötigten, wurde in riesigen Werkstätten im Industriegebiet von Marrakesch
hergestellt. König Sharamans von Pferden gezogener und kunstvoll verzierter
Bestattungswagen, die Sänfte des übergewichtigen Mughal und ähnliche Objekte
wurden von Stuart Rose entworfen und gebaut.
„Die Lagerhallen für die Set-Dekorateure und Requisiteure zu besuchen, gehörte zu den erstaunlichsten Erfahrungen, die ich je bei einem unserer Filme, unabhängig von ihren Drehorten, gemacht habe. Es waren gigantische Lagerhallen, in denen vom Boden bis zur Decke Requisiten und andere für das Produktionsdesign benötigte Sachen gestapelt waren.
Lampen gehörten dazu wie auch Schwerter, Sättel oder alle möglichen kunstvollen Waffen. Und alles wurde vor Ort, von Hand, von Kunsthandwerkern aus der Umgebung hergestellt. Ich kann mir wirklich keinen anderen Ort auf der Welt vorstellen, wo man dieses handwerkliche Können und dieses künstlerische Geschick finden kann.“ (7)
Ging es um Waffen, war Hooper der Mann, an den man sich
wenden musste. Ob er nun in der Hitze von Marokko von seinem speziell
ausgestatteten Lastwagen aus oder in den Pinewood Studios in einer zugigen
Werkstätte aus Wellblech arbeitete.
„Für diesen Film wurde alles eigens angefertigt, erst von der Ausstattungsabteilung entworfen, dann vom Produzenten, dem Regisseur oder dem Schauspieler genehmigt und schließlich hergestellt. Den größten Einfluss auf das Design der persischen Waffen hatte die Recherche über das Design des sechsten Jahrhunderts, aber auch das Prince of Persia-Videospiel.
Ich versuchte, historische Authentizität und Fantasy in ein Gleichgewicht zu bringen, denn auf genau diesem schmalen Grat sollten wir uns laut Jerry Bruckheimer und Mike Newell bewegen. Wir sahen uns Sammlungen in Museen im Iran, in der Türkei, im Irak, in Ägypten, im British Museum in London und im Smithsonian an. Und wir entdeckten verschiedene Bücher, die Rüstungen und Waffen aus dem Persien jener Zeit zeigten. Wir wählten verschiedene Stile und Elemente aus und entwickelten dann unsere eigenen Designs für die Schwerter, Dolche und Schilde.“ (8)
Hooper und seine Abteilung stellten annähernd 3.500
Einzelstücke her, darunter Schwerter, Schilde, Speere, Äxte, Pfeile, Bögen, Köcher,
Schwertscheiden, Bogentaschen, Dolche und die Waffen der Assassinen. Als
Material für die Waffen verwendete man Eisen, Holz, Gummi oder was man sonst
für eine bestimmte Szene brauchte. Wie die Leiter der anderen Abteilungen
verließ sich auch Hooper auf das kunsthandwerkliche Geschick der Marokkaner.
Von den Tausenden Objekten, für die Balfour zuständig
war, war keines wichtiger als der bedeutendste Gegenstand des Films: der Dolch
der Zeit. Wie bei fast allem anderen, das mit dem Film zu tun hatte, entstand
die endgültige Version des Dolches der Zeit in einem Prozess, der Recherche,
Entwicklung und Experimentieren umfasste. Insgesamt ließ Balfour 20
verschiedene Versionen des Dolches der Zeit herstellen, alle sahen gleich aus,
erfüllten aber unterschiedliche Funktionen.
„Der Dolch wird herumgeworfen, aus Dastans Händen getreten und landet auch im Dreck. Mit dem Dolch geschieht eine ganze Menge, deshalb waren des Öfteren Reparaturen notwendig. Aber es gab auch exakte Duplikate aus Hartgummi und Weichgummi für die Stunts, und ein Dolch konnte sogar aufleuchten.“ (9)
Die 45 Kilometer nordwestlich von Marrakesch gelegene
mondähnliche Landschaft von Bouaissoun eignete sich perfekt für das
Wüstenkönigreich von Scheich Amar. Vier Tage drehte man dort mit launischen
Vögeln die Szenen mit dem Straußenrennen. Strauße gelten als störrisch,
übelriechend, unheimlich und gefährlich, was vielleicht erklärt, warum man sie
selten auf der großen Leinwand sieht.
Für die Überwachung der außergewöhnlichen Vögel wurden die
Straußexperten Bill Rivers und Jennifer Henderson verpflichtet.
Stuntkoordinator George Aguilar und sein Team engagierten mit Rivers’
Unterstützung acht marokkanische Profijockeys. Sie mussten die Strauße in den
Rennsequenzen reiten, wofür ein gut zweiwöchiges Training erforderlich war.
Weil die Ausrüstung unter diesen extremen klimatischen
Bedingungen dauernd gewartet werden musste, erschwerte das das Leben des
australischen Kameramanns John Seale und seiner Crew während der ganzen
Dreharbeiten in Marokko sehr.
„Aber trotzdem hatten wir auf dem Negativ eine ständige Trübung. Wochenlang kamen wir nicht dahinter, was die Ursache dafür war, mussten dann aber einräumen, dass die unglaubliche Hitze das Negativ trübte. Wir versuchten alles, wurden aber die Trübung nicht los. In die Auswahl der Ausrüstung floss viel Vorbereitungszeit ein. Staubstürme und Sandhosen stifteten Chaos, bliesen Sand in die Kameras. Das kann zu Kratzern auf dem Film und in der Folge zu Nachdrehs führen. Deshalb war die Kameracrew besonders aufmerksam.“ (10)
Während der Dreharbeiten in Quarzazate filmten die
Hauptcrew und das zweite Aufnahmeteam auch innerhalb der außergewöhnlichen
Stampflehm-Mauern der Kasbah Taouirt, einer alten Wohnburg mitten in der Stadt.
Tatsächlich war die Kasbah alles, was dort ursprünglich stand, bevor die
französischen Kolonialherren um sie herum die Garnisonsstadt Quarzazate
errichteten.
Noch heute spürt man diese wunderschöne Atmosphäre von
Einfachheit und Ursprünglichkeit, die gleichermaßen Stärke und Exotik
ausstrahlt. Die Kasbah ist noch immer das schlagende Herz von Quarzazate. In
ihren engen Gassen wimmelt es von Einheimischen, die kommen und gehen, die
Karten oder Domino spielen, die in kleinen Geschäften einkaufen, verkaufen und
feilschen.
Nachdem man auch einige in der mächtigen Schlucht von
Tiwiyne gedrehte Aufnahmen im Kasten hatte, zog das Team um, fuhr 322 Kilometer
genau nach Osten, folgte der Straße der 1.000 Kasbahs, bis man Erfoud
erreichte. Nur einen Steinwurf von der algerischen Grenze entfernt, wählten die
Filmemacher einen Wüstenabschnitt aus, der als abschreckender Eingang in das
Tal der Sklaven dienen sollte, das von Scheich Amar und seinen schäbigen
Banditen beherrscht wird.
Während der letzten zwei Drehtage in Marokko stellte man
die Kameras in den berühmten Sanddünen von Merzouga auf – Sandberge, die sich
wie eine goldgetönte Fata Morgana aus einer schwarzen, steinigen und
lebensfeindlichen Ebene auf Höhen von bis zu 137 Metern erheben.
Der plötzliche Wechsel vom unerbittlich heißen und
regelmäßig chaotischen Marokko in die ruhigen, kühlen, kontrollierten und
eingegrenzten Räumlichkeiten der Pinewood Studios war für alle Beteiligten mehr
oder weniger ein Kulturschock. Die komplett selbst erbauten, aber deshalb nicht
weniger bewunderungswürdigen Sets von Wolf Kroeger wurden in neun Hallen des
historischen Filmstudios, das im ländlichen Iver Heath in der Grafschaft
Buckinghamshire liegt, errichtet.
Während das Team noch in Marokko drehte, bereiteten Gary
Freeman, der für den Dreh in England verantwortliche Ausstatter, und sein Team
von Ausstattern und Kulissenbauern 35 aufwändige Sets vor, die in neun Hallen
auf dem Studiogelände errichtet wurden.
Das umwerfende Osttor von Alamut nahm in Länge, Breite
und Höhe fast die ganze James-Bond-Halle in Pinewood in Beschlag. Dazu gehörten
die fast 15 Meter hohen Stadtmauern und aus Südspanien importierte Palmen, die
von Chefgärtner Jon Marson und seinem Team mit Bedacht versorgt wurden. Der Set
war so groß, dass man dort sogar eine riesige Schlachtszene drehen konnte, an
der Hunderte von Statisten und 25 Pferde beteiligt waren, die durch Tore und
Feuerbarrieren stürmten.
Im großen Palastsaal von Alamut, der in Halle S in Pinewood aufgebaut wurde, verschmolzen indische Architektur- und Dekorstile zu einem glänzenden Ganzen voller Cremetöne mit goldenen Abschnitten. „Ich wollte für diesen Set kein Kerzenlicht“, betont Set-Dekorateurin Elli Griff.
Die Innenräume des Palasts von Alamut ließen sich vielseitig
verwenden, unter anderem für Taminas Thronsaal, die Zimmer von Tus und den
Bankettsaal, in dem König Sharaman ermordet wird.
Taminas Schlafgemach ist eine üppige Farbfantasie mit
einem Pfauenbett und Wandverzierungen, in die wertvolle Edelsteine eingearbeitet
sind und die an alte beleuchtete Manuskripte erinnern. Es ist ein Schlafzimmer,
das wahrlich angemessen ist für eine Prinzessin.
In der gleichen Halle, in der die Innenräume des Palasts
von Alamut und Taminas Zimmer entstanden, wurde auch die Himmelskammer
aufgebaut – ein hoch über Alamut gelegener Horst, wo der heilige Dolch der Zeit
in einem wunderschön gestalteten Tabernakel aufbewahrt wird. Die von Hand
geschnitzten, dann eingegossenen Holzstatuen erzeugten mit den steinernen
Säulen eine tempelähnliche Atmosphäre. Diesen Eindruck akzentuierte Kameramann
John Seale mit kunstvollen Lichtbündeln, die für einen spirituellen Schimmer
sorgten.
Der Tempelgarten von Alamut war ganz bewusst als ein
Stück Paradies angelegt. Es gab dort Loris, Aras, Papageien und Tukane – alle
in geschmückten Vogelkäfigen. Außerdem fand man dort aus Hecken zugeschnittene
Elefantenfiguren, einen funktionsfähigen Brunnen, der mit farbenprächtigen
Statuen von Einhörnern, Schafböcken und Pfauen dekoriert war, einen Torbogen
mit Fresken, die mit Edelsteinen besetzt waren, Bäume mit blassen,
lichtdurchlässigen Blättern, jedes einzelne von Hand angebracht, und
schließlich auch goldene Laternen und kleine Glöckchen.
Zu den weiteren großen, in Pinewood errichteten Sets
zählten auch der Tempel des Dolches, eine Höhle mit Wasserfällen, die sich in
einen Pool ergießen, und ein mit Schätzen und spirituellen Gegenständen
geschmückter Schrein. Letzterer ist Schauplatz einer großen Action-Sequenz mit
Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton und Thomas Dupont, der Hassad spielt, den
Assassinen, der die mit scharfen Klingen besetzten Peitschen schwingt.
Das Innendekor musste indirekt zu den Außenaufnahmen
passen, die man zuvor in Oukaimden in Marokko gedreht hatte. Mit großer
Detailliebe wurden auch Sets gebaut, die den Basar von Avrat wie auch die
Straßen und Dächer der Stadt nachbildeten – allesamt entworfen für die
aufregenden Parkoursequenzen.
„Wir wussten von Anfang an, dass wir eine wichtige Action-Sequenz mit vielen Parkourszenen hatten, die auf diesem Set gedreht werden musste. Wolf wollte für diese akrobatischen Szenen einige vertikale und horizontale Strukturen bauen. Wir nahmen ein Team von Stuckateuren nach Marokko mit, die die vorhandenen Strukturen so authentisch wie möglich erfassen mussten und für die Mauerabschlüsse Gussformen anfertigten. Das große Problem war dann, die Mauern für die Stuntleute zu verstärken - deshalb verbirgt sich unter den irdenen Strukturen jede Menge Metall.“ (11)
Für „PRINCE OF PERSIA – DER SAND DER ZEIT“ musste die
Konstümdesignerin Penny Rose nicht weniger als 7.000 Kostüme entwerfen, die
meisten davon wurden komplett selbst angefertigt. Unterstützt wurde Rose dabei
von ihren Assistenten Timothy John Norster, Margie Fortune und Maria Tortu, von
Costume Supervisor Ken Crouch, von Gewandmeister Mark Holmes sowie von Lucie
Bowring, die ebenfalls im Kostümdesign assistierte.
Darüberhinaus verließ sich Rose auf ein Heer von
Gewandmeistern und Kostümschneidern, die am Set zum Einsatz kamen, auf
Fachkräfte, die die Arbeit in den Werkstätten beaufsichtigten, auf
Metallarbeiter, Schuhmacher und auf Kunsthandwerker aus der ganzen Welt.
Ein Trick aus Roses Branche, den sich außerhalb davon niemand so recht vorstellen kann, ist die Abteilung, die sich um das künstliche Altern der Kleidung kümmert.
„In meinen Filmen gibt es nur wenige Darsteller, die in nagelneuer Kleidung am Set erscheinen. Wir müssen die Kostüme immer zunächst einmal künstlich altern, sie gebraucht erscheinen lassen. Ich will, dass sie realistisch wirken, selbst in einem Fantasy-Film wie diesem.
Unsere Spezialisten haben für den Alterungsprozess Gegenstände wie zum Beispiel einen Zementmischer benutzt. Dort hinein steckten wir neue Lederkleidung, ließen sie ein paar Stunden mit einigen Steinen rotieren, und danach sah sie wirklich gebraucht aus. Auch Käsereiben kamen für diesen Prozess zum Einsatz, so unglaublich das auch klingen mag.“ (12)
Um Stoffe und Dekomaterialien für so viele Tausend
Kostüme aufzutreiben, sahen sich Rose und ihr Team auf fast allen Kontinenten
um, wurden schließlich in der Türkei, in Thailand, Afghanistan, China,
Malaysia, Großbritannien, Frankreich (Paris), Italien (Rom) und natürlich auch
in Marokko fündig.
1.200 visuelle Effekte mussten Tom Wood und seine
Mitarbeiter für den Film erstellen. Zum Team gehörten dabei Produzenten,
Manager, Koordinatoren, Experten, die sich mit den digitalen Daten herumschlugen,
und Techniker. Einige dieser Effekte waren lang und komplex, wie etwa das
Zurückdrehen der Zeit, der gewaltige Sandsturm bei der Sanduhr der Götter aus
dem Finale des Films oder auch die bösartigen Grubenottern, die der Anführer
der Assassinen aus dem Ärmel zaubert. Andere Effekte waren nicht mehr als
kleine digitale Korrekturen am Bildrand.
Wood griff dabei auf alle modernen Technologien und
Techniken zurück, die ihm zur Verfügung standen. Zu den wichtigsten Effekten
seiner Arbeit gehörte das Zurückdrehen der Zeit, ein viermal ablaufender
Prozess, der durch Druck auf den Edelstein auf der Spitze des Dolchgriffes
ausgelöst wird, wodurch der Sand der Zeit freigesetzt wird.
„Der Entwurf für die Sequenz mit der zurückgedrehten Zeit stammt von den Effekt-Spezialisten von Double Negative und genannt haben sie diese Technik ‚Event Capture‘. Mit Animatics, also mit animierten Storyboards, haben wir diese Sequenz bis ins Detail prävisualisiert.
Dann haben wir auf dem Set, auf dem die Hauptcrew arbeitete, die Sequenz gefilmt, und zwar ganz normal in der Vorwärtsbewegung. Im Anschluss daran filmten wir vier Tage lang bestimmte Einstellungen für die Effekte, stellten dafür die Kameras an bestimmten Punkten und mit bestimmten Perspektiven auf, die wir ausgewählt hatten.
Wir arbeiteten mit neun Kameras vom Typ Arriflex 435, benutzten identische Linsen, drehten mit bis zu 48 Einzelbildern pro Sekunde und mit einer auf 45 Grad eingestellten Sektorenblende. Das brachte große Herausforderungen mit sich, weil die Beleuchtung am Set dafür geändert werden musste, um ein möglichst scharfes Bild zu bekommen.
Einige Mitarbeiter von Double Negative haben jedes Mal die Kameras neu in Position gebracht und überwacht. Sie mussten sehr präzise arbeiten und brauchten für die Aufstellung einer Kamerareihe jeweils etwa zwei Stunden.“ (13)
© by Ingo Löchel
- (1) Mike Stenson
- (2) Jerry Bruckheimer
- (3) Jerry Bruckheimer
- (4) Gemma Arterton
- (5) Mike Stenson
- (6) Mike Newell
- (7) Chad Oman
- (8) Richard Hooper
- (9) David Balfour
- (10) John Seale
- (11) Gary Freeman
- (12) Penny Rose
- (13) Tom Wood
Prince of Persia: Der Sand der Zeit
(Originaltitel: Prince of Persia: The Sands of Time)
USA 2010
Stab
- Regie: Mike Newell
- Drehbuch: Boaz Yakin, Doug Miro und Carlo Bernard
- Kamera: John Seale
- Schnitt: Michael Kahn, Martin Walsh, Mick Audsley
- Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller
- Jake Gyllenhaal als Dastan
- Sir Ben Kingsley als Nizam
- Gemma Arterton als Tamina
- Alfred Molina als Scheich Amar
- Steve Toussaint als Seso
- Toby Kebbell als Garsiv
- Richard Coyle als Tus
- Ronald Pickup als König Sharaman
- Reece Ritchie als Bis
- Gisli Örn Gardarsson als Zolm, Anführer der Assassinen)
FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 116 Minuten
Deutscher Kinostart: Am 20. Mai 2010
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