Donnerstag, 17. Juni 2021

James Bond: Liebesgrüße aus Moskau (1963)

Von seinem Vorgesetzten M (Bernhard Lee) wird James Bond (Sean Connery) nach Instanbul geschickt, um dort der russischen Botschaftsangestellten Tatjana Romanova (Daniela Bianchi) zur Flucht zu verhelfen, die sich angeblich in den Geheimagenten verliebt hat, und um eine wertvolle russische Dechiffrier-Maschine zu stehlen. 

Tatjana, die glaubt als Lockvogel für ihre Regierung zu dienen, wird jedoch von der Verbrecherorganisation SPECTRE in Gestalt von Oberst Rosa Klebb (Lotte Lenya) missbraucht, die die Geheimdienste des Westens und des Ostens gegeneinander aufzuhetzen und James Bond in eine Falle locken wollen, um den britischen Agenten für immer auszuschalten. 

Mit Unterstützung von Kerim Bey (Pedro Armendáriz), Leiter der Station T, trifft  Bond nach seiner Ankunft in Instanbul alle Vorbereitungen für den Diebstahl der Entschlüsselungsmaschine und für die Flucht von Tatjana. 

Nach einigen fehlgeschlagenen Mordanschlägen seitens des russischen Geheimdienstes, gelingt ihnen nichtsdestotrotz die Durchführung ihrer Pläne. Danach geht es via Orientexpress zum vereinbaren Treffpunkt. 

Doch was Bond, Tatjana und Kerim Bey nicht wissen, im Zug befindet sich der Spectre-Killer Red Grant (Robert Shaw), der Kerim tötet, und es danach auch auf 007 abgesehen hat …

Nach dem Erfolg von "JAMES BOND 007 JAGT DR. NO", der ein Vielfaches seiner Produktionskosten in Europa und in den USA wieder eingespielt hatte, waren die beiden Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzmann sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und den Weg für weitere Bond-Filme geebnet zu haben. 

Die beiden Produzenten entschieden sich nach "DR. NO" für die Verfilmung des Bond-Romans "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU", den Ian Fleming 1956 geschrieben hatte und der 1957 als Buch veröffentlicht worden war. Zudem gehörte dieser Bond-Roman zu den zehn Lieblingsbüchern des US-Präsidenten John F. Kennedy, was ebenfalls eine positive und kostenlose Werbung für den geplanten Film war.  

Für das Drehbuch zu "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" wurden einige Änderungen an dem Roman vorgenommen. Da das Werk von Fleming ein Relikt des Kalten Krieges war, in dem die Bösen der russische Spionageabwehrdienst SMERSH war, verwandelte Drehbuchautor Richard Maibaum SMERSH in die Verbrecherorganisation SPECTRE. 

Noch während des Schreibens des Drehbuchs sahen sich die Produzenten sowie Regisseur Terence Young nach der geeigneten Besetzung für den Film um. Für den Spectre-Killer Red Grant wurde der britische Schauspieler ROBERT SHAW engagiert. 

Die Wahl für die Rolle des Oberst Rosa Klebb, Nummer 3 der Organisation von Spectre, fiel auf die deutsche Schauspielerin LOTTE LENYA, die die Rolle mit Bravour verkörperte. Als Kerim Bey, Leiter der Station T,  wurde der mexikanische Schauspieler PEDRO ARMENDARIZ verpflichtet, nachdem John Ford bei Terence Young nachfrage, ob er eine Rolle für den Schauspieler habe. 

Für die Rollen der beiden kämpfenden Zigeunerinnen wurden die beiden Schönheitsköniginnen ALIZA GUR (die 1961 bei den Miss-Universum-Wettbewerb ins Finale kam) sowie MARTINE BESWICK auserkoren. 

Danach musste nur noch die weibliche Hauptrolle des Films besetzt werden, die man schließlich in  DANIELA BIANCHI fand. Die  Italienerin war eine Schönheitskönigin, die bei den Miss-Universum-Wettbewerb 1961 Zweite geworden war und danach einige Werbefilme gedreht hatte, bis Terence Young nach Rom kam, um sie für Probeaufnahmen in die Pinewood-Studios einzuladen. 

Am 1. April 1963 begannen die Dreharbeiten zu "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU", obwohl das Drehbuch für den Film noch nicht fertig war. 

In einer dieser ersten Szenen wurde DESMOND LLEWELYN vorgestellt, der Bond als Q den berühmt berüchtigten Ausrüstungskoffer übergibt. 

Der Schauspieler avancierte danach zu einen der wiederkehrenden und sehr beliebten Charaktere in den Bond-Filmen, ähnlich wie Miss Moneypenny,  und wurde durch diese Rolle weltberühmt.

Am 3. April 1963 folgte der Dreh der Rekrutierungs-Szene von Tatjana mit den beiden Schauspielerinnen Lotte Lenya und Daniela Bianchi. Zwei Tage später wurde auf der Bühne D der Pinewood-Studios weitergedreht. Diesmal war die Schachszene des Films an der Reihe, dessen Set insgesamt 150.000 US-Dollar kostete.

Am 10. April begannen die Dreharbeiten auf dem Set von Blofelds Schiff, die am Tag zuvor noch umgeschrieben worden war. Da danach noch keine weiteren Sets für den Film fertig waren, folgten die Szenen und die Nachtaufnahmen für den Einführungsfilms von "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU", die in den Gärten der Pinewood-Studios gedreht wurden. 

Darin wird James Bond von Spectre-Killer Red Grant, gespielt von Robert Shaw, anscheinend getötet. Doch die Leiche entpuppt sich als Double von 007, als dem Toten die Maske vom Gesicht gezogen wird. 

Mitte April reiste die Crew nach Istanbul, wo ein Teil des Films spielt. Noch vor Ort nahm Regisseur Terence Young weitere Änderungen am Drehbuch vor. So unter anderem wird der russische Agent, der Tatiana in die Hagia Sophia folgt, nicht von Bond, sondern von Red Grant umgebracht. 

Während der Dreharbeiten in Istanbul bemerkte Young Veränderung bei PEDRO ARMENDARIZ, der glaubte schwer krank zu sein. Nachdem der Regisseur von der Erkrankung des Schauspielers in Kenntnis gesetzt worden war, wurden alle weiteren Drehorte in Istanbul gestrichen und die gesamte Crew reiste zurück nach England in die Pinewood-Studios. 

Unterdessen bat Terence Young seinen Bruder, der der Leibarzt der Königin war, Armendariz zu untersuchen, der schließlich herausfand, dass der mexikanische Schauspieler unheilbar an Krebs erkrankt war. Nachdem Pedro Armendariz mit Albert R. Broccoli gesprochen hatte, wurden alle Szenen mit dem mexikanischen Schauspieler vorgeschoben, damit Armendariz diese noch beenden konnte. 

Die Szenen mit Armendariz wurden innerhalb  von zwei Wochen abgedreht, so unter anderem die Szene im Zigeunerlager, obwohl dem Schauspieler immer mehr die Kräfte schwanden und er teilweise gestützt werden musste.  

Nach der Fertigstellung aller Szenen und einer Abschiedsparty für ihn , die Regisseur Young am 9. Juni 1963 in seinem Haus in London gab, kehrte Pedro Armendariz nach Mexiko zurück. Danach begab er sich ins UCLA Medical Center in Los Angeles, wo er eine Waffe mit ins Krankenhaus nahm, um nicht dahinsiechen zu müssen, und erschoss sich am 18. Juni 1963 in seinem Krankenzimmer.

Trotz der bedrückten Stimmung am Set und in der Crew, mussten die Dreharbeiten zu "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" weitergehen. Als nächster Dreh folgte der Zweikampf der beiden Zigeunerinnen, gespielt von Aliza Gur und Martine Beswick,  im Zigeunerlager. Die beiden Frauen trainierten für diese Szene drei Wochen lang mit Stuntkoordinator Peter Perkins in den Pinewood-Studios bis die Dreharbeiten zu dazu beginnen konnten. 

Mitte Juni 1963 bereitete Terence Young die Kampf-Szene zwischen Bond und Grant im Orient-Express vor, der bis ins kleinste Detail im Orient-Express-Set in den Pinewood Studios nachgebaut worden war, der mehrere Tage in Anspruch nahm. Denn diese Kampf-Szene war sehr kompliziert, weil so wenig Platz im Abteil vorhanden war. Bevor allerdings der Dreh beginnen konnte, probten die Stuntmen mehrere Tage mit SEAN CONNERY und Robert Shaw damit jeder Handgriff saß.

Am 20. und 21. Juni  wurde dann schließlich der Zweikampf  zwischen James Bond und Red Grant im Zugabteil gedreht. Um die Kampfszene eindrucksvoll in Szene setzen zu können, benutzt Terence Young drei Kameras zum Filmen diese Szene. Connery und Shaw gaben ihr bestes, so dass die Stuntmen nur in einer Aufnahme eingesetzt werden mussten.

Doch die schwierigsten Aufnahmen, zum einen die Verfolgungs-Szene mit dem Hubschrauber sowie die Boots-Verfolgungsszene am Ende des Films, sollten noch Folgen

Nachdem die Hubschrauber-Verfolgungsszene im Kasten war, sollte danach die Boots-Sequenz folgen. Während Terence Young am 6. Juli 1963 mit einem Hubschrauber nach geeigneten Drehorten sucht, stürzte plötzlich der Hubschrauber mitsamt Besatzung ins Wasser. Terence Young, der einige leichtere Verletzungen davon trug, und die übrigen konnten sich befreien und an die Wasseroberfläche gelangen. 35 Minuten danach gingen die Dreharbeiten weiter, als wäre nichts geschehen. 

Doch bei der Verfolgungs-Szene, in der die Boote Bond und Tatiana verfolgen, ging etwas schief. Die Szene musste noch einmal gedreht werden. Um den Effekt in der Szene erneut zu erzeugen, mussten bestimmte Sachen innerhalb eines Tages aus London nach Schottland transportiert werden. Es klappte, so dass die Aufnahmen in Schottland am 17. Juli 1963 abgeschlossen werden konnten.

Danach kehrte die Crew in die Pinewood-Studios zurück, zumal der Film  bereits den Drehplan und das Budget überschritten hatte, und die Zeit drängte.  Zudem wurde das ganze zum einen noch durch einen Autounfall mit Daniela Bianchi überschattet, zum anderen fehlten zu jeder wichtigen Szene noch Aufnahmen bzw. Szenen die bereits gedreht worden waren, stimmen nicht mehr überein. 

Drei Monate vor der geplanten Filmpremiere am 8. Oktober 1963, lag es nun an Cutter Peter Hunt aus dem unzusammenhängenden Material einen Film zu schneiden. 

Terence Young und Peter Hunt entschieden sich unter anderem dafür,  die Titel nach der Eröffnungssequenz zu zeigen, wodurch sie die Tradition des James Bond-Teasers begründeten, der in "GOLDFINGER" fortgesetzt werden sollte. Peter Hunt arrangierte zudem frühe Szenen neu, sodass die Handlung des Films logisch und nachvollziehbar wurde, was vorher nicht der Fall gewesen war.   

Während des Endschnitts drehte Terence Young ab dem 1. August 1963 weiter und filmte einige Schlüsselszenen neu. So unter anderem das Feuerfinale mit den Booten, dass in den Wasserbecken der Pinewood-Studios  neu arrangiert wurde und reiste sogar für die Schluss-Szene des Films nach Venedig. 

Das Endergebnis von "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" konnte sich sehen lassen, der am 10. Oktober 1963 seine Premiere im Londoner ODEON am Leicester Square feierte. 

Wie zuvor "DR. NO" wurde auch der zweite Bond-Film "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" ein weltweiter Hit an den Kinokassen und spielte ein Vielfaches der Produktionskosten wieder ein und etablierte damit James Bond endgültig auf die Kinoleinwand. 

Wie zuvor "JAMES BOND JAGT DR. NO" lässt auch der zweite Bond-Film "LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU" keine Wünsche offen und zählt nicht ohne Grund zu den Klassikern der Film-Serie. 

Im Gegensatz zu DR. NO kommen aber in diesem Bond-Streifen die Bösewichte schon zu Beginn zum Vorschein und bleiben den gesamten Film klar erkennbar. Hier sind besonders LOTTE LENYA sowie ROBERT SHAW hervorzuheben, die die beiden kaltblütigen SPECTRE-Mitarbeiter mit Brillanz spielen. DANIELA BIANCHI bleibt dagegen als Bond-Girl etwas blass und hat als hübsches Beiwerk im Film nicht wirklich viel zu tun. 

© by Ingo Löchel


Liebesgrüße aus Moskau
(Originaltitel: From Russia with Love)
GB 1963

Stab 

  • Regie: Terence Young 
  • Drehbuch: Richard Maibaum 
  • Kamera: Ted Moore 
  • Schnitt: Peter R. Hunt 
  • Musik: John Barry,
  • Titelsong: Matt Monro 

Darsteller

  • Sean Connery als James Bond
  • Daniela Bianchi als Tatiana Romanova
  • Pedro Armendáriz als Ali Kerim Bey
  • Lotte Lenya als Rosa Klebb
  • Robert Shaw als Donald 'Red' Grant
  • Bernard Lee als M
  • Eunice Gayson: Sylvia Trench
  • Walter Gotell als Morzeny
  • Francis de Wolff: Vavra
  • George Pastell: Zugschaffner
  • Nadja Regin: Kerims Freundin 
  • Lois Maxwell als Miss Moneypenny  
  • Desmond Llewelyn als Q

FSK:  Ab 12 Jahren
Laufzeit:  Länge 115 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 14. Februar 1964

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