Samstag, 10. Juli 2021

TV-Serie Raumpatrouille Orion (1966)

"Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen: es gibt keine Nationalstaaten mehr. 

Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Man siedelt auf fernen Sternen. Der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. 

Eins dieser Raumschiffe ist die ORION, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. 

Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit."

Mit diesen Worten des Schauspielers CLAUS BIEDERSTADEDT startete am 17. September 1966 mit "ANGRIFF AUS DEM ALL" die erste Folge der Kult-Serie "RAUMPATROUILLE ORION".

Wenige Tage  zuvor, am 8. September 1966, war in den USA die SF-Serie "RAUMSCHIFF ENTERPRISE"  in die unendlichen Weiten des Weltalls aufgebrochen.

Da für den WDR, der anfangs als Hauptproduzent im Gespräch war, die geplanten Kosten von bis zu 360.000 DM pro Folge zu hoch waren, suchte Bavaria-Boss Helmut Jedele nach einem Co-Produzenten.

Dieser fand sich im französischen ORTF. Da sich der ORTF mit ca. 20 % an den Produktionskosten beteiligte, wurden auch einige Szenen speziell für das französische Publikum parallel erstellt.

Die französische Raumpatrouille hieß "Commando spatial - Les aventures fantastiques du vaisseau d'espace ORION".

Szenenbildner und Oscar-Preisträger Rolf Zehetbauer stellte für "RAUMPATROUILLE ORION"  mit einfachen Dingen eine futuristische Kulisse her.

"Wir hatten kein Geld und sollten eine aufwändige Science-Fiction-Serie machen. Das war der Auftrag damals.

Wir waren gezwungen, überall zu improvisieren. Die Ausstattung für das Raumschiff eigens anfertigen zu lassen, war völlig ausgeschlossen. Also haben wir nach Dingen gesucht, die es schon gab." (1)

Die seinerzeit für eine Fernsehverfilmung spektakulären Effekte besitzen heute einen ganz eigenen Charme. So wurden etwa verfremdete Bügeleisen und Bleistiftanspitzer als Armaturen und Plastikbecher als Deckenleuchten verwendet.

"Die Formensprache der Haushaltsindustrie war in den 1960er Jahren sehr modern. Und das Bügeleisen hatte diese Stromlinienform, die ich gesucht habe.

Es war typisch für unseren Stil, dass wir nach möglichst ungewöhnlichen Formen gesucht haben - andererseits hatten wir aber auch wieder nicht genug Geld, um solche Formen extra schnitzen zu lassen.

Also waren die Mikrofone auf der "Orion" tatsächlich Badewanneneinläufe: die waren elegant, die waren verchromt, die waren fertig. Perfekt!

In der Bauindustrie haben wir Glaskuppeln und Plexiglas zusammengesucht und daraus die Helme für die Astronauten gefertigt." (2)

Auf den Kopf gestellte Uhrpendel, bei denen eine Metallkugel auf einem zylindrischen Stiel saß, stellten die Fahrhebel dar. Auch Garnrollen und Wasserhähne kamen als Dekoelemente zum Einsatz. 

Die spektakulären Kunststoffkulissen in der Kommandokanzel der Orion wurden mit dem damals ganz neu erfundenen Tiefziehverfahren erstellt. Die Aufnahmen wurden größtenteils in den Bavaria Film- und Fernsehstudios in Geiselgasteig gemacht.

"Alles, was es in den Bavaria-Studios gab, war eine Tiefziehmaschine, mit der man Kunststoff in alle möglichen Formen bringen konnte. Das hat sehr geholfen, etwa bei Wandverkleidungen - aber das war es dann eben auch schon." (3)

Außendrehorte für „"RAUMPATROUILLE ORION"“.waren unter anderem. Schloss Höhenried (Planet Chroma aus Folge 5), die Pechkohle-Bergehalde in Peißenberg, der Königsplatz in München (als Teil der Raumschiffbasis 104) oder das Aquarium des Berliner Zoos.

Hier entstanden die Aufnahmen der Fische und Schildkröten, die hinter den Fenstern im Starlight-Casino und in McLanes Bungalow zu sehen waren.

"Alle Häuser und Villen rund um München, in denen wir hätten drehen können, haben viel zu sehr an die Gegenwart erinnert. Unter Wasser, ohne Tageslicht, das war gleich eine ganz andere Welt. Aber es ist auch ein ziemlich peinlicher Fehler passiert.

Da schwimmen ja überall Fische herum, und weil in der Tricktechnik damals zwei Maßstäbe nicht übereingestimmt haben, wirken die völlig überdimensional. Da sitzt dann Dietmar Schönherr in seinem futuristischen Stuhl zwischen all diesen Riesenviechern."  (4)

Das Raumschiff ORION“gab es als Modell in drei verschiedenen Größen, von 60 cm bis 1,60 Meter Durchmesser. 

Das Set des Kommandostandes hatte einen Durchmesser von 28 Metern. Es wurden 3200 Glühlampen und 10.000 Meter Kabel für elektrische Schaltungen eingebaut. Hier und da erscheinen die Ventile einer Mischbatterie.

"Es gab auch noch kein "Star Trek" oder ähnliche Serien. Wir hatten totale Freiheiten beim Entwurf des Raumschiffes und des Innenlebens.

Damals hat man schon dauernd von irgendwelchen fliegenden Untertassen gesprochen, die gesichtet worden waren, also war klar, dass ein Raumschiff im Jahr 3000 die Form einer fliegenden Untertasse bekommt." (5) 

Die erste deutsche SF-Serie "RAUMPATROUILLE ORION", , die 1965 in den Bavaria Studios in München gedreht worden war, wurde zum Quotenhit  in der ARD, denn die einzelnen Folgen der Serie erreichten Einschaltquoten von bis zu 85%.

© by Ingo Löchel

  • (1) Rolf Zehetbauer
  • (2) Rolf Zehetbauer
  • (3) Rolf Zehetbauer
  • (4) Rolf Zehetbauer
  • (5) Rolf Zehetbauer


Raumpatrouille Orion

BRD 1966

  • Folge 1: Angriff aus dem All, Erstausstrahlung: 17. September 1966
  • Folge 2: Planet außer Kurs, Erstausstrahlung: 1. Oktober 1966
  • Folge 3: Die Hüter des Gesetzes, Erstausstrahlung: 15. Oktober 1966
  • Folge 4: Deserteure, Erstausstrahlung: 29. Oktober 1966
  • Folge 5: Der Kampf um die Sonne, Erstausstrahlung: 12. November 1966
  • Folge 6: Die Raumfalle, Erstausstrahlung: 26. November 1966
  • Folge 7: Invasion, Erstausstrahlung: 10. Dezember 1966

Besetzung

  • Dietmar Schönherr als Major Cliff Allister McLane
  • Eva Pflug als Leutnant Tamara Jagellovsk
  • Wolfgang Völz als Leutnant Mario de Monti
  • Claus Holm als Leutnant Hasso Sigbjörnson
  • Friedrich G. Beckhaus als Leutnant Atan Shubashi
  • Ursula Lillig als Leutnant Helga Legrelle
  • Benno Sterzenbach als General Winston W. Wamsler
  • Friedrich Joloff als Oberst Villa
  • Hans Cossy als Marschall Kublai Krim
  • Charlotte Kerr als General Lydia van Dyke
  • Thomas Reiner als Ordonnanzleutnant Spring Brauener


1 Kommentar:

Matthias Glombik hat gesagt…

Absolut Kult! Hab ich natürlich in meinem Film-Archiv!