Mittwoch, 8. November 2023

Zum 25. Todestag: Schauspieler Jean Marais

Jean Marais wurde am 11. Dezember 1913 als Jean Alfred Villain-Marais in Cherbourg, Frankreich, geboren. 

Marais war fünf Jahre alt, als seine Eltern sich trennten. Gemeinsam mit seinem Bruder Henri wurde er von seiner Mutter, seiner Tante und seiner Großmutter in einem großen Haus in Le Vésinet bei Paris aufgezogen.

Schon früh entwickelte Marais eine Leidenschaft für das Zeichnen und das Theaterspielen. Vom Gymnasium wurde er allerdings verwiesen.

Seine berufliche Laufbahn begann Jean Marais als Fotoretuscheur und Caddie auf einem Golfplatz.Nachdem er bei der Aufnahmeprüfung des Konservatoriums gescheitert war, besuchte er die Schauspielkurse von Charles Dullin und bezahlte diese durch seine Tätigkeit als Statist in Dullins Theater.

1933 gab Marais in "ETIENNE" sein Filmdebüt. Es folgten Filme wie "DANS LES RUES“ (1933), "LE SCANDALE" (1934), "LE BONHEUR" (1934), "LES HOMMES NOUVEAUX" (1936).

1937 führte die Begegnung mit dem knapp 25 Jahre älteren Jean Cocteau zu einer Wendung in Jean Marais Karriere.Marais spielte Malcolm in "MACBETH" und wurde von Jean Cocteau für die Erstaufführung von "LES CHEVALIERS DE LA TABLE RONDE“ (Die Ritter der Tafelrunde) engagiert.

Ein Jahr später feierte er mit dem Stück "DIE SCHRECKLICHEN ELTERN" auf der Bühne des "Theatre des Ambassadeurs" in Paris seinen ersten großen Triumph. 

Die Freundschaft und Liebe zwischen dem Dichter und seinem Mimen, die in jenen Jahren begann, dauerte ein Vierteljahrhundert, bis Jean Cocteau am 11. Oktober 1963 verstarb. 1942 heiratete der Schauspieler Mila Parely von der er sich aber 1944 wieder scheiden ließ. 

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelang Marais mit Filmen wie "DIE SCHÖNE UND DAS BIEST" (1946), der am 8. April 1947 seine Premiere in Deutschland hatte, ein Comeback, der allein in Frankreich über vier Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. 

"Jean Cocteaus 'Die Schöne und die Bestie' gehört zu den frühen Meisterwerken des poetischen Märchenfilms. Die in stimmungsvollen Bildern erzählte Fabel über Erscheinung und Wesen, Hingabe und Treue, beruht auf einem Märchen von Madame Leprince de Beaumont aus dem Jahre 1757." (1)

Danach folgten unter anderem die Filme "RUY BLAS, DER GELIEBTE DER KÖNIGIN" (1948), "DER DOPPELADLER“ (1948), DAS GEHEIMNIS VON MAYERLING (1950) und "ORPHEE“ (1950).

"Vielleicht waren meine besten Filmrollen die in ‚Orphee’ und in ‚La Belle et la Bete’. Aber das zu beurteilen, muss ich dem Publikum überlassen" (2)

1949, beim ersten deutschfranzösischen Filmball in Neustadt an der Weinstraße,  beherrschten aus politischen und nicht aus künstlerischen Gründen die Franzosen allein das Feld der Feier. 

Das offizielle Frankreich, das damals weder von europäischer Vereinigung noch vom gemeinschaftlichen Markt sprach, hielt Distanz von den Deutschen, die eben nur geduldet waren. Auch die Honoratioren blieben unter sich. 

Dafür war der französische Schauspieler Jean Marais herrlich ungezwungen und freundlich und kümmerte sich einen feuchten Dreck um die Militärbürokratie. Der Franzose tanzte mit Marika Rökk auf dem Filmball einen Samba und schloss Freundschaft mit den Redakteuren der FILM-REVUE.

Nach Filmen wie "RENDEZVOUS IN PARIS" (1950), "MÄNNER OHNE TRÄNEN" (1953), "IM SCHLAFSAAL DER GROßEN MÄDCHEN" (1953) oder "VERSAILLES – KÖNIGE UND FRAUEN" (1954), gab Jeans Marais im Mai 1954 mit dem Cocteau - Stück "DIE HÖLLENMACHINE" (La Machine Infernale) einige Theater-Gastspiele in Deutschland.

"Ich bin begierig, das deutsche Publikum kennen zu lernen. Die Liebe der Deutschen zum Theater und zur Kunst ist mir bekannt. Es freut mich immer wieder festzustellen, dass meine Filme auch in Deutschland erfolgreich laufen." (3)

Jean Cocteau verarbeitet in seinem Drama "DIE HÖLLENMASCHINE", das am 10. April 1934 im Théâtre Louis Jouvet in Paris uraufgeführt wurde, in freier Weise den antiken Ödipus-Stoff. Die Höllenmaschine ist die von den Göttern gewollte Katastrophe, der Ödipus nicht entrinnen kann.

"Wir Schauspieler dürfen nie den Kontakt mit der Bühne verlieren. Das Theater erst schenkt die Möglichkeit, eine Rolle bis zur Vollendung zu entwickeln, ein Gefühl oder einen Gedanken zur Neige auszuschöpfen" (4)

1955 gewann Marais seinen ersten BAMBI 1956 und 1957 folgten zwei weitere BAMBIS, die damals von der Filmzeitschrift "FILM REVUE" vergeben wurde.

1955 mimte Jean Marais einer seiner berühmtesten Rollen, die des Edmond Dantes in "DER GRAF VON MONTE CHRISTO“.

"Unser neuer ‚Graf von Monte Christo’, der als Farbfilm auf Eastman – Color entsteht, wird sich getreu an Alexandre Dumas halten. Ganz bewusst haben wir hier nichts geändert.

Natürlich sind wir bestrebt, den abenteuerlichen Stoff psychologisch zu vertiefen, die menschlichen Spannungen zu verdichten und dem romantischen Geschehen alles das zu geben, was nun einmal zur modernen Filmromantik gehört: Geheimnis, Glanz, Herz und den Sieg des Guten." (5)

Danach folgen Filme unter anderem die Filme  "DES KÖNIGS BESTER MANN“ (1957), "JEDER TAG BIRGT EIN GEHEIMNIS" (1958) sowie die Rolle als Henri de Lagardère in  dem Abenteuerfilm "RITTER DER NACHT" (1959)  mit dem Jeans Marais nach "DER GRAF VON MONTE CHRISTO" ein weiterer Hit an den Kinokassen gelang. 

"Zuerst war er ja etwas zurückhaltend, als ihm das blonde Ding aus Deutschland als Partnerin vorgesetzt wurde, aber das legte sich bald, und er wurde der reizendste und aufmerksamste Kollege, den man sich nur wünschen kann." (6)

Aufgrund des Erfolges von "RITTER DER NACHT" (1959) folgten in den 1960er Jahren mit 

weitere Abenteuerfilme, die ebenfalls Hits an den Kinokassen waren. 

1964 mimte Jean Marais in der Krimikomödie "FANTOMAS“ (1964) eine Doppelrolle. Zum einen mimte er den Journalisten Fandor, zum anderen den Superverbrecher Fantomas.

"André Hunebelle inszenierte den ersten von insgesamt drei weniger gruseligen als zotenhaften "Fantomas"-Spielfilmen und verbuchte mit dieser Produktion einen enormen Erfolg. 

Der Grund dafür liegt zum einen an dem durchdachten und originellen Drehbuch sowie an der straffen Inszenierung. Zum anderen liefern Louis de Funès und Jean Marais eine Glanzleistung in punkto Schauspielleistung und Timing ab, auch wenn De Funès mit seinen übertriebenen Gesten manchmal am Rande des Erträglichen wirkt.“ (7)

Der Film war ein Hit an den Kinokassen, so dass mit "FANTOMAS GEGEN INTERPOL“ (1965) und "FANTOMAS GEGEN SCOTLAND YARD/FANTOMAS BEDROHT DIE WELT” (1967).

noch zwei FANTOMAS - Fortsetzungen gedreht wurden, wieder mit Marais als Fantomas und Fandor. 

"Auch der zweite der drei "Fantomas"-Filme von André Hunebelle bietet einen für die Entstehungszeit temporeichen Mix aus Krimi-Spannung, Action und Humor. 

Wie schon im ersten Teil läuft am Ende alles auf eine gigantische Verfolgungsjagd hinaus. Die Spezialeffekte sind nach heutigen Maßstäben schauerlich, doch ihren Reiz beziehen die Fantomas-Filme auch aus dem naiven Charme, der sich aus ihrer vollkommenen Künstlichkeit ergibt.“ (8)

Zudem mimte Jean Marais den Agenten STANISLAS in den beiden Filmen "GEHEIMAGENT S. SCHLÄGT ZU" (1963) und "RENDEZVOUS DER KILLER" (1965) sowie den SIMON TEMPLAR   in "DER LORD MIT DER MP" (1966).

1970 stand er in dem Fantasy-Film  "ESELSHAUS" ein  einziges Mal mit Catherine Deneuve vor der Kamera, mit dem Jean Marais ein letzter Hit an den Kinokassen gelang.

"Jacques Demy inszenierte diese skurrile Fee-Geschichte frei nach einem Märchen von Charles Perrault (1628 - 1703), der besonders mit seinem Werk "Contes de ma mère l’oie" ("Märchen meiner Mutter Gans") berühmt wurde. 

Mit viel Musik, Witz, Tempo und prächtigen Kostümen gedreht, überzeugen hier besonders Catherine Deneuve (sie spielt auch die vom Tod gezeichnete erste Königin) als Königstochter auf der Flucht und Jean Marais in der Rolle des Königs." (9) 

In den 1970er und 1980er Jahren war Jean Marais vorwiegend fürs Fernsehen tätig, so unter anderem in den TV-Filmen "VAINCRE A OLYMPIE" (1977), "LES PARENTS TERRIBLES" (1980) und "CHER MENTEUR" (1982) und in der Titelrolle des TV-Erfolges "CAGLIOSTRO" (1973).

1993 spielte Jean Marais zum 30. Todesjahr von Cocteau dessen Stück "LES MONSTRES SACRES" im "Bouffes Parisien"“ in Paris auf. An Marais` Seite stand die Schauspielerin Michele Morgan, ebenfalls eine Legende des französischen Theaters und Films.

Drei Jahre später war der Schauspieler in "GEFÜHL UND VERFÜHRUNG" (1996) in seiner letzten Filmrolle zu sehen. 

Jean Marais verstarb am 8. November 1998 in Cannes, Alpes Maritimes, Frankreich. 

© by Ingo Löchel

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Die Kinohits von Jean Marais in Frankreich
  • 1946: Die Schöne und das Biest (4,202 Millionen Zuschauer)
  • 1955: Der Graf von Monte Christo (7,780 Millionen Zuschauer)
  • 1959: Ritter der Nacht (5,845 Millionen Zuschauer)
  • 1960: Mein Schwert für den König (5,177 Millionen Zuschauer)
  • 1960: Die Prinzessin von Cleve (3,424 Millionen Zuschauer)
  • 1961: Fracass – Der freche Kavalier (3,152 Millionen Zuschauer)
  • 1961: Im Zeichen der Lilie (3,784 Millionen Zuschauer)
  • 1962: Der Graf mit der eisernen Faust (3,147 Millionen Zuschauer)
  • 1964: Fantomas (4,402 Millionen Zuschauer)
  • 1965: Fantomas gegen Interpol (4,412 Millionen Zuschauer)
  • 1967: Fantomas bedroht die Welt (3,557 Millionen Zuschauer)
  • 1970: Eselshaus (2,726 Millionen Zuschauer)

Filmographie
  • 1. Étienne (1933)
  • 2. L’ Épervier (1933)
  • 3. Dans les rues/ Song of the Street (1933)
  • 4. Scandale, Le (1934)
  • 5. L’Aventurier (1934)
  • 6. Le Bonheur  (1934)
  • 7. Les Hommes nouveaux (1936)
  • 8. Nuits de feu/ Unter Mordverdacht (1937)
  • 9. Drôle de drame ou L'étrange aventure de Docteur Molyneux/ Ein sonderbarer Fall (1937)
  • 10. Abus de confiance/ Vertrauensbruch (1938)
  • 11. Le Pavillon brûle (1941)
  • 12. Le Lit à colonnes  (1942) 
  • 13. L’Éternel retour/ Der ewige Bann (1943)
  • 14. Voyage sans espoir/ Reise ohne Hoffnung (1943)
  • 15. Carmen/ Carmen (1945)
  • 16. La Belle et la bête/ Es war einmal - Die Schöne und die Bestie (1946)
  • 17. Les Chouans/ The Royalists (1947) 
  • 18. Ruy Blas/ Ruy Blas, der Geliebte der Königin (1948)
  • 19. L’Aigle à deux têtes / Der Doppeladler (1948)
  • 20. Aux yeux du souvenir/ Treffpunkt Rio (1948)
  • 21. Les Parents terribles/ Die schrecklichen Eltern (1948)
  • 22. Secret de Mayerling/ Das Geheimnis von Mayerling (1949) 
  • 23. Coriolan (1950)
  • 24. Orphée/ Orphée (1950))
  • 25. Le Château de verre/ Rendezvous in Paris (1950)
  • 26. Les Miracles n'ont lieu qu'une fois/ Miracles Only Happen Once (1951)
  • 27. Nez de cuir/ Ledernase (1952)
  • 28. Amants de minuit/ The Lovers of Midnight (1953)
  • 29. La Voce del silenzio/ Männer ohne Tränen (1953)
  • 30. L’Appel du destin  (1953)
  • 31. Dortoir des grandes/ Im Schlafsaal der großen Mädchen (1953)
  • 32. Julietta/ Julietta (1953)
  • 33. Le Guérisseur/ Der Arzt und das Mädchen (1954) 
  • 34. Si Versailles m'était conté/ Versailles - Könige und Frauen (1954) 
  • 35. Futures vedettes/ Joy of Living (1955)
  • 36. Le Comte de Monte-Cristo/Der Graf von Monte Christo (1955)
  • 37. Napoléon/ Napoléon (1955)
  • 38. Si Paris nous était conté/ If Paris Were Told to Us (1956)
  • 39. Toute la ville accuse/ The Whole Town Accuses (1956)
  • 40. Goubbiah, mon amour (1956)
  • 41. Elena et les hommes/ Weiße Margeriten (1956)
  • 42. Typhon sur Nagasaki/ Typhoon Over Nagasaki (1957)
  • 43. S.O.S. Noronha (1957)
  • 44. Le Notti bianche/ Weiße Nächte (1957)
  • 45. Un amour de poche/ Alchimie der Liebe (1957)
  • 46. La Tour, prends garde!/ Des Königs bester Mann (1958)
  • 47. Chaque jour a son secret/ Jeder Tag birgt ein Geheimnis (1958)
  • 48. La Vie à deux Das Leben zu Zweit (1958)
  • 49. Le Bossu/ Ritter der Nacht (1959) 
  • 50. Le Testament d'Orphée, ou ne me demandez pas pourquoi!/ Das Testament des Orpheus (1960) 
  • 51. Austerlitz/ Austerlitz - Glanz einer Kaiserkrone (1960
  • 52. Le Capitan/ Captain Blood (1960)
  • 53. La Princesse de Clèves/ Die Prinzessin von Cleve (1961)
  • 54. Le Capitaine Fracasse/ Fracasse, der freche Kavalier (1961)
  • 55. Le Miracle des loups/ Im Zeichen der Lilie (1961) 
  • 56. Napoléon II, l'aiglon/ Kaiserliche Hoheit (1961) 
  • 57. Il Ratto delle sabine/ Der Raub der Sabinerinnen (1961) 
  • 58. Ponzio Pilato/ Pontius Pilatus - Der Statthalter des Grauens (1962)
  • 59. Les Mystères de Paris/Der Graf mit der eisernen Faust (1962)
  • 60. Le Masque de fer/Die Eiserne Maske (1962)
  • 61. Cherchez l'idole/ Das  Idol (1963)
  • 62. L’Honorable Stanislas, agent secret/ Geheimagent S. schlägt zu (1963)
  • 63. Patate/ Friend of the Family (1964)
  • 64. Fantômas/ Fantomas (1964)
  • 65. Gentleman de Cocody, Le/ Pulverfaß und Diamanten (1965)
  • 66. Train d'enfer/ Operation Double Cross (1965)
  • 67. Fantômas se déchaîne/ Fantomas gegen Interpol (1965)
  • 68. Pleins feux sur Stanislas/ Rendezvous der Killer (1965)
  • 69. Sept hommes et une garce/ Sieben Männer und eine Frau (1966)
  • 70. Le Saint prend l'affût/ Der Lord mit der MP (1966)
  • 71. Fantômas contre Scotland Yard/ Fantomas gegen Scotland Yard/Fantomas bedroht die Welt (1967)
  • 72. Le Démoniaque/ Mord im Grandhotel (1968)
  • 73. Le Jouet criminel (1969)
  • 74. Le Paria/ Diamond Rush (1969)
  • 75. La Provocation (1970)
  • 76. Peau d'âne/ Eselshaut (1970)
  • 77. Vaincre à Olympie (1977) (TV)
  • 78. Cagliostro (1978)
  • 79. Les Parents terribles (1980) (TV)
  • 80. Cher menteur (1982) (TV)
  • 81. Parking (1985)
  • 82. Lien de parenté (1986)
  • 83. Les Enfants du naufrageur/ Ein Fall für die Inselkinder (1992)
  • 84. Les Misérables (1995)
  • 85. Stealing Beauty/ Gefühl und Verführung (1996)
TV-Serien
  • 1. Joseph Balsamo/Cagliostro (1973) Mini-Serie 
  • 2. Karatekas and co (1973) Mini-Serie

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