Samstag, 15. Januar 2022

Kriminalfilm: Piccadilly null Uhr zwölf (1963)

Acht Jahre hat Mike Hilton (Helmut Wildt) unschuldig im Gefängnis gesessen. Jetzt will er mit denen abrechnen, die ihm das eingebrockt haben.

So unter anderem  der korrupte Anwalt Cunningham (Pinkas Braun) und seine rechte Hand Whity (Klaus Kinski) sowie der Barbesitzer Lee Costello (Karl Lieffen). 

Hilfe bekommt Mike ausgerechnet von Jack Bellamy (Hanns Lothar), dem Polizisten, der damals die Beweise gegen ihn sammelte und ihn dadurch ins Gefängnis brachte.Doch Bellamy hat mittlerweile den Dienst quittiert und hängt an der Whisky-Flasche.

Kaum haben sich die beiden zusammen getan, gibt es Tote. Erst treiben zwei Männerleichen in der Themse, dann wird Bellamys Freundin mit einer Stahlpeitsche zu Tode geprügelt. Um die Morde aufzuklären, setzen Bellamy und Hilton alles auf eine Karte…

Genauso wie „TIM FRAZER JAGT DEN GEHEIMNISVOLLEN MR. X“ hat auch PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF so gut wie nichts mit FRANCIS DURBRIDGE zu tun. Bei dem Tim Frazer-Film weist einzig und allein der Name des Titelhelden darauf hin, dass man sich für den Film einer Durbridge-Figur bedient hat.

Bei „PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ sieht die Sache dagegen noch ganz anders aus. Denn es gibt weder einen Roman, noch ein Drehbuch oder ein Hörspiel, geschweige denn ein Theaterstück gleichen Namens aus der Feder des Meisters Francis Durbridge, so dass man davon ausgehen kann, dass „PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ kein Durbridge ist, sondern der Film nur damit beworben wurde, damit Regisseur und Drehbuchautor RUDOLF ZEHETGRUBER auf den Erfolg der TV-Straßenfeger aufspringen konnte, was allerdings nicht gelang. Und das hat vielerlei Gründe.

„PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ fängt ohne Wenn und Aber spannend an. Mike Hilton in Gestalt von HELMUT WILDT, will sich an denen rächen, die dafür verantwortlich sind, dass er unschuldig ins Gefängnis gekommen ist. Dabei bekommt er Hilfe von dem versoffenen Ex-Polizisten Jack Bellamy, brillant gespielt von HANNS LOTHAR, der Mike ins Gefängnis gebracht hat.

Die düstere Grundstimmung des Films ist zu Beginn vorhanden. Und „PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ setzt zu Anfang auch auf eine eigene brutale Note, in der Mike Hilton und Jack Bellamy die Gangster kräftig aufmischen, was Regisseur RUDOLF ZEHETGRUBER aber leider nicht konsequent durchexerziert, weil er sich im Verlauf der Handlung dann doch zu sehr an den „EDGAR WALLACE“-Filmen 'orientiert' und deren Versatzstücke benutzt.

Heißt, Zehetgruber versucht unter anderem witzige Elemente in den Film einzubauen, was allerdings zum einen nicht zu der Rächer-Geschichte und der 'Gewalt' im Film passt und zum anderen einfach nur albern wirkt.

Wie zum Beispiel der vertrottelte Polizist auf dem Fahrrad, der überhaupt nichts auf die Reihe kriegt oder der kleine Junge in Gestalt von ILJA RICHTER, der ständig Leichen findet und dessen Name auch noch Edgar Wallace lautet. Das ist dann doch etwas zu viel des Guten.

Zudem ist die Verkleidung des Mörders im Film so schlecht und dilettantisch gemacht, dass man als Zuschauer schon nach kurzer Zeit sieht und weiß, wer sich darunter verbirgt.

Da hilft es dann auch nicht mehr, dass Della, gespielt von MARLENE WARRLICH, die Freundin von Jack Bellamy, von einem 'Unbekannten' zu Tode geprügelt wird. Denn allein durch die Tatwaffe ist offensichtlich ist, wer der Täter ist.

Alle diese Punkte tragen natürlich nicht zu einer glaubwürdigen Rächer-Geschichte bei und bieten zudem auch keine Abwechslung oder überraschende Momente.

Dafür können die Schauspieler ohne Wenn und Aber überzeugen. Selbst ANN SMYRNER gibt in „PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ eine gute Darstellung ab. Als Bösewichte sind PINKAS BRAUN, KARL LIEFFEN sowie KLAUS KINSKI zu sehen, die ebenfalls ihre Sache sehr gut machen.

Alles in allem ist „PICCADILLY NULL UHR ZWÖLF“ zwar ein sehr unterhaltsamer Kriminalfilm, der allerdings aufgrund der Geschichte wenig Überraschungen bietet, auch weil Regisseur Rudolf Zehetgruber Witz mit Albernheit verwechselt, sich damit zu sehr an den „EDGAR WALLACE“-Filmen orientiert und dabei den Blick auf die eigentliche Rächer-Geschichte verliert.

© by Ingo Löchel

Piccadilly null Uhr zwölf
BRD 1963

Stab

  • Regie: Rudolf  Zehetgruber
  • Drehbuch: Rudolf  Zehetgruber
  • Kamera: Hans Jura
  • Schnitt: Liselotte Cochius
  • Musik : Russell Garcia

Darsteller

  • Hanns Lothar als Jack Bellamy
  • Helmut Wildt als Mike Hilton
  • Ann Smyrner als Ruth Morgan
  • Marlene Warrlich als Della
  • Pinkas Braun als Sir Cunningham
  • Klaus Kinski als Whity
  • Karl Lieffen als Lee Castello
  • Camilla Spira als Pamela
  • Rudolf Fernau als Craddok
  • Dieter Eppler als Slattery
  • Kurt Zips als Donovan

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 95 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 31. Dezember 1963

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