Der Anthropologe John Whitney (Lewis van Bergen) wird auf seiner Expedition im brasilianischen Urwald Zeuge einer Dämonen-Beschwörung. Der Medizinmann löst Pflanzenblätter in dem Sud auf und gibt Whitney davon zu trinken. Trotz des mulmigen Gefühls nimmt der Wissenschaftler einen tiefen Schluck - und macht damit einen tödlichen Fehler.
Einige Wochen später. Der Tag fängt nicht gut an für den hartgesottenen, aber abergläubischen Police Lieutenant Vincent D'Agosta (Tom Sizemore). Denn das Scheidungsgericht hat seiner Exfrau den geliebten Hund zugesprochen.
Und nun liegt im Hafen von Chicago auch noch ein so genanntes 'Geisterschiff', von deren Besatzung jeder Spur fehlt. D'Agosta und seine Kollegen durchsuchen den heruntergekommenen Frachter von oben bis unten und werden schließlich im Laderaum fündig. Unter einer versteckten Luke befindet sich ein weiterer Frachtraum, in dem die grauenvoll verstümmelten Leichen der Besatzung des Schiffes schwimmen.
Zur gleichen Zeit ist Dr. Margo Green (Penelope Arm Miller) auf dem Weg zur Arbeit. Die hübsche und engagierte Evolutionsbiologin forscht am Museum für Naturgeschichte in Chicago und hat ein neues Computerprogramm zur Identifizierung von DNA entwickelt.
Allerdings steht ihre kleine Abteilung kurz vor der Pleite. Nur mit der Hilfe einer kräftigen Finanzspritze des Museumssponsoren Blaisedale kann sie ihre Arbeit weiterführen. Aber Margo hat einen scharfen Konkurrenten in Gestalt des schmierigen Assistenzkurators Greg Lee (Chi Muoi Lo).
Die Sympathien der Museumsleiterin Dr. Cuthbert (Linda Hunt) gehören jedoch Margo. Aber sie hat keine Zeit, den kleinen Machtspielchen und Grabenkämpfen zwischen ihren Angestellten größere Aufmerksamkeit zu schenken, da die Ausstellung „Aberglaube" kurz vor der Eröffnung steht. Zudem sind alle Honoratioren der Stadt zur Gala eingeladen, einschließlich des Bürgermeisters und seiner Frau.
Police Lieutenant D'Agosta bekommt den Fall zugeteilt und stellt gleich zwischen den Leichen auf dem Frachter und dem Mord im Museum einen Zusammenhang her. Bei seinen Ermittlungen lernt er den Anthropologen Dr. Frock (James Whitmore) kennen, einen im Rollstuhl sitzenden Wissenschaftler, der die graue Eminenz des Museums ist.
Bei der pathologischen Untersuchung der Leichen stellt D'Agosta fest, dass jedem Opfer in Form des der Hypothalamus, ein bestimmter Teil des Gehirns entfernt wurde, der Hunderte von Hormonen produziert. Außerdem diagnostiziert die Pathologin, dass die honigmelonengroße Wunde im Hinterkopf des toten Museumswächters von einem Biss stammt.
In der Zwischenzeit untersucht Margo die Substanz und entdeckt ein mutiertes Virus, das dieselben Hormone produziert wie der Hypothalamus — und das die Fähigkeit besitzt, genetische Erbmasse zu verändern. Sie bemerkt nicht, dass während der Untersuchung ein Käfer in den Behälter mit den Blättern krabbelt.
In dem riesigen, labyrinthartigen Kellergewölbe des Museums suchen derweil Polizisten nach Spuren des Killers. In einem versteckten Raum werden sie von einer dunklen, bedrohlichen Gestalt überrascht und eröffnen sofort das Feuer.
Schnell stellt sich heraus, dass die Cops einen Obdachlosen getötet haben, der durch die Kanalisation in den Keller des Museums gelangt war und dort Unterschlupf gefunden hatte. Zudem deuten alle Spuren daraufhin, dass der Tote etwas mit den Morden zu tun hatte. Aber D'Agosta glaubt nicht an dessen Schuld. Zu schnell wurde ein Täter gefunden, zu bequem und einfach scheint für ihn die Lösung des Mordfalles.
Für die Museumsleitung und den Sicherheitsbeauftragten ist der Fall jedoch abgeschlossen. Ebenso für den Bürgermeister Owen, einen der Förderer des Museums, der mit seinem Freund Blaisedale auf keinen Fall auf die Eröffnungsgala verzichten will. Und so bekommt D'Agosta von höchster Stelle den Befehl, das Museum freizugeben.
Für den Regisseur PETER HYAMS waren die Vorbereitungen zum Horrorfilm „DAS RELIKT“ wie eine Aufarbeitung seiner Kindheitsängste.
„Das Museum für Naturgeschichte in New York war meine zweite Heimat, als ich ein Kind war. Ich habe gegenüber gewohnt, es war direkt auf der anderen Straßenseite,und ich bin jeden Nachmittag rübergegangen, um Skizzen und Zeichnungen zu machen oder einfach nur rumzuhängen.
Besonders in den Augen eines Kindes haben Museen immer etwas Dunkles, Groteskes. Und irgendwann habe ich diesen Alptraum gehabt — immer wieder: Ich war allein in dem Museum eingesperrt und mußte über Nacht dableiben. Es war dunkel, und etwas wirklich Furchtbares war irgendwo dort drinnen... " (1)
Dieser Alptraum hatte Peter Hyams seitdem nicht mehr losgelassen. Und so wurde das Angebot, den Film „DAS RELIKT“ zu drehen, zu einer sehr persönlichen Angelegenheit für den Regisseur:
„Ich bekam einen Anruf von Paramount. Sie fragten, ob ich interessiert sei, einen Film über die entsetzlichen Ereignisse in einem Museum zu drehen. Und ich dachte mir: Sieh mal an, was für ein wundervoller Ansatz für einen Film!" (2)
Als Peter Hyams und der Creature Designer Stan Winston zum ersten Brainstorming für den Film zusammenkamen, hatte Hyams eine nur sehr vage Vorstellung vom Aussehen seines heimlichen Stars, des Monsters Kothoga.
„Er sollte so aussehen, als wäre seine DNA Amok gelaufen. Ich wollte, dass Kothoga weniger wie ein wildes Tier und mehr wie eine Kreatur aussieht. Er sollte sowohl die Eigenschaften von Säugetieren als auch die von Reptilien haben." (3)
Mit diesen Vorgaben machte sich Stan Winston daran, die Tierwelt zu studieren. Als erstes präsentierte er Hyams die Kiefernpartie einer Spinne — vergrößert auf enorme Proportionen. Hyams war begeistert. Nachdem Winston die Körperpartien verschiedenster Tierarten verfremdet und in das Kothoga-Design hatte einfließen lassen, stand der Konstruktion von lebensgroßen Kostümen nichts mehr im Weg.
Der Creature Designer stellte drei 4,5 Meter hohe 'Rüstungen' her, von denen jede um die 150 Pfund wog. Die erste, ein Prototyp, durchlief verschiedene Testphasen und diente als Basis der beiden anderen. Das Stunt-Kostüm war am robustesten konstruiert und das 'Superhelden'-Kostüm war mit sämtlichen animatronischen Fähigkeiten und Gesichtsausdrücken ausgestattet — den Bewegungen der Augen und Wangen, dem Blähen der Nüstern und dem Blecken der Zähne .
Zusammen mit dem Choreografen John Alexander erarbeiteten Hammond und Steele die Bewegungsabläufe Kothogas und unterzogen sich einem intensiven Training, um für die enormen Strapazen gewappnet zu sein, die auf sie zukommen sollten. Wegen des Gewichts ihrer Kostüme waren die beiden dann auch nur mit Einschränkungen einsatzfähig, und so leisteten Hammond und Steele Schichtdienst: Der eine kam vormittags, der andere nachmittags zum Einsatz.
Für die Feinmotorik der Kreatur waren freilich andere zuständig. Es brauchte nicht weniger als 12 Personen, um die animatronischen Fähigkeiten Kothogas per Fernbedienung zu steuern. Allein drei Mitarbeiter bedienten Kopf, Hals, Augen, Mund und Zähne. Die Bewegungsabläufe Kothogas lehnte John Alexander an die einer Katze an. Dass die Kothoga-Darsteller in ihren schweren Rüstungen weder geschmeidige Bewegungen noch große Sprünge machen konnten, lag in der Natur der Sache.
An dieser Stelle kam VIFX zum Einsatz, eine Effekt-Firma, die zuletzt durch ihre CGI (Computer Generated Images) in Robert Rodriguez' Film FROM DUSK TILL DAWN auf sich aufmerksam gemacht hatte. Was zunächst recht simpel klang, erforderte allerdings monatelange Tüftelarbeit an den VIFX-Hochleistungsrechnern.
„Wir mussten nicht nur die Hautoberfläche Kothogas detailgenau definieren, sondern vorher noch ein digitales Skelett mit über 200 Knochen und darüber dann die Muskelstruktur konstruieren. Um den digitalen Kothoga so realistisch wie nur irgend möglich wirken zu lassen, haben wir jeden Aspekt seines Körpers und seiner Bewegungen bedenken müssen." (4)
Um das digitale Modell zum Leben zu erwecken, mussten Peter Hyams und John Des Jardin, der Digital Effects Supervisor, jede einzelne gefilmte Szene, in der Kothoga zu sehen sein sollte, genauestens studieren und die Bewegungen des computergenerierten Monsters exakt einpassen.
Alles in allem wurden die mechanischen Effekte von Stan Winston in der Postproduktion von VIFX mit über 100 CGI-Effekten angereichert. Doch die schwierigste Aufgabe der Computertüftler bestand in der Szene, in der Kothoga eines seiner Opfer verfolgt, es fängt und schüttelt und ihm dann den Kopf abreißt — ohne Schnitt vor laufender Kamera.
„Für diese Szene mussten wir neben dem digitalen Kothoga auch ein computergeneriertes Modell des Schauspielers konstruieren." (5)
Der zweite heimliche Star in Peter Hyams' Film ist das Museum selbst. Von vornherein stand für den Regisseur fest, das der gleichermaßen vertraute und exotische Schauplatz eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen sollte.
Ein riesiges, zweistöckiges Diorama mit zahlreichen Exponaten bildete das Herzstück von Harrisons Set. Blickfänger war das Tableau, auf dem zwei - selbstverständlich ausgestopfte - Löwen ein Zebra erlegen. Dieses Stück wurde eigens für den Film von dem Tierpräparator Bob Snow angefertigt, der auch etliche der anderen Exponate lieferte.
Die überdimensionale Maske im Eingangsbereich der „Aberglaube"-Ausstellung wurde nach einer Skulptur gefertigt, die Harrison in den Bomarzogärten in Italien aufgefallen war. Im eigentlichen Ausstellungsraum dahinter ordnete er die typischen Fixpunkte westlichen Aberglaubens an: die schwarze Katze, zerbrochene Spiegel, verschüttetes Salz, eine Leiter.
Um die enorme Größe und beklemmende Atmosphäre eines Museums transparent zu machen, konstruierte und dekorierte Harrison scheinbar endlose, dunkle Gänge und Korridore und zahlreiche exotische Ausstellungsräume wie ein ägyptisches Grabmal, eine Maja-Gruft und einen Voodoo-Raum.
Für die kühle, wissenschaftliche Seite des Museums entwarf Harrison die Labors von Margo und Greg Lee sowie das Konservierungslabor mit den Tanks, in denen Tiere für die Präparation vorbereitet werden.
„Für diese Sets strebte ich eine Mischung aus Labor und Büro an. Das alte Mobiliar und die hochmodernen elektronischen Geräte sollten einen reizvollen optischen Kontrast bilden und gleichzeitig ein Gefühl dafür vermitteln, wie schnell in solchen Museen die Zeit verfliegt." (6)
In Zusammenarbeit mit der Computerfirma Silicon Graphics entstanden die Konstruktionspläne für die Hochleistungsrechner der Wissenschaftler, mit denen sie medizinische und genetische Informationen analysieren sollten.
In einem anderen Bereich der Labors entstand ein Lagerraum, in dem über 15.000 Gläser mit in Alkohol eingelegten Stücken drapiert wurden, und in dem „Käferraum" sorgten weit über 100.000 lebende Käfer, die drehbuchgemäß einige Tierkadaver bis auf die Knochen abnagen sollten. Diese Kadaver waren natürlich künstlich und wurden mit Bananensaft eingerieben, um die Käfer zu „motivieren", ihre zugedachte Rolle zu spielen.
Für jene Szenen, die im Labyrinth der Kellerräume und Abwasserkanäle unter dem Museum gedreht wurden, zog die Crew zunächst in den Keller des Chicago Athletic Clubs. Hier unten, in den Heizungsräumen, war die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit oft unerträglich.Diese Location war allerdings nichts im Vergleich zum Tunnelsystem unter den Straßen Chicagos, das in früheren Zeiten dazu diente, Heizöl in die Häuser zu transportieren.
Doch die künstlichen Tunnel in den Ren-Mär Studios in Los Angeles setzten den Strapazen die Krone auf. In den engen Röhrenkonstruktionen mussten die Schauspieler durch teilweise brusthohes Wasser waten. Da das Wasser ständig warm gehalten wurde, um Erkältungen zu vermeiden, stieg die Temperatur bald in unangenehme Höhen an.
Das feurige Finale des Films hoben sich die Produzenten für den Schluss der Dreharbeiten auf. Die Labor-Sets, die in den Paramount-Studios aufgebaut worden waren, wurden hierfür drehbuchgemäß durch etliche Explosionen vernichtet. Die Herausforderung für die Effekt-Spezialisten von VIFX bestand darin, sowohl Penelope Ann Miller als auch den brennenden, computergenerierten Kothoga in das live gefilmte, explodierende Set 'einzubauen'.
„DAS RELIKT“ ist ein solide gedrehter Horrorfilm, der von Regisseur PETER HYAMS atmosphärisch dicht inszeniert und in Szene gesetzt wurde, und der mit einer guten Besetzung punkten kann. Allen voran PENELOPE ANN MILLER als Dr. Margo Green, TOM SIZEMORE als Lietenant Vincent D'Agosta, LINDA HUNT als DR. ANN CUTHBERT sowie JAMES WHITMORE als Dr. Albert Frock, die alle in ihre Rollen überzeugen können.
Zudem bietet „DAS RELIKT“, der auf dem gleichnamigen Roman von DOUGLAS PRESTON und LINCOLN CHILD basiert, einen ausgewogenen und sorgfältig aufgebauten thrillerartigen Handlung- und Spannungsbogen, in dem das Monster erst im letzten Drittel des Films nach und nach zu sehen ist.
Doch wenn der Kothoga erst einmal in Erscheinung getreten ist, zieht die Action im Film erheblich an. Denn die Gala im Museum bietet dem mutierten Ungeheuer ein wahres Festmahl. Und eine auftauchende Eingreiftruppe der Polizei wartet auch bereits darauf, vom Monster 'gefressen' zu werden.
Aber auch der Showdown des Films kann sich sehen lassen und bietet rundum spannende Momente, zumal sich der Kothoga als ziemlich zäh und robust erweist.
Im Verlauf des Film muss man sich allerdings schon die Frage stellen, wie Dr. Whitney überhaupt in die Kiste gekommen ist. Denn zu Beginn von „DAS RELIKT“ befindet sich Whitney zwar auf dem Frachter, aber die Kisten, die für das Museum in Chicago bestimmt sind, stehen 'einsam und verlassen' auf dem Hafenkai.
© by Ingo Löchel
(1) Peter Hyams
(2) Peter Hyams
(3) Peter Hyams
(4) VIFX-Vize Gregory L. McMurray
(5) VIFX-Vize Gregory L. McMurray
(6) Philip Harrison
Das Relikt
(Originaltitel: The Relic)
USA 1997
Stab
- Regie: Peter Hyams
- Drehbuch: Amy Holden Jones, John Raffo, Rick Jaffa und Amanda Silver
- Kamera: Peter Hyams
- Schnitt: Steven Kemper
- Musik: John Debney
Darsteller
- Penelope Ann Miller als Dr. Margo Green
- Tom Sizemore als Lt. Vincent D’Agosta
- Linda Hunt als Dr. Ann Cuthbert
- James Whitmore als Dr. Albert Frock
- Clayton Rohner als Hollingsworth
- Chi Muoi Lo als Dr. Greg Lee
- Thomas Ryan als Tom Parkinson
- Robert Lesser als Bürgermeister Owen
- Francis X. McCarthy als Mr. Blaisedale
- Constance Towers als Mrs. Blaisedale
- John Kapelos als McNully
- Don Harvey als Spota
- Audra Lindley als Dr. Zwiezic
- Lewis Van Bergen als Dr. John Whitney
FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 110 Minuten
Deutscher Kinostart: Am 1. Mai 1997
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