Sonntag, 3. April 2022

Thriller: Death Wish (2018)

Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) hat alles: eine wunderschöne Familie, ein tolles Zuhause und eine erfüllte Karriere als Chirurg in der Notaufnahme eines großen Krankenhauses. 

Doch als Kerseys Ehefrau Lucy (Elisabeth Shue) bei einem Raubüberfall im eigenen Haus umgebracht wird und seine Tochter Jordan (Camila Morrone) nach einem Kampf mit den Angreifern im Koma liegt, öffnet sich Paul Kersey eine Welt, die ihm bislang vollkommen fremd war.

Am Boden zerstört macht Kersey emotional komplett dicht. Er verlässt sich auf die Hilfe seines Bruders Frank (Vincent D’Onofrio) und darauf, dass ihn die ermittelnden Detectives Raines (Dean Norris) und Jackson (Kimberly Elise).

Doch als die Polizisten ihm eine ganze Wand voller ungelöster Fälle zeigen und in Aussicht stellen, dass auch der Fall seiner Familie womöglich nie aufgeklärt wird, ist es, als würde ein Schalter in Kersey umgelegt. 

Nicht zuletzt, als sein Bruder ihn daran erinnert, dass er doch in seiner Jugend derjenige war, der sich in der harten Nachbarschaft, in der sie aufwuchsen, nie etwas gefallen ließ. Paul Kersey beschließt, sich eine Waffe zuzulegen. Obwohl er bislang immer Leben rettete und nicht beendete. 

Denn seine ärztliche Bestimmung war stets: Egal wer vor ihm auf dem OP-Tisch liegt, alle Patienten werden gleich behandelt. Wie also könnte dieser Mann nun selbst zu Gewalt greifen und Selbstjustiz ausüben? Doch als Kersey in die Nacht aufbricht, stößt er schnell auf Unschuldige in Gefahr.

Bald führt Dr. Kersey ein Doppelleben: tagsüber rettet er Leben, nachts löscht er Leben aus. Er ist gleichzeitig ein Ehemann und Familienvater, der sich nach Gerechtigkeit sehnt, und ein geheimnisvoll-brutaler Racheengel; ein Chirurg, der die Kugeln aus den Körpern Verdächtiger holt, und ein Mann, der das Gesetz in die eigene Hand nimmt.

Als er den Raub eines Autos verhindert und sich die Videoaufnahme eines zufälligen Zeugen im Internet verbreitet, verpassen die Medien dem Unbekannten den düsteren Spitznamen „Sensenmann“.

Je näher Kersey dem Verbrecher Knox (Beau Knapp) auf die Spur kommt, der für den Mord an seiner Frau verantwortlich ist, desto gebannter verfolgt die Stadt die Blutspur des mysteriösen Rächers, dessen Identität und Motive im Verborgenen liegen. Gleichzeitig ist ihm aber natürlich auch die Polizei auf den Fersen...

1974 wurde der Roman „DEATH WISH“ von Brian Garfield aus dem Jahr 1972 zum ersten Mal der Regie von MICHAEL WINNER verfilmt, der unter dem Titel „EIN MANN SIEHT ROT“ in den deutschen Kinos startete. Der Hauptdarsteller des Thrillers war damals CHARLES BRONSON.

Für die Neu-Adaption taten sich Drehbuchautor Joe Carnahan und Regisseur ELI ROTH („Hostel“, „Hostel 2“, „The Green Inferno“) mit dem Schauspieler BRUCE WILLIS zusammen,  um einen frischen Blick auf die Geschichte zu werfen.   

„Wir sind bis zum Kern der Geschichte vorgedrungen um herauszufinden, wie wir sie für ein heutiges Publikum erschließen können. Uns war klar, dass wir nicht einfach die gleiche Geschichte wie damals in den frühen Siebziger Jahren erzählen konnten. So vieles ist heutzutage in unserem Land und unserer Gesellschaft anders als damals. 

Es ist der Frust über die zusehends schlechtere Ausstattung der Polizei, die Paul Kersey zu gewalttätigen Mitteln greifen lässt. Erst als er zufällig ein stichhaltiges Indiz findet, entschließt er sich, selbst die Verbrecher zur Strecke zu bringen, die seine Familie angegriffen haben.“ (1)

Für Birnbaum war der Schauspieler BRUCE WILLIS die perfekte Wahl für die Rolle des Paul Kersey.

„Aus verschiedenen Gründen war Bruce einfach ideal. Seit THE SIXTH SENSE habe ich immer wieder mit ihm zusammengearbeitet. Und ich hatte keinen Zweifel daran, dass er die Mittel hat, einen Mann zu spielen, der als Arzt beginnt und schließlich dazu getrieben wird, immer dunklere Seiten seiner Seele auszuleben.“ (2)

Bruce Willis selbst interessierte sich derweil vor allem für die unterschiedlichen Aspekte der Persönlichkeit des Protagonisten und allgemein die Komplexität des Thrillers „DEATH WISH“.

„Ich drehe gerne die unterschiedlichsten Filme, und es ist bei jeder Rolle wichtig, sich ausreichend Gedanken über die Charaktereigenschaften zu machen. Man muss bestimmte Entscheidungen mit Blick auf die Figur treffen und dann auch konsequent bleiben. Im Falle von Paul Kersey habe ich zum Beispiel versucht, die Ruhe zu betonen, die ihn ausmacht.“ (3)

Wichtig für das Gelingen von „DEATH WISH“ war es nicht zuletzt, für ein enges Verhältnis nicht nur zwischen den Schauspielern, sondern auch zwischen dem Zuschauer und den Figuren zu sorgen. Die Nähe, die die Schauspieler vor der Kamera untereinander herstellten, übertrug sich aber auch auf Cast und Crew dahinter.

Eine Schlüsselrolle im Film – sowohl für Paul Kersey als auch für das Publikum – kommt auch seinem Bruder Frank (gespielt von VINCENT D’ONOFRIO“) zu.

„Frank stellt in DEATH WISH so etwas wie den moralischen Kompass dar. Er hat seine Schulden bei der Gesellschaft beglichen. Er hat eine schwierige Vergangenheit hinter sich, war kriminell und für eine Weile im Gefängnis. Doch er hat sich verändert – und so stellt er nun in dieser Geschichte das moralische Gleichgewicht wieder her.“ (4)

Um die Welt von „DEATH WISH“ – von den Vorort-Fußballplätzen über die versteckten Winkel im Zuhause der Kerseys und das betriebsame Krankenhaus, in dem Paul arbeitet, bis hin zu den heruntergekommenen Garagen und Bars der Stadt – real werden zu lassen, mussten die Filmemacher nicht zuletzt in die Psyche ihres Protagonisten vordringen. 

Für Produktionsdesigner PAUL KIRBY begann die Arbeit daher selbstverständlich mit dem Drehbuch. Seine Hauptaufgabe bestand darin, sicherzustellen dass wirklich jedes noch so kleine Detail stimmt.

„Es gibt Filme, da steht das Design im Vordergrund. Historienfilme oder Science Fiction-Geschichten zum Beispiel, denn da liegt es vollkommen auf der Hand, das etwas gezeigt wird, das nicht oder nicht mehr existiert. Doch in diesem Fall war etwas anderes gefragt. Und es ist nicht genug, wenn man als Designer festlegt, wie ein Film aussieht. Denn auch visuell gibt es verschiedene Handlungsstränge zu berücksichtigen.

In DEATH WISH sind es zum Beispiel nicht zuletzt die Kontraste, an denen sich die verschiedenen Seiten von Paul Kerseys Leben offenbaren. Zu Beginn sind sein Zuhause und das Krankenhaus seine sicheren Orte, an denen er sich aufgehoben fühlt. Beides sind typisch amerikanische Orte, die sich visuell und atmosphärisch ähneln. Allerdings gibt es im Krankenhaus auch Bereiche, in denen das ein bisschen anders ist.

In der Intensivstation etwa herrscht ein Gefühl von dunkler Vorahnung, der Tod ist präsent. Und je weiter Kersey seine Komfortzone verlässt und sich an Orte begibt, die ihm eigentlich fremd sind, desto mehr verändert sich die visuelle Textur des Films. Die Struktur des Designs verschiebt sich, und plötzlich entdecken wir überall versteckte Eingänge und düstere Ecken.“ (5)

Im Gegenzug zum Haus der Kerseys wurden die Räume, durch die sich der Protagonist auf der Suche nach Knox und seine Gang bewegt, so gestaltet, dass sie ein besonders mulmiges Gefühl erzeugen.

„In den entsprechenden Szenen begibt sich Kersey an Orte, die eigentlich nicht auf seinem Radar sind. Zu dieser Welt gehören etwa eine Bar, ein Schnapsladen und eine Autowerkstatt, die wir so organisch und detailliert wie möglich gestaltet haben. Sie sind wie ein Labyrinth, ein Kaninchenbau aus lauter düsteren Orten, die Kersey zusehends an die Nerven und Nieren gehen.“ (6)

Auch für die Außenaufnahmen gab es für Kirby und seine Mitstreiter wichtige Gestaltungsentscheidungen zu treffen.

„Von Anfang sprachen wir darüber, dass DEATH WISH zu einer Art düsterem, urbanen Western werden sollte, sobald Kersey durch die Straßen zieht. Die Welt der Vororte sieht daher bewusst sehr flach aus, damit wir ihn als einsamen Einzelgänger zeigen konnten, der dort durch die Landschaft streift. Im Gegensatz dazu wollten wir im Inneren der Stadt ein Gefühl für die Größe und Höhe vermitteln, mit den Zügen, den Hochhäusern und den Kanälen.“ (7)

Im Gegensatz zum Original mit CHARLES BRONSON, dem diverse Fortsetzungen folgten, gelingt es Paul Kersey im Remake von „DEATH WISH“ die Täter ausfindig zu machen und zur Strecke zu bringen.

Hinzu kommt, dass Regisseur ELI ROTH auf ähnliche ‚schockierende Szenen“, wie sie im Original von MICHAEL WINNER  zu sehen sind, gänzlich verzichtet. Was dem Film durchaus zugutekommt, da sich die Handlung des Thrillers so auf das Wesentliche konzentriert.

Nach dem Actionfilm „R.E.D.“ aus dem Jahr 2010, ist „DEATH WISH“ einer der letzten interessanten Filme mit BRUCE WILLIS. Denn danach drehte der Schauspieler nur noch sehr mittelmäßige Filme, die zudem alle nur noch für den Direct-to-Video-Vertrieb produziert wurden.

© by Ingo Löchel

  • (1)    Produzent Roger Birnbaum
  • (2)    Produzent Roger Birnbaum
  • (3)    Bruce Willis
  • (4)    Vincent D’Onofrio
  • (5)    Produktionsdesigner Paul Kirby
  • (6)    Produktionsdesigner Paul Kirby
  • (7)    Produktionsdesigner Paul Kirby



Death Wish
USA 2018

Stab

  • Regie: Eli Roth
  • Drehbuch: Joe Carnahan
  • Kamera: Rogier Stoffers
  • Schnitt: Mark Goldblatt
  • Musik: Ludwig Göransson

Darsteller

  • Bruce Willis als  Dr. Paul Kersey
  • Vincent D’Onofrio als Frank Kersey
  • Dean Norris als Detective Kevin Raines
  • Kimberly Elise als Detective Leonore Jackson
  • Mike Epps als Dr. Chris Salgado
  • Elisabeth Shue als Lucy Rose Kersey
  • Camila Morrone als Jordan Kersey
  • Ronnie Gene Blevins als  Joe
  • Beau Knapp als Knox
  • Jack Kesy als Tate „Fish“ Karp
  • Wendy Crewson als Dr. Jill Klavens
  • Kirby Bliss Blanton als Bethany
  • Len Cariou als Ben
  • Luis Oliva als Miguel

FSK: Ab 18 Jahren
Laufzeit: 107 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 8. März 2018

 

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