Freitag, 7. April 2023

Regisseur Robert Schwentke

Robert Schwentke wurde 1968 in Stuttgart geboren. Er studierte vier Semester Literaturwissenschaften und Philosophie in Tübingen, bis bei ihm der Groschen fiel, und er sich stattdessen dafür entschied, Film zu studieren. 

"Ich liebe nach wie vor Philosophie und Literatur. Ich habe aber auch immer schon Filme geliebt, schon als Kind Super-8-Filme gedreht. Was ich lange nicht kapierte, war, dass man daraus einen Beruf machen kann. Im dritten Semester ist dann der Groschen gefallen.

Ich habe damals in Stuttgart bereits 16-Millimeter-Filme mit der Filmgalerie 451 und Frieder an der Kamera gemacht. Ich habe dann endlich gemerkt, dass ich das, was ich bis dahin als Hobby verstanden habe, als Beruf betreiben muss und dass das, was ich studiere, eigentlich mein Hobby sein sollte." (1)

Schwendtkes Eltern waren über den Wunsch ihres Sohnes nicht allzu glücklich, schlugen ihm aber vor, in die USA zu gehen, um dort zu studieren.

"Ich komme aus einer akademisch geprägten Familie, und meine Eltern waren erst etwas betrübt. Die haben dann aber gesagt: Wenn du wirklich Filme machen möchtest, dann geh nach Amerika.

Das war mir sehr recht. Die 1980er Jahre waren ja eine ziemlich dunkle Zeit für den deutschen Film. Die amerikanischen Filme habe ich zwar nicht immer gemocht, aber ich fand gut, dass sie immer noch Geschichten erzählen wollten." (2)

Daraufhin ging Robert Schwentke in die USA, wo er ein Filmstudium am "Columbia College Hollywood" in Los Angeles begann. Während seines Studium entstand 1993 der Kurzfilm "HEAVEN" mit Hannes Jaenicke, für den er auch das Drehbuch schrieb.

Nach seinem Studium in den USA kehrte er Ende der 1990er Jahre nach Deutschland zurück, wo er zunächst als Drehbuchautor für die ARD arbeitete. Er schrieb die Drehbücher zu den TATORT-Krimis "BILDERSTURM" (1998), "DREI AFFEN" (1999) und "MÖRDERGRUBE" (2001).

2002 gab Robert Schwendtke mit dem Thriller "TATTOO" sein Filmdebüt als Regisseur.

"Sicherlich, man hätte überlegen können, ob das Engagement eines bereits namhaften Regisseurs, rein marktwirtschaftlich betrachtet, vielleicht geschickter gewesen wäre.

Jedoch hat sich mir diese Frage überhaupt nicht gestellt. Robert und ich waren von Anfang an ein gutes Team. Das hat sich schon gezeigt, als wir gemeinsam an der endgültigen Fassung des Drehbuchs gefeilt haben. Ich war mir todsicher, dass es mit ihm wunderbar funktionieren würde." (3)

Der Thriller "TATTOO" zog internationale Aufmerksamkeit auf sich und gewann 2002 den "Grand Prize of European Fantasy Film" in Silber beim "Sweden Fantastic Film Festival" und 2003 den "International Fantasy Film Award" bei Fantasporto.

"Wir wollen den Beweis antreten, dass man auch mit deutschen Schauspielern, einem internationalen Thema und einem offenen Blick einen Film produzieren kann, der nicht nur auf nationaler Ebene erfolgreich ist.

Es war nicht unser Anliegen, lediglich ein TV-Movie mit Nervenkitzel abzuliefern, sondern einen kinotauglichen Film, in dem es um eine jahrhundertealte Kunstform geht.

Mit Tattoo wollen wir demonstrieren, dass wir den Mut haben, uns ständig weiter zu entwickeln. Natürlich wollten wir einen deutschen Film machen. Wir wollten aber auf keinen Fall einer Matrix folgen, die durch das deutsche Fernseh-Filmsystem vorgegeben ist." (4)

In Deutschland war der Film dagegen nur ein mäßiger Erfolg, obwohl er 2002 für eine "Goldene Kamera" nominiert wurde.

Nach "TATTOO" drehte Schwentke 2003 die Komödie "EIERDIEBE".

"Nach „Tattoo“ habe ich nicht noch einmal einen Genrefilm gemacht, sondern „Eierdiebe“. Der hat ja auch nicht funktioniert. Ich bemerke aber auch in Amerika zunehmend, dass Genre nicht mehr funktioniert.

Die Bandbreite dessen, was die Studios heutzutage produzieren, ist sehr schmal geworden. Wenn man zynisch wäre, würde man sagen, wir machen alle immer wieder dieselben Filme." (5)

Der Thriller "TATTOO" öffnete dem Regisseur allerdings internationale Türen. Denn nachdem die Leute von Walt Disney diesen Film sahen, machten sie Schwendtke ein Angebot, woraufhin er in die USA ging. Doch aus dem geplanten Filmprojekt wurde nichts, da es Probleme beim Casting gab.

"Tattoo sahen sich auch die Leute von Disney an, welche mir das erste Angebot machten. Der Film öffnete die Türen.

Ich ging in die Staaten mit einem spezifischen Projekt, das man mir offeriert hat. Es war von Disney, wurde dann hinfällig, als es Probleme beim Casting gab. Die gewünschte Person verlangte zuviel Geld. Deshalb wurde daraus nichts." (6)

Stattdessen wurde Schwentke das Drehbuch zum Thriller "FIGHTPLAN" angeboten, dass 2005 unter seine Regie mit Jodie Foster verfilmt wurde. 

"Dann gab es da ein Script zu Flightplan, welches noch nicht in der heutigen Form vorlag. Das wurde mir dann stattdessen vorgeschlagen. Ich las es, machte mir meine Gedanken, und sprach dann mit ihnen darüber." (7)

Nach dem Film "DIE FRAU DES ZEITREISENDEN" (2009) folgte 2010 die Comicverfilmung "R.E.D.: ÄLTER.HÄRTER.BESSER", der ein Kassenerfolg wurde. Dagegen floppte die Comicverfilmung "R.I.P.D." (2013) an den Kinokassen, bei der es Differenzen zwischen Jeff Bridges und Ryan Reynolds dem dem Studio Universal gegeben haben soll.

„Der Film, der ins Kino kam, war nicht der Film, den wir gemacht haben. Den habe ich selbst nie gesehen.“ (8)
Nach dem Flop "R.I.P.D." übernahm Robert Schwentke die Regie in den beiden DIVERGENT-Verfilmungen "INSURGENT" (2015) und "ALLEGIANT" (2016).

"Die „Divergent“-Bücher von Veronica Roth haben mich unheimlich interessiert und ich habe sie sehr gemocht. Ich finde auch, dass Neil Burger einen tollen ersten Film gemacht hat.

"Als die Fortsetzung an mich herangetragen wurde, habe ich nicht gezögert. Ich wollte den Film unbedingt machen, auch weil man mir gesagt hat, dass wir enorme Freiheit haben, den Film auszubauen und weiterzuentwickeln.

Wenn man den Roman oder auch das erste Drehbuch mit dem fertigen Film vergleicht, gibt es da sehr große Unterschiede, an denen ich auch schuld bin, wenn man so will. (lacht) Ich hatte nie das Gefühl, ein Erfüllungsgehilfe zu sein.

Ich glaube, das kann man als Regisseur auch gar nicht sein. Wenn man das versucht, geht es schief. Man kann nicht ein bis drei Jahre für eine Sache hergeben, für die man nicht brennt.

Diesen Film haben wir sehr schnell gemacht, es dauerte ein Jahr von den Vorbereitungen bis zur abschließenden Produktion. Man muss Entscheidungen sehr schnell treffen und sich dabei auf seine Intuition verlassen. Und das geht nur, wenn man sich mit dem Stoff auch verbunden fühlt." (8)

Schwentke sollte zwar auch noch den finalen DIVERGENT-Film "ASCENDANT"  drehen, stieg aber vorzeitig aus dem Filmprojekt aus, da er eine Pause benötigte.

Nach „DER HAUPTMANN“ (2017) drehte der Regisseur die beiden Filme „SNAKE EYES: G.I. JOE ORIGINS“ (2021) und „SENECA“ (2023).

© by Ingo Löchel

  • (1)    Robert Schwentke
  • (2)    Robert Schwendtke
  • (3)    Roman Kuhn
  • (4)    Roman Kuhn
  • (5)    Robert Schwendtke
  • (6)    Robert Schwendtke
  • (7)    Robert Schwendtke
  • (8)    Robert Schwendtke


Fimographie

  • 1.    Tattoo (2002)
  • 2.    Eierdiebe (2003)
  • 3.    Fightplan/Flightplan - Ohne jede Spur (2005)
  • 4.    The Time Traveler's Wife/Die Frau des Zeitreisenden (2009)
  • 5.    RED/R.E.D.: Älter. Härter. Besser. (2010)
  • 6.    R.I.P.D. (2013)
  • 7.    Insurgent/Die Bestimmung - Insurgent (2015)
  • 8.    Allegiant/Die Bestimmung - Allegiant (2016)
  • 9.    Der Hauptmann (2017)
  • 10.  Snake Eyes: G.I. Joe Origins (2021)
  • 11.  Seneca (2023)

TV-Serien

  • 1.    Lie to Me (1 Folge, 2009)

Drehbücher

  • 1.    Tatort- Bildersturm (1998)
  • 2.    Tatort - Drei Affen (1999)
  • 3.    Tatort - Mördergrube (2001
  • 4.    Tattoo (2002)
  • 5.    Eierdiebe (2003)
  • 6.    Der Hauptmann (2017)
  • 7.    Seneca (2023)

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