„Meine Agentin schickte mir das Drehbuch von "Blechschaden", dem ersten NDR-TATORT mit Kommissar Funke. Ich las das Buch und der Finke gefiel mir. Es war keine Klischeefigur, kein Bilderbuchkommissar, kein Weihnachtsmann. Er war ganz menschlich getroffen und verrannte sich auch mal.
Naja, und ich wusste, dass der Regisseur, also Wolfgang Petersen, noch ein sehr junger Mann war. Ich hatte seinen Abschlussfilm von der Berliner Filmhochschule im Fernsehen gesehen ("Ich werde dich töten, Wolf!") und der gefiel mir ganz gut. Mir ist ein junger, ehrgeiziger Regisseur auch lieber als ein alter Routinier.“ (1)
„BLECHSCHADEN“ unter der Regie von WOLFANG PETERSEN zählt
mit seiner Spielfilmlänge von über 105 Minuten zu einen der längsten Tatort-Krimis
und erzielte damals bei seiner Erstausstrahlung eine Einschaltquote von satten
60%.
Neben Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke war der NDR –
Tatort auch sonst sehr gut besetzt. Neben WOLF ROTH, der Finkes Assistent
Jessner mimt, spielten auch RUTH-MARIE
KUBITSCHEK und GÖTZ GEORGE mit.
„1970 fingen wir dann mit Blechschaden an. Ich kann mich noch erinnern, wie Petersen am Anfang fragte: "Was, so spielen Sie das?" Er war wohl etwas überrascht von meinem "unterspielen".
Für mich musste die Figur Finke das Siegel des Authentischen haben: aussehen wie nicht gespielt. Keine Frage, Petersen war sofort einverstanden. Finke hat eben was mit meiner Person zu tun, mit meiner Art Wir haben das "unterspielen" noch gezielter eingesetzt.“ (2)
„Von TATORT zu TATORT wurden wir sicherer. Der TATORT Jagdrevier ist ja dann fast, innerhalb des Genre Krimi, zu einem Kunstfilm geworden, da war schon eine gewisse Poesie drin.
Die innere Sicherheit wuchs, und ich brauchte Finke kaum noch zu spielen. Ich wollte immer präzis die Situation treffen. Wenn ich mich innerlich verändere, würde sich das auch auf Finke auswirken. Finke hat eben was mit meiner Person zu tun, mit meiner Art.“ (3)
Der Fernsehkrimi „NACHTFROST“ erzielte mit einer
Sehbeteiligung von 76 Prozent einer der höchsten Tatort – Einschaltquoten.
1974 hatte Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke in
gleich vier Tatort-Krimis Gastautritte. Danach löst er noch in zwei weiteren
Tatorten, „KURZSCHLUSS“ (1975) und „REIFEZEUGNIS“ (1977), ein weiterer
TV-Skandal.
Am 14. März 1976 gab Finke in ZWEI LEBEN“ einen weiteren
Gastauftritt bis der Schauspieler Klaus Schwarzkopf
mit „HIMMELFAHRT“ (13. August 1978) seinen letzten Tatort drehte.
„Sicher, Finke hat auch was von einer Vaterfigur, von einem guten Onkel, ohne dabei spießig zu geraten. Von Blechschaden bis heute bin ich in der Rolle ruhiger geworden, bewusster. Es ist eigentlich kein Problem mehr, Finke zu spielen, ich muss nicht in eine andere Haut schlüpfen, mir nichts anderes anziehen.
Der Erfolg beim Publikum ergibt sich vielleicht aus der Ähnlichkeit, die ich mit vielen Leuten habe. Manchmal glaube ich, ich könnte mit vielen Familien irgendwie verwandt sein, der liebe Onkel halt. Aber ich will die menschliche Seite nicht hochspielen, nicht überbewerten.“ (4)
© by Ingo Löchel
- (1) Klaus Schwarzkopf
- (2) Klaus Schwarzkopf
- (3) Klaus Schwarzkopf
- (4) Klaus Schwarzkopf
Tatort-Filmographie
Kommissar Finke
- 1. 008 Blechschaden (13.06.1971)
- 2. 019 Strandgut (25.06.1972)
- 3. 029 Jagdrevier (13.05.1973)
- 4. 036 Nachtfrost (20.01.1974)
- 5. 058 Kurzschluss (07.12.1975)
- 6. 073 Reifezeugnis (27.03.1977)
- 7. 090 Himmelfahrt (13.08.1978)
Gastauftritt als Kommissar Finke
- 1. Cherchez la femme oder Die Geister am Mummelsee (4. März 1973)
- 2. Eine todsichere Sache (17. Februar 1974)
- 3. Acht Jahre später (28. April 1974)
- 4. Gift (21. Juli 1974)
- 5. Kneipenbekanntschaft (10. November 1974)
- 6. Zwei Leben (14. März 1976)
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