Mittwoch, 3. Juli 2024

Filmplakatkünstler Will Williams

Bis zum Ende der 1950er Jahre waren Filmplakate das wichtigste Medium zur Bewerbung eines Films, so dass dementsprechend Filmplakate das Bild vieler Städte prägten, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen, um sie dadurch in die Kinos zu locken.

Zudem waren viele Kinos der damaligen Zeit in der Lage, an ihren Außenfassaden übergroß gemalte Plakate zur Filmwerbung unterzubringen, die von geschulten Künstlern erstellt wurden.

Für die Kinos wurden Plakate zum Aushang in unterschiedlichen Formaten hergestellt.

  • DIN A0 (841 × 1189 mm) wurde für den Wandaushang in den Vorräumen der Kinos,
  • DIN A1 (594 × 841 mm) als Ankündigungsplakat für Stellwände und Aushangkästen) 
  • und DIN A3 (297 × 420 mm) für die Aushangkästen  in den Kinos verwendet.

Mit den Jahrzehnten entwickelte sich das Malen von Plakaten zu einer eigenen Kunstform.

Ein Filmplakat war Werbung und Kunst zugleich. Denn in einem Filmplakat musste der jeweilige Künstler nicht nur  die Handlung, sondern auch die Atmosphäre und die  Protagonisten des Films zu einem einzigen prägnanten Bild einfangen und vorstellen…

Der Filmplakatkünstler Will Williams wurde als Willi Haseneier am 15. März 1922 in Bochum geboren.

Nach dem Abschluss der Mittleren Reife 1938 besuchte Williams die Kunstgewerbeschule Barmen, die Folkwangschule in Essen-Rüttenscheid und die Kunstakademie Düsseldorf.

1942 wurde er zur Kriegsmarine eingezogen. Anton Limberg von Kinomat-Film, der mit dem KDF-Direktoren Heiner Gutmann befreundet  war,  verschaffte ihm jedoch eine Anstellung als Illustrator an der Frontbühne der deutschen Wehrmacht in Dänemark.

Dort knüpfte Williams Kontakt zur dänischen Widerstandsbewegung und floh mit deren Hilfe nach Schweden. Von dort gelangte er über England nach Nordafrika, wo er vom US-amerikanischen Geheimdienst OSS („Office of Strategic Services“), als Pressezeichner für die Propagandaabteilung der US-Streitkräfte  in Italien angeheuert wurde.

Als Pressezeichner kam er 1946 nach Rom , wo er mit 26 Jahren seinen Namen in Will Williams änderte.

In Rom lernte er die berühmten Regisseure Rossellini und Fellini kennen. Über sie bekam er Kontakt zu den italienischen Filmplakatmalern, bei denen er in die Lehre ging, um ihre Techniken zu erlernen.

Im Jahr 1950 kehrte Williams nach Deutschland zurück, wo er von den großen Filmverleihern beauftragt wurde, Filmplakate zu zeichnen.

1959 wanderte Williams nach Kalifornien aus und arbeitete dort freiberuflich für Disney, Columbia, MGM und Fox. Zudem  porträtierte er die großen Hollywood-Stars und wurde John Fords Haupt-Illustrator.

Nachdem er mit seiner langjährigen Lebenspartnerin, der chilenischen Sängerin und Schauspielerin Rosita Serrano, in den 1970er Jahren in Chile gelebt hat, kehrte er schließlich in den 1980er Jahren erneut nach Deutschland zurück, wo das Paar ein Ferienhaus in der Nähe von Homberg (Schwalm-Eder-Kreis) besaß.

2007 erschien seine Biographie „Mein unglaubliches Leben“.im Langen-Müller-Verlag.

Seit dem Jahr 2012 lebte Will Williams im Kasseler Seniorenzentrum Unterneustadt, wo er am 11. März  2015 im Alter von 92 verstarb.

© by Ingo Löchel

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