Dienstag, 22. Juni 2021

Regisseur Billy Wilder

Heute vor 115 Jahren wurde Bill Wilder geboren. Ein guter Grund an dieser Stelle an den Regisseur vieler Filmklassiker zu erinnen...

Billy Wilder wurde am  22. Juni 1906 als Samuel Wilder in Sucha Beskidzka, Galizien, Österreich-Ungarn, heutiges Polen, geboren.

1916 flüchtete die Familie aus Angst vor der herannahenden russischen Armee nach Wien. Während  seiner Jugend in Wien war Wilder eng mit dem späteren Hollywood-Regisseur Fred Zinnemann befreundet, mit dem er zeitweise in dieselbe Klasse ging und mit dem er ein Leben lang Kontakt hielt.

Wilder lernte den Beruf des Reporters von der Pike auf. Als im Mai 1926 der damalige Star Paul Whiteman mit seinem Orchester nach Wien kam, nutzte Wilder die Chance zu einem Interview.

Whiteman lud Wilder ein, ihm als Fremdenführer nach Berlin zu folgen. In Berlin fand fand Wilder als Journalist schnell Kontakt zu jungen Intellektuellen. 

Zu seinen Bekannten zählten damals Erich Maria Remarque, die Brüder Robert und Curt Siodmak und Drehbuchautor Carl Meyer, der ihn auch zum Film brachte. 

1929 gab Billy Wilder in "DER TEUFELSREPORTER" sein Debüt als Drehbuchautor. 

Seinen Durchbruch erzielte er mit dem Film "MENSCHEN AM SONNTAG“, obwohl sein Beitrag zu diesem Werk eher umstritten ist. 

Unmittelbar nach der Machtergreifung der NSDAP  floh Wilder 1933 nach Paris, wo er sich als Ghostwriter für französische Drehbuchautoren seinen Lebensunterhalt verdiente. 

1933 gab er mit dem französischen Film "MAUVAISE GRAINE" sein Regie-Debüt. 1934 reiste Wilder in die USA ein und schrieb "ONE EXCITING ADVENTURE“ (1934) und "LIEBESREIGEN" (1934) seine ersten beiden Hollywood-Drehbücher. 

Nachdem der Sechs-Monats-Vertrag mit Columbia ausgelaufen war, war Wilder zwei Jahre arbeitslos und teilte sich mit dem Schauspieler Peter Lorre ein Appartement.

Am 22. Dezember 1936 heiratete er Judith Coppicus. Das Paar, das zwei Kinder zusammen hatte, ließ sich 1946 wieder scheiden. 

1939 folgten unter anderem die Drehbücher für die Filme "ENTHÜLLUNG UM MITTERNACHT", "WHAT A LIFE" sowie "NINOTCHKA",sein erster großer Erfolg. Im selben Jahr  wurde er amerikanischer Staatsbürger.

1942 gab Billy Wildet  mit dem Film "DER MAJOR UND DAS MÄDCHEN" sein Regie-Debüt in Hollywood. 

"Charles Brackett und Billy Wilder ließen sich für diesen Film von dem Bühnenstück "Connie Goes Home" von Edward Childs Carpenter anregen. Wilder - bis dahin nur als Drehbuchautor erfolgreich - sparte in seinem Regiedebüt nicht mit beißend-ironischen Seitenhieben auf den Patriotismus der Kriegsjahre." (1)

Danach folgten "FÜNF GRÄBER BIS KAIRO" (1943) sowie der Film Noir "FRAU OHNE GEWISSEN" (1944).

"In seinem ersten film noir - sein dritter Hollywood-Film - erzählt Regisseur Billy Wilder in düsteren Rückblenden die spannende Geschichte einer mörderischen Intrige. Als Vorlage diente ein Roman von James M. Cain, zusammen mit Raymond Chandler schrieb Billy Wilder auch das Drehbuch. Besonders gut: Barbara Stanwyck als böse femme fatale und Edward G. Robinson als betrogener Ehemann. Es hagelte sieben Oscar-Nominierungen, gewonnen hat ihn keiner." (2)

Nach DEATH MILLS" (1945), drehte Wilder das Drama "DAS VERLORENE WOCHENDE "(1945),) für das er den OSCAR in den beiden Kategorien "BESTE REGIE" und  "BESTES DREHBUCH" erhielt.

"Die subtile Kamera und die derbe Story bescherten dem Film einen Oscar-Regen: für den überragenden Ray Milland in der Hauptrolle sowie in den Rubriken bester Film, beste Regie und bestes Drehbuch." (3)

1947 drehte er in Deutschland den Film "EINE AUSWÄRTIGE AFFÄRE".

"Komödien-Meister Billy Wilder hat sich hier mit viel Humor und auch ironischer Bosheit die doppelbödige Moral der Amerikaner vorgenommen. Dabei zielt er mit voller Wucht auf den verklemmten Puritanismus. So wundert es kaum, dass dieser Film bei einigen US-Kritikern überhaupt nicht ankam." (4)

Am 30. Juni 1949 heiratete Billy Wilder Audrey Young, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.  

1950 folgte das Drama "BOULEVARD DER DÄMMERUNG" mit Gloria Swanson und William Holden. 

"Mit der tragischen Geschichte der alternden Diva - von der tatsächlichen Diva Gloria Swanson herausragend gespielt -, die sich einen jungen Drehbuchautor angelt, inszenierte Hollywood-Legende Billy Wilder 1950 eine meisterhafte Selbstkritik und gleichzeitig eine brillante Reflexion über die Glamourwelt Hollywoods mit stark pessimistischer Tendenz. Wilder arbeitete hier einmal mehr mit Drehbuchautor Charles Brackett zusammen, der ebenso wie Wilder und D.M. Marsham Jr. einen Oscar für das beste Buch erhielt. Weitere Oscars gab's für die Ausstattung und für die beste Musik." (5)

Ein Jahr später drehte er "REPORTER DES SATANS" Kirk Douglas in der Hauptrolle. 

"Ein packendes, exzellent inszeniertes und gespieltes Drama, das - mit einem gewissen Zynismus - die Praktiken der Boulevardpresse bloßstellt. Eine brillante Breitseite auf die Sensationslüsternheit des Publikums, sicher einer der bittersten Filme Billy Wilders, der jedoch kommerziell floppte. Für den Regisseur und Autor war dies der Anlass, nie wieder ein solch kompromißloses Buch zu schreiben oder zu verfilmen." (6)

Danach folgten 

STALAG 17  (1953) 

"Billy Wilder verfilmte 1953 das sehr erfolgreiche Broadway-Stück von Donald Bevan und Edmund Trzcinski. Wilders Regiearbeit sorgte für einige Skandale. Der Paramount-Verleih wollte über die Synchronisation dafür sorgen, dass aus dem deutschen Kriegsgefangenlager ein polnisches wurde. Grund dafür war die Sorge, dass das deutsche Nachkriegspublikum den Film vielleicht nicht akzeptieren würde. Billy Wilder kehrte der Paramount daraufhin für alle Zeiten den Rücken. Sieben Jahre nach der Fertigstellung kam "Stalag 17", die Geschichte eines Verräters, in die deutschen Kinos. Oscar für William Holden, Nominierungen für Wilder und Strauss." (7)

“SABRINA” (1954) mit Audrey Hepburn, Humphrey Bogart und William Holden sowie “THE SEVEN YEAR ITCH” (Das verflixte 7. Jahr, 1955) mit Marilyn Monroe. 

"Diese wunderbare Komödie von Billy Wilder über die lüsternen Fantasien eines Strohwitwers überzeugt durch Esprit und Witz. Marilyn Monroe brilliert hier als naive Blondine. Sie schafft es, alles nur so vor Erotik knistern zu lassen. Berühmt wurde vor allem die Szene, in der sich die Monroe über dem Luftschacht der U-Bahn vom Fahrtwind das weiße Kleid heben lässt." (8)

1954 gab Billy Wilder in "HOLD BACK THE DAWN“, einer Folge der Serie „"UX VIDEO THEATRE" sein TV-Debüt als Drehbuchautor. 

Nach den Filmen "LINDBERGH - MEIN FLUG ÜBER DEN OZEAN" (1957) und "ARIANE - LIEBE AM NACHMITTAG" (1957)  folgte "ZEUGIN DER ANKLAGE" (1957).

"Der Billy-Wilder-Klassiker nach einer Vorlage von Agatha Christie fasziniert immer wieder aufs Neue durch seine diffizile Handlung. Wilder richtete das Szenario so aus, dass ein abgründig inszeniertes Mordkomplott vor Gericht gegen den blitzscharfen Geist des lasterhaften Anwalts Sir Wilfried Robarts (unvergessen: Charles Laughton) keine Chance zu haben scheint. 

Die gekonnte Mischung aus Komödie, Intrigenspiel und Melodram lockt ihre Zuschauer geschickt in kunstvoll ausgelegte Fallen. Beeindruckend auch die schauspielerische Leistung von Marlene Dietrich, die hier beinahe eine Fortsetzung ihrer Rolle in "Eine auswärtige Affäre" (1948) spielt.“ (9)


Ein Jahr später folgte die Komödie "MANCHE MÖGENS HEISS" mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Tony Curtis in den Hauptrollen. 

"Billy Wilder gelang eine wirklich umwerfend witzige Komödie mit brillanten Darstellern, schwungvollen Dialogen und dem vielzitierten Schlusssatz "Nobody is perfect". Außerdem ist Wilder hier auch ein für damalige Verhältnisse recht frivoler Umgang mit Geschlechterrollen gelungen. Ein Film, der nichts von seiner Frische eingebüßt hat und auch in der x-ten Wiederholung höchst unterhaltsam ist." (10)

Nach "DAS APPARTEMENT" (1960) folgten die beiden Komödien "EINS, ZWEI, DREI" (1961) mit James Cagney und "DAS MÄDCHEN IRMA LA DOUCE" (1963) mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine in den Hauptrollen. 

"Komödienmeister Billy Wilder bietet hier nicht nur eine seiner besten und witzigsten Komödien, er erzählt auch eine wunderbar romantische Liebesgeschichte, die auch Dank der hervorragenden Darsteller ans Herz geht. Einen Oscar gab's für die Musik von André Previn, Shirley MacLaine und Kameramann Joseph LaShelle jeweils eine Nominierung. Zwei Jahre zuvor standen die Hauptdarsteller in "Das Appartement" - ebenfalls von Wilder - auch als ungewöhnliches Paar vor der Kamera.“ (11)

1964 drehte Wilder die Kömdie "KÜSS MICH, DUMMKOPF" (1964) sowie "DER GLÜCKSPILZ" mit Jacke Lemmon und Walter Matthau.

"Mit diesem sarkastischen und überaus einfallsreichen Billy-Wilder-Spaß begann die Zusammenarbeit des komödiantischen Traumpaars Jack Lemmon und Walter Matthau. Billy Wilder zeigt in brillanter Inszenierung, was die Folgen von Geldgier, Dummheit, Scheinheiligkeit und Vorurteilen sein können." (12)

Nach "AVANATI, AVANTI" (1972) folgte der Film "EXTRABLATT".

"Obwohl Wilder die Handlung in die späten 20er Jahre verlegte, ist die Atmosphäre von den Erfahrungen der 70er geprägt: Watergate, Vietnam, Studentenrevolten. Das eingespielte Schauspielerduo Lemmon/Matthau lieferte mit seinen köstlichen Wortgefechten ein echtes Bravourstück, das auch heute noch nichts von seiner Spritzigkeit eingebüßt hat." (13)

1981 drehte Wilder mit “BUDDY, BUDDY” seinen letzten Film. Der Film markiert auch die letzte Zusammenarbeit mit den Schauspielern Jack Lemmon und Walter Matthau. 

"Billy Wilders letzter Film ist ein Remake des französischen Films "Die Filzlaus" (1973) von Edouard Molinaro. Lino Ventura spielte darin Walter Matthaus Killer-Rolle, Jacques Brel den Part von Jack Lemmon. Für das eingespielte Komiker-Duo war die Geschichte wie maßgeschneidert. 

Billy Wilders Regie begnügt sich nicht damit, das Original neu zu bebildern. Der Altmeister der satirischen Komödie spickt sein Werk mit Seitenhieben gegen Polizei, Medien und allgemeine gesellschaftliche Absonderlichkeiten. Auch wer das sehenswerte Original schon kennt, wird hier genug neue Lacher entdecken.“ (14)

Billy Wilder  verstarb am 27. März 2002 im Alter von 95 Jahren an den Folgen einer Lugenentzündung in Los Angeles, Kalifornien, USA.

© by Ingo Löchel

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Filmographie

  • 1. Mauvaise graine/ Bad Blood (1934) 
  • 2. The Major and the Minor/ Der Major und das Mädchen (1942) 
  • 3. Five Graves to Cairo / Fünf Gräber bis Kairo (1943) 
  • 4. Double Indemnity/ Frau ohne Gewissen (1944) 
  • 5. Death Mills (1945) 
  • 6. The Lost Weekend / Das verlorene Wochenende (1945) 
  • 7. The Emperor Waltz / Kaiserwalzer (1948) 
  • 8. A Foreign Affair/ Eine auswärtige Affäre (1948) 
  • 9. Sunset Blvd./ Boulevard der Dämmerung (1950) 
  • 10. Ace in the Hole/ Reporter des Satans (1951) 
  • 11. Stalag 17 (1953) 
  • 12. Sabrina (1954) 
  • 13. The Seven Year Itch/ Das verflixte 7. Jahr (1955) 
  • 14. The Spirit of St. Louis/ Lindbergh - Mein Flug über den Ozean (1957)
  • 15. Love in the Afternoon/ Ariane - Liebe am Nachmittag (1957) 
  • 16. Witness for the Prosecution/ Zeugin der Anklage (1957) 
  • 17. Some Like It Hot/ Manche mögen's heiß (1959) 
  • 18. The Apartment / Das Appartement (1960) 
  • 19. One, Two, Three / Eins, zwei, drei (1961) 
  • 20. Irma la Douce / Das Mädchen Irma la Douce (1963) 
  • 21. Kiss Me, Stupid/ Küss mich, Dummkopf (1964) 
  • 22. The Fortune Cookie/ Der Glückspilz (1966) 
  • 23. The Private Life of Sherlock Holmes / Das Privatleben des Sherlock Holmes (1970) 
  • 24. Avanti! / Avanti, Avanti! (1972) 
  • 25. The Front Page/ Extrablatt (1974) 
  • 26. Fedora (1978) 
  • 27. Buddy Buddy (1981) 


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