Freitag, 11. Juni 2021

Westernfilm: Ringo (Höllenfahrt nach Santa Fe) (1939)

Bei einer Postkutschenfahrt durch gefährliches Indianergebiet zeigt die bunt zusammengewürfelte Gruppe Reisender ihre wahren Gesichter: eine Schwangere aus den Südstaaten, ein dubioser Glücksspieler, eine vertriebene Prostituierte, ein schüchterner Whiskey-Vertreter, ein die eigene Bank ausraubender Direktor und ein geschwätziger Kutscher.

Zu dieser illustren Reisegesellschaft gesellt sich Sheriff Wilcox, der den soeben wieder eingefangenen Häftling Ringo (John Wayne) der Justiz in Lordsburg überstellen will. 

Doch als die  Postkutsche unterwegs dorthin von Apachen überfallen wird, überschlagen sich die Ereignisse...

"STAGECOACH" gilt als DER WESTERN schlechthin, in dem (fast) so gut wie alles stimmt. Angefangen von den Darstellern des Film bis hin zum Drehbuch und der Regie. Doch als John Ford den Westernfilm plante, wollte ihn anfangs niemand haben.

"Ich fand die Story in Collier's, glaube ich jedenfalls. Sie war nicht besonders gut ausgearbeitet, aber die Charaktere waren gut. Das ist 'ne tolle Story, dachte ich und kaufte sie für eine geringe Summe, ich glaube, es waren zweitausend-fünfhundert Dollar. 

Ich versuchte sie an ein Studio zu verkaufen, aber niemand wollte sie haben. Als die Studiobosse sie lasen, sagten sie zu mir: >Aber das ist ein Western! Keiner macht noch Western !“  (1)

Doch John Ford gab nicht auf und schließlich gelang es ihm, sein Filmprojekt doch noch an den Mann zu bringen.

"Aber in der Zwischenzeit erhielt ich einen Anruf von Walter Wanger, der noch einen Film für United Artists zu machen hatte, um seinen Vertrag zu erfüllen. Ich hab' gehört, du hast 'ne gute Story, sagte er, wie heißt sie? 

Stagecoach, sagte ich. Ein Western, hm? meinte er. Yeah, sagte ich. Nun, das ist vielleicht 'ne gute Sache. Aufregend? Ich glaube schon, sagte ich. Okay, lass uns darüber reden." (2)

Anfang waren für Hauptrollen in dem Westernfilm "STAGECOACH" Gary Cooper und Marlene Dietrich im Gespräch gewesen, doch Ford konnte den Produzent Wrangler davon überzeugen, JOHN WAYNE und CLAIRE TREVOR für die beiden Hauptrollen zu besetzen.

"Also schickte ich ihm die Kurzgeschichte, und er sagte: Das ist 'ne ziemlich gute Story. Ich würde Gary Cooper gern in der Hauptrolle sehen.

Ich sagte ihm, dass ich daran zweifelte, dass Coop an einer solchen Rolle in einem Western interessiert war. 

Da müssen 'ne Menge Topstars mitspielen, sagte Wanger. Ich glaube nicht, dass die Rolle zu Gary passt, sagte ich. Ich denke an Gary Cooper und Marlene Dietrich, sagte er. 

Ich glaube nicht, daß du so viel bei einem solchen Film ausgeben kannst, sagte ich, das ist so 'n Film, den du sehr billig herstellen musst.

An wen denkst du? fragte er.

Nun, da ist dieser Junge, der als Laufbursche für mich gearbeitet hat<, antwortete ich, sein Name ist Michael Morrison, aber er macht jetzt B-Western und nennt sich John Wayne.

Glaubst du, er ist gut?

Ich glaube schon, sagte ich, und wir können ihn billig bekommen.

Was ist mit dem Mädchen?

Nun, ich halte Ciaire Trevor für eine verteufelt gute Schauspielerin, sagte ich, und sie passt zu der Rolle.

Okay, leg los und besetze den Film, sagte Wanger. Ich muss für zehn Tage nach New York. Wenn ich zurückkomme, möchte ich das fertige Skript sehen.

Dudley Nichols setzte sich noch am selben Nachmittag an die Schreibmaschine. In knapp zehn Tagen schrieb er die erste Fassung eines Drehbuches, das später noch oft geändert werden und erst während der Dreharbeiten seine endgültige Form erreichen sollte. 

Autor Nichols war während der gesamten Aufnahmen dabei, ohne Bezahlung übrigens, und griff immer dann korrigierend ein, wenn John Ford sich wieder mal an einer Passage stieß.“ (3)

Am spektakulärsten im Western "RINGO" ist wohl der Angriff der Indianer auf die Kutsche in der zweiten Hälfte des Films, der wohl zu den berühmtesten Indianerangriffen der Filmgeschichte zählt.

Die Action-Szenen des Indianerangriffs gehören zudem zu den besten, die jemals in einem Western gezeigt wurden und führten vieles vor, was man zuvor noch nie im Kino gesehen hatte.

Der Stuntman YAKIMA CANUTT beaufsichtigte alle Stunts, führte alle gefährlichen Aktionen im Film selber aus und doubelte seinen Freund JOHN WAYNE Als erster Stuntman in der Filmgeschichte sprang Canutt vom Bock einer fahrenden Kutsche auf die Zugpferde.

Am 15. Februar 1939 hatte der Western-Klassiker "RINGO" (Originaltitel: Stagecoach) in Los Angeles seine Premiere und startete am 2. März 1939 in den US- Kinos. Der Film wurde ein Welterfolg und wurde sowohl von  den Kritikern als auch vom Publikum gleichermaßen als Meisterwerk gefeiert.

Das Westerngenre, dass bis dahin durch niedrige Budgets und schablonenhafte Inhalte gekennzeichnet war, wurde durch Fords Film entscheidend aufgewertet.

Zudem wurde der Western "RINGO" wurde zu einem der zentralen Meisterwerke der US-amerikanischen Filmgeschichte und prägte das Western-Genre wie kaum ein anderes Werk.

Am 13. Oktober 1950 startete der Western unter dem unpassenden Titel "HÖLLENFAHRT NACH SANTA FE" (obwohl die Fahrt nach Lordsburg geht) in den westdeutschen Kinos.

Am 7. März 1970 hatte der Westernfilm seine TV-Premiere im westdeutschen Fernsehen. In Ostdeutschland war er 2 ½ Jahre später, genauer gesagt am 16. Dezember 1972, zu sehen.

Der Erfolg von "RINGO" machte den Schauspieler John Wayne, der durch den Misserfolg von "DER GROSSE TRECKE" (1930) die letzten Jahre nur in B-Western und Western-Serials gespielt hatte,  zum neuen Star in Hollywood.

© by Ingo Löchel

  • 1. John Ford
  • 2. John Ford
  • 3. John Ford


Ringo / Höllenfahrt nach Santa Fe
(Originaltitel: Stagecoach)
USA 1939

Stab

  • Regie: John Ford
  • Drehbuch: Dudley Nichols und Ben Hecht
  • Kamera: Bert Glennon
  • Schnitt: Otho Lovering und  Dorothy Spencer 
  • Musik: Richard Hageman,Franke Harling, Louis Gruenberg, John Leipold, Leo Shuken und Gerard Carbonara

Darsteller

  • John Wayne als Ringo Kid
  • Claire Trevor als Alice (im Original: Dallas)
  • Thomas Mitchell als Dr. Josiah Boone
  • Andy Devine als Buck
  • John Carradine als Hatfield
  • George Bancroft als Sheriff Curly Wilcox
  • Donald Meek als Samuel Peacock
  • Louise Platt als  Lucy Mallory
  • Berton Churchill als Henry Gatewood
  • Brenda Fowler als  Mrs. Gatewood
  • Tim Holt als Lieutenant Blanchard
  • Tom Tyler als Luke Plummer
  • Vester Pegg als Ike Plummer
  • Joe Rickson als Hank Plummer

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 97 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 13. Oktober 1950

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