Dienstag, 19. Oktober 2021

Horrorfilm: Die Verfluchten (1960)

Philip Winthrop (Mark Damon) reist zum Haus der Familie Usher, um seine Verlobte Madeline (Myrna Fahey) zu besuchen, die er Monate zuvor in Boston kennengelernt hat. 

Doch der Empfang durch ihren Bruder Roderick (Vincent Price) ist sehr frostig und alles andere als herzlich.

Denn Roderick Usher ist davon überzeugt, dass ein Fluch auf seiner Familie liegt, der alle seine Vorfahren in den Wahnsinn getrieben hat. Durch eine  Heirat zwischen Madeline und Philip würde dieser Fluch an zukünftige Generationen weitergetragen werden. Was Roderick unter allen Umständen verhindern will.

Zudem scheint er von einer seltsamen Krankheit befallen zu sein, die sich in raschem körperlichem Verfall bei gleichzeitiger Übersensibilität der Sinne äußert.

Philip lässt sich jedoch von Roderick Usher nicht abwimmeln und versucht Madeline davon zu überzeugen, ihr Elternhaus mit ihm zu verlassen.

Während eines Streites mit ihrem Bruder stirbt Madeline plötzlich und wird in der Familiengruft unter dem Haus zur Ruhe gelegt. Doch Bristol, der Butler der Familie Usher erkennt, dass Madeline nicht tot ist, sondern nur unter Katalepsie leidet, die sie wie tot erscheinen lässt.

Als er dies erfährt  öffnet Philip Madelines Sarg und findet ihn leer vor. Während Philip versucht, seine Verlobte in den Katakomben unter dem Haus der Ushers zu finden, rächt sich Madeline, die dem Wahnsinn verfallen ist, an ihrem Bruder Roderick, der sie lebendig begraben lassen wollte, um den Fluch der Familie Usher für immer zu brechen...

Der Regisseur Roger Corman sollte für AIP eigentlich mehrere Schwarzweiß-Horrorfilme im Doppelpack drehen. Doch Corman konnte die Produktionsfirma schließlich davon überzeugen, das Budget lieber in "House of Usher" zu stecken, einen Horrorfilm in Farbe, basierend auf der Erzählung "Der Untergang des Hauses Usher" (The Fall of the House of Usher) von Edgar Allan Poe.

„Ich hatte nie vor, eine Serie über Edgar Allen Poe zu machen. Ich wollte einfach The Fall of the House of Usher machen, was für AIP ein großer Schritt nach vorne war, weil sie wollten, dass ich zwei zehntägige Schwarzweiß-Horrorfilme mache.

Das war der Stil, den Jim Nicholson und ich zusammen entwickelt hatten, nämlich zwei Low-Budget-Filme zu drehen. Es gab keinen A-Film und keinen B-Film; sie waren 50/50 in der Werbung und man konnte sie gegen den einen Film eines großen Studios verkaufen. Ich habe das für AIP und einige Male auch für Allied Artists gemacht. Dann hat mich AIP gebeten, noch zwei weitere davon zu machen - zwei weitere zehntägige Schwarzweiß-Horrorfilme für sie.

Ich sprach mit Jim und sagte: "Ich halte das für eine großartige Idee, aber wir haben das schon zu oft gemacht." Ich hatte auch meine eigenen Hintergedanken. "Ich denke, es wäre besser, wenn wir einen Film in Farbe drehen würden. Geben Sie mir 15 Tage und lassen Sie uns versuchen, einen Spielfilm zu drehen."

Und er fragte mich, was ich machen wolle. Ich hatte The Fall of the House of Usher immer geliebt.

Ich hatte ein Treffen mit Jim und dann ein zweites Treffen mit Jim und Sam Arkoff. Sam war etwas dagegen, weil es kein Monster gab. Und ich sagte: "Das Haus ist das Monster!" und er sagte okay. Sie waren einverstanden.“ (1)

Als er das Filmprojekt letztendlich mit dem Einverständnis von AIP in Angriff nehmen konnte, dachte Roger Corman noch gar nicht daran, eine Serie von Poe-Filmen zu drehen.

Die Wahl für den männlichen Hauptdarsteller des Films fiel auf VINCENT PRICE der in den 1950er durch seine Rollen in den Horrorfilme wie "Das Kabinett des Professor Bondi" (Orignaltitel: "House of Wax", 1953), "Der wahnsinnige Zauberkünstler" (Originaltitel: "The Mad Magician", 1954) und "Die Fliege" (Originaltitel: "The Fly", 1958) bekannt geworden war, den Corman für die Idealbesetzung für die Rolle des Roderick Usher hielt.

„Ich habe ihn in unserem ersten gemeinsamen Film, The Fall of the House of Usher, besetzt, weil die Figur des Roderick Usher seiner eigenen Persönlichkeit sehr nahe kam: gut aussehend, gebildet, kultiviert und sensibel. In der Geschichte von Edgar Allan Poe ist Roderick Usher ein sanfter, aristokratischer Mann, der nach und nach dem Wahnsinn verfällt.

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Publikum vor dieser Figur fürchten sollte, aber nicht als bewusste Reaktion auf seine finsteren Gesichtszüge oder seine rohe Kraft. Stattdessen schwebte mir ein kultivierter, attraktiver Mann vor, dessen intelligenter, aber gequälter Verstand in Bereichen arbeitet, die weit über den Verstand anderer hinausgehen, und der daher eine tiefere Furcht hervorruft. In Vincent habe ich genau den Mann gefunden, den ich gesucht habe.“ (2)

Vincent Price bekam für seine Rolle eine Gage von 50.000 US-Dollar. Fast ein Fünftel des Filmbudgets von 270.000 US-Dollar. Andere Quellen sprechen von einem Budget von 300.000 US-Dollar.

Roger Cormans "House of Usher", der innerhalb von 15 Tagen gedreht wurde, war allerdings nicht die erste Verfilmung der Erzählung von Edgar Allan Poe.

1928 wurde "Der Untergang des Hauses Usher" unter dem Titel "La Chute de la maison Usher" als französischer Stummfilm unter der Regie von Jean Epstein zum ersten Mal verfilmt.

Ein weiterer Stummfilm unter dem Titel "The Fall of the House of Usher" wurde ebenfalls im Jahr 1928 unter der Regie von James Sibley Watson und Melville Webber in den USA gedreht.

In den 1940er Jahren folgte dann der erste Tonfilm des Stoffes. 1947 drehte der britische Regisseur Ivan Barnett den Film "The Fall of the House of Usher" mit der Schauspielerin Gwendoline Watford als Lady Usher, der am 13. Mai 1948 in den britischen Kinos startete.

Roger Cormans Poe-Verfilmung "DIE VERFLUCHTEN" feierte am 18. Juni 1960 seine US-Premiere. Der Film spielte bei einem Budget von 270.000 US-Dollar bzw. 300.000 US-Dollar, knapp 1,5 Millionen US-Dollar in den USA ein.

„Es war einer dieser seltenen Filme, bei denen wir sowohl die Anerkennung der Kritiker als auch den Erfolg an den Kinokassen hatten, so dass wir uns zurücklehnen und sehen konnten, wie es aus allen Richtungen kam.“ (3)

Der Film "DIE VERFLUCHTEN" gehört bis heute zur besten Usher-Verfilmung, was vor allem an der düsteren Atmosphäre und der symbolischen Bild- und Farbsprache des Films sowie an der hervorragenden Darstellung der Schauspieler liegt, wodurch es dem Regisseur Roger Corman gelingt, ganz ohne Blut und Gewalt Spannung zu erzeugen.

Hinzu kommt, dass die dämonische Aura und die alptraumhafte Atmosphäre des Hauses der Familie Usher in erschreckend schönen Bildern in Szene gesetzt wurde.  

© by Ingo Löchel

 

  • (1)    Roger Corman
  • (2)    Roger Corman
  • (3)    Roger Corman


Die Verfluchten

(Originaltitel: House of Usher)
USA 1960

Stab

  • Regie: Roger Corman
  • Drehbuch: Richard Matheson
  • Kamera: Floyd Crosby
  • Musik: Les Baxter

Darsteller

  • Vincent Price als Roderick Usher
  • Mark Damon als Philip Winthrop
  • Myrna Fahey als Madeline Usher
  • Harry Ellerbe als Butler Bristol

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 80 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 21. September 1961


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