Montag, 8. November 2021

Kriminalfilm: Dr. Crippen lebt (1957)

Nur einen Tag nach der Hinrichtung des Mörders in England stellt sich heraus, dass es sich bei dem Verurteilten nicht um Dr. Crippen, sondern um  dessen Assistenten Sidney Turner gehandelt hat.

Im Urwald von Celebes ermordete Crippen das französische Forscherehepaar Blanchard. Grund für die Tat war, dass es Dr. Blanchard vor Crippen gelungen war, ein Serum, das gegen alle Schlangenbisse wirkt, herzustellen.

Doch die Früchte seines Doppelmordes konnte Dr. Crippen nicht genießen, denn vor seinem Tode deponierte Dr. Blanchard die Formel zur Herstellung des Serum in Europa. Vermutlich in seinem Haus in Paris.

So steht Blanchards Haus in Paris plötzlich im Fokus der internationalen Polizei. Denn in dem Haus lebt Fleur (Elisabeth Müller), die Tochter des ermordeten Ehepaares Blanchard.

Da Dr. Crippen hinter dieser Formel her ist, übernehmen Kommissar Ferrier (Peter van Eyxk), sein Assistent Pierre (Günter Pfitzmann) sowie der holländische Inspektor Steen (Fritz Tillmann) aus Den Haag den Schutz der jungen Frau. Und sie kommen noch zur rechten Zeit. Denn nach einem abendlichen Einbruch in dem Haus, wird ein Polizeibeamter von dem unbekannten Einbrecher ermordet.

Kurze Zeit später erhält Fleur den Brief eines Notars aus Amsterdam, in dessen Safe das Vermächtnis ihres Vaters liegt, das ihr nun nach Ihrem bestandenen Studium ausgehändigt werden soll.

Unter dem Schutz von Inspektor Steen und ihrer Mitbewohnerin Maja (Katharina Mayberg) fährt Fleur nach Amsterdam. Doch auch hier taucht Dr. Crippen auf. Ein Anschlag im Hotel, der für Fleur bestimmt war, kostet Maja fast das Leben. Um Fleur in Sicherheit zu wissen, bringt Steen die junge Frau auf ein Schiff, das aber kurze Zeit später mit unbestimmten Ziel ablegt.

Unterdessen begeben sich Kommissar Ferrier und sein Assistent, die durch Delphine, der Haushälterin und Freundin Fleurs erfahren haben, dass die Tochter der Blanchards abgereist ist, ebenfalls nach Amsterdam.

Dort müssen sie bei der zuständigen Polizeibehörde feststellen, dass Steen ermordet wurde und vermutlich Dr. Crippen dessen Identität angenommen hat, um an Fleur und die Formel heranzukommen.

Mit einem Polizeiboot machen sich die beiden Polizisten auf den Weg, das Schiff zu stoppen. Glücklicherweise hat sich auf dem Schiff Inspektor Cooper (Carl Lange) eingeschleust, der sich in Paris als Buchhändler Coq ausgegeben hat, um im geheimen auf Fleur aufzupassen…

Nach dem Kassenerfolg von „DR. CRIPPEN AN BORD“ mit Rudolf Fernau als Dr. Crippen und Rene Deltgen als Oberinspektor Düwell im Jahre 1942, wurde 15 Jahre später mit „DR. CRIPPEN LEBT“ die Fortsetzung gedreht, in der ERICH ENGELS wiederum die Regie übernahm. Am 20. Februar 1958 kam der Film in die westdeutschen Kinos. Bereits 5 1/2 Jahre später feierte DR. CRIPPEN LEBT seine Fernseherstausstrahlung am 19. Oktober 1963 in der ARD.

Der Film lebt zum einen davon, dass keiner weiß, hinter welcher Person sich Crippen verbirgt, und zum anderen von seiner bisweilen düster wirkenden schwarz-weiß Atmosphäre.

Gewisse Aspekte, die Jahre später in den „EDGAR WALLACE“- und „DR. MABUSE“-Filmen verstärkt eingesetzt wurden und den Erfolg dieser Filme in den 1960er Jahre ausmachten, sind bereits in Ansätzen bei „DR. CRIPPEN LEBT“ zu finden. Auch was die Legung falscher Fährten und das Erscheinen dubios wirkender Figuren betrifft.  

Auf der einen Seiten haben wir die ernsten und harten Seiten des Films in Gestalt von Dr. Crippen, der seine Morde und Mordanschläge ohne Gnade durchführt oder die Entführung Fleurs mit dem Schiff, die Ähnlichkeiten zu „DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE“ aufweist.

Auf der anderen Seite werden aber auch witzige Momente präsentiert, die in den späteren Edgar Wallace-Filmen einen größeren Stellenwert einnahmen. In Dr. Crippen sind für diese auflockernden Momente INGE MEYSEL als Fleurs Haushälterin, sowie GÜNTER PFITZMANN als Kriminalassistent Pierre zuständig.

Zudem haben wir in „DR. CRIPPEN LEBT“ auch Personen, wie z. B. den Buchhändler Coq, in Gestalt des Schauspielers CARL LANGE, sowie Inspektor STEEN, gespielt von FRITZ TILLMANN, die zwei etwas dubiosere Rollen spielen. 

Ähnlich wie auch bei der Studentin Maja, gespielt von KATHERINA MAYBACH, weiß man als Zuschauer nie so recht, was man mit diesen drei Figuren anfangen oder was man von diesen Personen halten soll. Gehören sie zu den Guten oder doch zu den Bösen, also zu Dr. Crippen? Oder ist Coq oder Steen vielleicht Dr. Crippen? Erst zum Ende des Films werden diese Fragen beantwortet.

Alles in allem ist „DR. CRIPPEN LEBT“ ein interessant und spannend gedrehter Kriminalfilm, der mit PETER VAN EYCK, Fritz Tillmann, Carl Lange etc. sehr gut besetzt und sehenswert ist. Nur Günter Pfitzmann kann sein Potential nicht recht entfalten und wirkt in der Rolle von Ferriers Kriminalassistent nicht nur  lächerlich, sondern während des gesamten Films auch ziemlich  fehl am Platze.

© by Ingo Löchel

Dr. Crippen lebt
BRD 1958

Stab
  • Regie: Erich Engels
  • Drehbuch: Erich Engels, Wolf Neumeister
  • Kamera: Albert Benitz
  • Schnitt: Alice Ludwig-Rasch
  • Musik: Siegfried Franz

Darsteller

  • Peter van Eyck als Kommissar Léon Ferrier
  • Elisabeth Müller als Fleur Blanchard
  • Fritz Tillmann als Inspektor Steen
  • Katharina Mayberg als Studentin Maja
  • Inge Meysel: Delphine als Fleurs Haushälterin
  • Günter Pfitzmann als Pierre, Kriminalassistent
  • Carl Lange als  Aristide Coq, Buchhändler
  • Robert Meyn als Chefinspektor Smith
  • Hans Zesch-Ballot als Staatsanwalt
  • Richard Münch als Reverend Bennet
  • Hans Stiebner als Lung, chinesischer Steward

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 86 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 20. Februar 1958
 

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