Freitag, 21. Mai 2021

Die Mabuse -Filme: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)

Der Reporter Barter kommt bei einer Fahrt vom Hotel Luxor in das Fernsehstudio auf mysteriöse Weise ums Leben. 
 
Die Obduktion stellt fest, dass Barter nicht an einen Herzanfall gestorben ist, sondern durch eine winzige Stahlnadel im Schädel umgebracht wurde.
 
Die Ermordung Barters ruft das Bundeskriminalamt und Interpol auf den Plan. Bei einer Sitzung der beiden Polizeibehörden erinnert sich ein älterer Beamter an den Fall des Verbrechers Dr. Mabuse, der 1933 in einem Irrenhaus starb, der Parallelen zum Mordfall Barter aufweist. 

Die Akten über den mysteriösen Dr. Mabuse waren damals im Reichskriminalamt aufbewahrt worden, sind aber inzwischen spurlos verschwunden. 

Für die Verbrecherwelt jedoch ist Dr. Mabuse nicht tot. Sie hält fest an dem Glauben, dass Mabuse unsterblich ist.

Zudem wurde in den USA das Modell eines Luftgewehrs gestohlen, das völlig geräuschlos Stahlnadeln abzufeuern vermag. Der Dieb des Prototyps wurde in Deutschland mit durchschnittener Kehle in einem verlassenen Bunker aufgefunden.

Interpol beschäftigt sich zudem mit einer Reihen von unaufgeklärter Verbrechen (Morde, Diebstähle, Entführungen usw.), die alle im Zusammenhang mit dem angesehene Hotel Luxor stehen. 

Die Suche nach einer Antwort führt Kommissar Kras (Gert Fröbe) zu dem geheimnisvollen Hellseher Cornelius (Wolfgang Preiss) und in das Hotel Luxor, in dem neben Fernsehreporter Barter auch noch zahlreiche weitere Opfer ungeklärter Verbrechen wohnten, und das von  Dr. Mabuse durch eingebaute Fernsehkameras und Mikrofone kontrolliert wird.

Im Hotel Luxor versucht unterdessen Marion Menil (Dawn Addams) Selbstmord zu begehen. Sie will von einem schmalen Sims im vierzehnten Stockwerk des Hotels aus, in den Tod stürzen, wird aber von dem Millionär Travers (Peter van Eyck) daran gehindert, der die Frau überreden kann, von dem Selbstmordversuch abzusehen.

Travers ahnt allerdings nicht, dass Marion von Dr. Mabuse auf ihn angesetzt wurde, um ihm den Kopf zu verdrehen und danach zu heiraten, und so an das Vermögen des Millionärs zu kommen, der nach der Heirat um die Ecke gebracht werden soll. 

Doch Marion, die sich in Travers verliebt hat, beichtet ihm alles. Danach versuchen sie Dr. Mabuses Pläne zu vereiteln. Hinzu kommen Kommissar Kras sowie ein im geheimen agierender Beamter des Bundeskriminalamtes, die dem Verbrecher ebenfalls auf die Spur kommen ...

Der Erfinder der Figur des Dr. Mabuse war der luxemburgische Schriftsteller Norbert Jacques, der 1922 den Roman "DR. MABUSE, DER SPIELER" schrieb. Darin ist Mabuse von Beruf Psychoanalytiker, ein Verbrechergenie mit hypnotischen Fähigkeiten und ein Mann mit tausend Gesichtern. 

Als Superverbrecher versucht er die Weltherrschaft zu erlangen. Seine Fähigkeiten der Verkleidung und der Beeinflussung anderer Personen nutzt Mabuse aus, um sich auch in der High Society frei bewegen zu können.

Der Traum von Dr. Mabuse ist die Schaffung einer neuen Gesellschaft, frei von Korruption und Fäulnis. Er plant eine utopische Kolonie in Brasilien namens "Eitopomar", die er mit den Früchten seiner Verbrechen auf die Beine stellen möchte. 

Sein Gegenspieler, der Staatsanwalt von Wenk, versucht Mabuse das Handwerk zu legen, doch dieser kann immer wieder entkommen.

Im gleichnamigen Film ist Dr. Mabuse eindeutig ein skrupelloser Bösewicht, der über Leichen geht und geradezu wahnsinnig nach Macht strebt. Der Roman "DR. MABUSE, DER SPIELER" wurde ein großer Erfolg. 1922 wurde "DR. MABUSE, DER SPIELER" von Fritz Lang verfilmt, mit dem Lang Durchbruch als Regisseur gelang, der auch international ein Erfolg wurde. 

1953 verkaufte Norbert Jacques die Rechte an der Figur des Dr. Mabuse an Artur Brauner, den Chef der Berliner CCC-Filmgesellschaft.

Es dauert aber bis 1960 bis durch den Erfolg der ersten Edgar Wallace-Filme auch DR. MABUSE wieder für den Filmindustrie entdeckt wurde und Brauner mit  "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" unter der Regie von FRITZ LANG auf die berühmte Figur von Norbert Jacques zurückgriff. 

Das Drehbuch von Fritz Lang und Heinz Oskar Wuttig war Ende Februar 1960 abgeschlossen und wurde im März von den Verantwortlichen der CCC abgesegnet.

Die Auswahl der Darsteller für "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" übernahm Brauner weitgehend selbst, allerdings in Absprache mit Lang

Kurz vor Beginn der Dreharbeiten lernte Lang den Schauspieler Howard Vernon kennen. Die beiden verstanden sich vom ersten Augenblick an. In den nächsten Jahren wurde Vernon einer seiner engsten Vertrauten. 

Die Begegnung Vernons mit Lang hatte Folgen. Denn Fritz Lang besetzte Vernon für seinen Film und gab ihm die Rolle des Killers Nr. 12. 

Am 22. Juni waren die Dreharbeiten zum Film abgeschlossen, die Anfang Mai begonnen hatte. Gedreht wurde der Film sowohl in Deutsch als auch in Englisch. Für den Schnitt, in Zusammenarbeit mit Walter und Waltraut Wischniewsky, blieb Fritz Lang etwas mehr als ein Monat. 

Ende Juli flog er in die USA, Ende August war er zurück in Berlin. Am 14. September 1960 kam "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" in die bundesdeutschen Kinos.

Der Film wurde zwar ein kommerzieller Erfolg, aber gleichzeitig auch die letzte Regiearbeit Langs, der mit dem Resultat seines Films nicht zufrieden war.

Bevor der Film "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" am 14. September 1960 seine Premiere feierte, errichtete Regisseur Fritz Lang (1890-1976) während der gesamten Dreharbeiten eine Mauer des Schweigens. Wann immer Reporter die CCC-Hallen betraten, wurde das Drehbuch in Sicherheit gebracht bzw. weggeschlossen.

"FILM REVUE sah es auf einem kleinen Tisch hinter der Dekoration neben einer Thermosflasche und einer Riesenbüchse Brazilzigarren liegen. Auf dem Tisch steht ein Schild: Nur für Herrn Lang.

Die (nibelungen-) sagenhafte Filmerfahrungen des ansonsten sehr aufgeschlossenen Mabuse-Ausgrabers, lassen diese Maßnahme verständlich erscheinen. Krimi-Reißer leben von der Spannung." (1)

"Wer ist der Mörder mit dem geräuschlosen Nadelgeschoß? Ist es Peter van Eyck? Gert Fröbe? Werner Peters? David Cameron? Wolfgang Preiss? Oder ist der Mörder vielleicht eine Mörderin? Vor Mabuse wird gewarnt."

So betitelte die FILM REVUE 1960 in ihrer Ausgabe vom 7. Juni 1960 ihren Artikel über "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE." 

Die Besetzung von DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE kann sich jedenfalls sehen lassen

GERT FRÖBE (1913-1988) spielt den Kommissar Kras, auf den gleich mehrere Mordanschläge verübt werden, sehr überzeugend. Hinzu kommen DAWN ADDAMS (1930-1985) als undurchsichtige Marion Menil, PETER VAN EYCK (1913-1969) als Millionär Travers, der ins Visier von Dr. Mabuse gerät.

Addams und Van Eyck hatten bereits 1959 für den Film "GEHEIMAKTION SCHWARZE KAPELLE" gemeinsam vor der Kamera gestanden.

Hinzu kam der Schauspieler WERNER PETERS (1918-1971), der ebenfalls mal wieder eine ziemlich undurchsichtige Figur mimt, den Versicherungsvertreter Mistelzweig, der sich aber am Ende des Films als einer der Guten entpuppt. 

Denn als getarnter Versicherungsvertreter soll Mistelzweig, ein versteckt agierender Beamte des Bundeskriminalamtes, den Bösewicht und seine Helfershelfer enttarnen und zur Strecke bringen. 

In nachfolgenden MABUSE-Filmen war Peters dann leider wieder in seiner üblichen Rolle als halbseidene Charaktere bzw. als einer der Bösewichte zu sehen. Was leider etwas schade ist. Denn als einer der Guten hat mir Werner Peter in "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" sehr gut gefallen. 

Der Schauspieler WOLFGANG PREISS (1910-2002) ist im Film in gleich in mehreren Rollen zu bewundern. Zum einen als Hellseher Peter Cornelius, als Professor Jordan sowie als 'Dr. Mabuse'. 

Der interessant und spannend inszenierte Film "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" von Fritz Lang lebt nicht nur von seiner düster-ernsten und bedrohlichen Atmosphäre und den guten Darstellern, sondern spielt  auch im gesamten Handlungsverlauf mit okkult bzw. übernatürlich angehauchten Elementen, die in Form des Hellsehers Cornelius im Film ständig präsent sind bzw. darin in Erscheinung treten, was ebenfalls einen Teil des Charmes  und der stimmigen Atmosphäre von "DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE" ausmacht. 

©  by Ingo Löchel

  • (1) Film Revue, Nr. 12 / 1960


Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
BRD 1960

Stab

  • Regie: Fritz Lang
  • Drehbuch: Fritz Lang und Heinz Oskar Wuttig 
  • Kamera: Karl Löb
  • Schnitt: Walter Wischniewsky und Waltraud Wischniewsky
  • Musik: Gerhard Becker und Bert Grund

Darsteller

  • Gert Fröbe als Kommissar Jochen Kras
  • Dawn Addams als Marion Menil
  • Peter van Eyck als Henry B. Travers
  • Wolfgang Preiss als Professor Jordan/Hellseher Peter Cornelius
  • Werner Peters als Hieronymus B. Mistelzweig
  • Andrea Checchi als Hoteldetektiv Berg
  • Marieluise Nagel als Blondine
  • Reinhard Kolldehoff als Roberto Menil
  • Howard Vernon als Nr. 12
  • David Cameron als Michael Parker
  • Wolfgang Völz als Barkeeper Karl

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 103 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 14. September 1960

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