Die FBI-Agenten Jerry Cotton (George Nader) sowie Phil Decker (Heinz Weiss) erhalten vom New Yorker FBI-Chef Mr. High (Richard Münch) den Sonderauftrag, eine Bande von Raubmördern zur Strecke zu bringen.
Kurz
darauf wird Mary das Opfer eines Anschlages. Bevor sie stirbt, verrät sie Jerry
Cotton noch, das Kitty in einer Bowlingbahn in New York zu finden ist.
Dort
erscheint Cotton in Gestalt als Jimmy Logan. Nach einer kleinen Schlägerei
engagiert ihn Cristallo, der Chef der Bande, der den Fremden für einen
gesuchten Verbrecher hält und erzählt
ihm vom Plan für einen neuen Raubüberfall.
Die
anderen Mitglieder der Bande sind mit Cristallos Entscheidung den Neuankömmling
zu beteiligen, nicht einverstanden und verabreden, den lästigen Mitwisser zu
beseitigen.
Als das Fernsehen aber meldet, der Fremde werde als Haupttäter der ungeklärten Raubmorde gesucht, sind sie milde gestimmt und schicken Cotton mit Kitty zum Flughafen.
Während
der Fahrt erfährt die Freundin Cristallos von der Ermordung ihrer Schwester
Mary. Daraufhin erzählt sie dem FBI-Agenten, dass der neue Überfall nicht erst am
Abend, sondern in den nächsten Minuten stattfinden werde.
Jerry jagt zum Tatort, wo zwei Banditen haben in einem Schulkeller eine Zeitbombe gelegt haben, die Cotton in letzter Minute unschädlich machen kann, während Kitty die Kinder in Sicherheit bringen kann.
Im
Schutz der Explosion wollten die Gangster im Hause gegenüber die Betondecke des
Dachbodens sprengen und das Kunstkabinett eines reichen Sammlers ausräumen.
Obwohl der erste Teil des Planes durch Jerry vereitelt wurde, führen sie ihren
Raub trotzdem aus. Dabei wird wieder ein Mord begangen.
Mit
Beute und Geigenkasten fliehen sie über die Dächer. Jerry folgt ihnen auf den
Fersen und gelangt, nachdem er den Gangster Percy vor dem Absturz bewahrt hat,
mit diesem zu dem geheimen Treffpunkt der Gangster…
Nachdem sich Waldfried Barthel (1913-1979), der
Geschäftsführer der Constantin, 1963 die Verfilmungsrechte an der
Heftroman-Serie „JERRY COTTON“ gesichert hatte, begannen die Vorbereitungen zu „SCHÜSSE AUS DEM GEIGENKASTEN“, dem ersten
Jerry Cotton-Film der neuen Filmreihe.
Für das Drehbuch wurde GEORG HURDALEK (1908-1980) engagiert, der für den Film eine ganz neue Geschichte kreierte, die auf keine der bisher erschienenen Cotton-Romane im Bastei Verlag basierte.
Als Regisseur wählte man schließlich FRITZ UMGELTER
(1922-1981) aus, da Regisseure wie Alfred Vohrer, Harald Reinl, Jürgen Roland oder
Helmut Ashley nicht zur Verfügung standen.
Mit der Besetzung des Films bewiesen die Macher ein glückliches Händchen, die die Schauspieler mit Bedacht aussuchten.
Nachdem man nach HELGA SCHLACK und RICHARD MÜNCH (1916-1987) die besten Darsteller für die Rolle der Assistentin Helen sowie des Mr. High gefunden hatte, folgte die Besetzung der Rolle des Phil Decker.
Aus zwanzig Bewerbern wurde schließlich HEINZ WEISS (1921-2010) für die Rolle ausgewählt, wobei vermutlich auch Fritz Umgelter bei der Auswahl des Schauspieler seine Hände im Spiel hatte, der mit Weiss Ende der 1950er Jahre den TV-Erfolgs-Mehrteiler „SOWEIT DIE FÜSSE TRAGEN“ gedreht hatte.
Nachdem die Besetzung des Films gefunden worden war, war die Zeit gekommen, um einen perfekten JERRY COTTON - Darsteller ausfindig zu machen.
Vermutlich auch aufgrund des Erfolges der Fernsehserie „SHANNON
KLÄRT AUF“ beim deutschen Fernsehpublikum, entschied man sich schließlich für
den US-amerikanischen Schauspieler GEORGE NADER (1921-2002), der in der
TV-Serie die Titelrolle spielte.
„Sie arbeiten beide an der Untersuchung und Aufklärung von Verbrechen. Ich finde, daß Jerry Cotton zu spielen noch ein wenig interessanter ist als Joe Shannon, der ein Privatdetektiv ist. Daher steht er allein, auf sich selbst gestellt.
Er hat keine Rückendeckung wie Jerry Cotton durch die Regierung der USA. Shannon hat begrenzte Macht, wogegen Jerry Cotton den Apparat, die Labors und modernen technischen Hilfsmittel des FBI zur Verfügung hat, die Archive, Untersuchungsmöglichkeiten in den USA und sogar in anderen Ländern.
Trotzdem gibt ihm diese Macht im Rücken nicht etwa mehr Freiheit. Im Gegenteil. Er steht im Brennpunkt des öffentlichen Interesses und kann sich keinen Trick, keinen faulen Zauber erlauben. Ihm schreibt das Gesetz vor, was er tun kann und lassen muß.
"Ich habe Mr. Shannon gerne gespielt, aber ich bin sehr glücklich, jetzt gewissermaßen „avanciert" zu sein und nun schon zum zweiten Mal Jerry Cotton zu spielen." (1)
George Nader wurde daraufhin von Manfred Barthel, dem
neuen Produktionschef der Constantin (von 1963-1976), nach München eingeladen,
wo Nader schließlich einen Vertrag über erst einmal vier Jerry Cotton-Filme
unterschrieb.
"Sie waren wohl ganz froh, einen amerikanischen Schauspieler engagieren zu können, und so wurde ich nach München eingeladen. Nachdem ich mich über den Erfolg der Jerry Cotton-Romane aufklären ließ, haben wir einen Vertrag über zunächst vier Filme gemacht." (2)
Für die Titelmusik des Films hatte Waldfried Barthel
bestimmte Vorstellungen, die er umgesetzt haben wollte. Er bat daraufhin den Komponisten PETER THOMAS
einen Marsch zu komponieren.
"Ich bitte Sie, dass wir als Filmsong einen Marsch machen und der erklingt immer dann, wenn das Gute siegt. Vorher hat die Person des Jerry Cotton das ale Thema!" (3)
Peter Thomas ging daraufhin nach Hause und komponierte
den Marsch. Bei den Aufnahmen im Tonstudio der Bavaria-Film probierte Thomas
etwas aus, weil ihm der bloße Marsch noch nicht gefiel.
"Ich sagte: 'Jetzt machen wir Folgendes. Du spielst es dem Tonmeister vor, der spielt das alles noch mal rein und wir laufen im Kreis rum und pfeifen.' Dann liefen wir alle im Kreis herum, bis wir beinahe umgefallen sind, und pfiffen dazu. Das klingt manchmal verkehrt und das hat natürlich einen irrsinnigen Livecharakter. Weil ich mir gesagt habe, es ist ähnlich wie der River-Kwai-Marsch." (4)
Aufnahmen aus den USA, die ein spezielles Aufnahmeteam
dort gedreht hatte, wurden zudem recht geschickt, in den Film eingefüg.
Zudem wurde in „SCHÜSSE AUS DEM GEIGENKASTEN“, wie auch
in den meisten nachfolgenden Jerry Cotton-Filmen, mit Rückprojektionen und
Traveling Matte gearbeitet.
Hierbei wurden Bildvorder- und Bildhintergrund getrennt
voneinander aufgenommen. Zumeist wurde das Geschehen im Bildvordergrund vor
einer einfarbigen, oft blauen Farbfläche gefilmt.
Anschließend wurde der Vordergrund auf den Hintergrund
einkopiert. Ein bekanntes Beispiel für diese Technik ist das Fahren mit dem
Auto, bei dem das Straßengeschehen vor Ort und das Fahrzeug im Studio
aufgenommen wurde.
Am 6. Mai 1965 feierte „SCHÜSSE AUS DEM GEIGENKASTEN“ in der
Lichtburg in Essen seine Film-Premiere. Der Film kam sehr gut bei den
Kinozuschauern an, was nicht nur an den gut ausgesuchten Schauspielern des
Films lag, sondern auch an der ohrwurmartigen Musik von PETER THOMAS, der mit
dem JERRY COTTON-MARSCH einen Klassiker schuf. Ähnlich wie das Thema aus den
Karl May-Filmen von Martin Böttcher oder das James Bond-Thema von John Barry.
Dem Regisseur Fritz Umgelter gelang mit dem Film „SCHÜSSE
AUS DEM GEIGENKASTEN“ ein sehr gut Start der Jerry Cotton-Reihe, was zum einen an seiner sehr gut geführten
Regie und den sehr gut ausgewählten Darstellern des Films liegt, zum anderen
aber auch an der gut durchdachten Geschichte, die Drehbuchautor Georg Hurdalek
verfasst hat.
© by Ingo Löchel
- (1) George Nader
- (2) George Nader
- (3) Waldfried Barthel
- (4) Peter Thomas
Schüsse aus dem Geigenkasten
BRD/Frankreich 1965
Stab
- Regie: Fritz Umgelter
- Drehbuch: Georg Hurdalek
- Kamera: Albert Benitz
- Schnitt: Klaus Dudenhöfer
- Musik: Peter Thomas
Darsteller
- George Nader als Jerry Cotton
- Heinz Weiss als Phil Decker
- Sylvia Pascal als Kitty Springfield
- Helga Schlack als Helen Calvert
- Richard Münch als Mr. High
- Helmut Förnbacher als Percy
- Philippe Guégan als Sniff
- Hans E. Schons als Christallo
- Hans Waldherr als Babe
- Heidi Leupolt als Mary Springfield
- Franz Rudnic als Dr. Kilborne
- Robert Ratke als Latschek
FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 90 Minuten
Uraufführung: Am 6. Mai 1965 in der Lichtburg in Essen
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