Samstag, 29. Januar 2022

Actionfilm: Parker (2012)

Auf das riesige Volksfest in Columbus, Ohio, bahnt sich ein Überfall auf die Zentralkasse an, begangen von Männern, die so unauffällig wie professionell vorgehen. 

Einer davon ist der Einzelgänger Parker(Jason Statham), der schon seit Jahren in diesem Metier erfolgreich arbeitet. 

Er hat eine Freundin, Claire (Emma Booth), ein seriöses Mädchen aus unseriöser Familie, die das Milieu durch ihren Vater Bob Hurley (Nick Nolte) von klein auf kennt. Ihr Vater war es auch, der Parker diesen Job mit den vier neuen Partnern vermittelt hat, was Parker nervös macht.

Als Priester verkleidet, verschafft sich Parker zusammen mit den neuen Kollegen Zugang zu dem Tresor mit den Tageseinnahmen des Volksfestes und sie können mit einer Million Dollar Beute verschwinden.

Hardwicke (Micah A. Hauptman), der unerfahrene und unbeherrschte Neuzugang im Team, soll zur Ablenkung Feuer legen. Allerdings hält er sich nicht an Parkers Anweisung und das Feuer greift auf eine Tanzfläche über, woraufhin nicht nur Panik ausbricht, sondern auch einen Toten gibt.

Als Parker sich im Fluchtauto weigert, die soeben erbeutete Million in einen neuen Überfall zu investieren, kommt es zum Streit. Der Anführer der Männer, der glatzköpfige Melander (Michael Chiklis), zwingt Hardwicke, Parker im Auto zu erschießen. Parker kann jedoch verletzt entkommen und wird von einem vorbeifahrender Farmer ins Krankenhaus gebracht.

Nach zwei Tagen Bewusstlosigkeit flieht Parker aus der Klinik, stiehlt einen Notarztwagen und versteckt sich für einige Tage im Wald, um seine Schmerzen und Verletzungen  halbwegs in den  Griff zu bekommen. Danach informiert er Claire und ihren Vater über die aktuelle Lage.

Vater Hurley hängt sich ans Telefon und erfährt, dass die Täter einen Auftraggeber namens DANZINGER (Kip Gilman) in Chicago haben. Er warnt Parker, sich nicht mit diesem mächtigen Mann anzulegen.

Aber Parker, ein Mann mit Prinzipien, schwört Rache. Er macht sich auf den Weg nach Palm Beach, wo der nächste Coup seiner Ex-Partner stattfinden wird, während Danzinger ihm bereits einen Killer (Daniel Bernhardt) auf den Hals hetzt…

Es war DONALD E. WESTLAKE (1932-2008), der Anfang der 1960er Jahren  unter dem Pseudonym Richard Stark die Krimi-Ikone Parker schuf. 1962 schrieb Westlake  den Bestseller „THE HUNTER“, einen Thriller über einen professionellen Dieb mit ausgeprägten Ehrenkodex.

Eigentlich sollte Parker in dem Roman sterben, da Westlake nicht glaubte,  dass der Figur ein Weiterleben beschieden sei. Denn  nach den gängigen Krimi-Regeln der frühen 1960er Jahre galten solche Anti-Helden als nicht serientauglich.

Nachdem jedoch Westlakes Verleger das Buch gelesen hatte, forderte er Westlake auf, Parker unbedingt überleben zu lassen. Denn gerade wegen seiner alttestamentarischen Moral sei dieser Anti-Held für eine Fortsetzung durchaus geeignet.

„Damals mussten die Bösen am Ende immer sterben. Donald hielt sich natürlich an diese Tradition, aber er wurde überredet, etwas Neues zu versuchen, also ließ er Parker für ein nächstes Buch am Leben.“  (1)

So schrieb Westlake unter dem Pseudonym Richard Stark zwischen 1962 und 2008 insgesamt 24 Parker-Romane. Was die Leser an der Parker-Serie fesselte, waren nicht nur die minutiös ausgearbeiteten Diebeszüge, sondern vor allem der Mann selbst. Parker arbeitete jedes Mal nach dem schönen Grundsatz: Stiehl niemals von den Armen, töte nur wenn es nicht anders geht, und rechne immer mit deinen Feinden ab.

Von 1974 bis 1997 machte Westlake allerdings eine längere Parker-Pause, schrieb aber während dieser Zeit viele Dutzend anderer Kriminalromane. Auch mit anderen Protagonisten.

„Nachdem Donald siebzehn Bücher über Parker geschrieben hatte, hörte er auf. Er machte eine Pause von 1974 bis 1997. Er sagte damals, dass Parker ihn einfach verließ. Er fand keinen Zugang mehr zu der Figur, also wandte er sich anderen zu. Aber eines Tages kam Parker zurück, so plötzlich, wie er verschwunden war. Donald schrieb sieben weitere Bücher über ihn, auf die er sehr stolz war.“  (2)

1997 kehrte Westlake mit „COMEBACK zu PARKER“ zurück und schrieb bis zu seinem Tode am 31. Dezember 2008 noch sieben weitere Parker-Romane.

Für den Film „PARKER“ wurde zusammen mit den Westlkake-Erben der Parker Roman „FLASHFIRE“ aus dem Jahre 2000 ausgesucht, die den Film auch als erste echte Parker-Verfilmung autorisierten.

„Der Roman hat alle wichtigen Elemente einer Parker-Story. Er handelt von einem unerbittlichen Rachefeldzug, den Parker aufnimmt, nachdem er verraten wurde. Und er zeigt Parkers Treue zu seiner Freundin Claire, obwohl er mit einer verführerischen anderen Frau zusammenarbeitet. Das macht seine Figur hart und sympathisch zugleich. Ich glaube, „Flashfire“ ist so ziemlich die beste Parker-Geschichte.“ (3)

Das Drehbuch zum Film  wurde von JOHN McLAUGHLIN geschrieben, das sich zwar  an die wesentlichen Grundsätze, nach denen Westlakes Held agiert, hält, dafür wurde aber die Geschichte des Romans für die Verfilmung  ein bisschen aktualisiert. 

McLaughlins Drehbuch weckte kurze Zeit nach Fertigstellung das Interesse des  Hollywood-Regisseurs TAYLOR HACKFORD, dem besonders die eigenwillige Persönlichkeit Parkers gefiel

„Wahrscheinlich liegt es an seinem eisernen Moralkodex. Denn im Grunde ist er ja ein Dieb, er ist fähig zu außerordentlicher Gewalt, und er macht aus all dem auch kein Geheimnis. Aber er ist keineswegs ein Psychopath. Im Gegenteil. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er niemanden verletzen wird, so lange jeder seine Anweisungen befolgt. Außerdem bestiehlt er nur Menschen, die genug Geld haben, um einen Diebstahl zu verschmerzen.

Parker ist ein integerer, loyaler Mann, der sich bei der Berufswahl einfach für das Verbrechen entschieden hat. Sobald er mit einem Partner arbeitet, erwartet er von ihm Loyalität. Wird er von seinen Partnern verraten, wie in diesem Film, ruht er nicht, bis er sich dafür gerächt hat.“ (4)

Sobald feststand, dass TAYLOR HACKFORD die Regie des Films übernehmen würde, begann die Suche nach dem geeigneten  Schauspieler für die Titelrolle. Die Wahl fiel schließlich auf JASON STATHAM.

„Ich sah Jason zum ersten Mal in BUBE DAME KÖNIG GRAS, und ich war überrascht, wie viel Humor er auf die Leinwand brachte. Als er dann allmählich ein Action-Star wurde, wäre es für ihn leicht gewesen, sich an den Stereotyp des schweigsamen harten Kerls zu halten, aber er hat immer noch ein Grinsen irgendwo versteckt.

Außerdem ist er perfekt als Parker, weil er tatsächlich eine physische Präsenz hat. Jason braucht nicht 14 Stunt-Männer, die für ihn einspringen. Er war Taucher im britischen Nationalkader, er kennt ein paar Kampfkünste, er weiß, wie er seinen Körper einsetzen kann.“ (5)

Für die weibliche Hauptrolle wurde Sängerin und Schauspielerin JENNIFER LOPEZ verpflichtet, die die Immobilienmaklerin Leslie spielt.

„Die Beziehung zwischen Leslie und Parker ist kompliziert und realistisch, und das macht diese Geschichte interessanter als einen durchschnittlichen Actionfilm. Als ich Taylor zum ersten Mal traf, habe ich ihn gefragt, warum er mich für diese Rolle haben wollte. Leslie ist keine Frau, die mir besonders ähnlich wäre.

Und Taylor antwortete, dass er genau aus dem Grund an mich gedacht hatte. Er wollte zeigen, dass ich noch ein anderes Gesicht habe, als das, das die Leute durch meine Musik kennen, oder durch 'American Idol', oder aus den romantischen Komödien, in denen ich gespielt habe.“ (6)

Als Bob Hurley, Parkers väterlichen Freund und Mentor, holte Hackford die Schauspielerlegende NICK NOLTE vor die Kamera.

„Ich habe Nick immer gemocht. Ich wollte schon vor Jahren mit ihm arbeiten. Er ist inzwischen ein ganz anderer Mann als früher. Da war er ein stürmischer junger Kerl, jetzt ist er ein alter Bär. Seine Stimme ist erstaunlich, es ist eine Art markantes Krächzen. Man hat das Gefühl, seine ganzen Erfahrungen liegen darin, man hört all die Jahre eines wilden Lebens.“

Er setzt hinzu: „Als er zum ersten Mal ans Set kam, haben sich alle gefragt, wie der Dreh mit ihm wohl laufen wird. Und dann haben sie ihn alle geliebt, das Team wie die Schauspieler. Er hat ungeheuer viel zu dem Film beigetragen.“ (7)

Die Gang von Melander ist eine Bande von Berufsverbrechern mit Verbindungen zur Mafia in Chicago. Jeder von diesen vier Gangstern hat einen ganz bestimmten Platz bei dem Coup.

Melander, der Anführer, wird von MICHAEL CHIKLIS  gespielt, den man als den pragmatischen Detective Vic McKay aus der Fernsehserie „THE SHIELD“ kennt. WENDELL PIERCE spielt Carlson, den Mann in der Gang, der an weitesten vorausdenkt. Ross wiederum ist der Bodyguard des Verbrecherquartetts. 

Er wird von CLIFTON COLLINS JR. gespielt, der der Rolle einen Flair von lauernder Gewalt verleiht. Der vierte Mann in Melanders Team ist der fiese Hardwicke, der von  MICAH HAUPTMAN gespielt wird.

„PARKER ist ein Actionfilm, ein Film Noir und ein Film über Diebe. Es müssen also Verbrecher darin vorkommen. Ich finde ja diese Figuren fast am interessantesten. Sie sind nicht nett, aber klug sollten sie auf alle Fälle sein. Parker kann unmöglich zeigen, was in ihm steckt, wenn er keine ernstzunehmenden Gegner hat. Ich musste also zeigen, dass Melander und seine Gang schlaue, harte Kerle sind.“  (8)

Nach einer Besetzung für Parkers Freundin Claire musste Hackford dagegen lange suchen, bis er sie schließlich in Gestalt der australischen Schauspielerin EMMA BOOTHS fand, für die PARKER der erste Ausflug in die Welt des Actionfilms ist.

Parkers Rachefeldzug in diesem Film führt ihn vom sonnigen Ohio in die düsteren Bars von New Orleans und später durch die opulenten Luxusviertel von Palm Beach. Große Teile des Films wurden in und um New Orleans gedreht.

Der Hauptteil des Film entstand in Palm Beach, der wahrscheinlich reichsten Gemeinde der Vereinigten Staaten.

Doch eine Drehgenehmigung für Palm Beach zu bekommen, war entsprechend schwierig. Denn die Stadt erließ in den 1990er Jahren ein striktes FIlm-Verbot, damit ihre elitären Bewohner nicht gestört würden. Aber Hackford war entschlossen, dort zu drehen und bekam schließlich die Dreherlaubnis für Palm Beach und für West Palm Beach. 

Sieht man mal davon ab, dass manche Actionszenen in "PARKER" etwas unrealistisch (wie zum Beispielt mit gebrochenen Rippen zu kämpfen) erscheinen und auch die Genesungszeiten des Helden im Actionfilm bisweilen etwas ungelaubwürdig wirken, kann der Schauspieler JASON STATHAM nichtsdestotrotz in der Rolle des Parker überzeugen.

Aber auch JENNIFER LOPEZ als weibliche Hauptdarstellerin des Films sowie MICHAEL CHIKLIS als Anführer der Böswewichte zeigen darstellerische Präsenz, so dass es im Actionfilm "PARKER" auch aufgrund der sehr guten Besetzung nie langweilig wird.

© by Ingo Löchel

 

(1)    Abby Westlake, die Witwe des Autors Donald E. Westlake
(2)    Abby Westlake, die Witwe des Autors Donald E. Westlake
(3)    Les Alexander
(4)    Taylor Hackford
(5)    Taylor Hackford
(6)    Jennifer Lopez
(7)    Taylor Hackford
(8)    Taylor Hackford


Parker

USA 2012

Stab

  • Regie: Taylor Hackford
  • Drehbuch. John J. McLaughlin nach dem Roman „Flashfire" (dt. Titel: „Irgendwann gibt jeder auf“) von Richard Stark alias Donald E. Westlake
  • Kamera: James Michael Munro
  • Schnitt: Mark Warner
  • Musik: David Buckley

Darsteller

  • Jason Statham als Parker
  • Jennifer Lopez als Leslie
  • Nick Nolte als Bob Hurley
  • Michael Chiklis als Melander
  • Emma Booth als Claire Hurley
  • Wendell Pierce als Carlson
  • Clifton Collins Jr. als Ross
  • Bobby Cannavale als Jake Fernandez:
  • Patti LuPone als Ascension:
  • Carlos Carrasco als Norte
  • Micah Hauptman als August Hardwicke
  • Daniel Bernhardt als Kroll

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 118 Minuten

Kinostart: Am 7. Februar 2013

 

 

 

 

1 Kommentar:

Matthias Glombik hat gesagt…

Ein echt guter Film! Aber ich bin ja eh ein Statham-Fan ...