Mit einem Dromedargespann zieht Mad Max (Mel Gibson) durch die endlosen Weiten der australischen Wüste. Plötzlich und unerwartet wird er von einem lautlosen Flugobjekt attackiert und verliert dabei alles, was er in langen Jahren mühsam gesammelt hatte.
Mit feudaler Strenge führt hier eine Frau das Regiment: Aunty Entity (Tina Turner). Die Herrscherin und ihre Leibgarde bereiten dem Neuankömmling einen nicht gerade gastfreundlichen Empfang.
Schon am Eingang der Stadt wird Max von Collector (Frank Thring), dem Schatzmeister, in die Gesetze von Bartertown eingewiesen: Bartertown darf nur betreten, wer auch etwas zum Handeln mitbringt.
Als Max seine Geschicklichkeit mit der Waffe demonstriert, räumt Collector ihm eine Frist von vierundzwanzig Stunden ein, um seine gestohlene Ausrüstung in Bartertown ausfindig zu machen.
Aber zunächst geleiten Collector und Ironbar (Angry Anderson), der oberste Beschützer der Herrscherin, den Fremden in Aunty Entitys Residenz hoch über der Stadt. Hier wartet sie mit einer Garde ausgesuchter Killer auf ihn.
Aber Mad Max wehrt jede Attacke meisterhaft ab und verschafft sich so den nötigen Respekt. Beeindruckt von seinen Fähigkeiten, schlägt Aunty Entity Max einen Handel vor: Um an sein Gefährt heranzukommen, soll er Blaster (Paul Larsson) beseitigen, den riesenhaften Beschützer eines Gnoms namens Master.
Master (Angelo Rossito) ist Herrscher der direkt unter Bartertown gelegenen Underworld und betreibt dort die einzige Energiequelle weit und breit. Der mächtige Zwerg ist seiner Rivalin Aunty Entity schon lange ein Dorn im Auge, weil er sie ihre Abhängigkeit von seiner genialen Erfindung - der Gewinnung von Methan-Gas aus dem Kot von Hunderten von Schweinen - bei jeder Gelegenheit spüren lässt.
Schon am selben Abend kommt es zu einer provozierten Auseinandersetzung zwischen Max und Blaster, und gemäß den Gesetzen Bartertowns müssen die Kontrahenten ihre Kräfte in der Donnerkuppel, der Kampfarena der Stadt, messen. Für Max schlägt nun die Stunde der Wahrheit, denn ein Kampf in der Donnerkuppel unterliegt einem gnadenlosen Grundsatz: Zwei Männer betreten sie, aber lebend verlassen kann sie nur einer.
Die beiden Kämpfenden hängen an elastischen Bändern, und jede Art von Waffe - vom einfachen Messer bis zur Motorsäge - ist erlaubt. Blaster macht Max so zu schaffen, dass dieser schließlich zum letzten, aber wirkungsvollsten Mittel greift: Der Pfeifton bringt Blaster zu Boden, aber anstatt seinen Feind zu töten, wie es das tosende Publikum wie aus einem Munde fordert, schenkt Max dem hilflos vor ihm liegenden Monstrum das Leben.
Damit hat Max gegen das Gesetz der Donnerkuppel verstoßen und muss nun eine Strafe über sich ergehen lassen, die grausamer ist als der Tod: Gulag - die Verbannung in die Wüste.
Auf ein Pferd gebunden, den Kopf mit einer Clownsmaske verhüllt, wird er ohne einen Tropfen Wasser in die Wüste geschickt. Max kann sich zwar bald von seinen Fesseln befreien, ist aber ansonsten der sengenden Sonne schutzlos ausgesetzt. Mitten in einem Sandsturm bricht er bewusstlos zusammen.
Als Max wieder zu sich kommt, glaubt er sich in einer anderen Welt. Er ist von seltsamen, winzigen Gestalten umgeben, von Kindern, die ihn mit großen Augen neugierig und erwartungsvoll anstarren. Sie erzählen ihm, wie sie ihn leblos in der Wüste gefunden und hierher in ihre Oase gebracht haben, die sie Crack in the World nennen und wo sie seit einem Flugzeugabsturz leben.
Zusammen mit der Horde verwilderter Kinder dringt Max durch einen unterirdischen Gang in Underworld ein, besetzt die alte Dampflok, die der Energieversorgung als Pumpe dient, und bricht mit ihr aus Bartertown aus, verfolgt von einer vor Wut tobenden Aunty Entity und einer Armada von Kampffahrzeugen. Eine wilde, mörderische Verfolgungsjagd beginnt...
„Ich traf mich in Los Angeles mit Terry Hayes zum Essen, und er erzählte mir von einer Horde alleingelassener, verwahrloster Kinder. Das korrespondierte mit einigen Ideen, die ich schon länger hatte, und ich sagte zu ihm: Das könnte der Anfang des nächsten Kapitels in Mad Max' Leben sein! Es war also die Idee, wie sich Max mit einer Gruppe von Kindern zusammentut, die alleine aus ihrem Elend nicht mehr herauskommen und auf einen Befreier gewartet haben, mit der alles anfing.“ (1)
Die Geburtstunde von MAD MAX fällt in das Jahr 1979. Damals sorgte der australische Regisseur GEORGE MILLER mit seinem Kinofilm „MAD MAX“ für großes Aufsehen und rückte das bis dahin unterentwickelte Filmland Australien in den Mittelpunkt des internationalen Filminteresses.
George Millers „MAD-MAX“-Filme entwickelten sich mit den Jahren zu wahren Kultfilmen und konnten weltweit mehrere hundert Millionen Dollar einspielen.
„Im Grunde aber haben wir den Film gemacht, weil wir davon Überzeugt waren, daß wir eine großartige Geschichte hatten, eine Geschichte, die Besitz von uns ergriffen, sich sozusagen aus unserem Unterbewußtsein hervorgewagt hatte. Man kommt dann irgendwann zu dem Punkt, wo man einfach das Bedürfnis hat, sie auch zu erzählen und in Bilder umzusetzen - da meldet sich der Geschichtenerzähler in einem, und die Geschichte reißt einen förmlich mit.“ (2)
Hauptort der Dreharbeiten zum dritten „MAX MAX“-Film und Basis für die 140 Mann starke Filmcrew war Coober Pedy im Süden Australiens, eine kleine Bergbaustadt, wo vor allem Opalvorkommen abgebaut werden.
In der Wüste von Coober Pedy herrschen extreme klimatische Bedingungen, die so manchem Beteiligten schwer zu schaffen machten. Die Temperaturen schwanken in dieser Gegend zwischen mehreren Graden unter Null in den Wintermonaten und über 40 Grad im Sommer.
Zudem hatte Coober Pedy eine noch im Betrieb befindliche Eisenbahnstrecke, die alle Anforderungen des Drehbuchs erfüllte, sowie ein breites Netz an Wüstenstraßen, die geschaffen schienen, eine atemberaubende Verfolgungsjagd auf ihnen zu inszenieren.
Mehr durch Zufall entdeckte man in der Wüste von Coober Pedy auch ein sogenanntes Dugout, ein für diese Gegend wegen der extremen Temperaturen typisches, in die Erde gegrabenes Haus, das als Jedediahs Residenz und Zufluchstätte geradezu ideal war.
Etwa zwölf Meilen von Coober Pedy entfernt liegen die sogenannten Breakaways, die eine faszinierende Kulisse für den Film abgeben. Vor mehreren Millionen Jahren bestand das Zentrum Australiens aus einem riesigen Binnensee.
Heute ist dieses Gebiet eine einzige Wüste, die aber noch Spuren ihres Ursprungs zu erkennen gibt. Die Breakaways sind Zeugen dieser Vergangenheit, abgebrochene Felsformationen der ehemaligen Küstenlinie dieses Sees. Sie dienten als Hintergrund für den Treck von mehr als hundert Atomkrieg-Überlebenden, die nach Bartertown ziehen, um dort Handel zu treiben.
Co-Regisseur George Ogilvie entdeckte einen weiteren exotischen Flecken: Black-heath in den Blue Mountains von New South Wales, wo die Szenen in Crack in the Earth, also dem "Riß in der Erde", gedreht wurden. Ogilvie fand hier eine passende und glaubwürdige Umgebung für den Stamm wildlebender Kinder mit einer Schutz bietenden Höhle und genügend Platz, um dort eine Ansiedlung von Hütten aufzubauen.
Kurnell, an der Küste nahe Sydneys Botany Bay gelegen, war schließlich der dritte Drehort des Filmabenteuers: große, langgestreckte und vom Wind immer wieder anders geformten Wanderdünen. Hier spielten sich die Szenen in der Wüste nahe von Crack in the Earth ab. Besonders beeindruckend ist das Wrack einer Boeing 747, die eigens für diesen Film in den Sand gesetzt wurde.
Ein erster Höhepunkt des Films ist der unerbittliche Zweikampf zwischen Mad Max und Blaster in der höllischen Arena der Donnerkuppel. Spezialeffektmann Mike Wood und Stuntarrangeur Grant Page hatten sich für dieses Duell eine besondere Mischung aus Spezialeffekten und Stunts ausgedacht.
Nachdem Max und Blaster die Donnerkuppel betreten, werden sie an schwere, elastische Gürtel gebunden, die von der Kuppel in die Arena herunterhängen. Die Gummibänder bewirken, dass die beiden Kämpfer kreuz und quer durch die Donnerkuppel hüpfen und sich dabei mit einem ganzen Arsenal von Waffen zu Leibe rücken.
Da die Gummiseile den Kämpfern trotz hoher Elastizität nicht genügend Schwung gaben, wurden zusätzlich Druckluft-Zylinder eingesetzt, die von den Darstellern selbst in Gang gesetzt werden konnten. Das Ergebnis war eine perfekte Illusion, ähnlich dem 'Jumping Jack', der damals bei den Flugszenen in MARY POPPINS eingesetzt wurde.
Hand in Hand mit der Stuntcrew arbeiteten die Spezialeffektleute unter der Leitung von Mike Wood. Ebenso wie bei den Stunts kam es auch bei den Spezialeffekten auf exakte Logistik, auf Timing und Sicherheit an, denn höchst Explosives war hier im Spiel.
„Die Idee war, daß Max in dem Moment, wo er den Zug aus Underworld entführt, damit der Methan-Anlage das Herz herausreißt, mit dem Effekt, daß ganz Bartertown in die Luft fliegt." (3)
Fünf volle Tage arbeiteten Wood und sein fünfköpfiges Team an den Vorbereitungen der Zerstörungsszene, um diese so dramatisch und realistisch wie möglich zu gestalten.
"Um die gewünschten Effekte zu erreichen, haben wir alle Zuleitungen zur Lok durchgeschnitten und darin zahlreiche, verschiedene pyrotech-nische Effekte eingebaut, die, von außen ausgelöst, eine Serie von Explosionen und Feuerstößen in Gang setzen. Die Leitungen wurden dann wiederhergerichtet und übermalt. Zudem hatten wir jedes größere Rohr mit einem Kabel versehen, um die Richtung unter Kontrolle zu bekommen, in die sie fielen." (4)
Das weitere war eine Frage des genauen Timings und der richtigen Positionierung der Darsteller. Mike Wood hatte die Arbeit so aufgeteilt, dass jeweils ein Spezialeffektmann sich auf einen bestimmten Bereich oder 'gag', wie es in der Fachsprache heißt, konzentriert und diesen auch allein verantwortet.
Für die Zerstörung von Bartertown wurden zahlreiche Benzin-und Naphthalinbomben an bestimmten Punkten versteckt und mit Hunderten von Spezialeffekten kombiniert. Die Leute von Bartertown wurden in vier Gruppen aufgeteilt und jeweils einem Regieassistenten und mehreren Stuntmen zugewiesen.
Schließlich flog Bartertown wie geplant und vorhergesehen in die Luft: In Panik geratene Leute schrien, Hunde bellten, Schweine quiekten und zahlreiche Motorräder der Leibgarde rasten quer durch das Geschehen. Nach zwei Minuten komprimierten Action-Durcheinanders rief George Miller durchs Mikrofon: "Gut!". Die Szene war im Kasten.
„Ich würde sagen, es liegen etwa 15 Jahre zwischen MAD MAX 2 und MAD MAX 3 . In dieser Zeit hat sich Max in der Einöde umhergetrieben und sicher eine Menge Abenteuer erlebt. Er geht auf Jagd und sucht sich die Dinge, die er zum Überleben braucht. Im Prinzip ist er sein eigener Herr und findet sich in seiner speziellen Welt sehr gut zurecht. Er ist der Typ des einsamen Revolverhelden, ein Samurai auf Wanderschaft sozusagen.“ (5)
„MAD MAX – JENSEITS DER DONNERKUPPEL“, der am 26. September 1985 in die westdeutschen Kinos kam, war mit seinem Budget von 12 Millionen Australischen Dollar der teuerste Film der Serie und spielte ein vielfaches wieder ein.
Doch trotz MEL GIBSON und TINA TURNER hat der SF-Film mit einigen Schwächen zu kämpfen. Das größte Manko von „MAD MAX 3“ ist die verworrene Handlung, die durch eine Art Heilsbringer-Geschichte noch abstruser wirkt, in der Mad Max als Befreier für ein Volk von Kindern dienen soll.
Zwar kann sich die Action im SF-Film durchaus sehen lassen, der Rest ist aber eher eine 08/15-Geschichte, die keine größeren Höhepunkte zu bieten hat.
© by Ingo Löchel
- (1) George Miller
- (2) George Miller
- (3) Mike Wood
- (4) Mike Wood
- (5) George Miller
Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel
(Originaltitel: Mad Max - Beyond Thunderdome)
Australien 1985
Stab
- Regie: George Miller und George Ogilvie
- Drehbuch: Terry Hayes und George Miller
- Schnitt: Richard Francis Bruce
- Kamera: Dean Semler
- Musik: Maurice Jarre
Darsteller
- Mel Gibson als Mad Max
- Tina Turner als Aunty Entity
- Angry Anderson als Ironbar
- Frank Thring als The Collector
- Helen Buday als Savannah Nix
- Angelo Rossito als The Master
- Bruce Spence als Jedediah
- Edwin Hodgeman als Dr. Dealgood
- Paul Larsson als Blaster
FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 107 Minuten
Deutscher Kinostart: 26. September 1985
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