Samstag, 2. Juli 2022

Schauspieler Werner Toelcke

Werner Toelcke wurde  am 12. September 1930 in Hamburg geboren, wo er bis 1943 auf die Oberschule am Stadtpark zur Schule ging.

Der Bombenterror durch die Briten zwang die Familie jedoch nach Sachsen auszuweichen, wo er die Oberschule in Glauchau besuchte. Dort gründete Toelcke mit 15 eine Laienspielgruppe.

Vier Jahre später gab er in der Rolle eines 60jährigen Oberförster sein Bühnen-Debüt.

„Der Intendant vom Stadttheater Glauchau war begeistert von unserer Laienspielgruppe und besetzte mich mit einer Rolle in dem Volksstück vom Stülpner Karl. Ich war inzwischen 19 und spielte einen Oberförster von mindestens 60 mit langem Bart. Der Theaterfriseur hatte mit meinem Gesicht viel Arbeit. Nach diesem Debüt ging ich dann doch lieber nach Weimar auf die Schauspielschule." (1)

Nach seinem Abitur im Jahre 1949, begann Toelcke seine Schauspieler-Ausbildung am Deutschen Theaterinstitut in Weimar. Nach Beendigung der Ausbildung begann er seine Karriere als Bühnenschauspieler, wo er vorwiegend als jugendlicher Liebhaber in klassischen und modernen Stücken an Theatern in Magdeburg oder Erfurt sowie am Staatstheater Dresden und an der Volksbühne Berlin auftrat.

1952 gab Werner Toelcke zudem in dem Film KEIN HÜSUNG sein Film-Debüt, der aber bereits während der Dreharbeiten verboten wurde.

"Der Film wurde bereits während der Dreharbeiten verboten. Wahrscheinlich kam nicht richtig zum Ausdruck, wie sehr die arme Landbevölkerung vom adligen Gutsherren ausgebeutet und unterdrückt wurde." (2)

In den 1950er Jahren begannen mit „PETER PETZ“ seine ersten Schritte als Autor. Das Weihnachtsmärchen PETER PETZ schrieb Toelke aus Protest.

Nachdem er in Magdeburg in einem grottenschlechten Weihnachtsmärchen mitspielen musste, entschied er, ein eigenes zu schreiben. Doch der Henschelverlag, der einzige Theaterverlag in der DDR, lehnte das Stück ab. Doch Toelke gab nicht auf, verfasste mit seiner Reiseschreibmaschine mehrere Kopien und schickte sie an einige Theater. Nach kurzer Zeit kam die Antwort von gleich zwei Theatern, dem Städtischen Theater Leipzig sowie dem Stadttheater Meiningen, die das Stück beide aufführen wollten.

Die beiden Theater einigten sich schließlich darauf,  eine Doppeluraufführung von PETER PETZ am selben Tag durchzuführen. Aufgrund des Erfolges des Stückes wurde es danach an vielen weiteren Theatern aufgeführt. Anfang der 1960er  wurde zudem eine Verfilmung des Stückes für das Fernsehen der DDR gedreht, das 1962 ausgestrahlt wurde.

„Es hieß ´Peter Petz.´ und kam 1957 auf die Bühne, Anfang der Sechziger ins Fernsehen. Die Theaterdramaturgen spürten im Gegensatz zu den Leuten vom Henschelverlag, dass beim Schreiben ein Schauspieler zugange gewesen war. Die Dialoge waren gut. Er hatte die richtige Mischung aus Aktion, Gemüt und Humor getroffen." (3)

Der Dramaturg vom Uraufführungstheater in Meiningen war es auch, der Werner Toelcke schließlich als Drehbuchautor zum Fernsehen holte. Und so entstand nicht nur das Drehbuch zum Fernsehkrimi-Zweiteiler „TOTE REDEN NICHT“, sondern Toelcke übernahm auch die Rolle des Kriminalassistent Weber in dem TV-Zweiteiler.

Wie „DAS HALSTUCH“ in Westdeutschland avancierte „TOTE REDEN NICHT“ mit einer Quote von 70 bis 80% zum Straßenfeger in Ostdeutschland und die Figur des WEBER zum Publikumsliebling, mit dem sich die Bürger in der DDR identifizieren konnten.

Nach dem großen Erfolgt folgten noch fünf weitere WEBER-Krimis, zumeist Mehrteiler, bis die Fernsehgewalten entschieden, dass die DDR-Bürger sich nicht mit einem 'westdeutschen Privatdetektiv' identifizierten durften und so wurde 1971 Werner Toelckes zweites Ich nach "EIN MANN, DER STERBEN MUSS“ von den Funktionären 'getötet'.

„Der Privatdetektiv Weber avancierte zu so etwas wie einer Kultfigur. Viele DDR-Bürger identifizierten sich mit ihm. Das war den kommunistischen Funktionären immer ein Dorn im Auge gewesen. Ein westdeutscher Bürger eignete sich nun wirklich nicht als Identifikationsfigur für Bürger der DDR. 1971 war es dann soweit, sie ermordeten mein zweites Ich." (4)

Daraufhin schuf Toelcke für die beiden TV-Filme RÜCKKEHR ALS TOTER (1974) sowie INKLUSIV TOTENSCHEIN (1977) jeweils einen WEBER-Ersatz, in denen er ebenfalls noch einmal die Hauptrolle übernahm.

„In den letzten beiden Filmen gab es ja keinen Weber mehr. Ich schilderte jeweils Menschen, die in kriminelle Angelegenheiten verwickelt wurden und sich auf die Tätersuche machten, bevor es ihnen selbst an den Kragen ging. Es waren ´Ersatz-Weber´. Ich denke mal, dem Publikum war es egal. Die sahen ja mich, den ehemaligen Weber, im Mittelpunkt des Films. Ob der Kämpfer gegen das Verbrechen nun Weber oder sonst wie hieß, war ihnen schließlich wohl egal." (5)

Nach „RÜCKKEHR ALS TOTER“ sowie “INKLUSIVE TOTENSCHEIN“ hörte Toelcke jedoch auf, Drehbücher für das Fernsehen der DDR zu schreiben, woraufhin  er von den Funktionären als Schauspieler kaltgestellt wurde.

Nach seiner Kaltstellung als Schauspieler widmete sich Werner Toelcke dem Schreiben von Kriminalromanen. 1978 erschien „DIE CHANCE“. Danach folgten „TÖTEN IST SO LEICHT“ (1979), „DIE OPERATION“ (1980) sowie „DAS GESICHT DES MÖRDERS“, die alle im Verlag DAS NEUE BERLIN erschienen. 
 
Die vier Romane erreichten eine Auflagenhöhe von 600.000 Exemplaren. Zudem wurden seine Kriminalromane auch ins Ungarische übersetzt, wo sie in einer ähnlichen Auflagenhöhe erschienen.

Nach der Biermann-Affäre und wegen seiner Skepsis gegenüber der DDR-Regierung, verließ Toelcke mit seiner Familie 1984 die DDR und zog nach Schleswig-Holstein, wo er seiner Frau in ihrer Arztpraxis half.

1988 schrieb Werner Toelcke für den ZDF-Film „DIE LETZTE FAHRT DER SAN DIEGO“ sein letztes Drehbuch. Danach zog er sich vom Schreiben zurück, weil eine Schreibblockade ihn daran hinderte, weiter als Autor bzw. Drehbuchautor tätig zu sein.

Knapp zehn Jahre später änderte sich alles. Denn Werner Toelcke begann mit dem Schreiben des Romans „CLAIRE IM OKTOBER“, den er 2009 beendete, und der seit November 2012 als eBook im Kindle-Shop bei amazon erhältlich ist. In diesem Roman spielt auch wieder sein Spezi PRIVATDETEKTIV WEBER mit.

„Er ist nun 60 und lebt auf dem Dorf. Eines Tages kommt sein Freund, der Kriminalkommissar Schnabel aus Hamburg, zu ihm und erzählt von einer tollen Geschichte. Gemeinsam fahren sie darauf in die Hauptstadt der DDR, um dort einen Mord aufzuklären. Und hier kommt es nun zu einer brisanten Begegnung zwischen Claire und dem Detektiv Weber." (6)

Zudem überarbeitete Toelcke seinen Roman „DAS GESICHT DES MÖRDERS“ aus dem Jahre 1981 komplett neu, der 2012 ebenfalls als eBook im Kindle-Shop veröffentlicht wurde.

Der Schauspieler und Autor Werner Toelcke verstarb am 19. Oktober 2017 in Oldendorf bei Itzehoe.

© by Ingo Löchel

  • (1) Werner Toelcke
  • (2) Werner Toelcke
  • (3) Werner Toelcke
  • (4) Werner Toelcke
  • (5) Werner Toelcke
  • (6) Werner Toelcke



Filmogaphie


Als Kriminalassistent bzw. Privatdetektiv Weber

  • 1. Tote reden nicht (1963) (TV)
  • 2. Doppelt oder nichts (1964) (TV)
  • 3. Er ging allein (1967) (TV)
  • 4. Tod im Preis inbegriffen (1968) (TV)
  • 5. Botschafter morden nicht (1970)
  • 6. Ein Mann, der sterben muss (1971) (TV)

Sonstige Filme

  • 1. Kein Hüsung (1952)
  • 2. Der Ochse von Kulm (1955)
  • 3. Thomas Müntzer (1956)
  • 4. Algier 12 Uhr 5 (1959)
  • 5. Der Spekulant (1959)
  • 6. Die Geier der Hellen Turner (1959)
  • 7. Der letzte Besuch (1960)
  • 8. Ärzte (1960)
  • 9. Liebe, Lords und Lohengrin (1960)
  • 10. Parole Freies Deutschland (1960)
  • 11. Tartuffe (1960)
  • 12. Erniedrigte und Beleidigte (1961)
  • 13. Gewissen in Aufruhr (1961)
  • 14. Kenners Dreh (1961)
  • 15. Die Insel der Aphrodite (1962)
  • 16. Die Nacht an der Autobahn (1962)
  • 17. Mein Freund Stefan Waske (1962)
  • 18. Die Nacht in Darniza (1962)
  • 19. Peter Petz (1962)
  • 20. Punkt 12 in der Maskenbar (1962)
  • 21. Menschen und Tiere Lyudi i zveri (1962)
  • 22. Mord in Riverport (1963) (TV)
  • 23. Die kurze Leiter (1963)
  • 24. Die Nacht in Darniza (1963)
  • 25. Die Winterschlacht (1963)
  • 26. Gold für USA (1963)
  • 27. Lady Windermeres Fächer (1963)
  • 28. Rolando Gomez ist verschwunden (1963)
  • 29. Top Secret (1963)
  • 30. Zwischenbilanz (1963)
  • 31. Komm mit mir nach Montevideo (1963) (TV)
  • 32. Die große Wut des Philipp Hotz (1964) (TV)
  • 33. Die heiligen drei Könige (1964)
  • 34. Keine Hochzeit ohne Ernst oder Bunbury (1964)
  • 35. Die gefrorenen Blitze/ Password Paperclip/Target Peenemünde (1967)
  • 36. Die Panne (1967)
  • 37. Tod im Preis inbegriffen (1968)
  • 38. Zollfahndung (1970)
  • 39. Du und ich und Klein-Paris (1971)
  • 40. Ein Florentinerhut (1972)
  • 41. Polizeiruf 110 - Der Tote im Fließ (1972) (TV)
  • 42. Der große Coup des Waldi P. (1973) (TV)
  • 43. Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow (1973)
  • 44. Rückkehr als Toter (1974) (TV)
  • 45. Die Tonking-Affäre (1974)
  • 46. Nach Abpfiff Mord (1974)
  • 47. Watergate (1975)
  • 48. Der arme Reiche, Hubert B. (1975) (TV)
  • 49. Adam und Eva und kein Ende (1976) (TV)
  • 50. Max Dortu oder nur die Toten kehren nicht zurück (1976)
  • 51. Schließt mir nicht die Augen (1976)
  • 52. Auftrag für M & S (1977) (TV)
  • 53. Inklusiv Totenschein (1977) (TV)
  • 54. Operation Arsenal/Akcja pod Arsenalem (1978)
  • 55. Besuch eines Herrn (1981) (TV)

TV-Serien

  • 1. Indizien - Geständnisse - Beweise (1 Folge, 1962)
  • 2. Der Staatsanwalt hat das Wort (2 Folgen, 1972-1979)
  • 3. Kriminalfälle ohne Beispiel (1 Folge, 1974)
  • 4. Das unsichtbare Visier (als Greiner, 2 Folgen, 1973-1975)

Als Drehbuchautor

  • 1. Tote reden nicht (1963) (TV)
  • 2. Doppelt oder nichts (1964) (TV)
  • 3. Er ging allein (1967) (TV)
  • 4. Tod im Preis inbegriffen (1968) (TV)
  • 5. Botschafter morden nicht (1970)
  • 6. Ein Mann, der sterben muß (1971) (TV)
  • 7. Rückkehr als Toter (1974) (TV)
  • 8. Inklusiv Totenschein (1977) (TV)
  • 9. Die letzte Fahrt der San Diego (1988)  (TV)

Romane

  • 1. Der zerbrochene Weihnachtsengel (1955)
  • 2. Tote reden nicht  (1964)
  • 3. Doppelt oder nichts/Ausweg Mord (1965)
  • 4. Er ging allein (1966)
  • 5. Die Chance  (1978)
  • 6. Töten ist so leicht (1979)
  • 7. Die Operation (1980)
  • 8. Das Gesicht des Mörders (1981)
  • 9. Claire im Oktober (2009)

 

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