Freitag, 26. August 2022

Kriminalfilm: Der Clan der Sizilianer (1969)

Die sizilianische Familie Manalese betreibt in Paris eine Firma für elektronische Spielgeräte und Flipper. Hinter den Kulissen ist sie jedoch in kriminelle Geschäfte verstrickt.

Das Oberhaupt der Familie ist  Vittorio Manalese (Jean Gabin), der in seiner Jugend nach Frankreich kam, hat für die Zukunft seine Rückkehr nach Sizilien als geachteter Bürger geplant.

Zudem Manalese plant zusammen mit seinen Söhnen Sergio (Marc Porel), Aldo (Yves Lefebvre) und Luigi (Philippe Baronnet) einen spektakulären Juwelen-Coup.

Während seines Gefängnisaufenthaltes saß einer der Söhne von Vittorio  mit Roger Sartet (Alain Delon) in einer Zelle und freundete sich mit dem Polizistenmörder an.

Da Sartet von einem anderen Mithäftling die Pläne für das Sicherheitssystem einer Juwelenausstellung erfahren hat, ihm jedoch wegen mehrfachen Mordes die Hinrichtung droht, wird er während einer Überführungsfahrt aus einem Gefangenentransporter befreit.

Die Flucht von Sartet  wird Kommissar Le Gof (Lino Ventura) übertragen, der den Verbrecher bereits von seinen früheren Verbrechen her kennt. Nichtsdestotrotz gelingt es Sartet, immer wieder, der Polizei in letzter Sekunde zu entkommen.

Nach seiner Flucht bringt Sartet die Sicherheitspläne der Juwelenausstellung in das Haus der Familie Manalese, die planen, mit ihm gemeinsam die Ausstellung auszurauben, wozu Vittorio Manalese sich eigens mit seinem alten, in die USA ausgewanderten Freund Tony Nicosia (Amedeo Nazzari) trifft.

Beide erkunden die Ausstellung, stellen jedoch fest, dass eine zusätzliche Sicherheitseinrichtung den Einbruch unmöglich macht. Die Lösung des Problems kommt schließlich von Nikosia. Der schlägt vor, nach der Überführung der Juwelen nach New York City, während der  nächsten Station der Ausstellung, das Flugzeug zu kapern und umzulenken...

Dank der Unterstützung von Darryl F. Zanuck und 20th Fox sowie eines Budgets von rund 15 Millionen Francs konnte sich der Regisseur HENRY VERNEUIL den Luxus leisten, mit JEAN GABIN, ALAIN DELON und LINO VENTURA gleich drei Stars des französischen Films in einen einzigen Kriminalfilm zu vereinen.

„Alle kommen herzlich miteinander aus.  Was mich übrigens nicht überrascht, denn wir sind alle Freunde. Ich habe einen Film mit Delon gedreht, zwei mit Ventura, vier mit Gabin, sie waren auch Partner des anderen, kennen sich, schätzen sich. Zwischen ihnen kann es kein Konkurrenzdenken geben." (1)

Für das Drehbuch, das auf einen Roman von Auguste Le Breton („Rififi“) basiert, konnte Verneuil auf ein weiteres starkes Trio zurückgreifen, den Autoren Auguste Le Breton sowie José Giovanni und Pierre Pelegri, die mit Robert Enrico bereits bei „DIE ABENTEURER“ mit Alain Delon und Lino Ventura zusammengearbeitet hatten.

Die Dreharbeiten zu „DER CLAN DER SIZILIANER“ zogen sich 1969 über drei Monate hin. Mit der Besonderheit, die eine zusätzliche Schwierigkeit für die Schauspieler darstellte, dass sie in zwei Sprachen durchgeführt wurde: Französisch und Englisch.

Der Regisseur Verneuil hat internationale Ambitionen. Die Schauspieler spielten also jede Szene in beiden Sprachen nach. Ein Coach war am Set anwesend, um den Schauspielern beim Spielen auf Englisch zu helfen. Ventura hat mit der englischen Sprache so seine Probleme. Gabin und Delon dagegen nicht, da sie in Hollywood einige Jahre gelebt hatten.

Lino Ventura hatte im Film „DER CLAN DER SIZIALIANER“ nur wenige Szenen mit Gabin und Delon, da Kommissar Le Goff seine Ermittlungen auf eigene Faust durchführt. Dementsprechend nimmt er auch nicht an dem Luftraub teil, bei dem eine DC-8 entführt werden soll.

Der Filmemacher HENRI VERNEUIL hat die Dinge im großen Stil geplant. Er ließ nicht nur alle Requisiten für eine fiktive Fluggesellschaft herstellen, sondern beauftragte auch seinen Bühnenbildner, einen Teil des Terminals von Orly im Studio nachzubauen, wo er mehrere hundert Komparsen unterbringen sollte.

Am 9. Mai 1969 konnte der Schauspielerin JEAN-PAUL BELMONDO nicht widerstehen und besuchte das Film-Set.

Hinter den Kulissen bereitet man sich auf das Schlimmste vor: die mögliche  Verhaftung von Alain Delon. Dieser war nämlich in die Markovic-Affäre verwickelt. Das ging so weit, dass acht Tage hintereinander ein Inspektor  bei den Dreharbeiten anwesend war, um Delon gegegenenfalls nach Ende der Aufnahmen in den Verhörraum zu bringen.

Als „DER CLAN DER SIZILIANER“ 1969 in Frankreich startete, der die letzte Zusammenarbeit von Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura markiert, wurde der Film ein Hit an den Kinokassen und lockte über 4,82 Millionen Franzosen in die Kinos.

Der Film „DER CLAN DER SIZILIANER“ besticht nicht allein durch seine grandiose Besetzung in Gestalt von JEAN GABIN, ALAIN DELON und LINO VENTURA, die in jeder Szene den richtigen Ton treffen, ohne sich gegenseitig in den Schatten zu stellen, sondern der Film verdankt der perfekten Regie von Henri Verneuil und der geschickten Kameraführung von Henri Decaë  auch einen Großteil seiner Atmosphäre

Unterstützt durch die hervorragende Musik von ENNIO MORRICONE erweist sich „DER CLAN DER SIZILIANER“ als sehr geschickt aufgebauter Kriminalfilm ohne Leerlauf, den man sich immer wieder anschauen kann.

© by Ingo Löchel

  • (1)    Henri Verneuil


Der Clan der Sizilianer
(Originaltitel: Le clan des Siciliens)
Frankreich 1969

Stab

  • Regie: Henri Verneuil
  • Drehbuch: José Giovanni, Pierre Pelegri und Henri Verneuil
  • Kamera: Henri Decaë
  • Schnitt: Pierre Gillette
  • Musik: Ennio Morricone

Darsteller

  • Jean Gabin als Vittorio Manalese
  • Alain Delon als Roger Sartet
  • Lino Ventura als Inspector Le Goff
  • Irina Demick als Jeanne Manalese
  • Amedeo Nazzari als Tony Nicosia
  • Marc Porel als Sergio Manalese
  • Yves Lefebvre als Aldo Manalese
  • Danielle Volle als Monique Sartet
  • Philippe Baronnet als Luigi Manalese
  • Karen Blanguernon als Teresa Manalese
  • Sydney Chaplin als Jack
  • Sally Nesbitt als Mrs Evans
  • André Thorent. Insektor Bourdier
  • André Pousse als G. Malik
  • Jacques Duby als Raymond Rovel
  • Christian de Tillière als Jean-Marie Balard

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 115 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 13. Februar 1970

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