Mittwoch, 10. Mai 2023

Kriminalfilm: Es geschah am hellichten Tag (1958)

Kurz vor seiner Abreise nach Jordanien, wo Oberstleutnant Dr. Matthäi (Heinz Rühmann) von der Züricher Kantonspolizei seine neue Stelle als Polizei-Ausbilder antreten soll, erhält er einen Anruf des Hausierers Jacquier (Michel Simon).

Dieser teilt ihm mit, dass er im Wald von Mägendorf, einem kleinen Ort nahe Zürich, die Leiche des kleinen Mädchens Gritli Moser gefunden hat.

Matthäi fährt daraufhin sofort mit seinen Kollegen nach Mägendorf, wo ihn der Hausierer den Fundort zeigt. Bei seinen Ermittlungen in der Volksschule zeigt ihm Gritlis Freundin ein Bild, das das ermordete Mädchen gemalt hatte.

Auf dem Bild sind ein Riese, ein kleines Mädchen, mehrere Igel, ein Kasperle, ein Auto und ein merkwürdiges Tier mit Hörnern zu sehen.

Doch zunächst kann Matthäi die Darstellungen auf dem Bild nicht in einen Zusammenhang mit dem Verbrechen bringen.

In Zürich angekommen, kann Leutnant Henzi (Siegfried Lowitz), Matthäis Mitarbeiter und Nachfolger, nach einem harten, mehrstündigen Verhör Jacquier dazu bringen, die Tat zu gestehen. In der Nacht darauf erhängt sich der Hausierer Jacquier in seiner Zelle.

Als Matthäi nach Jordanien fliegen will, trifft er im Flugzeug auf einen Mann, der Schokotrüffel verspeist, die ihn an die Igel in Gritli Mosers Zeichnung erinnern. Daraufhin verlässt er das Flugzeug, da er eine neue Spur wittert. Die Polizei verweigert jedoch eine Wiederaufnahme der Ermittlungen.

Der Psychiater Professor Manu, ein alter Freund von Matthäi, erklärt ihm, dass sich hinter Gritlis Bild reale Ereignisse und Personen verbergen müssen.

Zudem glaubt der Psychiater, dass der Täter einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Frauen habe und es sehr wahrscheinlich sei, dass er weitere Morde begehen werde. Außerdem vermutet er, dass der Mörder wohl keine Kinder habe, da er sonst zu so einer Tat nicht fähig wäre.

Danach untersucht Matthäi die Orte, an denen zwei andere Mädchen vor Jahren ermordet wurden. Mit Hilfe einer Landkarte erkennt er, dass die Verbrechen alle unweit einer Landstraße begangen wurden, die in den Kanton Graubünden führt.  

Zudem bringt er durch die Zeichnungen weiterer Kinder, die er mit dem Bild von Gritli Mosesr vergleicht, das merkwürdige Tier mit den Hörnern mit dem Graubündner Wappentier, einem Steinbock, in Verbindung, so dass er vermutet, dass der Mörder ein Auto mit Graubündner Kennzeichen fährt und dabei sehr oft die Landstraße zu diesem Kanton benutzt.

Um dem Kindermörder eine Falle zu stellen,  mietet er eine Tankstelle an der Landstraße von Zürich nach Chur und stellt als Frau Heller, eine junge Frau als Haushälterin ein, deren Tochter Annemarie (Anita von Ow) in Gritli Mosers Alter ist und dieser äußerlich ähnelt…

1957 nahm der  Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt vom Schweizer Filmproduzenten Lazar Wechsler den Auftrag an, das Drehbuch für einen Kinofilm zu schreiben, in dem es um Sexualverbrechen an Kindern gehen sollte.

So verfasste er die Vorlage zum späteren Drehbuch zum Kriminalfilm „ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG“, das später noch von Hans Jacoby und Ladislao Vajda bearbeitet wurde. 

Da die Dreharbeiten mehrmals verschoben werden mussten und letztendlich erst im Februar 1958 beginnen konnten, standen der Regisseur Wolfgang Staudte und der Schauspieler Martin Held, der den Dr. Matthäi spielen sollte, nicht mehr für das Filmprojekt zur Verfügung.

So wurden der Regisseur Ladislao Vajda und den Schauspieler HEINZ RÜHMANN für den Kriminalfilm „ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG“ von Produzent Lazar Wechsler verpflichtet.

Der Film wurde von der Schweizer Praesens-Film AG in Zusammenarbeit mit der CCC-Film des Produzenten Arthur Brauner und der Chamartín SA aus Madrid produziert und in der Schweiz gedreht

Die Uraufführung des Kriminalfilms „ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG“ fand  am 4. Juli 1958 im Rahmen der 8. Berlinale statt.

Da Friedrich Dürrenmatt weder mit dem Titel des Films noch von dem Film und dessen Ende begeistert war, schrieb er  1958 den Kriminalroman „DAS VERSPRECHEN“, den er selbst als „Requiem auf den Kriminalroman“ bezeichnete, da er sich über die gängigen Regeln eines Krimis hinwegsetzte und eine völlig andere Richtung einschlug.

Denn während Kommissär Matthäi mit seinen Ermittlungen im Film Erfolg hat und am Ende der Kindermörder Albert Schrott (gespielt von GERT FRÖBE) gefasst werden kann, verliert der Protagonist Matthäi in dem Roman von Dürrrenmatt wegen seiner vergeblichen Suche nach dem Mörder den Verstand.  

Mit „ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG“ präsentiert der Regisseur Ladislao Vajda einen spannungsreichen und atmosphärisch dicht inszenierten Kriminalfall mit psychologischer Raffinesse, der insbesondere durch die hervorragenden Darsteller in Gestalt von HEINZ RÜHMANN und GERT FRÖBE punkten kann.

© by Ingo Löchel

Es geschah am hellichten Tag
Schweiz/Deutschland/Spanien 1958

Stab

  • Regie: Ladislao Vajda
  • Drehbuch: Friedrich Dürrenmatt, Hans Jacoby und Ladislao Vajda
  • Kamera: Heinrich Gärtner und Ernst Bolliger
  • Schnitt: Hermann Haller
  • Musik: Bruno Canfora

Darsteller

  • Heinz Rühmann als Dr. Hans Matthäi
  • Gert Fröbe als Albert Schrott
  • Siegfried Lowitz als Leutnant Henzi
  • Michel Simon als Jacquier
  • Sigfrit Steiner als  Feller
  • Heinrich Gretler als Polizeikommandant
  • Berta Drews als Frau Schrott
  • Ewald Balser als Professor Robert Manz
  • María Rosa Salgado als Frau Heller
  • Anita von Ow als Annemarie Heller
  • Barbara Haller als Ursula Fehlmann
  • Hans Gaugler als Herr Moser
  • Margrit Winter als Frau Moser
  • Max Werner als Lehrer Lenz
  • René Magron als Polizeibeamter Weber

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 100 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 9. Juni 1958

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