Freitag, 21. Juli 2023

Regisseur George A. Romero - Der Vater des Zombiefilms

George A. Romero wurde am 4. Februar 1940 in New York City, New York, USA, geboren. Er wuchs in der Bronx auf und begeisterte sich als Jugendlicher für die klassischen Horrorfilme mit Boris Karloff und Bela Lugosi.

Romero liebte Frankensteins Monster und die Mumie, und las die EC-Horror-Comics, die später zensiert und verboten wurden.
"Als ich jung war, habe ich allerdings auch die EC-Horror-Comics geliebt, die dann später auch zensiert und verboten wurden. Die Grausamkeit in Heftchen wie „Tales From The Crypt“ hat mich nie traumatisiert. Der Humor hat das Grauen leichter verdaulich gemacht. Ich konnte mich immer auch über die Geschichten amüsieren und so den Schrecken genießen." (1)

Zudem ging er lieber ins Kino, als an Sportturnieren und anderen Veranstaltungen teilzunehmen.  Mit 14 drehte er bereits eigene Filme mit einer Super-8-Kamera.

George A. Romero studierte Kunst, Theater und Design an der "Carnegie Mellon University" in Pittsburgh und erwarb 1961 den "Bachelor of Arts".

1961 gründete er zusammen mit einigen Studienfreunden die Produktionsgesellschaft IMAGE TEN, um zunächst Werbespots und Lehrfilme zu drehen, bis er mit dem Drehbuch zu “DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN” begann.

Der düstere, in Schwarzweiß gedrehte Zombie-Film, der gerade einmal 150.000 US-Dollar kostete, realisierte Romero fast im Alleingang. Neben dem Drehbuch war er auch für  die Kameraarbeit sowie für den Schnitt des Films verantwortlich.

Zudem war George A. Romero in einer kleinen Rolle als Reporter in “DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN” zu sehen, indem auch der Co-Autor John A. Russo  eine kleine Rolle mimte. Russo spielt darin einen Zombie.

Romeros erster Horrorfilm traf mit seiner Kritik an der Gesellschaft (Rassismus und den Vietnamkrieg) genau den Nerv der Zeit und wurde schnell zum Geheimtipp unter den Filmfans. Der kontroverse Film wurde zudem in die Sammlung des New Yorker "Museum of Modern Art" aufgenommen.

„1968 waren Zombies ein Voodoo-Phänomen, gehörten in die Karibik. Ich habe meine Untoten, Fleischesser‘ genannt, ich habe das Wort Zombie nie verwendet. Das passierte erst als die Leute darüber zu schreiben begannen und zu mir sagten: ,Ach, diese Zombies!‘ Ich antwortete: ,Zombies? 

Das sind keine Zombies, das sind deine Nachbarn, das sind wir selbst!‘ Ich habe den Zombie nicht erschaffen. Meine Idee war wohl anders: Die Untoten tragen nun Nikes und T-Shirts und pflücken eben nicht mehr Baumwolle für Bela Lugosi.“ (2)

Nachdem Romero die Filme "There's Always Vanilla” (1971), “ Season of the Witch” (1972), “Crazies” (1973) sowie “ Wampyr” (1976) abgedreht hatte, gelang ihm 1978 mit dem Film "ZOMBIE“ der Durchbruch als Regisseur.

Der mit einem Budget von 500.000 US-Dollar gedrehte Zombiestreifen, spielte  weltweit  55 Millionen US-Dollar ein, und wurde zum weltweiten Hit an den Kinokassen.

Nach den beiden Filmen "KNIGHTRIDERS" (1981) und "DIE UNHEIMLICH VERRÜCKTE GEISTERSTUNDE" (Originaltitel: CREEPSHOW, 1982), ging es 1984 an die Realisierung des nächsten Zombiefilms "ZOMBIE 2", wobei es aber zu Problemen mit den Produktionsfirmen kam.

Zum einen wurde das Budget des Film von 7 Millionen US-Dollar auf 3,5 Millionen US-Dollar gekürzt, zum anderen musste Romero aufgrund der Budgetkürzung auch sein Drehbuch mehrere Male umschreiben und kürzen, bis es genehmigt wurde.

So blieben letztendlich von dem eigentlich Originaldrehbuch mit zweihundert Seiten nach mehreren umgeschriebenen Versionen nur noch achtundachtzig Seiten übrig.

Im Gegensatz zu "DAWN OF THE DEAD" lief "DAY OF DEAD" (1984) nicht so erfolgreich an den Kinokassen, spielte aber immerhin noch weltweit 34 Millionen US-Dollar ein.

Nach seinem dritten Zombie-Film „DAY OF THE DEAD“ (1985) dauerte es zwanzig Jahren, bis George A. Romero seinen nächsten Zombiestreifen realisieren konnte.

Zuvor hatte er die Filme "DER AFFE IM MENSCHEN" (1888), "STEPHEN KINGS STARK" (1993) sowie "BRUISER" (2000) gedreht.

Mit dem Drehbuch zu seinem vierten Zombiestreifen begann Romero Mitte 2000. Nachdem er es im Spätsommer 2001 fertiggestellt hatte, schickte er es am 8. September zu den Filmstudios. Doch nach den Anschlägen vom 11. September, wanderte die Drehbuchfassung erst einmal wieder ins Regal.

Nach der Invasion im Irak, arbeitete Romero die damaligen politischen und gesellschaftliche Probleme der USA in einer neuen Fassung des Drehbuchs zu "LAND OF DEAD" ein. Insbesondere auch seine Kritik an der damaligen Bush-Regierung.

"Aber der Film handelt nicht ausschließlich von Terrorismus. Es geht vielmehr um das Ignorieren von Problemen. Es geht um Armut, Aids und Obdachlosigkeit. In meinem Verständnis sollten Filme immer die Zeit reflektieren in der sie gedreht werden. Das gilt besonders für die sozialpolitische und gesellschaftliche Aspekte. Und die Schere zwischen Arm und Reich wird nun mal immer größer in Amerika.

Die Regierung baut sich eine schöne, kleine Welt auf, in der sie verdrängt, was ihr nicht gefällt. Die denken, wenn sie ein Problem ignorieren, dann verschwindet es von selbst. Sie kapseln sich ab von der Realität, sie drehen ihr den Rücken zu und hoffen, dass das ausreicht.

In "Land of the Dead" wird genau das beschrieben: Die Elite der Restmenschheit lebt in einem hohen Glasturm, während alle anderen keine Chance auf einen sozialen Aufstieg haben und in verfallenen Häusern leben.

Auf der untersten Stufe stehen dann die Zombies, die nicht umsonst wie Obdachlose angezogen sind. Aber ich glaube, wenn der Film im Weißen Haus gezeigt würde, würde ihn niemand verstehen.“ (3)

Zudem vollziehen die Zombies in den Filmen von George A. Romero nach und nach einen Evolutionssprung. Sie beginnen zu kommunizieren, rotten sich zusammen und agieren manchmal sogar ziemlich menschlich.

„Ich habe immer versucht, den nächsten logischen Schritt zu gehen und die Zombies als Charaktere weiterzuentwickeln. Obwohl die vier Filme inhaltlich nicht zusammenhängen, zeigen sie dennoch eine Kontinuität: Im ersten Film kamen die Zombies in der Nacht. Sie waren keine Persönlichkeiten.

Am Ende des dritten Films haben sie begonnen, die Menschen zu imitieren und den Planeten zu erobern. Jetzt beherrschen sie ihn und ergreifen zum ersten Mal die Initiative. Sie sind mit Absicht menschlich gehalten.

Ich habe auch darauf geachtet, dass ihr Kleidungsstil verschieden ist, ich wollte sie nicht wie eine Armee darstellen, sondern wie Individuen. Abgesehen davon mag ich den Gedanken, dass Zombies wie wir sind.

Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob sich die Menschen wie Zombies benehmen.“ (4)

Nach „LAND OF THE DEAD“ folgte der Zombie-Streifen „DIARY OF THE DEAD“ (2007), der von Romero als Neustart konzipiert wurde, und kurz vor bzw. während der  Anfänge der Zombie-Invasion spielt.

In "DIARY OF THE DEAD" wird eine Gruppe von Filmstudenten um Regisseur Jason (Joshua Close) und dessen Freundin Debra (Michelle Morgan), die in den Wäldern Pennsylvanias gerade einen Horrorfilm drehen, plötzlich mit dem realen Horror konfrontiert.

Während im Radio die ersten Meldungen von wiederauferstehenden Toten bekanntgegeben werden, und die Untoten sich über den gesamten Globus ausbreiten, versucht die Studententruppe bis zu ihren gut einhundert Meilen entfernten Familien und Freunden durchzukommen.

Auf den Weg dorthin beschließt Jason, die schrecklichen Geschehnisse mit seiner Kamera aufzuzeichnen und online zu stellen.

„Meine ersten vier Zombie-Filme habe ich mit einem Abstand von mehr oder weniger 10 Jahren gemacht. Nach dem vierten Film LAND OF THE DEAD wollte ich aber möglichst schnell etwas über die Veränderung der Medien und über sozialen Journalismus machen.

Ich schrieb also ein Drehbuch das sich für wenig Geld realisieren ließ und konnte deshalb schon bald DIARY OF THE DEAD drehen. Dieser Film hat dann, grade weil er so günstig produziert wurde, viel Geld eingespielt.

Daraufhin wollten die Produzenten gleich den nächsten Zombie-Film haben. Für mich ging das zwar etwas schnell, aber warum sollte ich mich über meinen Erfolg beschweren? Ich habe dann diese Idee einer dreiteiligen Serie von Filmen gehabt, die mit DIARY beginnt und teilweise mit dort eingeführten Charakteren fortgeführt wird.“ (5)

Mit seinem Film "DIARY OF THE DEAD", der bei einem Budget von 2 Millionen US-Dollar, weltweit nur über 5,3 Millionen US-Dollar einspielte, entwarf George A. Romero seine Kritik an den Medien, in Person der darin agierenden Filmstudenten.

„Ich war Medien gegenüber schon immer kritisch eingestellt, vor allem wegen der Gefahr, die von Manipulationen ausgeht. Jetzt bereitet es mir große Sorgen, wenn ich sehe, wie meine beiden Kinder mit dem Internet umgehen.

Es ist sehr einfach zu lügen und es ist sehr einfach für jemanden mit einer irren Idee, plötzlich Millionen von Menschen hinter sich zu haben. Dort hast du Nazis, da die islamische Scharia. Es wird tribalistisch. Man möchte dieser Idee einer offenen Kommunikation vertrauen, aber es scheint mir kein Diskurs zu sein, und es ist auch nicht immer ein aufrichtiger Austausch von Informationen.“ (6)

2009 folgte mit „SURVIVAL OF THE DEAD“ Romeros letzter Film, für den er ebenfalls das Drehbuch schrieb.

„Bei SURVIVAL OF THE DEAD habe ich viel mit humoristischen Einlagen gespielt und bin auf die verrückte Idee gekommen Western-Elemente in meinen Zombie-Film einzubauen. In „Survival of The Dead“ gibt es auch ein paar Momente, die an die überzeichnete Gewaltdarstellung der Looney-Tunes-Trickfilme erinnern.

Der Subtext ist zeitloser als bei meinen anderen Filmen. Es geht um Krieg und um die Unfähigkeit der Menschen selbst in Krisensituationen ihren Hass nicht aufgeben zu können.

Ich genieße die künstlerische Freiheit, die mir durch die niedrigen Produktionskosten gesichert ist. Mag sein, das ich dabei auch Fehler mache, aber SURVIVAL ist zumindest mein Film und ich hatte großen Spaß ihn zu machen.“ (7)

George A. Romero, der Vater des Zombiefilms, verstarb am 16. Juli 2017 an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung im Kreis seiner Familie.

Kurz vor seinem Tod plante Romero den Film "ROAD OF THE DEAD", dessen Drehbuch er zusammen mit Matt Birman geschrieben hatte.

© by Ingo Löchel

  • (1) George A. Romero
  • (2) George A. Romero
  • (3) George A. Romero
  • (4) George A. Romero
  • (5) George A. Romero
  • (6) George A. Romero
  • (7) George A. Romero


Filmographie

  • 1. Night of the Living Dead/Die Nacht der lebenden Toten (1968)
  • 2. There's Always Vanilla (1971)
  • 3. Hungry Wives/Season of the Witch (1972)
  • 4. The Crazies/Crazies (1973)
  • 5. Martin/Wampyr (1976)
  • 6. Dawn of the Dead/Zombie (1978)
  • 7. Knightriders/Knightriders - Ritter auf heißen Öfen (1981)
  • 8. Creepshow/Die unheimlich verrückte Geisterstunde (1982)
  • 9. Day of the Dead/Zombie 2 (1985)
  • 10. Monkey Shines/Der Affe im Menschen (1988)
  • 11. Due occhi diabolici (1990) (Segment "The Facts in the Case of Mr. Valdemar")
  • 12. The Dark Half/Stephen Kings Stark (1993)
  • 13. Bruiser (2000)
  • 14. Land of the Dead (2005)
  • 15. Diary of the Dead (2007)
  • 16. Survival of the Dead (2009)

Drehbücher

  • 1. Night of the Living Dead/Die Nacht der lebenden Toten (1968)
  • 2. Hungry Wives/Season of the Witch (1972)
  • 3. The Crazies/Crazies (1973)
  • 4. Martin/Wampyr (1976)
  • 5. Dawn of the Dead/Zombie (1978)
  • 6. Knightriders/Knightriders - Ritter auf heißen Öfen (1981)
  • 7. Creepshow/Die unheimlich verrückte Geisterstunde (1982)
  • 8. Tales from the Darkside (4 Folgen, 1983-1986)  TV-Serie
  • 9. Day of the Dead/Zombie 2 (1985)
  • 10. Creepshow 2/Creepshow 2 - Kleine Horrorgeschichten (1987)
  • 11. Monkey Shines/Der Affe im Menschen (1988)
  • 12. Due occhi diabolici (1990)
  • 13. Tales from the Darkside: The Movie/Geschichten aus der Schattenwelt (1990)
  • 14. Night of the Living Dead/Die Rückkehr der Untoten (1990)
  • 15. The Dark Half/Stephen Kings Stark (1993)
  • 16. Bruiser (2000)
  • 17. Land of the Dead (2005)
  • 18. Night of the Living Dead 3D (2006)
  • 19. Diary of the Dead (2007)
  • 20. Survival of the Dead (2009)

 

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