Montag, 2. August 2021

Zum 45. Todestag von Regisseur Fritz Lang

Heute vor 45 Jahren verstarb Fritz Lang. Ein guter Grund an dieser Stelle an den Regisseur vieler Filmklassiker zu erinnern...

Fritz Lang wurde am  5. Dezember 1890 als Friedrich Christian Anton Lang in Wien geboren. 

1907 begann Lang ein  Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule in Wien, wechselte aber ein Jahr später an die Wiener Akademie der bildenden Künste, um dort Malerei zu studieren.

1911 ging er nach München, danach nach Paris, um sein Studium der Maleriei fortzuführen. 

Drei Jahre später kehrte Fritz Lang nach Wien zurück und meldete sich freiwillig zur Armee. Nach einer Kriegsverletzung gab er während seines Genesungsurlaubes 1916 in "DIE PEITSCHE" sein Debüt als Drehbuchautor. Aufgrund diverser Verwundungen wurde er 1918 aus der Armee entlassen.

1919 heiratete Lang  nicht nur Lisa Rosenthal, die 1921 verstarb, sondern gab auch in dem Stummfilm "HALBBLUT" sein Regie – Debüt. 

Am 26. August 1922 heiratete er Thea von Harbou und erwarb dadurch die deutsche Staatsangehörigkeit. Das Paar ließ sich am 26. April 1933 wieder scheiden.

Im selben Jahr drehte Lang den Filmklassiker "DR. MABUSE – DER SPIELER". 

Es folgten die Filme 

  • "DIE NIBELUNGEN - SIEGFRIED" (1923)

"Monumentales Stummfilmwerk über die Heldensage, gut gespielt und gekonnt düster inszeniert. Sicherlich auch in Sachen Dekor (etwa der grandios-finstere Zauberwald) und Kameraführung (Falkentraum, Versteinerung der Zwerge, Tarnkappeneffekt usw.) ein Vorreiter der filmischen Epen. Fritz Lang wollte - nach eigenen Worten - in seinem zweiteiligen Film vier verschiedene Welten schildern: die "überfeinerte Kultur" der Burgunderkönige, die "gespensterhaft-elfische" Welt des jungen Siegfried, die "bleiche, eisige Luft" im Isenland Brunhilds, und die Welt Etzels, des "Asiaten". (1)

  • "DIE NIBELUNGEN 2 - KRIEMHILDS RACHE" (1924)

"Dass für die Verfilmung des Nibelungen-Mythos ein für damalige Verhältnisse unvorstellbar großes Budget von acht Millionen Reichsmark und eine Produktionszeit von zwei Jahren veranschlagt werden konnte, lässt sich auf zweierlei Weise begründen: Zum einen sollte nach dem verlorenen Krieg das angeschlagene Nationalgefühl der Deutschen gezielt wieder aufgerichtet werden, zum anderen konnte die Produktionsfirma Decla-Bioskop, die noch während der Produktion dieses Filmes mit der Ufa fusionierte, bei richtiger Einschätzung von Wirkungspotential des Stoffes und herrschendem Zeitgeist davon ausgehen, dass man mit der Wahl des bekannten deutschen Nationalepos einen Erfolg beim Massenpublikum erzielen würde. "Die Nibelungen" hatten bei Kritik und Publikum in Deutschland einen überwältigenden Erfolg.“ (2)

  • und der SF – Klassiker „METROPOLIS“

"Mit der Sciencefction-Vision "Metropolis" schuf Fritz Lang nach dem Roman und Drehbuch Thea von Harbous einen Klassiker des Stummfilms und des utopischen Kinos. Lang entwirft in grandiosen Bildern eine utopische Großstadt mit einem totalitären, in den Unterschichten fast steinzeitlich wirkenden Gesellschaftssystem, in dem die Massen aufbegehren. Der teuerste UFA-Stummfilm mit architektonischem Aufwand und innovativer Kameraführung (Schwenks und Fahrten) ist selbst nach 70 Jahren ein Genuß. 

1984 entstand unter der Verantwortung des weltberühmten Filmkomponisten Giorgio Moroder eine "modernisierte", (teilweise)colorierte und mit Pop-Musik unterlegte Fassung. Das Ganze entpuppt sich als befremdlicher Eingriff in die Filmkunst, zumal Moroder auch das Meisterwerk umschnitt." (3)

1931 drehte Fritz Lang  mit "M" seinen ersten Tonfilm mit PETER LORRE in der Hauptrolle, der neben "METROPOLIS" wohl einer seiner wohl berühmtesten Filme ist. 

"Ein legendärer Klassiker der Filmgeschichte, von Fritz Lang inszeniert. Lang ließ sich durch eine Mordserie während der 20er Jahre zu diesem Film - sein erster Tonfilm überhaupt - inspirieren. 

Die herausragende filmhistorische Bedeutung, die "M" zu recht genießt, ließe sich allein schon anhand der ästhetischen Gestaltung dieses Films aufweisen. Die von Fritz Lang an dem für ihn völlig neuen Medium Tonfilm durchgeführten Experimente gelten heute wie damals als "Beispiel für eine vorbildliche Bewältigung des Mediums Ton". 

Die konzeptuelle Idee dieses Films war durch aktuelle Zeitungsmeldungen entstanden, die über die Fälle der Serienmörder Haarmann und Kürten berichteten. Dem zeitgenössischen Trend zur "Neuen Sachlichkeit" folgend, wollte Lang einen Film realisieren, der rein auf Tatsachenberichten aufbauen sollte. Im Rahmen der dazu nötigen Recherche informierte er sich bei der Kriminalpolizei über Fahndungsmethoden, bei Psychiatern und Psychologen über die Mentalität von Triebtätern. 

Als Ergebnis entstand mit "M" ein hoch sensibles filmisches Zeitbild, dessen stark realistische Strategien ein durchaus ambivalentes Bild der Gesellschaft und der in ihr virulenten Strömungen zeichnen. Neben dem unvergessenen Peter Lorre, der in vielen Hitchcock-Filmen den Gangstertypen mimte und durch diese Rolle zum Star wurde, zählen Gustaf Gründgens und Theo Lingen zur Besetzung." (4)

1933 folgte der Krimi-Klassiker "DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE“.

"Langs berühmter zweiter "Mabuse"-Film, von dem seinerzeit parallel auch eine eigenständige französische Fassung entstand, besticht durch tolle Bilder, packender Spannung und seltsamen Toneffekt.

Die Uraufführung des Kriminalfilms von Fritz Lang am 24. März 1933 wurde abgesagt, der Film kurze Zeit später verboten. Grund: Lang wies intuitiv auf den Terror des Nationalsozialismus hin." (5)

1933 ging Fritz Lang nach Paris, wo er den französischen Film "LILIOM" drehte. 

"Diese Verfilmung von Ferenc Molnárs viel gespieltem gleichnamigen Theaterstück war der erste Film, den der große deutsche Produzent Erich Pommer nach der Machtergreifung der Nazis als neuer Leiter der europäischen Abteilung der "Fox" in Paris produzierte. 

Die Regie übertrug er Fritz Lang, den er in Paris getroffen hatte. Lang, der hier seine einzige Komödie inszenierte, verlegte Molnárs witzige Geschichte nach Paris.“ (6)

Von Frankreich wanderte Fritz Lang 1934 mit seiner Lebensgefährtin Lily Latte in die USA aus. Nach einigen gescheiterten Projekten drehte Fritz Lang 1936 mit "BLINDE WUT" seinen ersten Hollywood-Film.

"Fritz Langs erster US-Film ist eine ebenso beklemmende wie konsequente Abrechnung mit den Folgen einer Massenhysterie. Bis heute hat das bemerkenswerte Werk kaum an Aktualität verloren." (7)

Es folgten die Filme "GEHETZT" (1937) und "DU UND ICH" (1938). 1939 nahm Lang die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Ein Jahr später folgte der Hollywood-Western "RACHE FÜR JESSE JAMES" (1940) mit HENRY FONDA in der Hauptrolle. 

"Mit der Fortsetzung des Henry King-Klassikers "Jesse James - Mann ohne Gesetz" (1939) versuchte sich Fritz Lang, der große Meister des Stummfilms, nicht nur an dem für ihn neuen Genre des Western, sondern er schuf auch seinen ersten Farbfilm. Diese Arbeit ist von einer so verblüffenden Farbqualität, dass sie viele Produktionen der fünfziger und sechziger Jahre weit in den Schatten stellt. Gene Tierney (1920 bis 1991) gab übrigens hier ihr Leinwand-Debüt." (8)

Nach dem Westernfilm "ÜBERFALL DER OGALALLA" (1941), folgte der Film "AUCH HENKER STERBEN" (1943). 

"Regisseur Fritz Lang machte aus dieser Geschichte kurze Zeit nach dem tatsächlichem Attentat ein recht reißerisches Anti-Nazi-Drama, an dessen Drehbuch Bertolt Brecht mitschrieb. Brecht distanzierte sich jedoch zur Premiere von der Umsetzung. 

Dennoch: Fritz Lang erzeugt auch hier atemberaubende Spannung. Als gebürtiger Wiener und Halbjude galt Lang als unsentimentaler und sarkastischer Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Dieser Film war einer der wenigen Versuche deutscher Emigranten, im Ausland Filme gegen das Hitler-Regime zu drehen. Lang reiste 1933 in die USA, vier Monate nach einem Treffen mit Goebbels, der ihm die Leitung des deutschen Filmwesens anbot. Er etablierte sich als Antifaschist und war in Hollywood als Regisseur nicht weniger erfolgreich als in Deutschland.“ (9)

1944 drehte Fritz Lang mit "MINISTERIUM DER ANGST" (1944) und "GEFÄHRLICHE BEGEGNUNG" (1944)  zwei Klassiker des Film Noir.

"Dieser Film-Noir-Klassiker von Fritz Lang ist einer der elegantesten und spannendsten Filme des Genres. Lang treibt hier ein intelligentes Spiel zwischen Traum und Wirklichkeit. Das ironische Ende setzt dem ganzen eine Krone auf." (10)

Danach folgten die Filme "DAS GEHEIMNIS HINTER DER TÜR" (1947) und "ENGEL DER GEJAGTEN" (1952) sowie die beiden Film Noir "GARDENIA - EINE FRAU WILL ES WISSEN" (1953) und "HEISSES EISEN" (1953) mit GLENN FORD.

"Fritz Lang inszenierte mit diesem Film ein Paradestück der "Schwarzen Serie", das zugleich zu den besten Werken gehört, die der Regisseur in den USA drehte. Dunkle Bilder, fiese Verbrecher und ein gebrochener Held, der unerwartet Hilfe von einer Schönen bekommt: Das sind die wichtigsten Zutaten des film noir." (11) 

Nach seinen letzten Hollywood-Filmen "DAS SCHLOSS IM SCHATTEN" (1955) mit STEWART GRANGER, "DIE BESTIE" (1956) und "JENSEITS ALLEN ZWEIFELS" (1956), kehrte Lang nach Europa zurück, wo er "JOURNEY OF THE LOST CITY" (1959) drehte. 

Danach kehrte Fritz Lang nach Deutschland zurück, wo er die beiden Kinohits "DER TIGER VON ESCHNAPUR" (1958) und "DAS INIDISCHE GRABMAL" (1959) inszenierte. 

1960 drehte Fritz Lang mit “DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE“ seinen letzten Film, für de er auch sein letztes Drehbuch schrieb.

"Mit diesem Werk griff Fritz Lang selbst seinen Stummfilmklassiker "Mabuse, der Spieler" wieder auf. Doch die Klasse von einst erreichte er nicht mehr. Da der Film aber recht erfolgreich war, zog er weitere Fortsetzungen nach sich, deren Qualität stetig abnahm.“ (12)

1971 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Lily Latté, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. 

Fritz Lang verstarb am 2. August 1976 in Beverly Hills, Kalifornien, USA.

© by Ingo Löchel

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Filmographie

  • 1. Halbblut (1919) 
  • 2. Der Herr der Liebe (1919)
  • 3. Die Spinnen, 1. Teil - Der Goldene See (1919) 
  • 4. Harakiri (1919) 
  • 5. Die Spinnen, 2. Teil - Das Brillantenschiff (1920) 
  • 6. Das wandernde Bild (1920) 
  • 7. Vier um die Frau (1921) 
  • 8. Der müde Tod (1921) 
  • 9. Dr. Mabuse, der Spieler - Ein Bild der Zeit (1922) 
  • 10. Die Nibelungen: Siegfried (1924) 
  • 11. Die Nibelungen: Kriemhilds Rache (1924) 
  • 12. Metropolis (1927) 
  • 13. Spione (1928) 
  • 14. Frau im Mond (1929)
  • 15. M (1931) 
  • 16. Das Testament des Dr. Mabuse (1933) 
  • 17. Liliom (1934) 
  • 18. Fury/ Blinde Wut (1936) 
  • 19. You Only Live Once/ Gehetzt (1937)
  • 20. You and Me/Du und ich (1938)
  • 21. The Return of Frank James/ Rache für Jesse James (1940) 
  • 22. Western Union/ Überfall der Ogalalla (1941) 
  • 23. Man Hunt / Menschenjagd (1941) 
  • 24. Moontide/ Nacht im Hafen (1942) 
  • 25. Hangmen Also Die! / Auch Henker sterben (1943) 
  • 26. Ministry of Fear/ Ministerium der Angst (1944) 
  • 27. The Woman in the Window/ Gefährliche Begegnung (1944) 
  • 28. Scarlet Street/ Straße der Versuchung (1945) 
  • 29. Cloak and Dagger / Im Geheimdienst (1946) 
  • 30. Secret Beyond the Door/ Das Tor ins Verderben (1948) 
  • 31. House by the River/ Das Todeshaus am Fluß (1950) 
  • 32. American Guerrilla in the Philippines/ Der Held von Mindanao (1950) 
  • 33. Rancho Notorious/ Engel der Gejagten (1952) 
  • 34. Clash by Night/ Vor dem neuen Tag (1952) 
  • 35. The Blue Gardenia/ Gardenia - Eine Frau will vergessen (1953) 
  • 36. The Big Heat/ Heißes Eisen (1953) 
  • 37. Human Desire/ Lebensgier (1954) 
  • 38. Moonfleet / Das Schloss im Schatten (1955) 
  • 39. While the City Sleeps/ Die Bestie  (1956) 
  • 40. Beyond a Reasonable Doubt/ Jenseits allen Zweifels (1956)
  • 41. Journey to the Lost City (1959) 
  • 42. Der Tiger von Eschnapur (1959) 
  • 43. Das indische Grabmal (1959) 
  • 44. Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) 


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