Samstag, 16. April 2022

Comic-Verfilmung: Cowboys und Aliens (2011)

1875. Irgendwo in der Wüste von New Mexico erwacht ein Mann ohne Namen (Daniel Craig) und ohne Erinnerung. Er weiß nicht, wer er ist, woher er kommt, was er einmal gemacht hat, und wie er an diesen Ort gekommen ist.

Er weiß nur, dass er verletzt ist (davon zeugt ein tiefer Schnitt in seiner rechten Seite) und dass er am linken Handgelenk eine eigenartige, massive Metallmanschette trägt. Doch der Mann ohne Namen bleibt nicht allein.

Drei Skalpjäger, für die ein Leben keinen Pfennig wert ist tauchen plötzlich auf. Unverkennbar haben sie es auf das Leben des Fremden abgesehen. Doch bevor sie ihn kaltblütig erschießen können, kommt der Mann ohne Namen ihnen zuvor und erledigt die drei Galgenvögel mit einer Abfolge blitzschneller Bewegungen.

Kurz darauf hat er sich ihrer Kleidung und eines Pferdes bemächtigt und macht sich auf in Richtung Absolution, dem einzigen Kaff weit und breit. Beim Durchstöbern des ersten Hauses in Absolution wird der Fremde von dem Pfarrer Meacham (Clancy Brown) überrascht, der den verwundeten Fremden  notdürftig zusammenflickt.

Die Aufmerksamkeit der beiden Männer wird nach draußen gelenkt. Dort ballert Percy (Paul Dano), der einzige Sohn des mächtigen Viehbarons Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford) herum und sorgt mal wieder für Ärger. Weil sein Vater der reichste Mann weit und breit ist und die ganze Gemeinde mehr oder weniger auf Gedeih und Verderb von dessen Wohlwollen abhängig ist, glaubt Percy, sich alles erlauben zu können.

Percy ist unverkennbar eine Memme und kompensiert seine Minderwertigkeitskomplexe damit, dass er seine Launen an noch Schwächeren auslässt. In diesem Fall an dem harmlosen Barmann Doc (Sam Rockwell), der mit seiner mexikanischen Frau Maria (Ana de la Reguera) aus der großen Stadt nach Absolution gekommen ist.

Percy weiß, dass ihm der patente Vormann Nat Colorado (Adam Beach) stets den Rücken stärkt und er sich auf ihn verlassen kann. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass der Fremde ohne Namen kurz entschlossen dazwischengeht und Percy schnell in seine Schranken weist. 

Dabei löst sich ein Schuss aus Percys Waffe, der einen Hilfssheriff in den Arm trifft. Sheriff John Taggart (Keith Carradine) bleibt nichts anderes übrig, als Percy festzunehmen.

Im Saloon von Absolution herrscht eine angespannte Stimmung. Der Fremde ohne Namen bestellt sich einen Drink, die Dorfbewohner halten respektvollen Abstand. Nur Ella (Olivia Wilde) gesellt sich an seine Seite und spricht ihn an. Da betritt Sheriff Taggart den Saloon und geht auf den Fremden zu. Er spricht ihn mit dem Namen Jake Lonergan an – und will ihn festnehmen. Eine wilde Schlägerei bricht los, aber Jake wird überwältigt und niedergeschlagen.

Unterdessen informiert Nat Colorado Woodrow Dolarhyde von der Verhaftung Percys. Umgehend macht Dolarhyde sich mit seinen Männern auf den Weg nach Absolution. Sie erreicht das Städtchen gerade als Percy und Jake Lonergan in den Gefängniswagen verladen werden. Als Dolarhyde den einstigen Fremden ohne Namen entdeckt, erkennt er in Lonergan den Mann wieder, der ihn seinerzeit mit seiner Bande von Gesetzlosen um sein Gold gebracht habe.

Doch bevor die Situation eskaliert,  tauchen Ufos auf, die über das Städtchen rasen und mit ihren Strahlenwaffen in die Menschengruppen feuern. So schnell wie möglich erwidern die Cowboys das Feuer, aber mit ihren Colts und Gewehren sind sie machtlos. Mit wie aus einer Harpune abgeschossenen Haken schnappen sich die außerirdischen Angreifer die Cowboys und reißen sie in die Luft, um sie schließlich im Inneren ihrer Fluggeräte verschwinden zu lassen.

Docs Ehefrau Maria ist ebenso unter den Gekidnappten wie Dolarhydes Sohn Percy sowie Sheriff Taggart, der vor den Augen seines entsetzten Enkels Emmett (Noah Ringer) entführt wird.

Die Menschen wären chancenlos, wäre da nicht die Metallmanschette an Lonegans Arm, die durch den Angriff der Außerirdischen zum Leben erweckt wird. Mit ihrer Hilfe gelingt es Jake tatsächlich, eines der Ufos abzuschießen und damit dem Angriff der Ufos vorerst ein Ende zu setzen. Denn die anderen Raumschiffe ziehen ab.

Nach dem Angriff scharen sich die Männer um Dolarhyde, um die Verfolgung aufzunehmen. Der Viehbaron verzichtet jedoch darauf Jake Lonergan mit in die Gruppe aufzunehmen. Dieser reitet allein los.

Ella, die Jake folgt, wird von ihm fortgeschickt, woraufhin sie sich Dolarhydes Gruppe anschließt, zu der außerdem Barkeeper Doc, Priester Meacham, Vormann Nat Colorado und Taggarts Enkel Emmett zählen. Gemeinsam wollen sie den unerklärlichen ‚Dämonen‘ das Handwerk legen und die Entführten zurückholen.

In einem auf den Kopf gedrehten Schaufelraddampfer mitten in der Wüste kommt es zu einer unheimlichen Begegnung der dritten Art ….

Die Graphic Novel „COWBOYS & ALIENS“  erzählt von einer erschütternden Invasion mitten in der Welt des Wilden Westen des späten 19. Jahrhundert. Eine Welt, wie man sie sich vorstellt: mit Revolverhelden, Gesetzlosen und Prügeleien im Saloon. Dieses herbe Szenario erweist sich als einzigartige Kulisse für den Angriff von Lebewesen eines anderen Planeten.

Der Bürgerkrieg ist gerade erst ein Jahrzehnt vorbei. Technologische und industrielle Innovationen, von der Glühbirne über den Telegrafen hin zur Eisenbahn, die das gesamte Land durchmisst, gehören ebenso zu diesem jungen Land wie die gewalttätige Expansion in Richtung Westen.

Es war an der Tagesordnung, dass Viehtreiber in dieser Zeit im Territorium von New Mexico auf Chiricahua-Apachen stießen – und diese Begegnungen verliefen selten friedlich. Nun müssen diese klassischen Gegner feststellen, dass sie es mit einem gemeinsamen Gegner zu tun haben. Entsprechend wandeln sich ihre Interaktionen: War grimmige Feindseligkeit einst an der Tagesordnung, so müssen sie fortan auf Kooperation und gemeinsames Verständnis füreinander setzen.

„Es hatte alles, was ich mir erhofft hatte, und mehr: Die coolste Version des Wilden Westens trifft auf ein paar wirklich abgefahrene Aliens. Wir erleben den Westen mit all seinen Spannungen und Konflikten. Aber anstatt aufeinander zu schießen, wie sie es noch ein paar Tage zuvor mit einiger Sicherheit getan hätten, sind diese Typen auf einmal gezwungen, an einem Strang zu ziehen, wenn sie die Situation überleben wollen.“ (1)

Doch bis 2008 musste das Filmprojekt  von „COWBOYS & ALIENS“ warten, bis es endlich in die Tat umgesetzt werden konnte. Steven Spielberg, der sich für die Umsetzung des Stoffes kurz davor mit Ron Howard und Brian Grazer von Imagine Entertainment zusammengeschlossen hatte, holte die Autoren und Produzenten Alex Kurtzman und Roberto Orci noch mit dazu, um das Projekt für die Vorproduktion klar Schiff zu machen. Gemeinsam mit Damon Lindelof überarbeiteten sie das Drehbuch, bis es der Vision von Imagine, Spielberg und Rosenberg schließlich voll und ganz entsprach.

„Ron und ich unterhielten uns darüber, dass die Kultur der Mayas voller Hinweise auf einen möglichen Besuch Außerirdischer steckt“, überlegt er. „Wir fanden das einen ausgezeichneten Ausgangspunkt und dachten darüber nach, warum das nicht auch im Wilden Westen passieren sollte.

„Nachdem wir die Geschichte von Scott gelesen hatten, wussten wir, dass wir den Film nicht mit einem Augenzwinkern erzählen wollten. Vielmehr schwebte uns ein unterhaltsamer Blick darauf vor, was passiert, wenn zwei völlig gegensätzliche Welten miteinander kollidieren. Die Autorenteams waren imstande, diese Vision perfekt umzusetzen.“ (2)

Der Zusammenprall der Genres gab den Autoren eine reichhaltige Palette archetypischer Figuren und Situationen an die Hand, mit denen sich spielen ließ. Sie nahmen die Elemente, die Fans des Western bestens kennen, und interpretierten sie neu, indem sie sie durch die Linse eines Science-Fiction-Films betrachteten.

Um das Team zu inspirieren, arrangierte Spielberg die Vorführung einer brandneuen Kopie von John Fords „“DER SCHWARZE FALKE“ (1956). Regisseur Jon Favreau war entschlossen, all die Elemente, die klassische Western erfolgreich machten, auch für seinen Film zu nutzen. Und mit Spielberg, Grazer und Howard hatte er Mitstreiter an seiner Seite, wie man sie sich als Filmemacher nur wünschen kann.

Einer der ersten Schauspieler, die Jon Favreau für „“COWBOYS & ALIENS““ an Bord holte war DANIEL CRAIG. Favreau sah in Craig  etwas Familiäres und Ikonisches, das den Briten zum idealen Jake Lonergan machte, einem einsamen Fremden mit Gedächtnislücken, der gerade rechtzeitig in der einstigen Boomstadt Absolution auftaucht, um sie vor der totalen Zerstörung retten zu können.

„Er war der erste Schauspieler, den wir an Bord holten. Mir wurde bei den Treffen mit ihm bewusst, dass er jene raue, attraktive Qualität hat, die einst auch einen Steve McQueen ausgezeichnet hat. Die Sprache des Western ist Action, nicht Dialog.  Normalerweise kann gar nicht genug geredet werden in meinen Filmen, aber das wäre in diesem Fall grundverkehrt gewesen.

Die Action ist hier das, was in anderen Filmen der Dialog ist Schießereien, Prügeleien. Das ist Teil von Jakes Persönlichkeit, und Daniel bringt das verdammt gut rüber. Er sagt viel mit dem, was er tut. Man sieht, wie es in seinem Kopf arbeitet und für ihn geht es um alles.“  (3)

Eine der letzten Rollen, die besetzt wurden, war die Figur des Woodrow Dolarhyde, der unerbittliche Viehbaron von Absolution und heimliche Drahtzieher der Stadt  und der Einzige, der die vor sich hinsiechende Stadt vor dem kompletten finanziellen Ruin bewahrt. Er ist ein Oberst des Bürgerkriegs, dessen Verbitterung nach der blutigen Schlacht von Antietam zur inneren Versteinerung geführt hat. Dolarhyde ist zu einem brutalen und kaltblütigen Tyrannen geworden – und er hat es auf Jake Lonergan abgesehen, von dem er glaubt, er habe sein Gold gestohlen.

Nachdem dem Schauspieler HARRISON FORD die Konzeptentwürfe gezeigt wurden, war Ford fasziniert von dem Projekt und übernahm schließlich die Rolle des Woodrow Dolarhyde.

„Ich finde es interessant, dass diese Menschen damals im Jahr 1875 im Wilden Westen nicht über unsere Erfahrung verfügten, was Reisen in den Weltraum und das Verständnis für Planeten anbetrifft. Als sie von der Invasion überrascht werden, haben sie keinen Kontext, in den sie dieses Ereignis setzen können. Der einzige mögliche Kontext für sie ist die Erklärung, die der Priester der Stadt bereithält, dass es sich bei den Aliens nur um Dämonen handeln könne – und als solche werden sie für den Rest der Geschichte betrachtet.

Für den Western ist entscheidend, dass jeder sich selbst am nächsten steht. Die Menschen lebten am unmittelbaren Rand der Frontier und hingen von ihren eigenen Ressourcen ab. Der starke Mann wird durchkommen – und der starke Mann kam durch. Dolarhyde ist ein alter Rancher, der reichste Mann der Stadt, der die Indianer verachtet. Er ist ein harter Mann mit einem Sohn, der sich als Memme erweist – weil er aufgrund seines Vaters nie etwas anderes sein musste, um durchzukommen. Das Resultat von Dolarhydes dominanter Persönlichkeit drückt sich durch seinen Sohn aus, der andere drangsaliert und sehr schwach ist.““ (4)

Eine weitere Fremde in der Stadt Absolution ist Ella. Ella folgt Jake wie ein Schatten, während er sich durch die Stadt bewegt, doch als sich der Himmel öffnet und der Terror der Aliens beginnt, ist sie die Einzige, die die Absichten des Feindes erahnt. Für diese Rolle suchten die Filmemacher eine Schauspielerin, die sowohl das Geheimnisvolle wie auch eine gewisse Härte und Stärke verkörpern konnte – Charakterzüge, die die einzige Frau in dieser zusammengewürfelten Gruppe von Cowboys und Indianern auszeichnen.

Die perfekte Schauspielerin für diese Rolle fanden sie in der Gestalt von OLIVIA WILDE, die seit 2007 zum festen Ensemble der Serie „DR. HOUSE“ gehörte und die 2010 in „TRON: LEGACY“ zu sehen gewesen war.

„Ella hat mich sofort fasziniert. Ich las das Drehbuch und war begeistert. Ich dachte sofort: Die musst du spielen. In Western beschränken sich die weiblichen Rollen häufig auf Präriefrauen oder das Cowgirl, das dann oft stark und stoisch ist, aber nicht wirklich ‚dazugehört‘ – und vor allem keine so wichtige Rolle für den Fortlauf der Geschichte spielt. Aber Ella ist anders. Sie hat eine Verbindung mit Jake und besitzt auch eine gewisse Macht über ihn, die sonst keiner hat.“ (5)

Tief unter der Oberfläche der Erde werden die Menschen aus Absolution wie Vieh gefangen gehalten. Sie sind der wahre Grund für den Angriff aus dem All. Labyrinthartige Tunnels, wo die Außerirdischen ihre wertvolle Essenz extrahieren und ihre menschlichen Versuchsobjekte als Geiseln halten, wurden im sogenannten Gewölbeset“ errichtet. Sie stehen für eine Reihe von unterirdischen Orten, die jener Gegend in der einsamen Wüste von New Mexico entsprechen, wo das Mutterschiff der Aliens gelandet ist und die entscheidende Schlacht zwischen Cowboys und ihren Angreifern stattfindet.

Nach Monaten der Vorbereitung der Drehorte in New Mexico ließ Szenenbildner Scott Chambliss das Produktionsteam dort drehen, während er selbst zu den Bühnenhallen 6 und 27 auf dem Gelände der Universal Studios zurückkehrte. Dort verbrachte er mit seiner Crew Monate, um zwei beeindruckende Locations aus dem Boden zu stampfen.

Neben der Serie von Tunnels, durch die Jake und Ella rennen, um die menschlichen Geiseln zu befreien und die Aliens zur Strecke zu bringen, gehört zu dem Gewölbe eine Höhle, in der die Gefangenen wie Tiere im Schlachthof an Haken hängen, von dem Operationsraum ganz zu schweigen, wo die Außerirdischen ihre unmenschlichen Experimente absolvieren.

Der Szenenbildner fand einen innovativen Weg, für die Reise von Jake und Ella die Illusion eines weitläufigen Höhlensystems unter der Erde entstehen zu lassen. Chambliss und seine Crew errichteten ein modulares Set – ein vertracktes Puzzle von gewaltigen dunklen Steinwänden und -böden, dessen Einzelteile sich mühelos auseinandernehmen und auf völlig neue Weise wieder zusammensetzen ließen, um den nötigen Raum für die Schauspieler und die Crew zu schaffen. Gewaltige Felseisberge“, bis zu fünf Meter hoch, wurden von einem Flaschenzugsystem gehoben und neu arrangiert, wann immer Favreau das Bedürfnis hatte, das Set zu variieren oder anders aussehen zu lassen.

Russell Bobbitt, der Requisiteur von „IRON MAN“ (2008) und „STAR TREK“ (2009), stieß zum Team mit der Herausforderung, eine Welt des 19. Jahrhunderts mit Requisiten von Waffen bis hin zu Whiskey-Flaschen auszustatten. Mit seiner Crew verließ er sich auf eine Mischung aus penibler Recherche und freien Erfindungen, um eine Fülle von Requisiten für drei verschiedene, sich überschneidende Welten zu beschaffen. Sich bei dieser Aufgabe streng an die historischen Tatsachen zu halten, erwies sich bei einer dieser Welten als ausgesprochen schwierige Herausforderung.

Die wenigen geschriebenen oder fotografischen Dokumente der Chiricahua entstanden Jahre nach der Zeit, in der die Geschichte spielt, und waren oft wenig zuverlässig. Die Indianer auf den Fotos, die wenigstens ungefähr in der gefragten Periode aufgenommen wurden, waren von europäischen Fotografen meist nach deren Gusto inszeniert und in Pose gebracht worden. Häufig wurden ihre Kleidung und die Gegenstände, die sie tragen, modifiziert, damit sie der Vorstellung der Weißen, wer die Indianer waren und was sie ihrer Ansicht nach repräsentierten, entsprachen.

Es gilt als gesichert, dass die Apachen bestens bewaffnete, höchst fähige Krieger waren. Sie benutzten ihre Pfeile und Bogen, Lanzen und Schilder mit unglaublicher Präzision, und sie gelangten an Pistolen und Gewehre durch den Handel mit europäischen Siedlern oder Überfälle auf sie. Bobbitt und sein Team arbeiteten bei der Ausstattung mit traditionellen Waffen eng mit den technischen Beratern der Apachen zusammen die Waffenpalette reichte von tödlichen Tomahawks und Steinen, die an schwere Knüppel gebunden wurden, bis hin zu Schildern, die aus mehreren Lagen feuchter Tierhäute gefertigt wurden. Diese wurden dann um einen Rahmen genäht und anschließend getrocknet, bis sie völlig trocken waren.

Obwohl den Filmemachern die fortschrittlichsten Computereffekte zur Verfügung standen, mussten sie doch in erster Linie an die bahnbrechenden Alieninvasions-Filme denken, mit denen sie groß geworden waren. Die Filmtechnologie hat sich rasend weiterentwickelt, seitdem Steven Spielberg 1977 erstmals Außerirdische in „UNHEIMLICH BEGEGNUNG DER DRITTEN ART“ auf die Leinwand gebracht hatte. Die technischen Möglichkeiten für die Filmemacher von heute sind ungleich größer als damals.

Für den Entwurf und den Bau der Aliens wandte sich die Produktion an den wiederholt ausgezeichneten Shane Mahan, der sich seine Sporen in vielen Jahren beim Stan Winston Studio verdient hat. Mit seinem Team von Legacy Effects entwickelte er für die Produktion in nur zwei Wochen mehr als 60 Entwürfe der Aliens.

Einerseits sah es Mahan als seine Aufgabe, seinen bisherigen filmischen Außerirdischen, von der Alienkönigin in ALIENS („Aliens – Die Rückkehr“, 1986) bis zum Predator, einen würdigen Erben folgen zu lassen, andererseits wollte das Team auch eine Kreatur erschaffen, die in Bezug auf Design und Mechanik einzigartig und unverkennbar ist.

Mahans Alien Teil Insekt, Teil Amphibie, Teil Meereswesen war entschieden anders als seine Vorgänger. Anstatt einfach nur einen Anzug zu entwickeln, der von einem Menschen getragen werden konnte, erdachte Mahan eine ganze Reihe von komplexen, multifunktionalen Vorrichtungen mit frei austauschbaren Einzelteilen. Das Ergebnis war ein beklemmendes, 2,50 Meter großes Monster mit einem Kopf, der mittels Fernbedienung gesteuert wurde, einem detailliert ausgearbeiteten Gesicht und fürchterlich verformten Armen, die es in ein paar der verstörenderen Begegnungen mit den Menschen aus seinem sich öffnenden Torso förmlich herausklappt.

„Steven sagte, dass das Gesicht des Aliens eine Persönlichkeit haben muss. Die Augen, der Mund, die Stirnpartie sollten einen Wiedererkennungswert haben. Das Publikum soll etwas sehen, das Sinn macht und sich ihm einprägt. Wenn man eine Kreatur entwirft, muss man die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen. Man muss sich also ein paar Überraschungen ausdenken.“ (6)

Um die zusätzliche Arbeit zu erledigen, kam für die Special Visual Effects Lucasfilms Industrial Light & Magic (ILM) zum Einsatz. Unter der Leitung des mehrfach ausgezeichneten Spezialisten Roger Guyett wurde der Löwenanteil der visuellen Effekte und Animationen abgewickelt. New Deal Studios und Kerner Optical steuerten Modelle und Miniaturen sowie Spezialeffekte bei.

Weil der Produktion praktische Effekte sehr am Herzen lagen, sahen sich die Schauspieler bei den Dreharbeiten gezwungen, anders zu denken und zu handeln, als sie es gewohnt sind. Denn Regisseur Jon Favreau war überzeugt, dass Authentizität der Schlüssel war. Je echter eine Bedrohung für einen Schauspieler wirkt, desto spannender sieht das Ergebnis auf der Leinwand aus.

Um den ersten Angriff der Aliens zu filmen und eine möglichst lebensechte Attacke zu realisieren, brachte die Produktion Tiere, Stuntleute und jede Menge Equipment ans Set. Zur Besetzung stießen mehr als 30 Stuntmänner und -frauen, 23 Pferde, zwei Hunde, eine Ziege und zwei Dutzend Statisten im Hintergrund. Die kleine Westernstadt, die lediglich aus einer größeren Kreuzung besteht, wurde von einem ganzen Arsenal an Kränen, Kabeln und Scheinwerfern umgeben.

Der Drehort wurde zu einer filmemacherischen Oase inmitten der dunklen Wüste von New Mexico. Laufräder wurden zwischen den mehr als 300 Tonnen schweren Baustellenkränen gespannt und an ihnen wurden komplexe Laserstrahler befestigt, die synchron bewegt werden konnten, während unten am Boden Sprengsätze detonierten. 

Diese Explosionen waren penibel um die erfahrenen Reiter auf ihren Pferden choreografiert. Die Pferde waren speziell ausgebildet und hatten keine Angst vor pyrotechnischen Effekten und lauten Geräuschen. Das vermeintliche Chaos wurde zudem flankiert von vierzehn weiteren etwa zwanzig Meter langen Fluggeräten, die mit Scheinwerfern bestückt wurden.

Auf dem Höhepunkt dieses Angriffs hatte Favreau eine höchst komplexe Arbeit zu bewältigen. Er musste dirigieren, dass die Laserstrahler an den Kabeln herabgesenkt wurden und Sprengsätze rechts und links hochgingen, während Stuntleute, die an riesigen Kränen hingen, zwanzig Meter hoch in die Luft geschleudert wurden, als handele es sich um Marionetten. Dieses Chaos verlangte nach kontrollierter Abwicklung, erzählt die Schauspielerin Ana de la Reguera, eine von einer Handvoll Akteuren, die sich bereit erklärt hatten, ihre Stunts selbst zu machen.

Die Produktion hatte eigentlich festgelegt, dass die Stunts von professionellen Stuntleuten durchgeführt werden sollten. Aber als einige Schauspieler Interesse anmeldeten, sich selbst in die Luft reißen zu lassen, war Stuntkoordinator Tommy Harper, ein langjähriger Mitstreiter von Jon Favreau, offen für die Idee.

„Wir hatten ein neues Design für die Vorrichtung, was die Sache deutlich einfacher machte. Wir hatten sie ausprobiert, also wussten wir, dass sie sicher war. Ich überlegte, ob man nicht ein paar Schauspieler dazu bringen könnte, den Stunt selbst zu machen.

Wir sagten ihnen: Wenn ihr keine Höhenangst habt, können wir den ganzen Vorgang einmal langsam durchspielen und dann das Tempo zunehmend beschleunigen, bis ihr euch auch beim Stunt in seiner endgültigen Form wohlfühlt.“ (7)

Harpers Crew packte die Schauspieler und Stuntdoubles in ein spezielles Geschirr, das sie während des Hochziehens auf den Kopf stellte und dann an den Füßen nach oben zog. Um Verletzungen zu vermeiden, mussten die Akteure sich gegen den natürlichen Instinkt sperren, beim Hochziehen nach dem Seil zu greifen. Zum Glück waren nach ein paar tiefen Atemzügen und beruhigenden Worten des Stuntkoordinators alle bald bereit.

Fast allen gefiel der Ritt durch die Lüfte. Aber niemand war so angetan und begeistert wie Olivia Wilde. Wildes Entführung geschieht später in der Geschichte, als Ella und die anderen auf ihren Pferden den Aliens in ihren Speeder-Fluggeräten zu entkommen versuchen. Die Schauspielerin wird nach oben gerissen, während sie in voller Geschwindigkeit reitet. Nun ist Wilde eine erfahrene Reiterin und der Stunt war völlig harmlos, aber dennoch war es das erste Mal, dass ein Schauspieler sich in vollem Ritt an dem Stunt versucht hatte.

„In einer Welt, in der die Studios unentwegt nach großen Titeln Ausschau halten, gibt es nicht viele, die aus der Masse herausragen. Dies war einer davon. Er ist nicht nur eingängig – ihn ihm steckte auch die Möglichkeit, Genres in einer Weise zusammenzuführen, wie man es noch nie zuvor gesehen hat.

Das fanden wir ungemein aufregend. Wir wussten, dass wir uns die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen durften, einen Western und zugleich einen Science-Fiction-Film zu machen.“ (8)

Zwar ist die Comic-Verfilmung „COWBOYS UND ALIENS“ von Regisseur JON FAVREAU durchaus unterhaltsam inszeniert worden, aber spätestens wenn die Aliens im Film auftauchen, merkt man sehr schnell, dass die beiden Filmgenres Western und SF einfach nicht zusammenpassen.

Hinzu kommt, dass auch die Handlung von „COWBOYS UND ALIENS“ nicht das Gelbe vom Ei ist und  wie an den Haaren herbeigezogen wirkt, so dass die Mankos in der Comic-Verfilmung leider sehr stark überwiegen.

Einzig allein die beiden Hauptdarsteller in Gestalt von DANIEL CRAIG und HARRISON FORD sorgen dafür, dass man sich die Comic-Verfilmung überhaupt anschaut.

© by Ingo Löchel

Cowboys & Aliens
USA 2011

Stab

  • Regie: Jon Favreau
  • Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby, Steve Oedekerk und Scott Mitchell Rosenberg
  • Kamera: Matthew Libatique
  • Schnitt: Dan Lebental und Jim May
  • Musik: Harry Gregson-Williams

Darsteller

  • Daniel Craig als Jake Lonergan
  • Olivia Wilde als Ella
  • Harrison Ford als Col. Woodrow Dolarhyde
  • Sam Rockwell als Doc
  • Clancy Brown als Meacham
  • Paul Dano als Percy
  • Adam Beach als Nat Colorado
  • Keith Carradine als Sheriff Taggart

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit:

  • Kinofassung: 114 Minuten
  • Extended Director's Cut: 131 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 25. August 2011
 

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