Montag, 4. April 2022

James Bond: Skyfall (2012)

Als Bonds (Daniel Craig) letzte Mission auf fatale Weise schief läuft und eine Reihe von verdeckt arbeitenden Agenten auf der ganzen Welt enttarnt werden, sieht sich der MI6 eines brutalen Angriffs ausgesetzt.

M (Judi Dench) sieht sich gezwungen, mit dem gesamten Geheimdienst umzuziehen. Diese Ereignisse haben Folgen: Die Autorität und Position von M werden von Mallory (Ralph Fiennes) in Frage gestellt, dem neuen Vorsitzenden des Komitees für Spionage- und Sicherheitsangelegenheiten.

Unter Druck, weil der MI6 nunmehr von Innen und Außen unter Beschuss gerät, kann M nur noch auf einen letzten verbliebenen Verbündeten zählen: Bond. 

Unterstützt von einer einzigen Außenagentin, Eve (Naomie Harris), geht Bond in den Untergrund und folgt der Fährte des mysteriösen Silva (Javier Bardem), dessen tödliche Motive bislang noch ungeklärt sind...

Für den „JAMES BOND“-Film SKYFALL verpflichteten die Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson diesmal SAM MENDES als Regisseur, der zwar eher für Dramen und romantische Filme bekannt ist, dafür aber seit den 1970er Jahren ein großer Fan der Bond-Filme ist.

„Ich habe meine ganz eigene, persönliche Beziehung zu Bond, die begann, als ich neun oder zehn Jahre alt war – als Live and Let Die (Leben und sterben lassen, 1973) in die Kinos kam. Wir leben in einer Zeit, in der es möglich ist, große, unterhaltsame, glamouröse, eskapistische Filme zu machen, die gleichzeitig etwas über die Welt aussagen, in der wir leben.

Daniel hat mit seinen Auftritten in Casino Royale (James Bond 007 - Casino Royale, 2006) und Quantum of Solace (James Bond 007 – Ein Quantum Trost, 2008) einen James Bond definiert, der sich endlich wieder wie ein richtiger Mensch in richtigen Situationen bewegt. Ich fühlte mich daran erinnert, wie ich mich gefühlt habe, als ich die Filme mit Sean Connery gesehen habe.“  (1)

Den Anstoß für die Entscheidung für Sam Mendes gab James Bond-Darsteller DANIEL CRAIG, der sich zunächst die Unterstützung von Michael G. Wilson und Barbara Broccoli sicherte und danach seinen Freund Mendes einlud, Regie bei dem Film zu führen.

Für das Drehbuch zum Bond-Film waren die beiden Autoren Neal Purvis und  Robert Wade verantwortlich, die für „CASINO ROYALE“  zwei „BAFTA“-Nominierungen sowie eine „EDGAR“-Nominierung der Vereinigung „Mystery Writers of America“ erhalten hatten. Danach waren sie als Koautoren von „EIN QUANTUM TROST“ sowie für „THE MISSION SONG“ tätig.

Als dritter Autor kam John Logan hinzu, der  an dem Drehbuch zu „SKYFALL“ mitschrieb. Logan wurde bereits drei Mal für den Oscar nominiert. Für „GLADIATOR“ (2000), „THE AVIATOR“ (2004) sowie für  „HUGO“ (2011).

„Ich wurde von Sam sowie Barbara Broccoli und Michael Wilson ständig ermutigt, das Drehbuch so einzigartig wie möglich zu machen und auf meine ganz spezifischen Stärken als Autor zu vertrauen. Ich komme aus der Welt des Theaters, also geht es mir in besonderem Maße stets um Figuren und Dialog. Wenn man seinen Blick über die ausschweifende Palette von Bond-Filmen schweifen lässt, stößt man auf gewisse Dinge, die einem wie ein Blitzschlag auffallen: großartige Momente verbaler Schlagabtausche, großartige Momente der Interaktion zwischen den Figuren – ob das nun Bond und Goldfinger ist, Bond und Blofeld oder Bond und Vesper Lynd. Das sind großartige Szenen, bei denen man den Atem anhält, weil man sie in einem Genrefilm so vermutlich nicht erwarten würde.“ (2)

Für den Bond-Soundtrack war diesmal THOMS NEWMAN verantwortlich, der bisher neunmal für den Oscar in der Kategorie „BESTE ORIGINALMUSIK „nominiert wurde. Newman löst damit DAVID ARNOLD ab, der die letzten fünf Bond-Filme („DER MORGEN STIBT NIE“ bis „EIN QUANTUM TROST“) vertont hatte.

Kein Bond-Film ist komplett ohne seinen Bond-Song. Als Sängerin konnten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson die britische Sängerin ADELE verpflichten, die sich damit in die Reihe von Künstlern wie Shirley Bassey, Tom Jones, Nancy Sinatra, Paul McCartney oder Madonna einreiht.

„Es gab nur eine Sängerin, die wir wollten, und das war Adele.Sie traf sich mit uns, sie las das Drehbuch, und sie nahm die Aufgabe sehr, sehr ernst. Gemeinsam mit Paul Epworth schrieb sie einen wunderschönen Song, der auf allen Ebenen perfekt ist. Und natürlich hat sie diese herausragende Stimme – sie hat einen klassischen Bond-Song abgeliefert. Es ist ein in Erfüllung gegangener Traum für uns, Adele mit an Bord zu haben.“ (3)

„SKYFALL“ war Adeles erster neugeschriebener und aufgenommener Song im Jahr 2012 und markiert zudem ihren ersten Ausflug ins Kinogenre

Als Bond-Bösewicht Silva konnten die Filmemacher den Schauspieler JAVIER BARDEM verpflichten, der für dunkle und komplexe Rolle wie geschaffen ist.

„Es geht immer darum, den Menschen hinter der Figur zu finden. Es fiele mir sehr schwer, eine Rolle zu spielen, wenn ich die Figur einfach nur als Symbol begreifen würde. In diesem Fall stellte ich mir also einen Mann vor, der leidet. Einen Mann voller Schmerzen und Frustration, der einfach nur eine Situation wieder bereinigen will. Im Rahmen dieser Reise war genug Raum, witzig oder aggressiv zu sein, aber ich konnte verstehen, wer er ist und was ihn antreibt. Und das half mir, ihn zu spielen.“  (4)

In „SKYFALL“ kehrt mit Q zudem eine der beliebtesten Figuren der Filmreihe zurück, der erstmals von BEN WHISHAW gespielt wird. Wishaw ist damit der vierte Schauspieler, der sich an die Figur heranwagt.

Peter Burton spielte die Rolle als Major Boothroyd in „DR. NO“, danach folgte ab „LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU“ der legendäre DESMOND LLEWELYN, der Q von 1963 bis 1989, also insgesamt 17 Mal verkörperte. Und schließlich war JOHN CLEESE an der Reihe, der als Qs Assistent R erstmals in „DIE WELT IST NICHT GENUG“ (1999) auftrat und schließlich in „STIRB AN EINEM ANDEREN TAG“ zum Q ‚befördert‘ wurde.

„Als wir uns Gedanken darüber zu machen begannen, wie man Q wieder in die Serie integrieren könnte, machte es Sinn, ihn als junges technisches Genie darzustellen. Entsprechend wurde die Figur zu Papier gebracht. Ben zu besetzen, war die offensichtliche Wahl: Er besitzt eine ganz wunderbare Offenheit, eine echte Intelligenz und viel Pfiff, was ihn für den Part prädestinierte.“ (5)

Neben NAOMIE HARRIS und RALPH FIENNES, der den Regierungsvertreter Mallory mimt, stieß auch Schauspielerurgestein ALBERT FINNEY zum Darstellerkreis des neuen Bond-Films „SKYFALL“, der in der Rolle des Kincade zu sehen ist, eine charismatische Figur aus Bonds mysteriöser Vergangenheit.

Wie in allen Bondfilmen spielen auch in SKYFALL Stunts eine wichtige Rolle. Dabei arbeiteten Regisseur SAM MENDES, ALEXANDER WITT, Regisseur des zweiten Drehteams sowie Stuntkoordinator Gary Powell eng zusammen. Zwar befürwortet Powell die Fortschritte der digitalen Technologie und Computergrafik, er zieht es aber trotz allem vor, wenn die Action echt ist.

„Alle Beteiligten, vor allem aber Sam und Gary, hatten den Eindruck, wir müssten mit dem Film so weit gehen, wie es uns nur möglich sein würde. Und wir haben uns immer darauf verlassen, dass wir die Dinge in den Bond-Filmen richtig machen. So ist das nun mal. Wenn CGI zum Einsatz kommt, dann ist das nur zur Unterstützung, aber nicht um eine Szene von Grund auf zu gestalten. Auf dem Dach eines Zuges zu stehen und mit 80 Stundenkilometern dahinzurasen, während man sich genau in dem Moment, in dem man über eine Brücke fährt, mit Ola Rapace prügelt, war vermutlich einer der Höhepunkte.“ (6)

GARY POWELL kommt übrigens aus einer echten Stuntmänner-Dynastie. Seit „DR. NO“ waren die Männer der Familie an jedem einzelnen Bond-Film beteiligt. Garys Vater NOSHER POWELL  und sein Onkel DINNY arbeiteten an allen Bonds mit.

Obwohl die Eröffnungssequenz von „SKYFALL“ auf der Leinwand nur zwölf Minuten dauert, nahm sie insgesamt drei Monate Proben bzw. zwei Monate Drehzeit in Anspruch. Powell holte für die Eröffnungssequenz den Motocross-Champion Robbie Maddison, den ehemaligen Top Gear „Stig“ Ben Collins sowie den britischen Rallye-Champ Mark Higgins als Unterstützung in sein Stuntteam.

„Es ist einfach wichtig, die Action Schritt für Schritt festzulegen, damit mein Team sie schließlich so gut kennt wie die eigene Westentasche. Wenn man das Monate lang Tag für Tag einpaukt, dann setzt sich das in der Erinnerung fest und die Wahrscheinlichkeit, dass einem Fehler unterlaufen, sinkt gewaltig.“ (7)

Ein beträchtlicher Teil der Geschichte des Bondfilms „SKYFALL“ spielt unter der Straßenoberfläche von London, eine Örtlichkeit, die auf dem basiert, was man historisch als Churchill-Bunker-System bezeichnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Regierungseinrichtungen aus Sicherheitsgründen unter die Erdoberfläche verlegt. In „SKYFALL“ fällt M eine ähnliche Entscheidung, nachdem der MI6 unter Beschuss gerät.

Hierbei griff Szenenbildner DENNIS GASSNER  auf tatsächliche Drehorte, wie den Old-Vic-Tunnel, sowie auf Studiobühnen zurück,  auf denen unter anderem. der unterirdische MI6-Bunker errichtet wurde.

„Wir brauchen die Studiohallen, um die nötige Kontrolle bei großen Szenen zu haben und Roger Deakins’ brillante Ausleuchtung optimal einsetzen zu können. In den Old-Vic-Locations zu drehen, war eine einzige Freude.Und unsere Erforschung des ansonsten für Passanten unzugänglichen Untergrunds von London inspirierte die Kulissen, die wir in Pinewood zu Leben erweckten. Es ist eine großartige Fusion von real existierenden Drehorten und errichteten Kulissen: Die einen unterfüttern die anderen, und gemeinsam ergeben sie eine nahtlose Einheit.“  (8)

Das Hauptquartier der Produktion von „SKYFALL“ lag in den Pinewood Studios in Buckinghamshire außerhalb von London. Für den Bond-Film wurden dort in acht Studiohallen 31 unterschiedliche Kulissen errichtet. Dazu gehörten neben dem  Inneren des unterirdischen MI6-Bunkers, das Innere des Golden Dragon Casino, wo Bond zum ersten Mal auf Severine trifft sowie das Äußere der Dead City, einer verlassene Insel an der Küste von Macao, wo Silva residiert.

Einer dieser Hallen war auch der Schauplatz des spektakulären unterirdischen Zugunfalls, der sich während Bonds Jagd auf Silva zuträgt. Für den Crash baute die Crew zwei komplette Zugwagons, von denen jeder sieben Tonnen wog. Die Sequenz war so gefährlich, dass sich während ihres Drehs keine Personen in der Halle aufhalten durften. Zehn mit Fernbedienungen gesteuerte Kameras wurden strategisch im Inneren der Halle aufgestellt, um die Szene aus allen nur erdenklichen Winkeln festzuhalten.

Viele der Außenszenen von „SKYFALL“ wurden vor Ort in der Innenstadt von London gedreht. Dabei kamen verschiedene Locations in London zum Einsatz. Die Old Vic Tunnels dienten als Ausbildungsort des MI6, ein unterirdischer Parkplatz in der Great Suffolk Street in der Nähe des Smithfield Market kam als Eingang zum neuen Hauptquartier des MI6 zum Einsatz, und der Eingang zum Broadgate Tower, Londons vierthöchstes Gebäude, wurde neu dekoriert und ausgeleuchtet, um als Bürogebäude in Schanghai durchzugehen, der Ort, an dem ein Kampf zwischen Bond und Patrice (OLA RAPACE) losbricht. Der Virgin Active Pool in der Canary Wharf fungierte als Bonds Hotelpool in Shanghai.

Mit der Zusammenarbeit und Unterstützung des Bürgermeisterbüros und der Verkehrsbetriebe der Stadt war die Produktion zudem in der Lage, sowohl die Vauxhall Bridge wie auch Millbank zu schließen, um eine Szene drehen zu können, in der Bond Zeuge des Angriffs auf das Hauptquartier von MI6 wird. Die Explosion wurde an diesem Tag mit ein paar einfachen Feuerwerkskörpern bewerkstelligt.

Später wurde ein Modell des Hauptquartiers auf dem Gelände der Pinewood Studios gebaut, das ein Drittel der Originalgröße hatte. Chris Corbould, der Leiter der Spezialeffekte und Miniatureffekte des Films, brachte 28 Sprengkörper zum Einsatz, um den Anschlag standesgemäß abzuwickeln.

Im Verlauf von vier Wochenenden drehte die Produktion in der Londoner U-Bahn-Haltestelle Charing Cross. Die Produktion erhielt Zugang zu einer unbenutzten Strecke, um ein paar Teile der Verfolgungsjagd von Bond und Silva realisieren zu können. Die Jagd setzte sich im Parliament Square hin zu Whitehall fort und landete schließlich am Trinity Square, wo sie ihren spektakulären Höhepunkt findet.

Neben Locations in London und Schottland wurde auch in China  gedreht. Dafür reiste ALEXANDER WITT, der Regisseur des zweiten Drehteams, und seine Mannschaft nach Shanghai, um dort ein paar Totalen und Fahrtsequenzen festzuhalten. Die Crew arbeitete nachts während der geschäftigen Woche vor dem chinesischen Neujahr, um eine aufregende, sich unentwegt verändernde Metropole einzufangen. Ein Flugteam unter Pilot Marc Wolff erhielt die seltene Erlebnis, vom Himmel über der Stadt aus zu drehen – in einem Hubschrauber, der eine Leihgabe der chinesischen Regierung war. Dennis Gassner und seinem Art Department fiel die Aufgabe zu, den Rest der nötigen chinesischen Kulissen in den Pinewood Studios zu errichten.

Die wie immer mit Spannung erwartete Eröffnungssequenz vor der Titelsequenz von „SKYFALL“ wurde in Istanbul und Adana gedreht. Als Bond erkennt, dass einem verletzten MI6-Agenten wichtige Informationen entwendet wurden, jagt er den Angreifer Patrice mit der Hilfe von Eve durch die verstopften Straßen der Innenstadt von Istanbul. Bond hetzt durch das Stadtviertel Eminönü, eine der ältesten Ecken der Stadt, die von dem antiken Gewürzbasar und der wunderbaren Yeni-Moschee umgeben ist. Das Art Department errichtete mit Hilfe der Requisite einen riesigen Markt innerhalb von Eminönü, in dem mehr als 200 Marktbuden Platz fanden, an denen Bond auf einem Motorrad vorbeirast.

Die Verfolgungsjagd wird auf den Dächern der Stadt und dann dem Inneren des berühmten Großen Basars von Istanbul fortgesetzt. Der Große Basar ist einer der größten und ältesten bedeckten Märkte der Welt mit 61 Straßen und mehr als 3000 Geschäften, die täglich um die 400.000 Besucher anlocken. Aufgrund der Gefährlichkeit der Sequenz wurde der Filmcrew ausschließlich Sonntags Zugang zu dem Drehort gewährt.

Durch gemeinsame Anstrengungen der Locations-Abteilung, des Art Department, der Setausstattung und der Requisite gelang es, den Markt über Nacht so aussehen zu lassen, als wäre er immer das Zentrum geschäftiger Aktivität, wie man es vom Großen Basar erwarten würde.

500 türkische Statisten und Stuntleute wurden in den Großen Basar gebracht, um dem Ort seine typische Atmosphäre mit sich in allen Ecken und Enden drängenden Menschen zu verleihen. Die Dächer des Basars dienten als spektakuläre Plattform mit einem exzellenten Ausblick auf die uralte Silhouette Istanbuls.

Von Istanbul aus zog die Produktion weiter nach Adana, wo man die Verfolgungsjagd fortsetzte: Hier folgt Bond seinem Widersacher Patrice auf einem dahinrasenden türkischen Passagierzug. Der Höhepunkt der Stuntsequenz spielt sich auf der atemberaubenden Varda Brücke ab, eine Stunde außerhalb von Adana.

Die Brücke wurde 1912 errichtet und ist 190 Meter lang und 100 Meter hoch. Der Kampf findet sein Ende, als Eve versehentlich nicht auf Patrice schießt, sondern Bond trifft, der vom Zug geschleudert wird und in den Fluss stürzt. Bonds Stuntdouble Andy Lister führte den Stunt durch. Ein Kran wurde auf einem Zug befestigt, wo eine Sicherheitsleine angebracht wurde. Andy reagiert auf den Schuss, in dem er sich nach hinten in die Tiefe fallen lässt.

Die mittelmäßige Handlung des 23. Bondfilms „SKYFALL“ mit DANIEL CRAIG in der Hauptrolle, die auch zu diversen 08/15-Action-Filmen aus Hollywood hätte passen können, ist leider so löchrig wie ein Schweizer Käse und präsentiert zudem während seiner Handlung Logiklöcher ohne Ende.

Da haben mit den Drehbuchautoren John Logan, Neal Purvis und Robert Wade  entschieden zu viele Leute an dem Drehbuch herumgedoktert, die anscheinend nicht so recht wussten, wie sie die neue Bond-Geschichte zusammenschustern sollten. Und zusammengeschustert wirkt nicht nur der Film, sondern auch die gesamte Handlung des Bond-Films.

Nachdem der Auftragskiller Patrice geflüchtet ist, nehmen Bond und die Agentin Moneypenny die Verfolgung auf. Die Verfolgung endet schließlich auf dem Dach eines Zuges, wo es zum Zweikampf zwischen Bond und Patrice kommt. Und hier kommt es bereits zur ersten Fehlentwicklung des Films.

Warum lässt M überhaupt auf die beiden Kämpfenden schießen. Wenn Moneypenny kein klares Ziel hat, ist dieser Befehl völlig nutzlos. Stattdessen geht sie das Risiko ein, ihren besten Agenten zu verlieren. Und was passiert? Moneypenny trifft natürlich nicht den Killer, sondern Bond. Da muss man sich schon fragen, was MI6 nur für Luschen hat.

Durch den 'Abschuss' von Bond  kann der Auftragsmörder Patrice mit der Festplatte fliehen, mit dessen Daten die Identitäten diverser MI6-Agenten auf der ganzen Welt enttarnt werden können.

Die Frage, die sich hier natürlich stellt, ist, warum es dem MI6 drei Monate nach dem 'Abschuss' von Bond immer noch nicht gelungen ist, Patrice ausfindig zu machen. Schließlich besteht der MI6 nicht nur aus 007, sondern hat doch noch andere 00-Agenten.

Und wenn man es nicht schafft diesen Patrice und die Festplatte ausfindig zu machen, dann zieht man die Agenten, die dadurch in Gefahr geraten könnten, logischerweise von ihrer Tätigkeit ab und lässt sie nicht weiter munter verdeckt arbeiten, mit der Folge, dass sie enttarnt und getötet werden könnten. Denn nach dem Abzug der Agenten wäre die Liste für alle Feinde des MI6 völlig nutzlos.

Nun zu James Bond. Dieser stürzt angeschossen von dem fahrenden Zug in die Tiefe ins Wasser. Dass er den Sturz von dieser Höhe überlebt, ist eher unwahrscheinlich. Doch Bond überlebt natürlich.

Drei Monate später sieht man 007 wie er zum Alkoholiker geworden ist. Zudem nimmt er Drogen und hat auch noch Splitter der Uranmuntion in seiner verletzten Schulter, mit der Patrice ihn angeschossen hat.

Doch trotzdem  kehrt er (aus welchen Gründen auch immer )zum MI6 zurück. Doch was ist überhaupt die Motivation Bonds zurück zu kehren? Er ist zum Alkoholiker geworden. Warum säuft er sich nicht einfach zu Tode? Wovon hat er all die Monate gelebt? Woher hat das Geld? Vom Wettsaufen? Hat er Heimweh, nur weil er im Fernsehen sieht, dass das MI6- Gebäude in die Luft gesprengt wurde?

Bond hat drei Monate lang ununterbrochen gesoffen und auch noch Drogen bzw. Tabletten geschluckt. Das er durch den Eignungstest bei MI6 fällt, ist daher nur logisch.

Doch M  lässt ihn durchkommen und wieder in den Dienst stellen. Und wie ein Phoenix aus der Asche, ist Bond danach wieder quicklebendig und so fit wie nie zuvor, obwohl es ihm beim Schießtest (da er Alkoholiker und Drogenabhängig ist und die Uranmunition seinen Körper vergiftet hat), noch nicht einmal gelungen ist, seine zittrige Schießhand ruhig zu halten, um das Ziel zu treffen.

Nächste Szene. In Shanghai schaltet Bond den Killer Patrice aus. Der stürzt nach einem kurzen Kampf mit 007 aus dem Fenster eines Hochhauses in die Tiefe, weil Bond ihn nicht mehr festhalten kann. 

Danach trifft Bond auf Severine, gespielt von Berenice Marlohe, die bei ihren Modeljob hätte bleiben sollen. Denn schauspielerisch hat die Dame sehr wenig zu bieten.

Danach taucht auch noch der Bösewicht in Gestalt von Javier Bardem auf, der überspitzt ausgedrückt als Bond-Bösewicht einfach nur lächerlich wirkt und dessen  Leinwandpräsenz  im Film gleich null ist.

Nachdem Bond und Severine von Silva gefangen genommen worden sind, lässt Bond ohne mit der Wimper Severine von ihm töten, obwohl er Sekunden später alle bewaffnete Männer Silvas blitzschnell ausschaltet. Und das sind nicht gerade wenige. Ab warum tötet er Silva danach nicht einfach?

Stattdessen bringt man den Freak und Computerfachmann auch noch als Gefangenen ins neue MI6-Hauptquartier, wo er den dämlichen Q (gespielt von Ben Whishaw, der als Q eine glatte Fehlbesetzung ist) auch noch mit einem Computer-Virus überrumpelt kann.

Und nach der Rettung von M und der Flucht von Bond und M,  muss der Zuschauer nun die Taschentücher ausholen. Denn nun wird Bonds schwere Kindheit offenbart, wodurch er zum seelischen und psychischen Wrack geworden ist. Beide Eltern gestorben. Vom Vater vermutlich auch noch misshandelt, wurde Bond zu Vollwaise.

"Waisen waren schon immer die besten Rekruten", bemerkt M dazu. Danach fahren sie zu Bonds Anwesen Skyfall, das wie alles was Bond gehört hat, verkauft wurde, weil ja 007 für tot gehalten wurde. 

Aber warum fährt Bond mit M nach Skyfall? Ich weiß, der Titel des Films heißt so. Aber diese Vorgehensweise ist vollkommen unlogisch. Denn das Haus ist überhaupt nicht zu verteidigen. Eine vollkommene Fehlentscheidung von Seiten Bonds.

Will Bond damit sein Kindheitstrauma verarbeiten? Oder mit seiner Vergangenheit abschließen? Was beinahe so aussieht. Denn das Haus wird von Bardems Kampfhubschrauber förmlich durchsiebt und geht schließlich in Flammen auf.  Auch Bonds alten Wagen wird dabei vollständig zerstört.

Soll diese Inszenierung eine Art Vergangenheitsbewältigung seitens der Bond-Produzenten sein? Wollten sie alle Altlasten aus vergangenen Bondfilmen damit einfach über Bord werfen und der Vergessenheit preisgeben?

Einziger Lichtblick im Film „SKYFALL“ ist der Schauspieler ALBERT FINNEY als knorriger Verwalter Kincade, der Bond und M im Kampf unterstützt.

Und nun noch kurz zu M. Nachdem sie nun wahrlich diverse Fehlentscheidungen getroffen hat und im Film wirklich nur noch unsympathisch wirkt, ist man als Zuschauer richtig froh, als die Alte so tödlich verletzt wird, dass sie am Ende des Films stirbt. Und damit ist auch das Kapitel weiblicher M bei Bond abgeschlossen.      

Nun haben wir zwar mit dem Schauspieler RALPH FIENNES wieder einen männlichen M als Vorgesetzten, aber insgesamt scheint auch bei den „JAMES BOND“-Filmen der Jugendwahn angekommen bzw. ausgebrochen zu sein.

Ein junger Q, der überhaupt nichts drauf hat, und eine glatte Fehlbesetzung ist, eine junge Moneypenny, die noch nicht mal in der Lage ist, richtig zu schießen, und dafür in den Innendienst versetzt wird usw. usf.

Und Daniel Craig?  Geboren 1968,  sieht der Schauspieler in einigen Szenen so aus, als wäre er fast sechzig Jahre alt, als hätte er diverse Hungerkuren hinter sich und mindestens weitere 10 oder 15 Kilo abgenommen.

Man erinnere sich. LIAM NEESON war in dem Film „96 HOURS“ 55 Jahre alt, als er den Film gedreht hat. Und dem Schauspieler nahm man seine Rolle ohne Wenn und Aber ab. Unabhängig von seinem Alter.

Bei Daniel Craig bekommt man langsam so seine Zweifel, ob er für die Rolle des James Bond noch geeignet ist. Und auch die beiden Bond-Regisseure BARBARA BROCCOLI und MICHAEL G. WILSON scheinen langsam wirklich nicht mehr zu wissen, was sie da überhaupt machen, und wo die Reise von Bond bzw. der Bond-Filme hingehen soll.

Alles in allem ist „SKYFALL“ zwar der bisher erfolgreichste „JAMES BOND“-Film aller Zeiten, dafür aber einer der unglaubwürdigsten und schlechtesten Bond-Filme der Film-Serie, der sich in die Reihe von „DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT“ und „MOONRAKER“ einreihen kann.

Und wo „CASINO ROYALE“ der Bond-Reihe neue Impulse gegeben hat, hat der mittelmäßige Film „SKYFALL“ diese guten neuen Ansätze leider wieder ad absurdum geführt.

Hinzu kommt, dass der Film ein einziger Werbeträger ist. Das hat auch seinen Grund. Denn da die Bond-Produzenten nicht genug Geld für den Film zusammenbekamen (was etwas verwundert, haben doch „CASINO ROYALE“ und „EIN QUANTUM TROST“ zusammen immerhin über 1,1 Milliarden US-Dollar eingespielt) und MGM in Insolvenz ging, wurden diverse Großfirmen angeschrieben, um für den Film Geld zu 'spenden, damit er überhaupt gedreht werden konnte. 

Da fragt man sich schon was die beiden Bond-Produzenten mit dem Gewinn aus „CASINO ROYALE“ und „EIN QUANTUM TROST“ überhaupt gemacht haben.

Und die Firmen waren sehr spendabel und  'spendeten' großzügige Beträge. Und so kamen munter 45 Millionen US-Dollar zusammen. Das Resultat dieser 'Spenden' sind in den gezielten Produktplatzierungen im Film unverkennbar zu sehen und zu 'bewundern'.

Bereits im Vorspann begegnet man Audi, Heineken Bier, Land Rover,  Hyundai, CAT Bagger und VW Beetle (was auch noch explizit im Film gesagt wird). Und diese 'Werbekampagne' geht den ganzen Film gezielt und munter weiter...

© by Ingo Löchel

 

(1)    Sam Mendes
(2)    John Logan
(3)    Barbara Broccoli
(4)    Javier Bardem
(5)    Michael G. Wilson und Barbara Broccoli
(6)    Stuntkoordinator Gary Powell
(7)    Stuntkoordinator Gary Powell
(8)    Szenenbildner Dennis Gassner 


Skyfall
England 2012

Stab

  • Regie: Sam Mendes
  • Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade und John Logan
  • Kamera: Roger Deakins
  • Schnitt: Stuart Baird
  • Musik: Thomas Newman
  • Sängerin des Titelsongs: Adele

Darsteller

  • Daniel Craig als James Bond
  • Judi Dench als M
  • Javier Bardem als Silva
  • Ralph Fiennes als Gareth Mallory
  • Naomie Harris als Eve
  • Bérénice Marlohe als Severine
  • Ben Whishaw als Q
  • Albert Finney als Kincade
  • Rory Kinnear als Tanner
  • Ola Rapace als Patrice

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 143 Minuten

Kinostart: Am 1. November 2012
 


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