Samstag, 23. Juli 2022

Comic-Verfilmung: Ghost in the Shell (2017)

In der nahen Zukunft ist Major (Scarlett Johansson) der Prototyp einer neuen Generation. Als Überlebende eines verheerenden Unfalls wurde sie mit kybernetischen Fähigkeiten ausgestattet, die sie zur perfekten Soldatin machen.

Ihre Aufgabe: die gefährlichsten Kriminellen der Welt zu stoppen. Als der Terrorismus ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht und es Hackern gelingt, sich in die menschliche Psyche einzuloggen und diese zu kontrollieren, ist Major die Einzige, die die Attentäter aufhalten kann.

Auf ihrer Jagd nach einem mächtigen neuen Feind wird sie mit einer unerwarteten Wahrheit konfrontiert: Ihr Leben wurde nicht gerettet – es wurde ihr gestohlen.

Ohne Rücksicht auf Verluste versucht sie nun, ihre Vergangenheit zu rekonstruieren, herauszufinden, wer ihr das angetan hat, und die Verantwortlichen zu stellen ...

Seit der Erstveröffentlichung von Masamune Shirows Manga im Jahr 1989 hat „GHOST IN THE SHELL“ sich eine treue Fangemeinde auf der ganzen Welt geschaffen.  Zu dem inzwischen multimedialen Franchise zählen bereits zwei bahnbrechende Anime-Spielfilme, zwei Fernsehserien sowie Romane, Video- und Handy-Spiele.

Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte hat GHOST IN THE SHELL fortlaufend an Beliebtheit zugelegt, während die zentralen Themen des Materials auch in der Realität zunehmend relevanter wurden.

„GHOST IN THE SHELL stellt kluge philosophische Fragen in einer futuristischen Umgebung, während er gleichzeitig Probleme anspricht, mit denen wir auch aktuell schon konfrontiert sind. Im Kern geht es darum, was uns als Individuen auszeichnet – unsere persönliche Geschichte im Wettstreit mit unseren Handlungen. Und das alles schafft er im Rahmen eines großen, spektakulären Actionfilms.“ (1)

Es war 2008, als Spielberg und DreamWorks die Rechte erwarben, die erste Realfilmversion von „GHOST IN THE SHELL“ zu produzieren, mit Avi Arad, Ari Arad, Steven Paul und Michael Costigan als Produzenten und Tetsuya Fujimura, Yoshinobu Noma, Mitsuhisa Ishikawa und Jeffrey Silver als ausführenden Produzenten. Was folgte, waren fast acht Jahre mühevoller Suche nach dem richtigen Drehbuch, dem richtigen Regisseur und der richtigen Hauptdarstellerin.

Für die Inszenierung ihres ambitionierten Projektes fiel die Wahl der Produzenten auf den britischen Regisseur RUPERT SANDERS, der mit seinem düsteren Fantasy-Film „SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN“ (2012) bereits einen großen Erfolg gefeiert hatte.

Nicht lange nachdem Sanders im Januar 2014 offiziell für das Projekt unterzeichnet hatte, legte er den Produzenten eine völlig neue, 110-seitige Graphic Novel vor, um seine Herangehensweise an den Film zu demonstrieren.

Da den Verantwortlichen bewusst war, dass die Fans des Franchises mit sehr hohen Erwartungen ins Kino gehen würden, scheute man keine Mühen, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen.

„Nicht alle Konventionen von Manga oder Anime lassen sich direkt in die Kinematografie eines Realfilms übertragen, aber wir haben versucht, dem Geist treu zu bleiben und ihn gleichzeitig in neue Gefilde zu führen. Wenn man an etwas arbeitet, das eine Fangemeinde rund um den ganzen Globus hat, muss man diesen Fans unbedingt Respekt zollen und ihnen geben, was sie erwarten – und noch etwas mehr.“ (2)

Eine der Herausforderungen, denen sich die Macher gegenübersahen, war es, sicherzustellen, dass die entscheidenden Elemente der Story auch von Zuschauern verstanden werden würden, die das Ausgangsmaterial nicht kannten.

In einer Welt, in der menschliche Wesen mit kybernetischen Erweiterungen ausgestattet werden können, die von einem Präzisions-Sehsinn über telepathische Kommunikation bis hin zu einer erhöhten Alkoholbelastbarkeit reichen, stellt Hacking eine neue und sehr viel gefährlichere Bedrohung dar.

In der Zukunft von „GHOST IN THE SHELL“ können sich Verbrecher nicht nur in ein Bankkonto hacken, sie haben auch Zugriff auf die Erinnerungen jedes Einzelnen und können sein Verhalten kontrollieren. Diese Cyber-Terroristen zu stellen erfordert eine neue Form der Verbrechensbekämpfung. Die Anti-Terror-Eliteeinheit Sektion 9 besteht aus einigen der technologisch meisterweiterten Menschen der Welt.

Ein Kernelement von Sanders’ Vision für den Film war es, eine multikulturelle, multiethnische Zukunft aufzuzeigen – eine Idee, die sich vor allem im Casting widerspiegelt. Das Ensemble besteht aus Schauspielern und Schauspielerinnen aus aller Herren Länder, darunter Japan, Neuseeland, Australien, Frankreich, England, die USA, Kanada, Simbabwe, Dänemark, Singapur, Polen, die Türkei, Fidschi, China, Rumänien und Belgien.

An der Spitze dieser extrem vielfältigen internationalen Besetzung steht SCARLETT JOHANSSON als Major Mira Killian, deren Leben am meisten von Technologie geformt wurde. Der Kampf gegen den Cyber-Terrorismus führt Major unerwartet auf einen Weg der Selbstfindung.

„Rupert und ich sprachen viel über ihre Suche nach Identität und das Bedürfnis, die Wahrheit über ihre Herkunft zu kennen. Mit der Zeit kommt diese Figur zu dem Verständnis, dass sie sowohl ein ihr vorgegebenes Leben führt als auch ein selbst gewähltes. Das ist der Hauptgrund, wieso ich diesen Film machen wollte. Das Finden der wahren eigenen Identität, das Gefühl der Isolation als Teil der menschlichen Erfahrung sowie die Verbindung zueinander, die wir alle gemeinsam haben – das sind universell relevante Themen.“ (3)

Der dänische Schauspieler Pilou Asbæk wurde als Batou ausgewählt, Majors Stellvertreter und engster Kampfgefährte. Die Verantwortlichen hatten ihn in den dänischen Filmen „HIJACKING “  (2012) und „A WAR“ (2015). Mit seiner imposanten Statur ist Asbæk perfekt geeignet für die Rolle des knallharten Soldaten.

„Als ich mich das erste Mal mit Pilou traf, war mir sofort klar, dass er unser Batou ist. Er hat diesen grandiosen, sehr groben Sinn für Humor und wirkt unglaublich bärenhaft, aber gleichzeitig besetzt er eine Sensibilität, die Batou in meinen Augen brauchte. Wie viele andere Mitglieder der Sektion 9 ist Batou kybernetisch erweitert, aber nicht im gleichen Grad wie Major. Sie war von einem Moment auf den nächsten ein Cyborg, während Batou Stück für Stück einzelne Teile seiner Menschlichkeit verliert. Jedes Mal, wenn er verwundet wird, wird etwas anderes ausgetauscht.“ (4)

Für die Rolle des Daisuke Aramaki, den wortkarger Chef der Sektion 9, fiel die Entscheidung der Filmemacher auf Takeshi Kitano, einen Komiker, Schauspieler, Regisseur, Autor und Spieleentwickler, der besser bekannt ist unter seinem Künstlernamen ‚Beat‘ Takeshi. Uneingeschränkt loyal gegenüber den Mitgliedern seines Teams würde Aramaki seine eigene Karriere aufs Spiel setzen, um ihr Überleben zu sichern. Er ist außerdem Majors Mentor und Ersatzvater.

„Er war einer der Ersten, die ich bei diesem Projekt dabeihaben wollte. Ich wollte nicht, dass Aramaki ein passives Mitglied der Gruppe ist. Er ist einer der härtesten unter den harten Typen da draußen und hat über die Jahre seine ganz eigenen Schlachten geschlagen. Er kann immer noch sehr gut mit seinem altmodischen Revolver umgehen. Und er ist der Patriarch dieser seltsamen und dysfunktionalen Familie namens Sektion 9.“ (5)

Aufgrund seiner beschränkten Englischkenntnisse zog der Schauspieler es vor, am Set Japanisch zu sprechen, und gab die meisten seiner Dialoge in seiner Muttersprache wieder, was hervorragend mit einem entscheidenden Stück Technologie im Film zusammenpasste. Im Einsatz kommunizieren die Mitglieder der Sektion 9 alle telepathisch und aus der Ferne miteinander, mithilfe einer implantierten Erweiterung namens Mind-Comm.

Die Figur der Dr. Ouelet, einer führenden Wissenschaftlerin im Dienste der Hanka Corporation und Majors Schöpferin, war in vorangegangenen Teilen des Franchises ein Mann, doch Sanders fand es wichtig, die mütterliche Seite des Charakters stärker zu betonen. Die französische Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche, die Dr. Ouelet spielt, gibt zu, etwas verblüfft gewesen zu sein, als Sanders sich das erste Mal mit ihr in Verbindung setzte.

„Science-Fiction ist eigentlich gar nicht meine Welt, aber meine Kinder überzeugten mich, den Film zu machen. Als ich das Drehbuch das erste Mal gelesen habe, habe ich überhaupt nichts verstanden, weil das Ganze wirklich ein Mikrokosmos innerhalb einer anderen Welt ist. Genauso ist es, wenn man das erste Mal Shakespeare liest, man versteht nichts. Wenn man dann ein paar der Worte und Referenzen besser kennenlernt, wird es auf einmal unterhaltsam und aufregend.“ (6)

Schon früh im Film erhält Major den Auftrag, den Terroristen Kuze, gespielt von Michael Pitt, zu finden und auszuschalten, das gefährliche Genie hinter einem gewagten Angriff auf einen leitenden Manager der Hanka Corporation. Als brillanter Hacker auf einem Rachefeldzug gegen die, von denen er glaubt, dass sie ihn hintergangen haben, ist er gewillt, jeden zu opfern, der sich ihm in den Weg stellt.

Kuze ist ein neu geschaffener Charakter, den die Macher aus verschiedenen Elementen des Universums von „GHOST IN THE SHELL“ zusammengesetzt haben, um Major einen interessanten und anspruchsvollen Gegenspieler zu geben.

An der Seite von Johansson und Asbæk kämpft ein fünfköpfiges Ensemble, das die unbändige Truppe extrem fähiger Agenten mit Leben füllt, die als Sektion 9 bekannt ist. Als Äquivalent einer Navy-SEAL-Spezialeinheit, die gegen urbanen Cyber-Terrorismus kämpft, wurde jeder Einzelne von ihnen aufgrund seiner jeweiligen Fähigkeiten und spezifischen Erweiterungen ausgewählt.

Die britische Schauspielerin und Sängerin Danusia Samal gibt in „GHOST IN THE SHELL“ ihr Spielfilmdebüt als Ladriya, das einzige weibliche Teammitglied außer Major.

„GHOST IN THE SHELL“ wurde hauptsächlich im neuseeländischen Wellington gedreht, zusätzliche Dreharbeiten fanden in Hongkong und Shanghai statt.  Neuseeland bot den Filmemachern eine perfekte Produktionssituation, indem es eine so atemberaubende wie vielfältige Kulisse mit hochmodernen Studiobühnen und Postproduktionseinrichtungen, weltweit angesehenen Crews und innovativen Effektfirmen vereinte.

Die meisten Realaufnahmen fanden in den Stone Street Studios statt, hochmodernen Produktionsstätten, die der Regisseur Peter Jackson im Herzen von Wellington gebaut hatte. Sie erlaubten es ihm, an jedem einzelnen Aspekt des Produktionsprozesses teilzuhaben, ohne jemals in ein Auto steigen zu müssen.

„Er entdeckte eine verlassene Farbenfabrik und baute sie für den ersten HERRN DER RINGE  zur Studiobühne um. Seitdem hat er hier eine fantastische Welt geschaffen. Mein Kameramann Jess Hall und ich erreichten zu Fuß die Stone Street Studios und Park Road Post, wo wir unsere Dailies sichteten, sowie WETA Workshop, wo wir viel Gestaltungsarbeit erledigten und unzählige praktische Elemente konstruierten.“ (7)

Genau wie die Besetzung stammte auch das Weltklasseteam von Filmemachern, die an dem Projekt mitarbeiten sollten, aus allen Teilen der Erde, darunter Großbritannien, Jamaika, die Niederlande, Kanada, Australien, die Vereinigten Staaten, Neuseeland und andere.

Zusätzlich zu den Manga- und Anime-Versionen von „GHOST IN THE SHELL“ holten Sanders und Roelfs sich ihre Inspiration aus einer breiten Auswahl an Quellen, darunter die Filme von Stanley Kubrick und Designelemente der späten 1980er und frühen 1990er.

Ein Erkundungsausflug nach Hongkong einige Monate vor Drehbeginn brachte zusätzliche Ideen. Als moderne Stadt, in der uralte Traditionen auf moderne Hochfinanz treffen, wurde Hongkong zur Blaupause für die nicht benannte Metropole im Film mit ihrer überwältigenden Skyline und vereinzelten Ecken städtischen Verfalls.

Viele der waffenlastigen und akrobatischen Szenen wurden von Second-Unit-Regisseur Guy Norris in Szene gesetzt, einem Veteranen der Stuntwelt. Eine der größten Herausforderungen für Norris und sein Team war es, dass die Zukunftswelt von GHOST IN THE SHELL sehr viel andere Regeln hatte als die eines zeitgemäßen Actionfilms.

„Unsere kybernetisch erweiterten Charaktere, insbesondere Major, können so vieles mehr als ein gewöhnlicher Mensch. Sie kann schneller rennen, höher springen und besser kämpfen, aber trotzdem nicht im Sinne einer Superheldin.“ (8)

Die Schauspielerin Scarlett Johansson begann einige Monate vor Drehbeginn, in New York und Los Angeles mit dem Martial-Arts-Experten und Kampftrainer Richard Norton an speziellen Kampffertigkeiten zu arbeiten.

„Mein Job war es, die spezifischen Kampfbewegungen so gut wie möglich für Scarlett zu entmystifizieren. Ich sehe, was ein bestimmter Schauspieler in der Lage ist zu tun, bringe ihm oder ihr etwas Choreografie bei und helfe mit den Werkzeugen, die innerhalb der Kämpfe notwendig sind.“ (9)

Mit „GHOST IN THE SHELL“ präsentiert der Regisseur RUPER SANDERS eine unterhaltsame Comic-Verflimung, die auf dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow basiert, die zwar clevere und actionreiche Unterhaltung, aber letztendlich keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Der Star des Films ist ohne Zweifel die Hauptdarstellerin SCARLETT JOHANSSON, die die Protagonistin Major Mira Killian überzeugend zu spielen versteht.

© by Ingo Löchel


  • (1)    Produzent Avi Arad
  • (2)    Produzent Jeffrey Silver
  • (3)    Scarlett Johansson
  • (4)    Regisseur Rupert Sanders
  • (5)    Regisseur Rupert Sanders
  • (6)    Juliette Binoche
  • (7)    Regisseur Rupert Sanders
  • (8)    Second-Unit-Regisseur Guy Norris
  • (9)    Kampftrainer Richard Norton


Ghost in the Shell
USA 2017

Stab

  • Regie: Rupert Sanders
  • Drehbuch: William Wheeler, Jamie Moss und Ehren Kruger
  • Kamera: Jess Hall
  • Schnitt: Billy Rich und Neil Smith
  • Musik: Lorne Balfe und Clint Mansell

Darsteller

  • Scarlett Johansson als Major Mira Killian
  • Pilou Asbæk als Batou
  • Takeshi Kitano als Daisuke Aramaki
  • Juliette Binoche als Dr. Ouélet
  • Michael Pitt als Kuze
  • Chin Han als Togusa
  • Peter Ferdinando als Cutter
  • Lasarus Ratuere als Ishikawa

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 106 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 30. März 2017
 

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