Der Amish-Junge Samuel (Lukas Haas), der zusammen mit seiner Mutter Rachel (Kelly McGilles) Verwandte besuchen will, wird auf der Bahnhofstoilette des Bahnhofs von Philadelphia Zeuge eines brutalen Mordes.
Books Kollegen setzen alles daran, sowohl den kleinen Samuel als auch John Book als Mitwisser für immer mundtot zu machen.
Bei der ersten Konfrontation zwischen Book und seinen kriminellen Kollegen wird der Polizist verletzt und flieht zum Dorf der Amish, wo er gesund gepflegt wird und sich vor seinen Verfolgern verstecken kann.
Doch der Polizist steckt in einer Zwickmühle. Die Anonymität des Dorfes bietet ihm einerseits Zuflucht, andererseits wissen seine Verfolger, dass er sich irgendwo unter den Amish versteckt hat.
Gleichzeitig wird der Schutz, die er durch die Amish hat, zur Bedrohung für Samuel und seine Mutter Rachel, denn seine Anwesenheit führt die Mörder direkt zu den beiden Zeugen, die schuldlos in die Sache hineingeschlittert sind.
Und als die korrupten Polizisten Book bei den Amish aufgespürt haben, kommt es zum Showdown…
Der Produzent Edward S. Feldman erhielt das Drehbuch für „WITNESS“ von William Kelley und Earl W. Wallace erstmals 1983. Ursprünglich trug es den Titel "CALLED HOME" und umfasste 182 Seiten, was einer Filmlänge von drei Stunden entspricht.
Er bot Kelley und Wallace 25.000 Dollar für eine einjährige Option und eine Überarbeitung des Drehbuchs sowie weitere 225.000 Dollar, falls der Film tatsächlich gedreht würde.
Daraufhin reichten die beiden Autoren das überarbeitete Drehbuch in weniger als sechs Wochen ein, und Feldman lieferte es an das Filmstudio Twentieth Century Fox, das von Joe Wizan, dem Produktionschef des Studios, allerdings abgelehnt wurde.
Feldman schickte das Drehbuch an Harrison Fords Agenten Phil Gersh, der sich vier Tage später mit dem Produzenten in Verbindung setzte und ihm mitteilte, dass Ford bereit sei, sich auf den Film einzulassen. In der Gewissheit, dass die Verpflichtung eines großen Stars er Wizan umstimmen könnte, wandte sich Feldman erneut an ihn, doch Wizan teilte ihm mit, dass das Studio, trotz Harrison Ford immer noch nicht daran interessiert sei, den Film zu drehen.
Danach schickte Feldman das Drehbuch an zahlreiche andere Filmstudios und wurde von allen abgelehnt, bis Paramount Pictures schließlich Interesse bekundete. Feldmans erste Wahl als Regisseur war der Australier PETER WEIR, der jedoch in die Vorproduktionsarbeiten für „Mosquito Coast“ involviert war und das Projekt ablehnte. Neben John Badham lehnten auch weitere Regisseure ab. Als jedoch die Finanzierung von „Mosquito Coast“ scheiterte, war Peter Weir bereit, den Film „DER EINZIGE ZEUGE“ zu drehen.
Der Film wurde vor Ort in Philadelphia und in den Städten Intercourse, Lancaster, Strasburg und Parkesburg gedreht. Die örtlichen Amish waren bereit, als Zimmerleute und Elektriker zu arbeiten, lehnten es aber ab, im Film mitzuwirken, so dass viele der Statisten eigentlich Mennoniten waren.
In den Wochen vor den Dreharbeiten verbrachte der Schauspieler Harrison Ford einige Zeit bei der Mordkommission des Philadelphia Police Department, um sich über die wichtigen Details der Arbeit eines Mordkommissars zu informieren.
Die Schauspielerin Kelly McGillis recherchierte, indem sie bei einer amischen Witwe und ihren sieben Kindern einzog, lernte, wie man Kühe melkt, und übte ihren Dialekt.
Ursprünglich sollte das Drehbuch mit einer Szene enden, in der Book und Rachel dem Publikum ihre Gefühle füreinander erklären, aber Weir hielt die Szene für unnötig und beschloss, sie nicht zu drehen. Die Studiobosse waren besorgt, dass das Publikum den Schluss nicht verstehen würde, und versuchten, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber Weir bestand darauf, dass die Emotionen der Figuren nur mit Bildern ausgedrückt werden könnten.
Für den australischen Regisseur PETER WEIR war „DER EINZIGE ZEUGE“ sein erster Hollywood-Film, mit dem er nicht nur mit der Auswahl von HARRISON FORD und KELLY McGILLES ein sehr glückliches Händchen bewies.
„Im Drehbuch wurde das Melodramatische der Story mehr betont: der Polizist, der bei den Amischen Zuflucht nimmt. Es hatte Humor, beschrieb aber nicht den Zusammenprall zweier Kulturen. Dann gewinnt das Ganze natürlich ungeheuer durch die Besetzung: die Amisch habe ich zum Beispiel ausschließlich von Ausländern, Nicht-Amerikanern, spielen lassen. Durch solches Verzerren komme ich der Wahrheit eher näher. Sie sprechen so zwar mit amerikanischem Akzent, sehen aber nicht wie Amerikaner aus.“ (1)
Der Schauspieler HARRISON FORD bewies mit seiner Rolle in „DER EINZIGE ZEUGE“, dass er auch jenseits der „STAR WARS“ und „INDIANA JONES“-Filme sehr wohl in der Lage war, schauspielerische Glanzleistungen zu präsentieren.
„Bei allem, was davor lag, habe ich so wenig wie möglich zum Presserummel beigetragen. Alles, was ich sage, wird ja sofort zu einem Han-Solo-Zitat umgemünzt. Doch an diesem Film liegt mir persönlich sehr viel. Schon das Skript las sich ganz anders. Ich „sah" den Film sofort.
Das war kein Film für Kinder, war das genaue Gegenteil von „Ein Offizier und Gentleman" und hatte dazu noch einiges zu sagen. Ich meine hier den moralischen Kontext des Films — so etwas ist selten genug.
Der Film hat einen moralischen Standpunkt, nimmt eine moralische Stellung ein, hat den Mut dazu. Aus dieser Perspektive gewinnt der Film seine Kraft, seine Impulse — und läßt die Zuschauer daran teilhaben. Im gleichen Maß, wie das die Protagonisten der Story tun.
Ich meine: Hier wird ein ganz persönliches Verhältnis zu dem angesprochen, was „gut" ist, was „das Gute" ausmacht. Es wird eben nicht nur Emotion, und unbewußte Reaktion, mit Horror und Gewalt erzeugt.“ (2)
In Westdeutschland, wo „DER EINZIGE ZEUGE“ am 24. Mai 1985 in die Kinos kam, blieb der Film weit hinter den Erwartungen zurück. Denn nur insgesamt 1.030.542 Kinozuschauer sahen sich den Film in den Kinos an.
„Einmal mehr eine Paraderolle für Hollywoods Top-Star Harrison Ford, diesmal als Polizist in dieser spannenden Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte von Regisseur Peter Weir. Der Australier, mit dem Ford ein Jahr später in "Mosquito Coast" erneut zusammenarbeitete, drehte einen der wenigen Filme, der sich einfühlsam und atmosphärisch dicht mit den Lebensgewohnheiten der Religionsgemeinschaft der Amish auseinandersetzt. Oscars für das beste Originaldrehbuch und für den Film-Editor Terry Thom Noble, Nominierungen für Ford, Weir und Komponist Maurice Jarre.“ (3)
„DER EINZIGE ZEUGE“ spielte bei einem Budget von 12 Millionen US-Dollar weltweit 116,1 Millionen US-Dollar ein.
Der Film erhielt jeweils einen Oscar in den Kategorien „BESTES DREHBUCH“ sowie „BESTER SCHNITT“ und war in den Kategorien „BESTER FILM“, „BESTE REGIE“, „BESTER HAUPTDARSTELLER“, „BESTES SZENENBILD“, „BESTE KAMERA“ sowie „BESTE FILMMUSIK“ nominiert.
© by Ingo Löchel
- (1) Peter Weir
- (2) Harrison Ford
- (3) Prisma Online
Der einzige Zeuge
(Originaltitel: Witness)
USA 1984
Stab
- Regie: Peter Weir
- Drehbuch: William Kelley, Earl W. Wallace und Pamela Wallace
- Kamera: John Seale
- Schnitt: Thom Noble
- Musik: Maurice Jarre
Darsteller
- Harrison Ford als John Book
- Kelly McGillis als Rachel
- Lukas Haas als Samuel
- Danny Glover als Detective Lt. James McFee
- Alexander Godunov als Daniel Hochleitner
- Josef Sommer als Paul Schaeffer
- Lukas Haas: Samuel Lapp
- Patti LuPone als Elaine
- Viggo Mortensen als Moses Hochleitner
FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 112 Minuten
Deutscher Kinostart: Am 24. Mai 1985
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