Mittwoch, 14. September 2022

Tatort: Tote Taube in der Beethovenstraße (1973)

Nachdem der Partner des Privatdetektivs Sandy (Glenn Corbett) in Bonn auf offener Straße erschossen wird, wird kurze Zeit später der Täter Charlie Umlaut (Eric P. Caspar) festgenommen.

Da der Fall aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Zusammenhang mit dem internationalen Drogenhandel steht, übergeben die Behörden den Fall an den Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp).

Daraufhin reist der Privatdetektiv Sandy aus den USA nach Deutschland und berichtet Kressin, dass er und sein toter Partner an einem Erpressungsfall gearbeitet haben, indem ein verheirateter Präsidentschaftskandidat verwickelt ist.

Nachdem Umlaut entkommen konnte und  Kressin schwer verletzt ins Krankenhaus landet, ermittelt Sandy im Fall alleine weiter. Dabei stößt der Privatdetektiv auf Christa (Christa Lang) mit deren Hilfe er versucht, an die Hintermänner der Erpressung zu gelangen…

 Am 7. Januar 1973 lief mit dem 25. TATORT ein einmaliges Projekt über die westdeutschen Fernsehbildschirm, denn die „TATORT“-Folge „TOTE TAUBE IN DER BEETHOVENSTRASSE“ mit ist bisher der einzige Film aus der Krimi-Reihe der von einem US-amerikanischen Regisseur (in englischer Sprache) gedreht wurde. Der Tatort wurde erst nach Fertigstellung in die deutsche Sprache synchronisiert.

Auf Einladung des WDR stellte der Regisseur SAMUEL FULLER die Sehgewohnheiten des deutschen Fernsehpublikums auf den Kopf und auf die Probe, denn statt gefälliger Mördersuche erlebte der Zuschauer eine bizarre, rätselhafte, gewalttätige und actionreiche Geschichte im amerikanischen Stil.

Samuel Fullers Held in „TOTE TAUBE IN DER BEETHOVENSTRASSE“ ist jedoch nicht der Zollfahnder KRESSIN (gespielte von SIEGHARDT RUPP), denn der wird bereits in der ersten Hälfte des 100minütigen Films krankenhausreif geschossen, sondern der New Yorker Privatdetektiv Sandy, der brillant vom amerikanischen Schauspieler GLENN CORBETT gespielt wird.

Dieser gerät in Bonn an einen Verbrecherring, der hohe Diplomaten und Politiker (darunter ein US-Präsidentschaftskandidat) erpresst. Als Schlüsselfigur dieser Gang entpuppt sich während Sandys Ermittlungen die Deutsche Christa (Christa Lang).

Der  WDR-Tatort steckt voller actionreicher Szenen wie einer Verfolgungsjagd im Kölner Karneval, einer wilden Schießerei im Bahnhof Rolandseck oder dem finalen Zweikampf im altehrwürdigen Fechtsaal der Bonner Uni.

Während der Erstausstrahlung von „TOTE TAUBE IN DER BEETHOVENSTRASSE“, der eine Zuschauerquote von  59% erreichte, liefen beim Sender die Telefone heiß, weil sich dutzende von Fernsehzuschauern beschwerten, weil sie der Handlung nicht folgen konnten.

Doch auch  wenn die Reaktion der meisten Kritiker eher negativ ausfiel, gilt dieser Tatort von Samuel Fuller längst als ein verkanntes Juwel deutscher Fernsehgeschichte.

Das interessante Experiment, einen Hollywood-Regisseur für einen "Tatort" zu verpflichten, blieb bis heute leider die Ausnahme, obwohl ein bisschen mehr Action und Spannung vielen der heutigen langweiligen und langatmigen Folgen der Tatort-Reihe sehr gut tun würde.

© by Ingo Löchel

Tote Taube in der Beethovenstraße
BRD 1972

Stab

  • Regie: Samuel Fuller
  • Drehbuch: Samuel Fuller
  • Kamera: Jerzy Lipman
  • Schnitt
  • Liesgret Schmitt-Klink 
  • Musik: The Can

Darsteller

  • Glenn Corbett als Sandy
  • Sieghardt Rupp als Kressin
  • Anton Diffring als Mensur
  • Eric P. Caspar als Charlie Umlaut
  • Christa Lang als Christa
  • William Ray als Luthini
  • Alex D'Arcy als Mr. Novak
  • Anthony Chin als Mr. Fong

FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: 100 Minuten

Deutsche Erstausstrahlung: Am 7. Januar 1973 in der ARD

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