Dienstag, 16. Mai 2023

Film Noir: Im Zeichen des Bösen (1958)

An der Grenze zwischen den USA und Mexiko explodiert eine Zeitbombe in einem Fahrzeug und tötet den Geschäftsmann Rudy Linnekar und seine Freundin Zita.

Der Anschlag geschieht vor den Augen des mexikanische Drogenfahnders (Charlton Heston), der sich mit seiner amerikanischen Frau Susie (Janet Leigh) auf Hochzeitsreise befindet.

Der Schuldige ist schnell gefunden. Denn Captain Hank Quinlan (Orson Welles) und sein langjähriger Assistent Sergeant Pete Menzies (Joseph Calleia) stellen Sanchez (Victor Millan), einen jungen Mexikaner, der heimlich mit Marcia (Joanna Moore), der Tochter des Opfers verheiratet ist, als Hauptverdächtigen hin.

Während des Verhörs in Sanchez' Wohnung findet Menzies zwei Stangen Dynamit in demselben Schuhkarton, den Vargas nur wenige Minuten zuvor leer vorgefunden hatte.

Daraufhin beschuldigt Vargas Quinlan, Beweise zu platzieren, und beginnt zu vermuten, dass er dies vielleicht schon seit Jahren tut, um Verurteilungen zu erreichen. Quinlan weist Vargas' Behauptung zurück.

Mit Hilfe des Assistenten des Bezirksstaatsanwalts studiert Vargas die öffentlichen Unterlagen zu Quinlans Fällen und teilt seine Erkenntnisse Polizeichef Gould (Harry Shannon) und Staatsanwalt Adair (Ray Collins) mit. Quinlan kommt rechtzeitig dazu, um die Diskussion zu belauschen und droht wütend mit seinem Rücktritt.

Unterdessen schickt Vargas seine Frau Susie in ein abgelegenes Motel, um sie der unerwünschten Aufmerksamkeit des Gangsters Joe Grandi (Akim Tamiroff) zu entziehen. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass das Hotel Grandi gehört.

Entgegen ihrer Vereinbarung erdrosselt Quinlan Grandi im Motel und lässt seine Leiche bei Susie zurück, die von der Polizei wegen Mordes verhaftet wird…

ORSON WELLES, der durch seine beiden Misserfolge “CITZEN KANE“ (1941) und „DER GLANZ DES HAUSES AMBERSON“ (1942) das Filmstudio RKO in eine finanzielle Schieflage gebracht hatte, galt lange Zeit als Kassengift und musste sich bei seinen weiteren Filmen Einmischungen seitens der Filmstudios in Hollywood gefallen lassen.

Für den Film „IM ZEICHEN DES BÖSEN“ war Welles zuerst nur als Schauspieler für die Rolle des Hank Quinlan verpflichtet worden. Doch CHARLTON HESTON überredete den B-Film-Produzenten Albert Zugsmith Welles auch die Regie des Filmes zu übertragen.

Zudem war Orson Welles auch für das Drehbuch des Films verantwortlich, was sich beides letztendlich nicht sehr positiv auf den Film auswirkte, denn Universal griff in Welles Filmarbeit ein, nahm Kürzungen und Schnitte im Film vor, so dass bis heute drei Versionen des Films noch existieren.

Die Original-Version aus dem Jahre 1958 (93 Minuten lang), die Langversion aus dem Jahre 1976 (106 Minuten lang) sowie die restaurierte Fassung von „Im Zeichen des Bösen“ aus dem Jahre 1998 (111 Minuten lang), die nach einem 58seitigen Memorandum von Welles entstanden ist.

Der Film Noir „IM ZEICHEN DES BÖSEN“ wurde vom 18. Februar 1957 bis zum 2. April 1957 in Venice, Kalifornien, gedreht. Der Drehort war Welles von Aldous Huxley vorgeschlagen worden, der ihm mitteilte, dass die Stadt stark verfallen sei.

Welles, der Kameramann Russell Metty und die künstlerischen Leiter fuhren dorthin, und als sie die Seufzerbrücke der Stadt sahen, beschloss Welles, das Ende zu überarbeiten und die Brücke einzubeziehen.

Wie schon bei seiner Zusammenarbeit mit dem Kameramann Gregg Toland entwickelten Welles und Metty auch für „IM ZEICHEN DES BÖSEN“ einen unverwechselbaren visuellen Stil, der Tiefenschärfe, schräge und tiefe Einstellungen (um den Umfang von Quinlan zu betonen) und andere stilistische Elemente einbezog.

Die Originalfassung des Films, die erste Fassung von „IM ZEICHEN DES BÖSEN“, existiert leider nicht mehr. Denn nachdem Universal diese Fassung des Films begutachtete hatte, entschied das Filmstudio, einige Änderungen vorzunehmen, nach Aussagen von Orson Welles ohne dessen Kenntnis und Zustimmung.

Nachdem Welles die Universal-Fassung des Films begutachtet hatte, schrieb er ein 58seitiges Memorandum an die Verantwortlichen von Universal. Aus diesen seinen Aufzeichnungen entstand 1998 die restaurierte Fassung von „IM ZEICHEN DES BÖSEN“.

Was den Film etwas aus der Hollywood-Durchschnittsware hebt, sind die brillanten Darstellungen von Orson Welles als zwielichtiger Polizist und von Marlene Dietrich als heruntergekommen Barfrau.

Doch selbst diese beiden ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Orson Welles anscheinend in seinem künstlerischen Wirken wohl nie richtig entscheiden konnte, was der Film überhaupt werden sollte, ein Film über Korruption und Machtmissbrauch, ein Krimi, ein Ehedrama oder ein Film über jugendliche Kriminalität und Gangstertum.

Hinzu kommt, dass der Schauspieler CHARLTON HESTON in der Rolle des Miguel Vargas ziemlich blass und farblos agiert, den man die Rolle des Polizisten Vargas auch nicht wirklich abnimmt, was ein großes Manko des Films ist.

Aber auch die Schauspielerin JANET LEIGH kann in ihrer  Rolle als leicht hysterische und alleingelassene Polizistenfrau nicht überzeugen.

Mit dem Film „IM ZEICHEN DES BÖSEN“ ging Ende der 1950er Jahre die Ära des FILM NOIR zu Ende.

© by Ingo Löchel

Im Zeichen des Bösen
(Originaltitel: Touch of Evil)
USA 1958

Stab

  • Regie: Orson Welles
  • Drehbuch: Orson Welles (nach dem Roman „Badge of Evil“ von Whit Masterson)
  • Kamera: Russell Metty
  • Schnitt: Virgil W. Vogel, Aaron Steel, Edward Curtis
  • Musik: Henry Mancini

Darsteller

  • Charlton Heston als Miguel Vargas
  • Janet Leigh als Susan Vargas
  • Orson Welles als Captain Hank Quinlan
  • Marlene Dietrich als Tana
  • Joseph Calleia als Sergeant Pete Menzies
  • Akim Tamiroff als Joe Grandi
  • Joanna Moore als Marcia Linnekar
  • Ray Collins als Staatsanwalt Adair
  • Valentin de Vargas als Pancho
  • Harry Shannon als Polizeichef Gould
  • Victor Millan als Manolo Sanchez
  • Lalo Rios als Risto
  • Zsa Zsa Gabor als Nachtclubbesitzerin
  • Gus Schilling als Eddie Farnham

FSK: Ab 18 Jahren (Kinostart), später ab 16 Jahren

Laufzeit:

  • Kinoversion: 93 Minuten
  • Restaurierte Fassung: 106 Minuten
  • Director’s Cut: 111 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 5. September 1958

 

 


 

 


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