Donnerstag, 3. August 2023

Hammer Film Productions: Der Fluch von Siniestro (1961)

Unheimliche Vorkommnisse terrorisieren und ängstigen die Bewohner einer kleinen spanischen Stadt. Denn in Vollmondnächten geschehen grausige Morde, deren Geheimnisse der Ortspriester schließlich lüften kann.

Er identifiziert Leon (Oliver Reed), den Sohn einer angesehen Arzt-Familie als einen Werwolf, halb Mensch, halb Bestie, der von dunklen Mächten getrieben in Vollmondnächten seine Opfer überfällt.

Nur Liebe, Vertrauen und Güte können den jungen Leon  davor bewahren, immer wieder seine schauerliche Tiergestalt anzunehmen. Diese findet er bei Christina, der Tochter eines Weingutbesitzers.

Beide wollen fliehen und eine neues Leben anfangen. Leon glaubt an seine Rettung.

Doch er wird unter Mordverdacht verhaftet. Und wiederum verwandet er sich in einen Werwolf und bricht mit übermenschlichen Kräften aus seiner Zelle aus…

 Nach den Erfolgen von “FRANKENSTEINS FLUCH“ (1957), “DRACULA“ “(1958) und “DIE RACHE DER PHARAONEN“ (1959) hatten die Macher der HAMMER FILM PRODUCTIONS  eine Neuauflage eines weiteren klassischen Universal-Monsters ins Auge gefasst: den Werwolf.

Der Hammer-Produzent Anthony Hinds hatte als John Elder unter dem Titel „The Werewolf" bereits ein Drehbuch verfasst, das auf Guy Endores Roman „The Werewolf of Paris" basierte, der im deutsch-französischen Krieg des Jahres 1871 spielt.

Um aber die schon gebauten Sets eines geplanten, aber nicht realisierten Inquisitions-Films nicht ungenutzt stehen zu lassen, verlegte Hinds die Handlung des Werwolf-Films von Frankreich nach Spanien und damit ins 16. Jahrhundert.

Nach einer kurzen Vorbereitungszeit konnte man bereits am 12. September 1960 mit den Dreharbeiten zu „DER FLUCH VON SINIESTRO“ beginnen. Mit der Regie des Films wurde TERENCE FISHER betraut. Für die Rolle des Leon wurde der junge Schauspieler OLIVER REED auserkoren, der zuvor bereits in den zwei Hamer – Filmen „“Schlag 12 in London““ und „“Das Schwert des Robin Hood“ mitgespielt hatte.

Nach Fertigstellung des Films bekamen die Hammer-Studios aber Ärger mit der BBFC (British Board of Film Classification), einer britischen Behörde, die Filme bewertet und Altersfreigaben erteilt, die nach Sichtung des Films etliche Schnitte verlangte.

Da die BBFC am längeren Hebel saß, setzte sie ihre verlangten Schnitte natürlich durch. Die alte englische Fassung glich danach bis zu ihrer Restauration im Jahre 1994 durch die BBC einem Torso.

Am tragischsten waren die Schnitte im Finale, bei dem sowohl der Schuss in die Brust, inklusive der herausspritzenden Blutfontäne (einen Effekt, den man mit einer Fahrradluftpumpe erreichte), als auch die Großaufnahme des toten Werwolfs mit einer Träne im Auge fehlte. Dadurch kam Roy Ashtons großartige Werwolf-Maske für die damaligen Zuschauer deutlich weniger zur Geltung.

Die deutsche Kinofassung beruhte auf der US-Fassung, die weniger verstümmelt war. 
 
Entscheidende Szenen fehlten aber auch hier und waren entsprechend zensiert worden, so unter anderem  wurde der Tod des Marquis verkürzt (er wurde nur noch mit einem statt mit fünf Messerstichen niedergestreckt) und der Anblick der toten Prostituierten sowie die Großaufnahme des Werwolfs am Schluss. Zudem war die deutsche Fassung in einigen Szenen deutlich abgedunkelt.

„DER FLUCH VON SINIESTRO“ blieb der einzige Werwolf-Film der Hammer Studios und das hatte auch seine Gründe, denn der Film tendierte unter anderem eher zum Horror-Dramen, als zum wirklichen Horror-Film.

In „FLUCH VON SINIESTRO“  wird die gesamte Geschichte des jungen Leon erzählt, was durchaus interessante Aspekte aufweist, aber dafür bleibt das eigentliche Werwolf-Thema ziemlich auf der Strecke und wird durch abstruse Ideen und Aberglaube ersetzt bzw. zersetzt. 

Ein weiteres Manko, an der Werwolf-Film kränkelt,  ist, dass der Werwolf erst sehr spät im Film auftaucht und danach leider auch viel zu schnell wieder getötet wird, so dass das Werwolf-Thema im Film auch gar nicht richtig zur Geltung kommt bzw. zur Geltung kommen kann.

© by Ingo Löchel

Der Fluch von Siniestro
(Originaltitel: The Curse of the Werewolf)

Stab

  • Regisseur: Terence Fisher
  • Drehbuch: Anthony Hinds als John Elder
  • Kamera: Arthur Grant
  • Schnitt: Alfred Cox
  • Musik: Benjamin Frankel

Darsteller

  • Clifford Evans als Don Alfredo Corledo
  • Oliver Reed als Leon Corledo
  • Yvonne Romain als Jailer's Tochter
  • Catherine Feller alsCristina Fernando
  • Anthony Dawson als Marques Siniestro
  • Josephine Llewellyn als Marquesa
  • Richard Wordsworth als  Beggar
  • Hira Talfrey als Teresa
  • Justin Walters als Leon als Kind
  • John Gabriel als Priester

FSK: Ab 16 Jahren
Laufzeit: 90 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 26. September 1961

1 Kommentar:

Friedhelm hat gesagt…




Ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Sichtweisen unterscheiden können. Von einigen der genannten, technischen Ungreimtheiten abgesehen (Schnitt usw.), punktet bei mir gerade diese Mischung aus Horror und Drama - auch, wenn man das von "Hammerfilms" wohl nicht unbedingt erwartet

Hammers einziger Beitrag zum Werwolf-Thema hat mich denn auch gleich am Anfang mit seiner tragischen "Erklärung"für das spätere Schicksal des verfluchten Leon Corledo gekriegt. Dabei fand ich die Szenen im Kerker (mit Yvonne Romain und Richard Wordsworth)schon fast verstörend inszeniert.

Dass der Plot sich erstmal Zeit für die Lebensgeschichte Leons nimmt, könnte man eigentlich nur konsequent nennen. Sicherlich ist ein derartiger -sagen wir mal- "Leerlauf" für einen Horrorfilm zuweilen ungewöhnlich, aber hier macht das -meiner bescheidenen Meinung nach- irgendwie Sinn. Der Zuschauer kann Leon Corledo erstmal kennenlernen und genug Sympathie für ihn entwickeln, bis Don Alfred zum Schluss mit Silberkugeln anrückt. Ganz ehrlich, bei mir hat's funktioniert...

Oliver Reed praktisch erst zum Ende hin als Werwolf zu zeigen, dürfte dem reinen Suspense geschuldet sein. Aber man kann diese Entscheidung auch durchaus weise nennen - zumal eine zu frühe Performance "das Pulver wohl schnell verschossen hätte". Reed dann andauernd in Werwolfmaske zu sehen, wäre halt schnell langweilig geworden.

Es stimmt natürlich, dass sein Tod praktisch überhastet herbeigeführt wird. "Der Fluch des Sinestro" hat sicherlich seine Schwächen - aber darüber kann ich hinwegsehen.

Der Roman von Guy Endore wurde 1975 noch einmal von der Firma "Tyburn" adaptiert- und ebenfalls eher frei erzählt. Obwohl Peter Cushing mitspielt kann "Die Legende vom Werwolf/Legend of the Werewolf" mit der "Hammer-Adaption" kaum mithalten. Und David Rintoul als Werwolf vermag viel weniger zu überzeugen als Oliver Reed. In Deutschland ist diese Version nie in den Kinos gelaufen und erst vor einigen Jahren auf DVD erschienen.

Tyburn hatte keine lange Produktionsphase : ganze fünf Filme später (drei in den 1970ern zwei in den 1980ern) war's vorbei.