Sonntag, 24. September 2023

Alfred Hitchcock: Der zerrissene Vorhang (1966)

Der US-amerikanischer Physiker und Raketenwissenschaftler Professor Michael Armstrong (Paul Newman) reist mit seiner Assistentin und Verlobten Dr. Sarah Sherman (Julie Andrews) zu einer Konferenz nach Kopenhagen.

Nachdem Armstrong in Kopenhagen einen Funkspruch erhalten hat, um ein Buch in und eine verschlüsselte Nachricht abzuholen, sagt er seiner Verlobten, dass er nach Stockholm fliegt.

Doch Sarah findet heraus, dass er nach Ostberlin fliegt und folgt ihm. Als sie landen, wird Armstrong von Vertretern der ostdeutschen Regierung empfangen, wodurch Sherman erkennen muss, dass ihr Verlobter anscheinend übergelaufen ist.

Während Armstrong einen Kontaktmann auf einen Bauernhof besucht, wird schnell klar, dass seine Überlaufen in Wirklichkeit ein Trick ist, um das Vertrauen der ostdeutschen Wissenschaftler zu gewinnen, um herauszufinden, wie viel die Sowjetunion über Raketenabwehrsysteme weiß.

Armstrong hat zwar Vorbereitungen getroffen, um über ein Fluchtnetz in den Westen zurückkehren zu können, doch er wurde von  Hermann Gromek (Wolfgang Kieling), einem ostdeutschen Sicherheitsbeamten, beschattet, der ihm bis zum Bauernhof gefolgt ist.  

Gromek erkennt, dass Armstrong ein Doppelagent ist. Als der ostdeutsche Sicherheitsbeamte die Polizei rufen will, wird er während eines Kampfes von Armstrong und der Frau des Bauern getötet.

Danach wird die Leiche von Gromek und sein Motorrad auf dem Grundstück des Bauern begraben. Der Taxifahrer, der Armstrong zum Hof gefahren hat, sieht jedoch Gromeks Bild in der Zeitung und zeigt ihn bei der Polizei an.

Als Armstrong am nächsten Tag die Physikfakultät der Karl-Marx-Universität in Leipzig besucht, endet sein Gespräch mit den ostdeutschen Wissenschaftlern abrupt, als er von Sicherheitsbeamten über den verschwundenen Gromek befragt wird…

Im Herbst 1964 bot Hitchcock Vladimir Nabokov, dem Autor von Lolita, der 1962 erfolgreich an der Verfilmung seines eigenen Romans unter der Regie von Stanley Kubrick mitgewirkt hatte, an, das Drehbuch zum Spionage-Thriller „DER ZERRISSENE VORHANG“ zu schreiben.

Doch Nabokov lehnte ab, da er der Meinung war, dass er zu wenig über einen Politthriller wusste.

Da der Schwerpunkt der Handlung ursprünglich auf der weiblichen Hauptfigur, der Freundin des Spions, lag, wurde das Drehbuch Anfang 1965 an den irisch-kanadischen Schriftsteller BRIAN MOORE vergeben, der dafür bekannt war, sich erfolgreich mit Frauenfiguren auseinanderzusetzen.

Moores endgültiger Drehbuch-Entwurf, der am 21. Juni 1965 fertig gestellt wurde, gefiel aber weder Hitchcock noch Universal.

Um den Dialogen den letzten Schliff zu geben und das Drehbuch zu verbessern, engagierte Hitchcock die britischen Autoren Keith Waterhouse und Willis Hall.  Sie schrieben während der Dreharbeiten Tag für Tag einige Dialoge um, wobei ihr Beitrag jedoch durch den Widerstand von Hitchcock eingeschränkt wurde.

Nach einem Schiedsverfahren sprach die „Writers Guild“ Brian Moore die alleinige Verantwortung für das Drehbuch zu.

Bei der Auswahl der Darsteller musste Hitchcock Kompromisse eingehen. Ursprünglich wünschte er EVA MARIE SAINT, den blonden Star aus „DER UNSICHTBARE DRITTE“, bzw. SAMANTHA EGGER für die weibliche Hauptrolle.

Zudem war CARY GRANT im Gespräch für die männliche Hauptrolle, der sich aber zur Ruhe setzten wollte.

Doch die Verantwortlichen von Universal bestanden darauf, PAUL NEWMAN und JULIE ANDREWS mit den beiden Hauptrollen zu besetzten, die ihm von Lew Wasserman, dem Geschäftsführer des Studios, aufgezwungen wurden, obwohl ALFRED HITCHCOCK der Meinung war, dass die beiden Stars für diese Rollen ungeeignet waren.

Ursprünglich wollte Hitchcock den Film komplett im Ostblock drehen, konnte dies aber nicht, weil er sich weigerte, den ostdeutschen Behörden eine Kopie seines Drehbuchs auszuhändigen.

Die Dreharbeiten zu „DER ZERRISSENE VORHANG“ begannen am 18. Oktober 1965 auf der Bühne 18 des Universal-Geländes in Los Angeles. Sie dauerten drei Monate und wurden Mitte Februar 1966 abgeschlossen.

 Da er mit den Hauptdarstellern nicht zufrieden war, verlagerte Hitchcock den Schwerpunkt der Handlung von der Frau des abtrünnigen Wissenschaftlers auf den amerikanischen Amateurspion und richtete seine Aufmerksamkeit auf die internationalen Schauspieler, die in dem Film Nebenrollen spielten.

Der Höhepunkt des Films in einem Theater wurde auf der Sound Stage 28 der Universal Studios gedreht.

Die vielleicht bekannteste Szene ist der Kampf auf Leben und Tod zwischen Armstrong und Gromek, ein grausamer, langwieriger Kampf.

In einem Gespräch mit François Truffaut sagte Hitchcock, er habe die Szene eingebaut, um dem Publikum zu zeigen, wie schwierig es sein kann, einen Menschen zu töten, da zu dieser Zeit eine Reihe von Spionagethrillern das Töten mühelos aussehen ließen.

Mit „DER ZERRISSENE VORHANG“ präsentiert der Regisseur ALFRED HITCHCOCK einen oberflächlich und naiv inszenierten Spionagethriller, dessen Handlung ziemlich langatmig und spannungsarm daherkommt.

Hinzu kommt, dass die beiden Hauptdarsteller in Gestalt von PAUL NEWMAN und JULIE ANDREWS völlige Fehlbesetzungen sind, denen man ihre Rollen in keiner Weise abnimmt.

Leider muss man zudem auch sagen, dass der Regisseur ALFRED HITCHCOCK bereits mit „MARNIE“ seinen Zenit überschritten hatte, was in dem Thriller „DER ZERRISSENE VORHANG“ noch deutlicher zutage kommt.

© by Ingo Löchel

Der zerrissene Vorhang
(Originaltitel: Torn Curtain)
USA 1966

Stab

  • Regie: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Brian Moore
  • Kamera: John F. Warren
  • Schnitt: Bud Hoffman
  • Musik: John Addison

Darsteller

  • Paul Newman als Prof. Michael Armstrong
  • Julie Andrews als Dr. Sarah Louise Sherman
  • Lila Kedrova als Gräfin Kuchinska
  • Hansjörg Felmy als Heinrich Gerhard
  • Tamara Toumanova als  Ballerina
  • Wolfgang Kieling als Hermann Gromek
  • Ludwig Donath als Professor Gustav Lindt
  • Günter Strack als Professor Karl Manfred
  • David Opatoshu als Herr Jacobi
  • Gisela Fischer als Dr. Koska
  • Arthur Gould-Porter als Freddy,
  • Gloria Gorvi als Fräulein Mann
  • Norbert Schiller als Professor Gutman

FSK: Ab 16 Jahren (Kinostart), später ab 12 Jahren
Laufzeit: 122 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 7. Oktober 1966

 

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