Montag, 11. März 2024

SF-Film: Dredd (2012)

Mega City One – eine gigantische Metropole voller Gewalt, Chaos und Verbrechen inmitten des düsteren und zerfallenen Amerikas.

Die Bewohner leiden: Eine Art Drogenseuche sucht sie heim, die sie die Realität in extremer Zeitlupe erleben lässt.

Einzig und allein die „Judges“ können gegen die Verbrechen in ihrer Stadt ankämpfen, nur sie haben die Macht als Richter und Vollstrecker für Recht und Ordnung zu sorgen.

Dredd (Karl Urban), der als oberster „Judge“ gefürchtet wird, will die Stadt von dieser Plage befreien.

Zusammen mit seiner neuen Rekrutin, Cassandra Anderson (Olivia Thirlby), nimmt er den Kampf gegen Ma-Ma (Lena Headey) auf, eine Drogenbaronin, die eiskalt über den größten Slum der Stadt herrscht.

Als Dredd und Anderson einen Handlanger aus ihrem skrupellosen Clan zu fassen kriegen, entfacht Ma-Ma einen erbitterten Krieg, in dem sie vor nicht zurückschreckt, um ihr Imperium zu schützen.

Die Zahl der Todesopfer steigt und auch Dredd und Anderson müssen in diesem erbarmungslosen Kampf an ihr Äußerstes gehen, um am Leben zu bleiben…

Nachdem DNA Films ihre Geschäftsstrategie geändert hatte,  war der Weg für Filme mit höheren Budgets frei geworden. Aus diesem Grund waren die Produzenten ALLON REICH und ANDREW MACDONALD Feuer und Flamme als sie entdeckten, dass sie die Filmrechte an der Comic-Serie „JUDGE DREDD“ bekommen konnten...

Doch Reich und Macdonald stießen zunächst auf ein ‚kleines‘ Hindernis. Zunächst erwies es sich als sehr schwierig, überhaupt die Rechteinhaber zu ermitteln. Aber während der ganzen Zeit war das Produktionsteam überzeugt, dass man die Rechte zu J“UDGE DREDD“ schließlich auch bekommen würde, und so beauftragten sie ALEX GARLAND mit der ersten Fassung eines Drehbuches.

„Die Filmrechte lagen bei [den britischen Computerspielentwicklern] Rebellion. Diese Firma wird von den Brüdern Jason und Chris Kingsley geführt, die auch als Produzenten tätig sind. Sie wollten die Rechte nicht leichtfertig aus den Händen geben und wussten um den Wert des Stoffs, den sie mit Qualität und im richtigen Ton verfilmt sehen wollten.

Es brauchte eine Weile, bis wir sie davon überzeugen konnten, dass er bei uns perfekt aufgehoben wäre. Wir hatten gerade „28 Tage später“ gestemmt und sagten ihnen, dass sich unsere Strategie für diesen Stoff daran orientieren würde.

Es sollte ein Film werden, der es nicht jedem recht machen will. Genau das nämlich hatte die Erstverfilmung versucht und damit die Figur von Judge Dredd völlig verwässert. Sie haben den Ton der Vorlage geändert, und das hat sich als schwerer Fehler erwiesen.“ (1)

Um nahe an dem Original zu bleiben, holten die Produzenten zudem JOHN WAGNER, einer der beiden Judge Dredd-Erfinder und Autor der Comic-Serie mit an Bord.

„Als wir DREDD in Angriff nahmen, war es für uns von elementarer Bedeutung, die Person um Unterstützung zu bitten, deren Fantasie diese Figur und ihre Welt entsprungen waren. Und so suchten wir John Wagner auf, von dem bereits einige andere Comics und Graphic Novels für die Leinwand adaptiert worden waren. Er war zunächst einmal sehr skeptisch, dabei aber ausgesprochen höflich.“ (2)

Drehbuchautor Alex Garland war begeistert davon, dass man Wagner mit an Bord geholt hatte. Ein weiterer Glücksfall für das „DREDD“-Filmprojekt war, dass sowohl Garland, ein eingefleischter Comic- und „JUDGE DREDD“-Fan, und John Wagner auf der gleichen Wellenlänge lagen.

Garland  griff für „DREDD“ zwar auf viele Elemente aus dem Originalcomic zurück, sorgte aber auch dafür, dass der Film eigenständig und ohne Vorkenntnisse in Bezug auf „JUDGE DREDD" und auf die Comic-Serie “2000 AD“ funktionieren konnte.

Nichtsdestotrotz erwies sich die Entwicklung des Drehbuchs als ein schwieriges Unterfangen. Zunächst konstruierte Garland eine Story mit Judge Death, einem Erzfeind von Judge Dredd.

Doch als dieser Entwurf nicht so recht voran kam, wandte sich Garland den Terroristen zu, die im DREDD-Universum für Demokratie kämpfen.

Aber auch in Bezug auf die Terroristen kam der Drehbuchautor nicht so recht weiter und kam letztendlich  zu der Überzeugung, dass diese Geschichte ebenfalls nicht für einen effektiven filmischen Reboot von „JUDGE DREDD“ geeignet wäre.

Schließlich ging ein Umdenken in Garland von statten und der Drehbuchautor begann in weniger epischen Dimensionen zu denken und entwickelte die Geschichte mit der Drogenbaronin Ma-Ma.

„Plötzlich kam mir der entscheidende Gedanke. Alle meine Ansätze sind einfach zu groß. Deshalb muss ich in kleineren Kategorien und an andere Geschichten denken, die John erzählen würde. Und das waren eben nicht die episch und breit angelegten Geschichten, von denen es viele bei der Entwicklung der ‚Dredd’-Mythologie gegeben hatte.

Genau das hatte der erste Film falsch gemacht, er war im Ansatz einfach zu ausladend. Sie haben versucht, viel zu viel hineinzustecken und auf einmal zu zeigen. Alex hat das Ganze auf einen Tag im Leben Dredds abgespeckt, und das halte ich für wesentlich besser.“ (3)

Da die Produzenten ALLON REICH und ANDREW MACDONALD nicht mehr als 40 Millionen Dollar für „DREDD“ ausgeben konnten, war ein Big Budget-Film ausgeschlossen. 
 
Hinzu kam, dass im Vertrag mit den Kingsley-Brüdern verankert war, dass JUDGE DREDD nie ohne Helm zu sehen sein durfte. Damit konnte für die Rolle des „DREDD“ kein großer Hollywood-Star besetzt werden, was wiederum gut für das Budget des Films war.  

 „Wir konnten nicht mehr als 40 Millionen Dollar für dieses Projekt ausgeben. Ein Big-Budget-Film war also ausgeschlossen, und wir wussten, dass unsere Hauptfigur nie ohne ihren Helm zu sehen sein würde.

Was genau unseren Absichten entsprach und in unserem Vertrag mit den Kingsley-Brüdern verankert war. Wenn sein Gesicht nie gezeigt werden würde, konnte man für diese Rolle also keinen großen Filmstar besetzen. Wir brauchten also keinen Star, den jeder kennt, wie etwa Will Smith, sondern einen guten, im besten Fall großartigen Schauspieler.“ (4)

Die Wahl für die Hauptrolle des Films fiel schließlich auf den Schauspieler KARL URBAN, dem mit der Rolle des EOMER in der „HERR DER RINGE“-Trilogie der Durchbruch gelungen war.

„Ich begann sie mit 16 Jahren zu lesen, als ich in Wellington, Neuseeland in einer Pizzeria arbeitete. Ich war ziemlich gefesselt von dieser Figur, ohnehin schon ein großer Science-Fiction-Fan. Ich mochte die Welt von Mega City One und liebte Judge Dredd als Figur.

Er ist dieser knallharte futuristische Gesetzeshüter, der ultimative Gesetzeshüter in einer Gesellschaft, in der sich der normale Prozess, wie Gerechtigkeit geübt wird, verändert hat.

Es gibt keine Jurys oder Anwälte und kein langwieriges Rechtsverfahren mehr. Alles ist in diesem einen Mann komprimiert. Seit dieser Zeit habe ich Figuren geliebt, die das Recht in die Hand nahmen, und Judge Dredd gehört in dieser Kategorie zu den besten.

Es gehört zu den großartigsten Aspekten an Dredd, dass man eben nie seine wahre Identität sehen kann. Seit er 1977 erschaffen wurde, hat er das Gesetz gesichtslos vertreten, war er ein Mysterium. Hätte man das geändert, wäre es eben nicht Dredd gewesen.

So hatte ich großes Interesse an diesem Projekt, weil ich selbst die Comics gelesen hatte. Also traf ich mich mit Alex, Andrew, Allon und Pete, und hörte mir ihren Ansatz für das Projekt an.

Dabei wurde mir schnell klar, dass sie eine radikal andere Strategie als die Erstverfilmung verfolgten, einen viel düstereren, realistischeren und härteren Film planten. Sie stellten sich ein hyperdynamisches Actionabenteuer vor, das deutlich näher an der Vorlage bleiben würde, und das faszinierte mich sofort.“ (5)

Als Gegenspielerin von Judge Dredd wurde die britische Schauspielerin LENA HEADEY engagiert, die in „DREDD“ die Drogenbaronin Ma-Ma spielt.

„Ma-Ma hatte ein hartes Leben und beschloss irgendwann, es der Welt heimzuzahlen. Natürlich macht sie Sachen, die fraglos brutal sind. Aber man möchte in dieser Figur auch etwas finden, das sie über die Eindimensionalität erhebt.

Dazu gehört etwa, dass Ma-Ma sich selbst fragt, ‚warum all diese Kugeln mich immer verfehlen’. Bei ihr gibt es so eine Art inaktiven animalistischen Zug. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder schicksalshaft und auf komische Weise mit Dredd.“ (6)

Die Rolle des Kay, dem Handlanger von Ma-Ma, mimt WOOD HARRIS, der durch die Rolle des jähzornigen Drogenbarons Avon Barksdale in der HBO-Serie „THE WIRE“ zum Star geworden war. Kay präsentiert den schmutzigen Realismus des Films.

 „Menschen tun Schlechtes, sind Bösewichte, aber oft haben sie gute Gründe dafür, so zu handeln. Ganz sicher ist Kay ein echter Bösewicht, aber für mich eben einer, der sein Verhalten gerechtfertigt sieht. Er hält sich in keinster Weise für schlechter als die Judges.

Judge Dredd verurteilt und tötet Menschen, wenn sie Unrecht tun. Was aber richtig oder falsch ist, bestimmt das System. Jeder, der sich gegen das System stellt, ist ein Bösewicht, das zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte. Und manchmal stellen wir im Rückblick fest, dass diese Menschen so falsch nicht lagen.

Als Schauspieler und aus meiner Perspektive betrachtet, kann ich tun, was er tut, ohne ein schlechtes Gefühl dabei haben zu müssen. Denn mir ist bewusst, wie sein Verstand seine Aktionen gerechtfertigt hat. Er sieht sich nicht als Bösewicht... Er ist in seinem Lebensstil gefangen, wie das viele Bösewichte sind. Wenn man ihnen begegnet, sind sie brillant und smart. In unserer Welt aber sind sie Bösewichte, doch in ihrer spielen sie Schach.“  (7)

Aufgrund der Art des Films, der ihnen vorschwebte, wollten die Filmemacher aber einen etwas anderen Weg gehen. Genau aus diesem Grund war der legendäre, unkonventionell arbeitende Kameramann Anthony Dod Mantle der Erste, an den Produzent Macdonald für den Platz hinter der Kamera dachte. Dod Mantle hatte mit ihm bereits bei „DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND, 2006) und „28 TAGE SPÄTER, 2002) zusammengearbeitet.

Für seine Lichtsetzung zu Danny Boyles Drama „SLUMDOG MILLIONÄR“ hatte der Brite einen Oscar und praktisch jede andere Auszeichnung gewonnen, die in seiner Branche möglich war.

Macdonalds kreativer Instinkt und Dod Mantles langjährige Beziehung zu DNA Films erwiesen sich als einige der größten Pluspunkte bei der Produktion von DREDD.

„Ich hielt es für interessant, einmal etwas anderes machen und die kreativen Grenzen dabei etwas überschreiten zu können. Um das aber tun zu können, musste ich erst einmal die richtigen Mitarbeiter finden, denn ich hatte keinerlei Erfahrungen mit dem Format.

Und dabei ist der Kameramann die wichtigste Kreativposition. Anthony hat für mich bei „28 Tage später“ mit normalen Videokameras, dann bei „Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht“ auch im 16mm-Format gedreht. Er lotet gerne die Grenzen von Ideen und Technologien aus und erzielt damit mitunter seine aufregendsten Resultate.

Er wollte mit dem 3D-Format etwas Neues versuchen, wollte, dass man wirklich fühlt, dass es als etwas Hyperrealistisches in die Geschichte integriert werden würde. Anthony gehört im Einsatz der Handkamera zu den besten Kameramännern der Welt. Bei diesem Film war er besonders daran interessiert, Nahaufnahmen in 3D zu drehen, das hatte zuvor noch keiner wirklich gemacht.“ (8)

Für die Vision, die ALLON REICH und ANDREW MACDONALD von DREDD hatten, war Mega City One von entscheidender Bedeutung. Als sie sich Mega City One vorstellten, dachten die die beiden Produzenten  an Metropolen aus ihrer eigenen bekannten Welt, wie Sao Paulo, Mexico City, Jakarta oder Johannesburg.

Für die Produktion erwies es sich als glückliche Fügung, dass Produzent Macdonald von Sharlto Copley, dem Hauptdarsteller von DISTRICT 9 nach Südafrika eingeladen wurde.

Dort trafen sich die beiden mit Michael Murphey von der südafrikanischen Produktionsgesellschaft  Kalahari Pictures, die hinter DISTRICT 9 steht. Die gerade neu erbauten und eröffneten Cape Town Film Studios waren der ideale Ort, um Mega City One in Südafrika zum Leben erwecken zu können.

„Mega City One ist riesig, chaotisch und irrsinnig, das zur Information für alle, die diese Stadt noch nicht kennen. Ihre Ausdehnung ist einer der Aspekte, die diese Stadt prägen. Die Wohnblöcke, in denen die Menschen leben, haben gigantische Ausmaße.

In gewisser Weise sind sie selbst schon Städte, die sich eigenständig versorgen können – mit Schulen und Zentren, in denen man einkaufen und medizinisch betreut werden kann. Wenn man es will oder nicht anders kann, kann man hier geboren werden, leben und sterben, ohne einen Fuß außerhalb des Blocks setzen zu müssen.

Das zu vermitteln, gehörte zu den wichtigsten Aufgaben des Films. Die Stadt ist selbst eine Hauptfigur – und der Wohnblock ist es in unserer Geschichte auch.“ (9)

Für die Szenen mit explosiver Action waren große Sets und massive Aufbauten erforderlich. Die Cape Town Film Studios waren für diese Anforderungen aber bestens gerüstet, auch wenn „DREDD“ der erste Film war, der in den brandneuen Hallen gedreht wurde. 70 Prozent aller Szenen kamen dort vor die Kameras.

 „Dazu gehören auch ein oder zwei gewaltige Actionsequenzen, wenn etwa Ma-Ma und ihre Gang ihre Tötungsmaschine in Gang bringen, um Dredd zu erledigen und dabei Hunderte Menschen massakrieren. Es ist eine enorm aufwendige Sequenz, für die wir zehn Drehtage, unzählige Stuntdoubles und acht verschiedene Innen- und Außensets brauchten. Das alles wurde dann durch außergewöhnliche visuelle Effekte ergänzt.“ (10)

Mit dem SF-Film „DREDD“ präsentiert der Regisseur PETE TRAVIS einen unterhaltsamen Actionfilm, der auf der Comic-Serie „2000 AD“ basiert.

© by Ingo Löchel

  • (1)    Andrew Macdonald
  • (2)    Andrew Macdonald
  • (3)    Alex Garland
  • (4)    Andrew Macdonald
  • (5)    Karl Urban
  • (6)    Alex Garland
  • (7)    Wood Harris
  • (8)    Andrew Macdonald
  • (9)    Alex Garland
  • (10)    Andrew Macdonald


Dredd
(Originaltitel: Dredd)
USA 2012

Stab

  • Regie: Pete Travis
  • Drehbuch: Alex Garland
  • Kamera: Anthony Dod Mantle
  • Schnitt: Mark Eckersley
  • Musik: Paul Leonard-Morgan

Darsteller

  • Karl Urban als Judge Dredd
  • Olivia Thirlby als Cassandra Anderson
  • Lena Headey als Ma-Ma
  • Wood Harris als Kay
  • Domhnall Gleeson als Ma-Mas Technikguru

FSK: Ab 18 Jahren
Laufzeit: 96 Minuten

Deutscher Kinostart: Am 15. November 2012

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