Samstag, 5. Juni 2021

Das Ende der Hammer-Ära

Die Qualität der Hammer-Filme war lange gleichbleibend, ein Erfolgsrezept, das nicht verändert wurde, und man folgte bei den Horrorfilmen einem bestimmten Schema.

Von Ende der 1950er bis in die 1960er Jahre florierte das Geschäft mit dem Horror, aber als die bisherige Formel Ende der 1960er Jahre nicht mehr so gut zog wie früher, und das Kinopublikum langsam von den vielen Horror-Streifen übersättigt war, besann man sich einer zusätzliche Masche: Sex und nackter Haut.

Nun wurden die Kleidungsstoffe durchsichtiger, die Mädchen nackter und die Auswahl berechnender.

Nur so kann man es sich letztendlich erklären, dass zum Beispiel die Zwillings-Playmates Maria und Frieda Gellhorn, in dem Hammer-Film "DRACULAS HEXENJAGD" auftreten konnten, die nicht mal in der englischen Fassung ihre eigenen Stimmen behielten, sondern synchronisiert werden mussten.

Im Jahr 1967 befand sich die HAMMER FILM PRODUCTIONS zudem in einer besonderen Umbruchsphase. ABPC, die Vertriebsfirma der Hammer-Filme, erzwang einen Umzug der Bray-Studios zu den APBC-eigenen Elstree-Studios.

Auf der Strecke blieb dabei der familiäre Charakter der „Hammer Film Productions“, der die Filmgesellschaft  so erfolgreich gemacht hatte.

Nach dem Umzug  arbeitete keine eingeschworene und ideenreiche Crew mehr auf engstem Raum zusammen. Aufgrund des Trends zu mehr Sex und Blut und der zunehmend unpersönlicher werdenden Firmenstruktur, verließen viele langjährige Mitarbeiter Hammer.

Zudem begann die britische Filmindustrie Anfang der 1970er aufgrund des aufkommenden Farbfernsehens finanziell zu kränkeln, die Einnahmen an den Kinokassen nahmen rapide ab. Um diese Zeit ging James Carreras in Rente’und überließ seinem Sohn Michael Carreras  das Studio.

Die DRACULA- und FRANKENSTEIN-Filme, die  in den 1970er Jahren Standard geworden waren, brachten auch nicht mehr den erhofften kommerziellen Erfolg, da auch ihre Qualität zusehends gelitten hatte.

Zudem wurde Hammer im Horror-Genre durch Filme wie "ROSEMARYS BABY" (1967) und "DER EXORZIST" (1973) von den Amerikanern vom Markt verdrängt.

Nach der DRACUL-Film "DRACULA - NÄCHTE DES ENTSETZENS" (1970) an den Kinokassen gefloppt war, beschlossen die Macher von Hammer, der DRACULA-Reihe  etwas frischen Wind zu verschaffen, und verlegten die beiden folgenden Filme 

  • DRACULA JAGT MINI-MÄDCHEN (1972)
  • DRCULA BRAUCHT FRISCHES BLUT (1973)

in die damalige Gegenwart, nämlich ins London der 1970er Jahre.

Auch sonst versuchte die Macher der HAMMER FILM PRODCITONS eine Modernisierung der verschiedenen Filmstoffe, so zum Beispiel von Dr. Jekyll und Mr. Hyde in der Hammer-Verfilmung "DR. JEKYLL AND SISTER HYDE" (1971), die aber alle keine kommerziellen Erfolge an den Kinokassen waren. 

1975 kam mit "FRANKENSTEINS HÖLLENMONSTER" nicht nur der letzte FRANKENSTEIN-Film mit PETER CUSHING, sondern auch der letzte Film von Regisseur TERENCE FISHER in die Kinos. 

Die kommerziellen Misserfolge der letzten –Filme führte dazu, dass die HAMMER FILM PRODUCTION durch einen Gere-Mix noch einmal das Steuer herumreißen wollte.

So entstand in Kooperation mit den Shaw Brothers, die einige legendäre Kung Fu–- Filme gedreht hatten, der Film "DIE 7 GOLDENEN VAMPIRE".

Der Film bietet zwar eine recht interessante Mischung aus Gruselatmosphäre und Martial Arts, verbunden mit etwas Humor, und Peter Cushing ist zum letzten Mal in der Rolle des Abraham Van Helsing zu sehen, aber leider floppte auch dieser Hammer-Film bei seiner Aufführung in den Kinos.

1976 erschien mit "DIE BRAUT DES SATANS" der letzte Horror-Film aus dem Hause Hammer, der ebenfalls floppte.

Drei Jahre später folgte mit "TÖDLICHE BEDROHUNG" (1979) ein Remake eines alten Hitchcock-Thrillers "EINE DAME VERSCHWINDET" aus dem Jahre 1938, der letzte Hammer-Film. In den Hauptrollen waren Elliot Gould und Cybil Shepherd zu sehen. Doch auch dieser Film  war kein Erfolg an den Kinokassen beschieden. 

Die HAMMER FILM PRODUCTIONS stand danach kurz vor dem Ruin. Michael Carreras versuchte zwar danach noch eine Weile neue Projekte ins Leben zu rufen, fand aber keine Geldgeber mehr, um diese durchzuführen. Die Ära von HAMMER war damit beendet...

© by Ingo Löchel


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