Heute vor 40 Jahren verstarb der Regisseur William Wyler. Ein guter Grund an dieser Stelle an den US-Regisseur zu erinnern.
Aber insbesondere seine Mutter Melanie sorgte dafür, dass ihre beiden Söhne William und Robert (der spätere Filmproduzent Robert Wyler) eine umfassende Bildung bekam, denn zusammen mit ihnen besuchte sie frühzeitig Konzerte, Opern und Theateraufführungen sowie die ersten Kinovorstellungen der Stummfilmära.
Nach einer kaufmännischen Ausbildung, zeigte Wyler jedoch danach keine Ambitionen, das Geschäft seines Vaters zu übernehmen.
So kontaktierte seine Mutter ihren Cousin Carl Laemmle, den Gründer der Universal Studios, der regelmäßig Europa besuchte, um dort nach neuen Talenten für Hollywood Ausschau zu halten.
Nach einem Treffen mit Laemmle in Zürich, bekam William Wyler schließlich einen Job in der New Yorker Niederlassung der Universal Studios mit einem wöchentlichen Gehalt von 25 US-Dollar, abzüglich einem wöchentlichen Abzug von 5 US-Dollar, bis das Ticket für die Atlantiküberquerung mit der "Aquitania" abbezahlt war.
In den USA angekommen, lernte Wyler das Filmgeschäft in den Universal Studios von der Pike auf und arbeitete schließlich als Regieassistent an den beiden Stummfilmen "DER GLÖCKNER VON NOTRE-DAME" mit Lon Chaney (1923) und BEN HUR (1925) mit.
1925 gab William Wyler mit dem Stummfilm-Western "THE CROOK BUSTER" sein Debüt als Regisseur. Ein Jahr danach folgten unter anderem mit den Stummfilm-Western "LAZY LIGHTNING" (1926) und "THE STOLEN RANCH" (1926) seine ersten beiden Langfilme.
1928 drehte Wyler mit der Stummfilm-Komödie "ANYBODY HERE SEEN KELLY?" seinen ersten Nicht-Western. Zudem wurde er im Jahr 1928 Staatsbürger der USA. Kurze Zeit später folgte mit dem Western "HELL'S HERO" (1929) auch Wylers erste Tonfilm-Regie.
In den nächsten Jahren schuf sich Wyler in Hollywood einen sehr guten Ruf als Regisseur.
Mitte der 1930er Jahre verließ er jedoch die Universal Studios und drehte mit "INFAME LÜGEN" (1936) mit Miriam Hopkins, Merle Oberon und Joel McCrea in den Hauptrollen seinen ersten Film für Samuel Goldwyn.
1961 entstand das Remake "INFAM" mit Audrey Hepburn, Shirley MacLaine und James Garner in den Hauptrollen, ebenfalls unter der Regie von William Wyler.
In den 1930er Jahren konnte Wyler mit Filmen wie "ZEIT DER LIEBE, ZEIT DES ABSCHIEDS" (1936), "NIMM, WAS DU KRIEGEN KANNST" (1936), "DEAD END" (1937), "JEZEBEL" (1938) und "STÜRMISCHE HÖHEN" (1939) sein ausgezeichnetes Renommee als Regisseur weiter ausbauen, zumal alle diese Filmen mit einem Oscar in der Kategorie "Bester Film" nominiert wurden.
Am 25. November 1934 heiratete Wyler die Schauspielerin Margaret Sullavan, von der er sich aber am 13. März 1936 wieder scheiden ließ.
Nach dem Western "IN DIE FALLE GELOCKT" (1940), "DAS GEHEIMNIS VON MALAMPUR" (1940) und "DIE KLEINEN FÜCHSE" (1941), erreichte William Wyler mit "MRS. MINIVER" den ersten Höhepunkt seiner Karriere als Regisseur.
Denn der Film wurde mit insgesamt sechs Oscar ausgezeichnet. Neben den Oacars in Kategorien "Bester Film", "Beste Hauptdarstellerin" (Greer Garson), "Beste Nebendarstellerin" (Teresa Wright), "Beste Kamera" (Joseph Ruttenberg) und "Bestes Drehbuch", erhielt William Wyler auch seinen ersten Regie-Oscar.
"William Wylers sorgfältig gezeichnetes Melodram über Zivilcourage und die psychischen Folgen eines Krieges gewann seinerzeit sechs Oscars, darunter auch als Bester Film - er entstand, um den Menschen Mut zu machen, und zeigt ein idealisiertes England: Trotz Fliegerangriffe werden hier weiterhin preisgekrönte Rosen gepflegt.
Dennoch: Der Film beflügelte den Patriotismus des Publikums und war 1942 der Kassenknüller Nr. 1. Greer Garson beeindruckt mit ihrer Oscar-preisgekrönten Darstellung: Sie tröstet Kinder im Luftschutzkeller, nimmt einen deutschen Fallschirmspringer gefangen und zeigt beispielhaft, wie die Briten unbeirrbar die Zähne zusammenbeißen." (1)
1953 drehte Wyler die Komödie "EIN HERZ EINE KRONE" (1953), in der die Schauspielerin Audrey Hepburn nach einigen Filmen in Europa ihr Hollywood-Debüt gab.
"Eine wunderbare Liebeskomödie, die bis heute nichts von ihrem Charme verloren hat. William Wyler gelang mit einer Idealbesetzung zweifellos einer der zauberhaftesten und schönsten Liebesfilme aller Zeiten.
Oscars gab's für Audrey Hepburn, für Kostümdesignerin Edith Head und die Drehbuchautoren Ian McLellan Hunter und Dalton Trumbo. Außerdem regnete es acht weitere Nominierungen, unter anderem für den besten Film und den besten Regisseur." (2)
Für alle diese Filme wurde Wyler für einen Oscar in der Kategorie "Beste Regie" nominiert, ging aber leer aus.
In den 1960er Jahren wurde es jedoch etwas stiller um Wyler. Denn nach dem Drama "INFAM" (1961), dem Remake von "INFAME LÜGEN" (1936), drehte der Regisseur mit dem Psychothriller "DER FÄNGER" (1965), der Komödie "WIE KLAUT MAN EINE MILLION" (1966) mit Audrey Hepburn und Peter O'Toole sowie dem Musikfilm "FUNNY GIRL" (1968) mit Barbra Streisand nur noch drei weitere Filme.
"Der Musikfilm von Hollywood-Altmeister William Wyler war für den etablierten Platten- und Bühnenstar Babra Streisand der Auftakt zu einer traumhaften Karriere beim Film.
Ihr Debüt als junge Funny sie hatte die Rolle vorher schon am Broadway gespielt brachte ihr einen Golden Globe und einen Oscar ein. Wyler orientierte sich hier übrigens am Leben des Revue-Stars Fanny Brice." (3)
1970 folgte mit "GLUT DER GEWALT" Wylers letzte Regiearbeit. Denn nach diesem Film zog sich der Regisseur aus dem Filmgeschäft zurück.
William Wyler verstarb am 27. Juli 1981 an den Folgen eines Herzinfarktes in Los Angeles, Kalifornien, USA.
© by Ingo Löchel
- (1) Prisma.de
- (2) Prisma.de
- (3) Prisma.de
Filmographie
- 1. The Crook Buster (1925)
- 2. The Gunless Bad Man (1926)
- 3. Ridin' for Love (1926)
- 4. The Fire Barrier (1926)
- 5. Don't Shoot (1926)
- 6. The Pinnacle Rider (1926)
- 7. Martin of the Mounted (1926)
- 8. Lazy Lightning (1926)
- 9. The Stolen Ranch (1926)
- 10. The Two Fister (1927)
- 11. Kelcy Gets His Man (1927)
- 12. Tenderfoot Courage (1927)
- 13. The Silent Partner (1927)
- 14. Blazing Days (1927)
- 15. Straight Shootin' (1927)
- 16. Galloping Justice (1927)
- 17. The Haunted Homestead (1927)
- 18. Hard Fists (1927)
- 19. The Lone Star (1927)
- 20. The Ore Raiders (1927)
- 21. The Home Trail (1927)
- 22. Gun Justice (1927)
- 23. The Phantom Outlaw (1927)
- 24. The Square Shooter (1927)
- 25. The Horse Trader (1927)
- 26. Daze of the West (1927)
- 27. The Border Cavalier (1927)
- 28. Desert Dust (1927)
- 29. Anybody Here Seen Kelly? (1928)
- 30. Thunder Riders (1928)
- 31. The Shakedown/Zwischen den Seilen (1929)
- 32. The Love Trap/Die Liebesfalle (1929)
- 33. Hell's Hero/Galgenvögel (1929)
- 34. The Storm (1930)
- 35. A House Devided/Der Mannsteufel (1931)
- 36. Tom Brown of Culver (1932)
- 37. Private Jones (1933)
- 38. Her First Mate 1933)
- 39. Counsellor at Law/Der Staranwalt von Manhattan (1933)
- 40. Glamour (1934)
- 41. The Good Fairy (1935)
- 42. The Gay Deception (1935)
- 43. Barbary Coast/San Francisco im Goldfieber (1935)
- 44. These Three/Infame Lügen (1936)
- 45. Dodsworth/Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds (1936)
- 46. Come and Get It/Nimm, was du kriegen kannst (1936)
- 47. Dead End/Sackgasse (1937)
- 48. Jezebel/Jezebel - Die boshafte Lady (1938)
- 49. The Cowboy and the Lady/Mein Mann, der Cowboy (1938)
- 50. Wuthering Heights/Stürmische Höhen (1939)
- 51. Raffles (1939)
- 52. The Westerner/In die Falle gelockt (1940)
- 53. The Letter/Das Geheimnis von Malampur (1940)
- 54. The Little Foxes/Die kleinen Füchse (1941)
- 55. Mrs. Miniver (1942)
- 56. The Best Years of Our Lives/Die besten Jahre unseres Lebens (1946)
- 57. The Heiress/Die Erbin (1949)
- 58. Detective Story/Polizeirevier 21 (1951)
- 59. Carrie (1952)
- 60. Roman Holiday/Ein Herz und eine Krone (1953)
- 61. The Desperate Hours/An einem Tag wie jeder andere (1955)
- 62. Friendly Persuasion/Lockende Versuchung (1956)
- 63. The Big Country/Weites Land (1958)
- 64. Ben Hur (1959)
- 65. The Children's Hour/Infam (1961)
- 66. The Collector/Der Fänger (1965)
- 67. How to Steal a Million/Wie klaut man eine Million? (1966)
- 68. Funny Girl (1968)
- 69. The Liberation of L.B. Jones/Glut der Gewalt (1970)
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