Freitag, 21. Januar 2022

Schaupieler Hardy Krüger im Alter von 93 Jahren gestorben

Hardy Krüger wurde am 12. April 1928 als Franz Eberhard August Krüger in Berlin-Wedding geboren.

“Berlin ist meine Heimat und meine Sprache. Als mein Vater Max kurze Zeit arbeitslos war, zogen wir mit meiner Schwester in den Ostteil der Stadt. Meine Eltern setzten große Hoffnungen in den Nationalsozialismus. Auf dem Klavier meiner Mutter Auguste stand eine Hitler-Büste. Wie Millionen anderer Deutsche wussten meine Eltern seinerzeit nicht, wohin die Reise wirklich geht.“ (1)

1941 kam er als 13-jähriger auf die Adolf-Hitler-Schule der Ordensburg Sonthofen, wo er für eine künftige Führungsposition im NS-Staat erzogen wurde, wobei sein Berufswunsch jedoch ein ganz anderer war.

“Als der Krieg ausbrach, war ich elf Jahre alt. Ich wurde zum Nazi erzogen, auch wenn ich damals nicht wußte, was das wirklich bedeutet. Im Grunde ist meiner Generation die Jugend gestohlen worden.

Mein Vater kehrte nicht aus dem Krieg zurück. Ich wurde auf die Ordensburg Sondhofen im Allgäu geschickt. Auf dieser Adolf-Hitler-Eliteschule genoss ich eine militärische Erziehung, wo gerade ich mich zum Militärdienst überhaupt nicht eigne.“  (2)

1944 gab Krüger mit dem Film “JUNGE ADLER“sein Film-Debüt.

„Regisseur Alfred Weidenmann suchte 1943 nach geeigneten Jungs im Alter von 15 bis 17 Jahren in den Eliteschulen. Neben mir wählte er unter anderem auch Dietmar Schönherr und Gunnar Möller aus. Ich war zwar der kleinste und mickrigste, aber auch der größte Komiker.“ (3)

Während Dreharbeiten zu “JUNGE ADLER“ lernete er in den UFA-Studios in Babelsberg Albert Florath und Hans Söhnker kennen, die unter großen Gefahren Juden zur Flucht verhalfen und ihn über das Regime aufklärten.

„Bei der UFA traf ich auch zum ersten Mal auf Menschen, die Hitler nicht nur ablehnten, sondern ihn auch bekämpften und ihn, wenn sie mit mir über ihn sprachen, einen Verbrecher nannten.

Ich meine den wunderbaren Hans Söhnker, der damals ein großer Filmstar war, und den Charakterschauspieler Albert Florath. Diese beiden sind es gewesen, die mir die Augen öffneten. Das war nicht leicht für einen 15jährigen. In mir brach ein ganzer Wirbelsturm der Gefühle aus.

Ich mußte irgendwann in diesen Monaten eine Entscheidung treffen. Glaube ich meinen Eltern? Glaube ich meinen Erziehern? Oder glaube ich Söhnker und Florath? In dieser Situation führte ich eine Art Doppelleben, denn zu Hause konnte ich nicht darüber sprechen.

Söhnker und Florath, die jüdische Mitbürger in ihren Landhäusern versteckten und dann heimlich in die Schweiz brachten, erzählten mir von Konzentrationslagern wie Dachau. Ich habe es zuerst nicht für möglich gehalten, dass so etwas möglich ist.“ (4)

1945 wurde der junge Krüger eingezogen, diente als Soldat in der Division "Brandenburg" und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr war er Schreiner in der Lüneburger Heide, dann Statist am Hamburger Schauspielhaus, wo ihn Wolfgang Liebeneiner entdeckte.

1947 wechselte er an die “Niedersächsische Landesbühne“ in Hannover. 1948/49 kehrte Krüger nach Hamburg zurück und trat dort an der “Jungen Bühne“ und am ”ThaliaTheater“ in Stücken wie  "Mordprozeß Mary Dugan", "Ich bin 17", "Der Stundenhändler", "Die Glasmenagerie" und "Sie trafen sich wieder" auf.

1949 spielte der Schauspieler in Berlin am Theater am Kurfürstendamm u. a. in dem Stück "Die Saat ist grün oder an den Münchner Kammerspielen in "Wolken sind überall", 1952).

1949 gab Hardy Krüger in ”DIESE NACHT VERGESS ICH NIE“ sein offizielles Film-Debüt. Danach folgten Filme wie „DAS FRÄULEIN UND DER VAGABUND“ (1949), “KÄTCHEN FÜR ALLES“(1950)  und „INSEL OHNE MORAL“ (1950).

1950 heiratete er Renate Densow, von der er sich 1964 wieder scheiden ließ. Das Paar hatte eine Tochter zusammen.

In den 1950er Jahren drehte Krüger Filme wie ”MEIN FREUND, DER DIEB“ (1951), ”ALLE KANN ICH NICHT HEIRATEN“ (1952), ”MUSS MAN SICH GLEICH SCHEIDEN LASSEN?“ (1953), ”DER LETZTE SOMMER“ (1954) und”ALIBI“ (1955).

1956 gelang ihm mit ”LIANE, DAS MÄDCHEN AUS DEM URWALD“ einer der großen Kassenerfolge der 1950er-Jahre. Eine Mitwirkung in den beiden Fortsetzungen lehnte Krüger allerdings ab.

Nach Filmen wie „BANKTRESOR 713“ (1957), "GESTEHEN SIE, DR. CORDA  (1958) und „DER REST IST SCHWEIGEN“ (1959), drehte Krüger mit „DIE TÖDLICHE FALLE“ seinen ersten englischsprachigen Film, der ihn auch international bekannt machte.

1961 war Hardy Krüger in dem internationalen Kassenhit ”HATARI“ an der Seite von John Wayne zu sehen.

„Howard Hawks inszenierte eine gelungene Mixtur aus Action und Humor und schuf einen Abenteuer-Klassiker, der mit hervorragenden Jagdszenen und Landschaftsaufnahmen aufwartet.

Typisch für Hawks ist auch das Thema um Männerrivalitäten, die allerdings hinter der Professionalität zurückstehen müssen. Insgesamt ist dies ein wunderbares Tierfang-Abenteuerspektakel: hervorragend fotografiert und sympathisch gespielt. Einfach beste Unterhaltung!“  (5)

Danach sah man den Schauspielerin in Filmen wie  „SONNTAGS MIT SYBILL (1962), DIE VIER WAHRHEITEN (1962), DIE VERSUCHUNG HEISST JENNY (1965)  und „FLUG DES PHOENIX“ (1965), seinen dritten US-amerikanischen Film.

„Robert Aldrich inszenierte 1965 nach dem Roman von Elleston Trevor den Katastrophenfilm, bei dem die differenzierte Gestaltung menschlichen Verhaltens nach einer Katastrophe im Vordergrund stand. Hardy Krüger ist hier in seinem dritten amerikanischen Film zu sehen.“ (6)

1965 heiratete er Francesca Marazzi, von der er sich 1977 aber wieder scheiden ließ. Das Paar hatte zwei Kinder zusammen. Malaika Krüger und Hardy Krüger jr. (der ebenfalls Schauspieler wurde). 

1970 begann Hardy Krüger mit dem Buch ”EINE FARM IN AFRIKA“ seine zweite Karriere als Schriftsteller. Es folgten unter anderem die Werke”SAWIMBULU“(1971), ”DIE KINDER VON DER KASTNERFARM“ (1973), ”WER STEHEND STIRBT, LEBT LÄNGER“ (1973), „SCHALLMAUER“(1978), „JUNGE UNRAST“ (1983), „FRÜHSTÜCK MIT THEODORE“ (1990) und „SZENEN EINES CLOWNS“ (2001).

1971 stand Hardy Krüger nach zehnjähriger Deutschlandabstinenz wieder in seinem Heimatland vor der Kamera und gab in dem in dem „FRANCIS DURBRIDGE“-Dreiteiler „DAS MESSER“ sein TV-Debüt im westdeutschen Fernsehnen.

„Rolf von Sydows packender TV-Dreiteiler, zu dem die Gruppe «The Can» den Titelsong beisteuerte, war 1971 ein wahrer Straßenfeger. Um, wie beim "Halstuch" passiert, ein vorzeitiges Bekanntwerden des Täters zu vermeiden, drehte Rolf von Sydow verschiedene Schluss-Szenen.“ (7)

Danach war der Schauspieler in Filmen wie „DIABOLISCH“ (1972), ”TOD EINES FREMDEN“ (1973), “PAPIERTIEGER“ (1975) und in dem Kubrick-Film ”BARRY LYNDON“(1975) zu sehen.

„Stanley Kubrick und ich waren schon lange befreundet, bevor wir miteinander drehten. Wir lernten uns in London als verheißungsvolle Newcomer kennen, die beide gerade den künstlerischen Durchbruch geschafft hatten.

Basierend auf unserem guten Verständnis rief er mich fast fünfzehn Jahre später an und bat mich nach Irland zu kommen und ihm einen fredericianischen Offizier zu geben. Er hatte in Barry Lyndon die Szenen, in denen ich agierte, bereits mit zwei englischen Darstellern gedreht.

Er wäre unzufrieden, allerdings nicht mit der Arbeit der beiden sehr guten Briten. Ihm wäre vielmehr ein Fehler in der Konzeption unterlaufen. Die Rolle müsste von einer authentischen Person gespielt werden. Ich sollte aus den zwei Figuren des ursprünglichen Drehbuchs eine machen. Und das tat ich dann auch.“ (8)

1975 drehte Hardy Krüger nach fünfzehnjähriger Abstinenz mit  dem Western "POTATO FRITZ wieder einen deutschen Film.

In den 1970 und 1980er Jahren  war Krüger unter anderem  in den Filmen „DIE BRÜCKE VON ARNHEIM“ (1977), „DIE WILDGÄNSE KOMMEN“ (1978), ”FEINE GESELLSCHAFT BESCHRÄNKTE HAFTUNG“ (1982), ”FLAMMEN AM HORIZONT” (1982) und „DER MANN AUS DER KÄLTE“ (1984) zu sehen.

„Angebote gibt es noch genug, doch die meisten sagen mir einfach nicht zu. Weder in Deutschland noch im Ausland muss ich in gleichgespülten Fernsehfilmen mitwirken.“ (9)

1988 war Krüger in der Miniserie „FEUER UND ASCHE“ als Rommel in seiner vorerst  letzten Rolle zu sehen.

„Ein französischer Filmregisseur, dessen Namen ich nicht verrate, fragte mich einmal: Willst Du wissen, was Du brauchst, wenn Du einen guten Spielfilm drehen willst? Schieß los!, entgegnete ich gespannt.

Lächelnd meinte er: Ein gutes Drehbuch, ein gutes Drehbuch und ein gutes Drehbuch. Wenn diese drei Dinge in einem zusammenkommen und bei mir auf dem Tisch liegen, dann spiele ich wieder mit.“ (10)

Von 1987 bis 1995 zeigte Hardy Krüger dem Fernsehpublikum in der ARD als WELTENBUMMLER in persönlichen Reiseberichten entlegene Flecken der Erde.

„Durch die zehn Jahre "Weltenbummler" habe ich die Filmkarriere abgebrochen; das war mir auch durchaus bewusst. Hollywood vergibt so etwas nicht. Aber die Reisefilme waren die Fortsetzung all dessen, was ich zuvor gemacht hatte, als Schauspieler und Autor.

Die Begegnungen mit Menschen auf anderen Kontinenten waren ein mannigfaltiger Lehrmeister für mich. Dennoch würde ich wahnsinnig gern noch mal drehen. Nur gefallen mir die meisten Sachen, die mir angeboten werden, überhaupt nicht.“ (11)

2011 war der Schauspieler in dem Fernsehfilm „FAMILIENGEHEIMNISSE – LIEBE, SCHULD UND TOD“ in seiner letzten Rolle zu sehen.

Hardy Krüger verstarb am 19. Januar 2022 im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Palm Springs, Kalifornien, USA.

© by Ingo Löchel

  • (1)    Hardy Krüger
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Filmographie

  • 01.    Junge Adler (1944)
  • 02.    Diese Nacht vergess ich nie (1949)
  • 03.    Das Fräulein und der Vagabund (1949)
  • 04.    Kätchen für alles (1950)
  • 05.    Das Mädchen aus der Südsee (1950)
  • 06.    Insel ohne Moral (1950)
  • 07.    Schön muß man sein (1951)
  • 08.    Mein Freund, der Dieb (1951)
  • 09.    Ich heiße Niki (1952)
  • 10.    Alle kann ich nicht heiraten (1952)
  • 11.    Illusion in Moll (1952)
  • 12.    Solange Du da bist (1953)
  • 13.    Muß man sich gleich scheiden lassen? (1953)
  • 14.    The Moon Is Blue/ Wolken sind überall (1953)
  • 15.    Ich und Du (1953)
  • 16.    Die Jungfrau auf dem Dach (1953)
  • 17.    Der letzte Sommer (1954)
  • 18.    An der schönen blauen Donau (1955)
  • 19.    Der Himmel ist nie ausverkauft (1955)
  • 20.    Alibi (1955)
  • 21.    Liane, das Mädchen aus dem Urwald (1956)
  • 22.    Die Christel von der Post (1956)
  • 23.    Banktresor 713 (1957)
  • 24.    Der Fuchs von Paris (1957)
  • 25.    The One That Got Away/ Einer kam durch (1957)
  • 26.    Gestehen Sie, Dr. Corda! (1958)
  • 27.    Bachelor of Hearts/ Mit dem Kopf durch die Wand (1958)
  • 28.    Der Rest ist Schweigen (1959)
  • 29.    Blind Date/ Die tödliche Falle (1959)
  • 30.    Die Gans von Sedan (1959)
  • 31.    Bumerang (1960)
  • 32.    Un taxi pour Tobrouk/ Taxi nach Tobruk (1960)
  • 33.    Zwei unter Millionen (1961)
  • 34.    Hatari! (1962)
  • 35.    Les Dimanches de Ville d'Avray/ Sonntage mit Sybill (1962)
  • 36.    Les Quatre vérités/ Die vier Wahrheiten (1962)
  • 37.    Le Gros coup(1964)
  • 38.    Los Pianos mecánicos/ Die Versuchung heißt Jenny (1965)
  • 39.    Le Chant du monde/ Und die Wälder werden schweigen (1965)
  • 40.    The Flight of the Phoenix (1965)
  • 41.    The Defector/ Lautlose Waffen (1966)
  • 42.    La Grande sauterelle/ Ein Mädchen wie das Meer (1967)
  • 43.    Le Franciscain de Bourges (1968)
  • 44.    La Monaca di Monza/ Die Nonne von Monza (1969)
  • 45.    Osvobozhdenie/ The Great Battle/ Befreiung (1969)
  • 46.    Bitka na Neretvi/ Die Schlacht an der Neretva (1969)
  • 47.    The Secret of Santa Vittoria/ Das Geheimnis von Santa Vittoria (1969)
  • 48.    Krasnaya Palatka/ Das rote Zelt (1969)
  • 49.    Diabólica malicia/ Diabolisch (1972)
  • 50.    Tod eines Fremden (1973)
  • 51.    Le Solitaire/ Im Alleingang (1973)
  • 52.    Paper Tiger/ Papiertiger (1975)
  • 53.    Barry Lyndon (1975)
  • 54.    Potato Fritz (1976)
  • 55.    À chacun son enfer/ Jedem seine Hölle (1977)
  • 56.    A Bridge Too Far/ Die Brücke von Arnheim (1977)
  • 57.    The Wild Geese/ Die Wildgänse kommen (1978)
  • 58.    Blue Fin/ Die Sturmfahrt der Blue Fin (1978)
  • 59.    Feine Gesellschaft - beschränkte Haftung (1982)
  • 60.    Wrong Is Right/ Flammen am Horizont (1982)
  • 61.    Slagskämpen/ Der Mann aus der Kälte (1984)
  • 62.    Familiengeheimnisse - Liebe, Schuld und Tod (2011) (TV)

TV-Serien

  • 1. Das Messer (1971) Mini-Serie
  • 2. War and Remembrance/ Feuersturm und Asche (1988) Mini-Serie



Bibliographie

  • Eine Farm in Afrika, 1970
  • Sawimbulu, 1971
  • Die Kinder von der Kastner-Farm, 1973
  • Wer stehend stirbt, lebt länger, 1973
  • Schallmauer, Roman, 1978
  • Die Frau des Griechen, 1980
  • Junge Unrast, Roman, 1983
  • Sibirienfahrt. Tagebuch einer Reise, 1987
  • Frühstück mit Theodore, 1990
  • Wanderjahre. Begegnungen eines jungen Schauspielers, 1998
  • Szenen eines Clowns, 2001
  • Die andere Seite der Sonne, 2007


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