Mittwoch, 12. Januar 2022

Zum 45. Todestag: Schauspieler Günther Stoll

Günther Stoll wurde am 18. August 1924 in Duisburg geboren. Als Soldat geriet er während des Zweiten Weltkrieg in britische Kriegsgefangenschaft. 

Nachdem Stoll 1948 aus der  Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, verfolgte er seinen Traum weiter, Schauspieler zu werden. 

Doch anstatt beim Theater zu arbeiten, wurde er Linksaußen beim TSV Höchstadt und schaffte mit  dem Fußballclub den Aufstieg in die nächst höhere Klasse.

Stoll war während seiner  Zeit beim TSV besonders wegen seiner Fairness bei seinen Mitspielern und den Fans sehr beliebt.

Um  seinen Traum Schauspieler zu werden auch finanzieren zu können, wechselte er in den 1950er Jahren zum Zweitligisten 1. FC Bamberg, weil er dort für das Spielen auch zum ersten Mal Geld bekam. 

1952 beendete Stoll seine Fußballkariere, da er am Regensburger Stadttheater sein erstes Bühnen-Engagement erhielt.

Doch der Erfolg am Theater blieb aus, so dass sich Stoll danach bis 1954 mit diversen Jobs über Wasser halten musste, bis er von 1954 bis 1957 nach Nürnberg ans dortige Theater ging. Danach folgten Engagements an Bühnen in Aachen, Bremen sowie am Thalia-Theater in Hamburg.

1962 gab Günther Stoll in „SPUR 211“, einer Folge der Krimi-Reihe „STAHLNETZ“, sein TV-Debüt. Andere Quellen sprechen davon, dass Stoll in einer  Folge der Serie „DAS FERNSEHGERICHT TAGT“ sein Debüt als Schauspieler im Fernsehen gab.

Es folgten Gastauftritte in der TV-Serie „HAFENPOLIZEI“ (1963) sowie in einer weiteren Folge von „STAHLNETZ“ (1965). 1965 gab Günther Stoll in dem griechisch-tschechischen Film „EPITAPH FÜR FREUNDE UND FEINDE“ sein Film-Debüt. 

Anfang 1966 gelang Stoll als GUY FOSTER  in dem Durbridge-Dreiteiler „MELISSA“ der Durchbruch als Schauspieler, die ihn über Nacht berühmt machte. „MELISSA“ avancierte 1966 zum TV-Straßenfeger mit einer Sehbeteiligung von bis zu 89%.

„Ich glaube, daß meine plötzliche Popularität viel mehr eine Sympathiekundgebung für diesen Guy Foster aus der Feder von Francis Durbridge ist. Man mag doch den Bösewicht nicht, dem Helden oder dem fälschlich Verdächtigten aber schenkt man sein ganzes Herz. Das Publikum ist so.

Wissen Sie, der Fall „Melissa" war der Zufall, den man eben benötigt. Ich bin ein Schauspieler wie tausend Kollegen von mir auch. Ich schaue nicht anders aus als tausend Menschen auch. Und plötzlich dreht sich alles um mich. Glück ist es eben, Zufall auch." (1)

1966 erhielt Günther Stoll die Hauptrolle in dem „EDGAR WALLACE“-Film „DER BUCKLIGE VON SOHO“. Darin mimte der Schauspieler den INSPEKTOR HOPKINS. Am 6. September 1966 hatte der Film seine Premiere in Deutschland und avancierte zum Hit an den Kinokassen

„Die Vorteile sind wirtschaftlicher Natur. Die Nachteile berühren den privaten Sektor. Plötzlich ist alles anders. Die Anonymität ist weg. Man kann keinen Schritt mehr tun, ohne daß man bestaunt wird. Was immer man tut, man muß es bedenken, denn es könnte ja jemand beobachtend daneben stehen. Ich weiß, daß dieses neue Leben durchgestanden werden muß. Ich bin ja erst am Anfang. Popularität kommt schnell. Sie will gerechtfertigt werden. Ich darf nicht enttäuschen." (2)

Nach „DER BUCKLIGE VON SOHO“ war Stoll unter anderem in „MAIGRET UND SEIN GRÖSSTER FALL“ (1966), „FUNKSTREIFE XY“ (1968), „ZIEH DICH AUS, PUPPE“ (1968), „DIE GROSSE TREIBJAGD“ (1968), „DIE FOLTERKAMMER DES DR. FU MAN CHU“ (1969), „DAS GESICHT IM DUNKELN“ (1969), „DER PFARRER VON ST. PAULI“ (1970)  und „DIE TOTE AUS DER THEMSE“ (1971) zu sehen.

Doch bei der Auswahl seiner Rollen, bewies Stoll kein glückliches Händchen, denn sie brachten seine Karriere in keiner Weise voran, so dass der Schauspieler an seine beiden Erfolge in MELISSA und in der „DER BUCKLIGE VON SOHO“ nicht mehr anschließen konnte.

Im Februar 1971 heiratete Günther Stoll die Sängerin Edina Pop, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.

Anfang der 1970er Jahre verlegte Stoll seine Arbeit immer mehr aufs Fernsehen. So war er unter anderem in den Tatort-Krimis „KRESSIN UND DER MANN MIT DEM GELBEN KOFFER“ (1972) und „WEISSBLAUE TURNSCHUHE“ (1973) sowie in Serien wie „DER KOMMISSAR“ (1972), „EIN FALL FÜR MÄNDLI“ (1973), „SERGEANT BERRY“ (1975) und „EUROGANG“ (1975) zu sehen.

Am 9. Februar 1975 gab Günther Stoll in „TOD AM BAHNGLEIS“ sein Debüt als KOMMISSAR SCHRÖDER in der Krimi-Serie „DERRICK“.

Mit „AMULETT DES TODES“ (1975) und „TO AGISTRI“ (1976) drehte der Schauspieler Mitte der 1970er Jahre seine letzten beiden Filme.

Günther Stoll verstarb am 12. Januar 1977 (andere Quellen sprechen vom 10. Januar 1977) in einem Gelsenkirchener Hotel an den Folgen eines Herzinfarktes.

Erst nach seinem Tod war der Schauspieler von März bis April 1977 als IGLODY in „EIN MANN KAM IM AUGUST“ sowie von September bis Oktober 1977 als OBERST WERTHE in der Mini-Serie „ES MUSS NICHT IMMER KAVIAR SEIN“ in seinen letzten beiden Rollen im Fernsehen zu sehen.  

© by Ingo Löchel

  • (1) Günther Stoll
  • (2) Günther Stoll



Filmographie

  • 1. Epitafios gia ehthrous kai filous/Epitaph für Freunde und Feinde (1965)
  • 2. Maigret und sein größter Fall (1966)
  • 3. Der Bucklige von Soho (1966)
  • 4. Omicidio per appuntamento/Agent 3S3 setzt alles auf eine Karte (1967)
  • 5. Die Funkstreife Gottes/Funkstreife XY (1968)
  • 6. Straßenbekanntschaften auf St. Pauli (1968)
  • 7. Al di là della legge/Die letzte Rechnung zahlst Du selbst (1968)
  • 8. Zieh dich aus, Puppe (1968)
  • 9. Van de Velde: Die vollkommene Ehe (1968)
  • 10. Die grosse Treibjagd (1968)
  • 11. Mattanza - Ein Liebestraum (1969)
  • 12. The Castle of Fu Manchu/Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)
  • 13. Das Gesicht im Dunkeln (1969)
  • 14. Der Pfarrer von St. Pauli (1970)
  • 15. Una Farfalla con le ali insanguinate/Blutspur im Park (1971)
  • 16. Die Tote aus der Themse (1971)
  • 17. È tornato Sabata... hai chiuso un'altra volta/Sabata kehrt zurück (1971)
  • 18. Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1972)
  • 19. Tatort - Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer (1972) (TV)
  • 20. Tatort - Weißblaue Turnschuhe (1973) (TV)
  • 21. Das Amulett des Todes (1975)
  • 22. To Agistri (1976)
  • 23. Tatort - Zwei Leben (1976) (TV)

TV-Serien

  • 1. Stahlnetz (2 Folgen, 1962/1965)
  • 2. Hafenpolizei (1 Folge, 1963)
  • 3. Melissa (1965) Mini-Serie
  • 4. Täter auf der Spur (als Inspektor Mireux, 2 Folgen, 1967)
  • 5. Graf Yoster gibt sich die Ehre (1 Folge, 1969)
  • 6. Der Kommissar (3 Folgen, 1972-1974)
  • 7. Ein Fall für Männdli (1 Folge, 1973)
  • 8. Okay S.I.R. (1 Folge, 1973)
  • 9. Motiv Liebe (1 Folge, 1974)
  • 10. Derrick (als Kommissar Schröder (19 Folgen, 1975-1977)
  • 11. Sergeant Berry (1 Folge, 1975)
  • 12. Eurogang (1 Folge, 1975)
  • 13. Unter einem Dach (1 Folge, 1976)
  • 14. Lobster (1 Folge, 1976)
  • 15. Ein Mann kam im August (als Iglody, 1977) Mini-Serie
  • 16. Es muß nicht immer Kaviar sein (als Oberst Werthe, 1977) Mini-Serie

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